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Aufgeladen nach Marokko

Zwiegespräche

N 47°29'00.9" E 005°58'28.5"
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    Datum:
    06.12.2022

    Tag: 003

    Land:
    Deutschland

    Ort:
    Schneckenhof im Hochschwarzwald

    Breitengrad N:
    47°29’00.9″

    Längengrad E:
    005°58’28.5″

    Tageskilometer:
    114 km

    Gesamtkilometer:
    425 km

    Höhe
    1000 Meter

    Fahrzeit:
    03:15 Std.

    Temperatur Tag max:
     

    Temperatur Nacht:

    Aufbruch:
    14:00 Uhr

    Ankunftszeit:
    17:15 Uhr

Um 9:00 Uhr liegen wir noch immer in unserem Alkoven. Ich blicke aus dem Dachfenster auf den wolkenverhangenen Himmel und denke über das vergangene Jahr und der vor uns liegenden Reise nach. Irgendwie fühlt sich noch alles surreal an. „Sind wir wirklich wieder unterwegs?“, frage ich mich. Meine Blicke gleiten zum Fenster am Fußende. „Ja, du bist wieder unterwegs“, zeigt mir das KCT-Gebäude, auf das meine Blicke fallen. Wie lange wird es diesmal dauern, bis auch Geist und Seele sich frei von Zwängen fühlen? Bis die Sinnesempfindung der Freiheit sich zwischen die Zellen schiebt und Glückshormone freigesetzt werden? Wird das so wie auf vergangenen Reisen und Expeditionen wirklich wieder geschehen? Irgendwie hat uns die Gesellschaft, die Politik, unser heimisches Umfeld und alles, was seit unserer letzten großen Tour geschehen ist, verändert. Bin ich überhaupt noch ein Abenteurer? Oder ist der Abenteurer Denis Geschichte? Kann man mit einem Wohn- oder Expeditionsmobil überhaupt Abenteuer erleben? „Was hast du nur für verwirrende Gedanken?“, fragt eine Stimme in meinem Kopf. „Klar kann man auch mit einem Fahrzeug Abenteuer erleben. Abenteuer hängt doch nicht vom Transportmittel ab, sondern von dem, was dir während einer Reise widerfährt, von dem, wo du dich aufhältst und was du aus deiner Reise machst. Abenteuer ist überall möglich, auch in deinem Heimatland. Verwunderlich, dass du hinterfragst, ob eine Reise durch Europa bis nach Nordafrika nicht spannend, informativ, interessant und auch abenteuerlich sein kann. Du musst nicht immer auf einem Pferd sitzen, Kamele durch eine tödliche Wüste führen, auf einem alten Motorrad durch Indien reiten oder mit einem Elefanten durch Nepal reisen. Lass dich einfach überraschen, lass es fließen, öffne deine psychischen Ventile, um den angestauten Druck der letzten Jahre rauszulassen. Bau keine selbstproduzierten Barrieren auf, die deinen Geist behindern und Gedanken beeinflussen. Die wirkliche Freiheit, nach der du suchst, findet im Kopf statt. Das weißt du ganz genau. Das hast du schon oft erfahren, schon oft durchlebt. Alles liegt in dir. Du musst nur den Staub, der sich über dein Selbst gelegt hat, ein wenig wegblasen. Vor allem ist es wichtig, den Stress, die viele Arbeit der letzten Monate nicht mit auf eure Reise zu nehmen.

Lasst Euch Zeit, kommt erst mal runter. Es ist jetzt nicht überlebenswichtig, ständig eure sozialen Medien zu füllen und Videos zu drehen. Wichtig ist, in Balance zu kommen. Weniger ist mehr und langsamer, ist schneller. Das wäre die beste Prämisse, unter der der Beginn Eurer Reise stehen sollte“, höre ich gebannt. „Was ist los? Du bist so ruhig?“, fragt Tanja, die neben mir liegt und ebenfalls durchs Dachfenster in den Himmel blickt. „Ich habe gerade meinen eigenen Gedanken gelauscht“, sage ich noch etwas befangen. „Na hoffentlich haben sie dir etwas Vernünftiges erzählt.“ „Verblüffend vernünftig. Was hältst du davon, wenn wir den Anfang unserer Reise unter die Prämisse stellen, langsamer ist schneller und weniger ist mehr?“, frage ich. „Super Idee. Bin dabei“, antwortet Tanja lachend. „Wollen wir den Morgen langsam angehen lassen und zum Frühstücken brunchen?“, fragt sie gut gelaunt. „Haben wir die Zeit dafür“, antworte ich ebenfalls lachend.

Es ist Mittag, als wir uns von Nicole und Achim verabschieden. „Wenn ihr etwas von unserem wunderschönen Schwarzwald sehen wollt, solltet ihr die kleinen Nebenstraßen nutzen, um zur französischen Grenze zu gelangen“, schlägt Achim vor. „Super Gedanke“, antworte ich und gebe die Empfehlung ins Navi ein. Wir lassen KCT hinter uns fahren bei blauem Himmel über schmale Straßen, durch kleine Ortschaften und Dörfer. „Wir haben keinen Reiseführer von Marokko dabei“, unterbricht Tanja das gleichmäßige Summen des Motors. „Habe es im Stress der Vorbereitung nicht mehr geschafft einen zu bestellen“, ergänze ich. „Vielleicht können wir hier einen kaufen?“, überlegt Tanja. „Warum nicht“, antwortet ich einen Parkplatz suchend, während Tanja nach einem Buchladen googelt. „Haben sie einen Marokkoreiseführer?“, fragt Tanja einige Buchläden der Gegend abtelefonierend. „Einer ist noch da“, antwortet eine freundliche Stimme. 10 Minuten später parke ich die Terra Love im Zentrum einer Ortschaft. Weil wir im Halteverbot stehen, bleibe ich im Fahrerhaus. Unterdessen eilt Tanja in den Buchladen. Es dauert nicht lange und wir folgen wieder einer kleinen Landstraße durch den wunderschönen Schwarzwald.

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