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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

Willkommen im wunderschönen Sichuan

N 32°23’10.1’’ E 105°38’17.6’’
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    Datum:
    23.02.2016 bis 24.02.2016

    Tag: 239 – 240

    Land:
    China

    Provinz:
    Sichuan

    Ort:
    Baolunzhen

    Breitengrad N:
    32°23’10.1’’

    Längengrad E:
    105°38’17.6’’

    Tageskilometer:
    108 km

    Gesamtkilometer:
    12.529 km

    Luftlinie:
    76.13 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    20.2 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    54.7 km/h

    Fahrzeit:
    5:12 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Schotter

    Maximale Höhe:
    1.000 m

    Gesamthöhenmeter:
    22.792 m

    Höhenmeter für den Tag:
    820 m

    Sonnenaufgang:
    07:33 Uhr – 07:32 Uhr

    Sonnenuntergang:
    18:48 Uhr – 18:49 Uhr

    Temperatur Tag max:
    8°C

    Temperatur Tag min:
    7°C

    Aufbruch:
    09:30 Uhr

    Ankunftszeit:
    16:30 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Auf dem Weg zur Stadt Baolunzhen überqueren wir weiterhin leichte Höhenzüge. Die vielen Gebirge Chinas scheinen endlos zu sein. Seine Berge wachsen ineinander wie zwei zum Beten gefaltete Hände. Ich habe es aufgegeben auf längere flache Strecken zu hoffen. Auch heute Abend wird unser GPS-Computer über 800 Höhenmeter errechnet haben, die wir an diesem Tag erradeln. Ein Klacks zu bereits 1.700 Höhenmeter, welche wir auch schon an einem 123 Kilometer-Tag erkletterten.

Neben der stark befahrenen Bundesstraße G108 taucht plötzlich ein wunderbarer Radweg auf. Wir trauen unseren Augen kaum. Neue kleine Schilder zeigen Steigungen, Gefahren und Entfernungen an. „Und das in den Bergen Chinas“, freue ich mich, die Hauptverkehrader verlassend. Ab sofort führt uns der wunderbare, in rötlicher Farbe gehaltene Bitumenstreifen durch ein kleines Dorf ohne jeglichen Verkehr. Er vermittelt uns das wunderbare und sichere Gefühl auf einem deutschen Radweg unterwegs zu sein. Extra für den Radfahrer gebaute Tunnel leiten uns unter die Bundesstraße auf die andere Seite. Über uns donnern die Fahrzeuge auf der Autobahn G5 dahin und neben uns rauscht ein breiter Gebirgsfluss durch sein Bett. „Herrlich!“, frohlocke ich, obwohl auf einmal viele kleine Steine den Weg verschmutzen und unsere Aufmerksamkeit fordern. Eigentlich hätte das ein Zeichen sein müssen, vor allem, dass wir seit mindestens 5 km die Einzigen auf diesem Weg sind. „Geht es da vorne nicht weiter?“, rufe ich, als ich glaube einen Haufen mit Bauschutt zu erkennen. Tatsächlich hat jemand einen großen Berg Steine und Sand auf den schönen Radweg gebaggert. Dahinter ist ein dichter Bretterzaun errichtet, der jegliches Weiterkommen unmöglich macht. „Ich sehe mir das mal an“, sage ich zu Tanja, weil ich mich mit so einer lächerlichen Absperrung nicht abfinden möchte. Der massive Bretterwall führt jedoch so dicht an den Abgrund, dass wir uns dort, mit der Gefahr in die tiefe Schlucht zu stürzen, vorbeidrücken müssten. „Keine Chance“, sage ich enttäuscht, weswegen wir die 10 km, die wir auf dem Radweg bereits hinter uns gebracht haben, wieder zurück fahren müssen. Umwege solcher Art scheinen seit einiger Zeit auf dem Tagesprogramm zu stehen, weswegen ich mich nicht mehr all zu sehr darüber ärgere. Wer kann denn schon damit rechnen, dass die Chinesen einen traumhaften Radweg bauen und nicht darauf hinweisen diesen mit Bauschutt zugeschüttet zu haben.

