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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

Erste Zeichen des Frühlings

N 31°37’47.1’’ E 105°09’41.8’’
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    Datum:
    25.02.2016

    Tag: 241

    Land:
    China

    Provinz:
    Sichuan

    Ort:
    Zotong

    Breitengrad N:
    31°37’47.1’’

    Längengrad E:
    105°09’41.8’’

    Tageskilometer:
    124 km

    Gesamtkilometer:
    12.653 km

    Luftlinie:
    95.24 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    20.2 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    57.0 km/h

    Fahrzeit:
    6:05 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Maximale Höhe:
    830 m

    Gesamthöhenmeter:
    24.502 m

    Höhenmeter für den Tag:
    1.710 m

    Sonnenaufgang:
    07:32 Uhr

    Sonnenuntergang:
    18:52 Uhr

    Temperatur Tag max:
    9°C

    Temperatur Tag min:
    7°C

    Aufbruch:
    09:30 Uhr

    Ankunftszeit:
    17:45 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Kurz nach unserem heutigen Aufbruch stehen wir im Stau. Zum Glück können wir uns mit den Rädern an den Autos und Lastwägen vorbeischlängeln. Nach zwei Kilometern erreichen wir die Stauursache. Eine Rikscha liegt im Straßengraben. Der Fahrer steht mit blutenden Schienbeinen daneben. Offensichtlich ist er, wie so viele Fahrzeuglenker, mit seinem Gefährt auf der falschen Straßenseite gefahren und mit einem Entgegenkommenden Auto zusammengestoßen. Der massive Verkehr drückt sich dicht an dem Verletzten vorbei. Keiner scheint anzuhalten, um ihm zu helfen.

20 km später beschenkt uns Mutter Erde mit einer atemberaubend schönen und abwechslungsreichen Berglandschaft. Die verkehrsarme Straße windet sich durch einen uralten Zypressenwald, der offensichtlich die Kampagne „Den großen Sprung nach vorne“ (1958 bis 1961) von Mao Zedong initiiert, schadlos überlebte. Während dieser Zeit wollte man mit einer erhöhten Stahlproduktion mit Russland, Europa und Amerika gleichziehen. Dafür wurden auf dem Land unzählige kleine Öfen gebaut in denen Bauern Stahl produzieren sollten. Diese Brennöfen wurden unter anderem auch mit Holz befeuert. Die Folge davon war die nachhaltige Vernichtung einheimischer Wälder. Letztendlich wurde völlig unbrauchbarer Stahl produziert. Jeder vierte Chinese soll an der Produktion beteiligt gewesen sein. Laut eigenen Aussagen von Mao waren es 90 Millionen Menschen, die er in die Stahlschlacht gegen den Westen geschickt hatte, um China wirtschaftlich nach vorne zu katapultieren. Letztendlich war durch die Bindung von Arbeitskräften an die Stahlproduktion die gesamte Ernte des Landes gefährdet. Dadurch wurde eine der größten Hungersnöte der Menschheitsgeschichte ausgelöst. Während dieser schlimmen Zeit versuchte die ländliche Bevölkerung sich, zunächst auf traditionelle Notnahrungsmittel wie Baumrinde, Blätter, Gras und Wildkräuter, am Leben zu halten. Umso größer die Not allerdings wurde, desto mehr Todesfälle wurden in der Familie verschwiegen. Der Grund hierfür war an die überlebensnotwendigen Lebensmittelrationen zu kommen. Immer mehr Frauen prostituierten sich für Nahrung. Es wurden Kinder ausgesetzt oder verkauft. Aus den schwer betroffenen Regionen wird von Kannibalismus berichtet. Insgesamt verhungerten zwischen 1959 und 1961 zwischen 15 und 45 Millionen Menschen in China.

