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Aufgeladen nach Marokko

Wolfgang, 81 Jahre alt, hat alles verkauft und ist in den letzten 3 Jahren zweimal um die Welt gereist.

N 28°57'39.8" W 010°36'25.1"
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    Tag: 369

    Land: Marokko

    Ort: Am Strand Plage Blanche

    Breitengrad N: 28°57’39.8″

    Längengrad W: 010°36’25.1″

„Wolfgang, wie kam es dazu, dass du im Alter von 78 Jahren die Entscheidung getroffen hast, dein Leben in einem Van (Fiat Ducato 2) zu verbringen und um die Welt zu fahren?“, fragen wir interessiert. „Ich habe bis zum Alter von 72 Jahren gearbeitet und dann mein Restaurant verkauft“, antwortet er und erzählt seine Geschichte. „Dann habe ich mich der Hobbytierzucht gewidmet. Ich hatte Schafe und Ziegen, aber als mir das nach einigen Jahren körperlich zu viel wurde und viele meiner Bekannten und Freunde gestorben sind, habe ich mir überlegt, was ich jetzt machen sollte. Mir war klar, dass auch ich irgendwann dran bin. Da dachte ich mir, dass ich noch einmal etwas Verrücktes machen muss. Ich überlegte, was ich früher am liebsten gemacht habe, und das war reisen. Ich bin sehr gerne gereist und habe schon viel von der Welt gesehen. Mir wurde plötzlich klar, dass ich noch einmal so einen richtigen Knaller machen muss. Ich dachte ans Nordkap, und zwar nicht im Sommer, denn da fahren alle hin, sondern ich wollte das im Winter machen“, plaudert er und erzählt uns die Geschichte, wie er zu seinem Fahrzeug kam, wie er alles verkaufte, seinen Personalausweis abgab und zielstrebig seinen Plan in die Realität umsetzte.

„Eigentlich wollte ich nur ein Jahr unterwegs sein, aber das Vanlife bereitete mir so viel Freude, dass ich bis jetzt weitergemacht habe. „Ich spüre das Leben, fühle mich super und genieße jeden Augenblick. Ich kann es jedem nur empfehlen. Wenn es machbar ist, macht es – einfach machen. Manch einer hat Angst und zweifelt an sich selbst, jedoch bringt dich das nicht weiter. Ganz im Gegenteil. Viele sagen zum Beispiel, oh Marokko, das ist doch gefährlich. Ich kann dir sagen, Marokko ist das sicherste Reiseland, in dem ich bisher gewesen bin. Überall sind Polizei- und Militärposten, die die Küste und das Land bewachen. Sie kommen auch mal abends und warnen dich, dass es hier nicht sicher ist. Das ist wirklich okay.

„Was machst du, wenn du eine Panne hast?“, frage ich. „Ach, Pannen hat man halt mal. Ich bin mehrfach stecken geblieben, im Sand versackt, beim Rückwärtsfahren auch mal in den Straßengraben gelandet und einmal mit dem Hinterrad in einen nicht abgedeckten Gullischacht geknallt. Aber das passiert halt.“ „Und wie bist du da wieder rausgekommen?“, möchte ich wissen. „Der Platz war videoüberwacht und bevor ich mir richtig überlegt hatte, wie ich aus dem Schlamassel wieder herauskomme, standen die Menschen, die in dem Behördengebäude nebenan arbeiteten, schon mit Hubwagen da und haben meinen Van aus dem Loch gehoben. Dann schraubten sie den kaputten Reifen ab, ließen ihn in einer Werkstatt reparieren und schraubten ihn wieder ans Auto.“ „Wow, das ist marokkanische Hilfsbereitschaft“, sagen Tanja und ich wie aus einem Munde.

„Hattest du mal Probleme mit Kindern, die Steine werfen?“, möchte ich wissen. „Nein, nie, bisher habe ich kaum schlechte Erfahrungen gemacht.“

„Die klassische Frage. In welchem Land hat es dir am besten gefallen?“ „Hm, wo hat es mir am besten gefallen? Ich muss mich mit dem Land, in dem ich mich aufhalte, identifizieren und dann muss ich sagen, hier ist es schön. In Ländern wie Kanada, Alaska oder Australien und Neuseeland hat es mir sehr gefallen, jedoch ist es für mich schwer, eines der Länder herauszuheben“, antwortet Wolfgang nachdenklich. „Ich sage auch immer, dass jedes Land seine eigene Energie und Schönheit besitzt. Wobei, wenn mich Menschen fragen, wo es mir am besten gefallen hat, denke ich an Australien, weil wir dort über vier Jahre mit Kamelen das Outback durchquert haben und das unvergesslich in meine Seele gebrannt ist“, antworte ich. „Also, wenn ich 20 oder 30 Jahre jünger wäre, würde ich sehr gerne noch mal nach Nordamerika reisen. Da war ich vor 50 Jahren, allerdings hat sich dort sehr viel geändert. Unabhängig davon muss ich mir das, was mir in einem Land gefällt, herauspicken und wenn es mir nicht mehr gefällt, dann fahre ich weiter.

„Und hast du weitere Ziele?“ „Ich werde noch einmal nach Deutschland zurückkehren und auf die polnische Seite der Oder fahren, um meine kaputte Zahnspange reparieren zu lassen. Dort ist es wesentlich günstiger und ich habe dort sehr gute Erfahrungen gemacht. Dann besuche ich meine Familie bei Bremerhaven, danach geht es wieder nach Portugal und im Winter nach Marokko.“

„Du hast uns erzählt, dass du einem Freund etwas geraten hast. Was war das nochmal?“, möchte Tanja wissen. „Er soll so schnell wie möglich alles verkaufen, sich ein Wohnmobil kaufen und mir hinterherkommen.“

„Also ist das ein guter Ratschlag, um aus seinem Leben nochmal etwas zu machen?“ „Richtig. Ich meine, wenn einem das Reisen nicht so in die Wiege gelegt ist wie mir, der findet einen anderen Weg. Zum Beispiel Kreuzfahrten oder irgendetwas anderes.“

„Hast du dich während deiner Reisen schon mal gelangweilt?“ „Nö, ich wundere mich, dass ich jetzt schon wieder so lange hier bin. Ich fotografiere sehr viel, veröffentliche die Bilder auf meiner Facebookseite, damit meine Familie und Freunde wissen, wo ich bin und was ich gerade mache. Ich habe immer zu tun.“

„Dürfen wir mal deinen Van von innen sehen?“, frage ich. „Er ist zwar nicht aufgeräumt, aber ich kann ihn euch gerne mal zeigen“, lädt er uns zu einer Roomtour durch sein Fahrzeug ein…

Hier ist der Link zum Video:

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