Plötzlich wird die breite Straße von einer Mautstation gesperrt. Zum Glück ist es diesmal keine Autobahn, sondern die Grenze zur Provinz Sichuan. Schilder begrüßen uns mit „Welcome in beautiful Sichuan“ (Willkommen im schönen Sichuan) Nach 3 ½ Monaten in der Provinz Shaanxi betreten wir nun endlich die östlich des tibetischen Hochplateaus, am Oberlauf des Jangtsekiang liegende Provinz Sichuan. Der Jangtsekiang, der das Land in Nord und Südchina teilt, ist mit 6.380 Kilometer längster Fluss Asiens und nach dem Nil und Amazonas der drittlängste Fluss der Welt. Ich freue mich darauf diese geschichtsträchtige und wichtige Wasserstraße im Laufe unserer Fahrt einen Besuch abzustatten. Aber bis dahin liegen noch viele Gebirge vor uns denn der Westen Sichuans wird vom Daxue Shan, einer Hochgebirgskette beherrscht, deren höchster Berg der Gongga Shan mit 7.556 Metern ist. Im Norden wird die Provinz vom bis zu 4.000 m hohen Qinling-Gebirge begrenzt, dessen Höhenzüge wir nun bereits seit knapp 1.600 km und drei Monaten immer wieder überqueren. Der Weg nach Süden wird vom bis zu 2.000 m hohen Dalou-Gebirge bestimmt. Auf unserer Fahrt bis nach Vietnam heißt das auf jeden Fall auch in Zukunft ohne Unterbrechungen weiter über Höhenzüge fahren zu müssen.

Der Kern der Provinz, in der 95 % Han-Chinesen leben, liegt allerdings in einem fruchtbaren Becken mit subtropischem Klima. Für uns heißt das, dass wir ab sofort nicht mehr mit extremer Kälte und Frost zu rechnen haben. Wie die Temperaturen dagegen in den höheren, von Minderheiten wie den Yi, Tibetern und Miao besiedelten Bergregionen aussehen, werden wir erst wissen wenn wir sie überqueren. Ansonsten liegen die Durchschnittstemperaturen im Januar bei ca. 8 °C. Also perfekt für uns Radler.

„Bis hierhin haben wir es bereits geschafft“, freut sich Tanja das Willkommensschild betrachtend. „Ja, ein weiter Weg wenn man bedenkt, dass wir vor vielen Jahren mit den Rädern in Deutschland gestartet sind“, sage ich neben ihr stehend. „Bin gespannt was uns in dieser Provinz erwartet?“ „Hm, auf jeden Fall hat Sichuan eine uralte Kultur deren erste schriftliche Dokumente bereits in das 18. Jahrhundert vor Chr. zurückreichen. Wahrscheinlich ist es aber schon viel, viel älter.“ „Und was willst du damit sagen?“, fragt Tanja. „Ich denke, Länder sie so eine alte Geschichte besitzen, sind immer interessant, egal was davon heute noch übrig ist oder nicht. Wobei es hier sicherlich unendlich viel an historischen Stätten, Tempeln und Gebäuden zu besichtigen gibt, höchstwahrscheinlich mehr als unsere Zeit zulässt. Nach dem was ich gelesen habe, muss schon die Landschaft umwerfend und beeindruckend sein. Zu gerne würde ich von hier weiter in Richtung Westen nach Tibet radeln. Genauso wie wir bereits vor 20 Jahren schon mal über das Dach der Welt nach Nepal gereist sind. Nur diesmal mit unseren E-Bikes“, antworte ich. „Wir haben uns auf dieser Etappe für den Weg nach Vietnam, Kambodscha und Laos entschieden. Das ist bestimmt auch spannend“, entgegnet Tanja. „Keine Frage, vielleicht können wir ja nach Chengdu einen kleinen Bogen durch den Westen einlegen. Dort werden wir hoffentlich auch in Berührung mit den tibetischen Völkern kommen und einen kleinen Einblick in die Hochtäler, die Hochlandterrassen und nebelverhangenen Gletscherberge erhaschen.“ „Du bekommst wohl nicht genug von den vielen Bergen?“ „Eigentlich schon aber es ist doch verdammt interessant in diesen Bergregionen, findest du nicht?“ „Stimmt, also auf nach Chengdu, ein bisschen Westen und dann nach Vietnam“, antwortet Tanja gut gelaunt.

Nach 108 Tageskilometer erreichen wir die Kleinstadt Baolunzhen. Nachdem wir unser Hab und Gut in einem schäbigen Schuppen untergebracht haben, gehen wir auf dem Markt, um frisches Gemüse und Obst zu kaufen. Dabei laufen wir auch durch einen Bereich, in dem lebende Fische aller Art in kleinen Becken nach Luft schnappen, lebende Schildkröten darauf warten in einem Wok zu landen und aberhunderten von nackten Hühnerfüßen in Kisten liegen. „Das musst du dir ansehen“, sage ich zu Tanja vor einem geräucherten Tier stehend, welches auf einem weißen Holzbrett liegt und zum Kauf angeboten wird. „Ist das eine Katze?“, fragt Tanja sich entsetzt schüttelnd. „Weiß nicht“, antworte ich das einstige Wesen genauer betrachtend. „Sieht eher wie ein kleiner Hund aus. Katzen besitzen spitzere Zähne.“ „Komm, lass uns schnell weitergehen. Ist ja schrecklich was der Mensch alles isst. Bin echt froh Vegetarier zu sein“…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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