Obwohl der Zypressenwald märchenhaft schön ist, kann ich nicht aufhören an die damalige furchtbare Zeit zu denken. Zum Glück ist sie vorüber und die heutige Bevölkerung hat genügend zu essen. Leider basiert das heutige Wirtschaftswachstum auf Kosten der Umwelt. Die Folgen der Zerstörung haben wir auf unserer bisherigen Strecke durch das Land bald täglich zu Gesicht bekommen. Ich schüttle meinen Kopf, um wieder auf bessere Gedanken zu kommen, um wieder die Schönheit, die uns an diesem Tag umgibt, genießen zu können. „Lass uns mal anhalten!“, ruft Tanja. Ich ziehe die Bremsen, stelle mein Rad auf den Seitenständer und inhaliere die klare Bergluft. Meine Gedanken verfliegen und erst jetzt kann ich den Zypressenwald, der sich so weit das Auge reicht über die Gebirgshänge erstreckt, in vollen Zügen genießen.

Nachdem wir uns mit Mandeln, Datteln und Trockenbananen gestärkt haben, schwingen wir uns wieder in die Sättel. Beschenkt mit einer ewig langen Talfahrt geht es vorbei an kleinen, idyllisch aussehenden Bergdörfern. Die Bauern hier oben ernten bereits Mitte Februar ihren knackig grünen Salat. Wir sehen seit sechs Monaten die ersten, saftig grün aussehenden Wiesen. Unsere Augen erfreuen sich an gelb blühenden Rapsfeldern, aus deren Samen durch Walzen oder Pressen das Rapsöl gewonnen wird. Eine Bäuerin, die noch wie vor Jahrhunderten die Wäsche wäscht und auf einem Stein walkt, winkt uns freundlich zu. Hühner, Schafe, Ziegen und Ochsen laufen hier noch frei herum. In einer Kleinstadt reihen sich blühende Madelbäumchen links und rechts der Straße. Weil es in China auch immer wieder Bäume gibt, denen man künstliche Blüten aufsteckt, können wir unseren Augen kaum glauben und berühren die Blüten. „Die sind echt“, freue ich mich. Ein Auto überholt uns, hält direkt vor uns an, so dass wir zum Bremsen gezwungen werden. Die Türen springen auf, ein Mann hüpft heraus, kommt auf mich zu, legt den Arm um mich, während sein Freund uns mit dem Smartphone fotografiert. „Xie xie“, bedankt er sich und steigt wieder ins davonbrausende Auto. Wir durchqueren viele Tunnel, erklimmen an diesem Tag 1.710 Höhenmeter und erreichen nach 124 km die Stadt Zytong von der es jetzt nur noch 170 km bis nach Chengdu sind und wir eine sehr gute Chance besitzen sie rechtzeitig zu erreichen…

Seit Jahren setzen wir uns für den Erhalt unserer Wälder ein. Für uns ist das einer der wichtigsten Aufgaben als Botschafter von Mutter Erde denn unsere Lebensreise ist auch eine Brücke zwischen uns Menschen und der Natur, mit der wir untrennbar verbunden sind. Mit der „Grünen Ader“ wollen wir einen Beitrag leisten die Vielfalt und Schönheit der Natur zu erhalten. Gemeinsam mit dem Bergwaldprojekt e.V. engagieren wir uns im Naturpark Spessart für den Lebensraum der Europäischen Wildkatze. Wir würden uns sehr freuen wenn Ihr uns dabei helft unsere heimischen Wälder zu erhalten.

Tausend Dank!!!

Jede Spende geht zu 100 Prozent an das Bergwaldprojekt

Spendenkonto
Bergwaldprojekt e.V.
Stichwort: Grüne Ader
GLS Gemeinschaftsbank
Kontonummer 8022 916 200
BLZ 430 609 67
IBAN DE87430609678022916200
BIC GENODEM1GLS

Für jede Spende im Wert von 5 EUR finanzieren wir einen Baumsetzling, der vom Bergwaldprojekt e.V. mit Freiwilligen im Spessart gepflanzt wird. Wer Lust hat kann an den Projektwochen auch selbst teilnehmen. Anmeldung unter www.bergwaldprojekt.de

Nähere Informationen zu unserem Baumpflanzprojekt findet Ihr hier:

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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