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Mongolei/Ein Jahr und einen Tag-Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Verkaufsgespräche

N 48°55'433'' E 103°39'440''
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    Tag: 408

    Sonnenaufgang:
    06:26

    Sonnenuntergang:
    19:42

    Gesamtkilometer:
    2468

    Bodenbeschaffenheit:
    Gras

    Temperatur – Tag (Maximum):
    23 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    20 °C

    Temperatur – Nacht:
    minus 1 °C

    Breitengrad:
    48°55’433“

    Längengrad:
    103°39’440“

    Maximale Höhe:
    1380 m über dem Meer

Wie gestern vereinbart kommt Ilhauchauu mit seinem Motorrad wieder angedüst, um sich die Zähne der Pferde anzusehen. Diesmal hat er seine Frau mitgebracht die bei dieser Angelegenheit anscheinend ein Wörtchen mitzureden hat. Ilhauchauu reicht mir eine Flasche Wodka während seine Frau namens Bor Tanja eine Schachtel mit Choco Pies gibt. Der Sitte entsprechend öffne ich die Flasche, schenke einen Becher ein und gebe diesem Ilhauchauu. Er tippt seinen Ringfinger in den Alkohol und opfert vor dem Trinken erst Mal den Göttern. Dann reicht er mir das leere Behältnis zurück. Ich wiederhole das Ritual und kippe mir den Hochprozentigen hinter die Binde. Nachdem wir solange mit den Tuwa gelebt haben ist das für mich nicht die geringste Herausforderung mehr. Ilhauchauu lacht herzhaft weil auch Tanja ihr Trinkgefäß auf einen Zug leert.

„Also, nun zum Geschäft. Ich kaufe alle eure Pferde“, sagt er dann. Ich glaube mich verhört zu haben. „Alle?“, frage ich meine Fassung zu bewahren. „Ja, alle. Alle sechs.“ „Okaaay“, geht es mir nachdenklich über die Lippen, da mir bewusst ist Naraa und Tuya schon an Bilgee verkauft zu haben. „Ich zahle Zwei Millionen“ (1.212 €) vernehme ich erleichtert da ich dieses Angebot ohne zu zögern ablehnen kann. „Zu wenig“, antworte ich ebenfalls so grinsend wie er. „Lass mich einen Blick auf die Zähne werfen“, meint Ilhauchauu sich unter schwerem Ächzen erhebend. Tanja holt Naraa von der Weide. Umgehend öffnet Ilhauchauu der Stute das Maul. Er schüttelt den Kopf. „Schlechte Zähne. Ich zahle für sie nicht mehr als 400.000 Tugrik (242,- €). Tanja und ich sehen uns an. „Nun, das ist sicherlich zu wenig“, sage ich mit der Selbstsicherheit die nur ein Mensch haben kann der sein Pferd bereits zu einem weit besseren Preis verkauft hat. Ilhauchauu, ein wenig Überrascht über unsere Coolness, erhöht ohne zu zögern den Preis von 2 Millionen auf 2,5 Millionen Tugrik. (1.515 €) „Damit hätten wir auf einen Schlag alle Pferde zu einem guten Preis verkauft. Er bezahlt mehr als wir letztes Jahr für sie hinlegen mussten. Kaum zu glauben“, sage ich zu Tanja auf Deutsch. „Und? Ist der Deal gemacht?“, fragt der Hirte. „Nein“, antworte ich. „Warum nicht?“, ist er verblüfft. „Wir müssen erst mit Bilgee sprechen. Er ist unser Freund und hat schon vor langer Zeit gesagt Interesse an Naraa und Tuya zu haben. Bilgee ist vor einer Stunde zum Jagen in die Berge gegangen. Es wäre nett wenn du heute Abend wiederkommen kannst“, bitte ich ihn dabei hoffend, dass er jetzt nicht sein Kaufinteresse verloren hat.

Am Abend hält das Motorrad von Ilhauchauu vor unserem Zelt. Wir sind erleichtert ihn zu sehen. Kaum hat er sich gesetzt sagt Bilgee seinem Freund Naraa und Tuya von uns gekauft zu haben. Als er ihm dann davon berichtet, dass seine Familie Sar ebenfalls gekauft und an Tenger Interesse zeigt, schnappt Ilhauchauu hörbar nach Luft. „Das ist moo (schlecht). Wirklich moo von euch“, sagt er die geschlossene Faust, den kleinen Finger dabei weg gestreckt, in die Höhe haltend. „Ilhauchauu, Bilgee ist unser Freund. Wir waren unter extremen Bedingungen sechs Monate mit ihm unterwegs. Du kannst doch sicherlich verstehen, dass er Vorrechte besitzt. Außerdem hattest du gestern den Deal nicht abgeschlossen. Du wolltest erst die Zähne der Pferde sehen obwohl du wusstest das alle unsere Pferde gesunde, noch dazu hervorragende Reit und Wagenpferde sind. Also verzeih unserem Freund das Vorkaufsrecht eingeräumt zu haben“, sage ich über Bilgees Aussage, Sar und Tenger ebenfalls gekauft zu haben, überrascht. „Ist schon gut“, lacht Ilhauchauu plötzlich.

„Aber wir können dir unseren Stärksten von allen anbieten. Sharga ist nicht nur als Reit- und Packpferd ausgebildet sondern auch ein phantastisches Wagenpferd. Er ist der Beste von allen. Auch sein Freund Bor hat die gleiche Ausbildung genossen und ist in prächtiger Verfassung. An diesen beiden Pferden wirst du lange Freude haben.“ „Hmmm, was sollen sie kosten?“ Bilgee hat mich gelehrt Preise niemals zu tief anzusetzen. „Das zeugt von schlechter Qualität“, sagte er. Aus diesem Grund schreibe ich für Sharga 700.000 Tugrik (424,- €) und für Bor 550.000 Tugrik (333,- €) auf einen Zettel. Mit der Gewissheit bereits vier unserer sechs Pferde verkauft zu haben halte ich ihm den Zettel hin. Ilhauchauus Gesicht zeigt keine Regung. „Der Preis ist angemessen“, geht es mir durch den Kopf. „Ich zahle für Beide nicht mehr als eine Million (606,- €). „Entschieden mehr als wir erwartet haben“, sage ich auf Deutsch zu Tanja die bestätigend mit dem Kopf nickt. 1,1 Millionen (666,- €) entgegne ich weil es falsch wäre zu schnell auf sein Angebot einzugehen. „Ich muss nachdenken“, sagt Ilhauchauu. „Okay, denke nach“, antworte ich worauf das Gespräch in eine andere Richtung geht. „Eine Million!“, sagt er unvermittelt. „1.050.000“, (636,- €) halte ich dagegen. „Ich muss nachdenken“, sagt er wieder. Es vergehen nur Minuten als Ilhauchauu mir die Hand zur Besiegelung des Kaufes entgegenstreckt. „Sie kommen nicht zum Schlachter?“, frage ich bevor ich einschlage. „Nein, das verspreche ich euch. Ich brauche gute Wagenpferde und eure haben viel Erfahrung“, antwortet er worauf wir uns kräftig die Hände schütteln. Ich komme morgen und bringe das Geld“, verspricht er sich verabschiedend. „Dann sage ich anderen Interessenten das die Pferde an dich bereits verkauft sind?“ „Das kannst du ihnen sagen“, antwortet er lachend und knattert auf dem modernen Steppenpferd davon.

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