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Mongolei/Tuwa Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Welche Hilfe ist die Richtige?

N 51°33'336'' E 099°15'341''
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    Tag: 157

    Sonnenaufgang:
    09:28

    Sonnenuntergang:
    17:19

    Gesamtkilometer:
    1281

    Bodenbeschaffenheit:
    Eis, Schnee

    Temperatur – Tag (Maximum):
    minus 17°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    minus 25°C

    Temperatur – Nacht:
    minus 30°C

    Breitengrad:
    51°33’336“

    Längengrad:
    099°15’341“

    Maximale Höhe:
    1981 m über dem Meer

Wie jeden Abend besuchen uns wieder Tsaya und Ultsan. „Tanja und ich haben uns Gedanken darüber gemacht wie wir eurem Volk helfen können. Wie ich euch erzählte, schreibe ich ein Buch über unsere Mongoleiexpedition. Da wir den Winter bei euch verbringen, sind auch die Tuwa ein Teil dieses Buches. „Was haltet ihr davon wenn wir von jedem verkauften Exemplar ein Jahr lang 900 Tugrik (0,51 €), das wären etwa 20 % unseres unversteuerten Gewinns, an ein Konto der Tuwa überweisen? Voraussetzung dafür wäre aber das es so ein Konto gibt oder ihr ein Konto dafür einrichtet. Dieses Geld darf allerdings nur für Notfälle, Krankenhausaufenthalte, Medikamente und Schulausbildung eingesetzt werden. Was denkt ihr? Wäre das eine Idee die mit der Gemeinschaft besprochen werden sollte?“, frage ich.

„Ist ein großzügiges Angebot. Wir hatten bis vor kurzem solch ein Konto. Es war tatsächlich für Notfälle eingerichtet. Nach einem Jahr hatten wir 9 Millionen Tugrik (5.142 €) gespart. Es verursachte allerdings auch Streit. Manche wollten sich ein Pferd kaufen. Andere sagten wir haben kein Kind. Warum bekommen wir nichts davon? Oder ich war noch nie krank. Ich möchte auch etwas davon haben. So wurden durch das Guthaben die unterschiedlichsten Bedürfnisse geweckt. Der Verwalter solch eines Kontos hat es nicht leicht das Geld gerecht zu verteilen und gerät leicht in die Schussbahn unterschiedlichster Angriffe. Trotzdem hatten wir unser Konto behalten. Es wurde von einer Mongolin verwaltet deren Namen ich nicht nennen möchte. Im zweiten Jahr fragten wir mal nach dem Kontostand. „Entschuldigung ich bin mit der Buchhaltung nicht fertig. Ich gebe euch den Kontostand sobald als möglich bekannt“, sagte sie, weswegen wir erstmal nicht mehr nachfragten. Wir arbeiteten noch härter als im Jahr zuvor. Wir gingen davon aus mindestens das Doppelte, also 18 Millionen (10.286,- €)zusammengebracht zu haben.“ „Ein richtiges Vermögen“, unterbreche ich sie kurz. „Ja, ein richtiges Vermögen. Als wir am Jahresende erneut wissen wollten wie viel Geld wir nun besitzen war sie nicht mehr da. Sie hat unser Konto bis auf den letzten Tugrik gelehrt und war verschwunden. Wir haben herausgebracht das unsere Verwalterin nach Erdenet gezogen ist. Sie hat sich für das Geld ein Motorrad und ein Haus gekauft. Obwohl sie schon über 50 ist bekam sie sogar einen neuen Mann. Mit Geld bekommt man alles, auch einen Mann“, endet sie ihre Geschichte. „Das ist ja furchtbar. Und habt ihr sie zur Rechenschaft gezogen?“, frage ich bestürzt. „Was hätten wir tun können? Unser Ruf ist bei den Mongolen nicht der beste. Man hätte weiteren Anlass gehabt schlecht über uns zu sprechen. Vielleicht hätte man uns nicht geglaubt? Die Menschen hätten gedacht wir wären bankrot. Wir waren der Meinung diesen Fall auf sich beruhen zu lassen“, hören wir fassungslos. „Ihr habt sie nicht der Polizei gemeldet?“, frage ich. „Nein.“ Nachdenklich sitzen wir da und können nicht glauben was wir da eben gehört haben. Es ist wie immer. Die Armen können sich nicht zu wehr setzen. Ein Grund dafür das bisschen was sie besitzen auch noch zu stehlen. Die Diebin sitzt jetzt unbehelligt in Erdenet und verlebt das gestohlene Geld. Wenn es tatsächlich 18 Millionen Tugrik waren hat sie ein Vermögen von 120 Monatsgehältern ergaunert. Dafür muss ein Mongole 10 Jahre arbeiten.

Hilfspaket

„Einmal haben wir von einer Touristin ein Paket mit Kleidern geschickt bekommen. Ich musste mir Geld von meiner Mutter ausleihen, um das Paket in die Taiga transportieren zu lassen. Als es hier war rief ich alle Bewohner des Camps zusammen. „Jeder kann sich ein Teil davon aussuchen. Denkt aber bitte daran das alle etwas bekommen“, sagte ich. Am Ende war der gesamte Inhalt des Kartons verteilt. Die Bewohner unseres Camps nahmen was zu ihnen passte oder gefiel. Dann gingen sie ohne ein Wort des Dankes in ihre Tipis. Ich hatte mir soviel Mühe gegeben und nur Ultsans Onkel sagte ein paar nette Worte zu mir. Ich weiß, ich sollte keinen Dank erwarten. Aber es war trotzdem bitter. Ich war sehr traurig und habe lange geweint. Ultsan tröstete mich. Es ist nicht leicht etwas für die Gemeinschaft zu tun und trotzdem ist es für uns wichtig das etwas getan wird“, erzählt Tsaya etwas bekümmert.

Zweifelhafte NGO (Nichtregierungsorganisation)

„Was hältst du denn von NGO’s? Es gibt doch einige davon in der Mongolei die sich für euch einsetzen?“, frage ich, um eine weitere Möglichkeit zu prüfen auf die man sich verlassen kann. „Ha, ha, ha. Hör mir mit NGOs auf. Es gibt mindestens 11 NGO’s in der Mongolei die unseren Namen nutzen um Geld zu machen. Ihr werdet es nicht glauben aber bisher haben wir noch von keiner einzigen NGO Geld oder irgendetwas anderes erhalten. Sie kommen zu uns, fotografieren ein Kind ohne Schuhe, was im Sommer wohl das Normalste der Welt ist, und setzen es ins Internet auf ihre Webseite. Umso ärmlicher das Kind oder der Mensch aussieht, desto besser für die NGO. Mit solchen Aufnahmen gehen sie in Europa oder weltweit auf die Suche nach spendenwilligen Menschen. Und sie finden Menschen die gerne helfen. Das könnt ihr mir glauben. Nur wie gesagt, ist hier bisher noch nie etwas angekommen. Wir glauben nicht an NGO’s. Die sind oftmals nur ein Grund, um Geld zu verdienen aber in seltenen Fällen um zu helfen. Ich möchte euch eine Geschichte erzählen die uns vor nicht all zu langer Zeit widerfahren ist.

Ein Ehepaar aus Holland, welches seit Jahren eine der besagten NGO’s unterstützte, suchte uns auf, um zu sehen was mit ihren gesammelten Spendengeldern geschehen ist. Der Professor und Chef der NGO, dessen Namen ich nicht nennen möchte, brachte einen Übersetzter mit. Wir riefen alle Anwesenden des Camps zusammen und hielten eine große Besprechung ab. „Der Holländer sagte; „Wir und viele Menschen die die Tuwa unterstützen wollen haben pro Jahr und Student 2.000,- € (3,5 Millionen Tugrik) an die NGO überwiesen. Wir hoffen einigen eurer jungen Leute damit einen Weg zur Bildung geebnet zu haben.“ Der Dolmetscher übersetzte folgendes; „Wir freuen uns von euch mit offenen Armen aufgenommen worden zu sein. Wir sind überrascht wie warm eure Sommer sind. Auch hätten wir nie gedacht, dass man auf Rentieren so gut reiten kann. Usw, usw.“ Unsere Männer und Frauen nickten und wussten letztendlich gar nicht was die zwei Touristen von ihnen wollten. Der Professor und der Dolmetscher hatten keine Ahnung, dass ich in Amerika aufgewachsen bin und die englische Sprache besser spreche als sie alle zusammen. Ich hielt es nicht mehr aus und erzählte den Holländern, dass kein einziger Tugrik von ihrem gesammelten Geld je bei uns angekommen ist. Keiner unserer Studenten hat je etwas davon gesehen. Außerdem lies ich den ganzen Schwindel hochgehen und berichtete davon welchen absoluten Quatsch der Dolmetscher übersetzt. Dieser wurde daraufhin sehr verlegen. Der Professor begann mich anzuschreien und zu verfluchen. „Ich verfluche dich auf immer und ewig. Du wirst nicht mehr lange leben!“, brüllte er.

Die Holländer waren entsetzt einem Betrüger auf dem Leim gegangen zu sein und viele tausende von Euro Menschen gaben die sich damit noch mehr bereicherten.

Fassungslos sitzen Tanja und ich da und finden für lange Zeit unsere Sprache nicht. Es ist einfach zu unglaublich und zu übel was wir über diese NGO erfahren. Ohne Zweifel könnte man mit solchen Geschichten den Glauben an die Menschheit verlieren. Und gerade deswegen ist es wichtig etwas zu unternehmen. Gerade deswegen ist es gut, dass wir hier sind und die Wirklichkeit erfahren. Das wir darüber sprechen und schreiben. Natürlich kann jeder etwas Positives in seinem Leben tun. Es ist aber wichtig seine Taten zu hinterfragen und von Zeit zu Zeit zu überprüfen. So war es auch gut, dass die Holländer sich persönlich nach dem Befinden der Tuwa erkundigt hatten und nachfragten was mit ihrem Geld geschehen ist. Lügen haben bekanntlicher Weise kurze Beine. Irgendwann fliegen sie alle auf. Es ist wichtig an das Gute zu glauben und weiter zu machen. Den Kopf in den Sand stecken ergibt keinen Sinn. Das würde bedeuten das Schlechte zuzulassen. Und das Schlechte lassen wir nicht zu. Tanja und ich sind der Überzeugung durch positives Denken und handeln dazu beizutragen die positive Seite zu stärken. Umso mehr Menschen so denken desto besser. Desto stärker die positive Seite.

Wir freuen uns über Kommentare!

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