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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Unruhige Seelen über Gräbern aus ferner Vergangenheit

N 63°25'27.7" E 10°20'24.4"
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    Datum:
    03.12.2020

    Tag: 123

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Trondheim

    Tageskilometer:
    0 km

    Gesamtkilometer:
    8909

    Sonnenaufgang:
    09:26 Uhr

    Sonnenuntergang:
    14:48 Uhr

    Temperatur Tag max:

    Temperatur Nacht min:
    – 1°

    Wind
    10 km/h

 

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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Nach einem letzten Frühstück mit Lisa und Patrick schießen wir noch ein Abschiedsfoto vor unseren Fahrzeugen. „War schön mit euch“, sage ich Patrick und Lisa umarmend. „Wir wünschen euch noch eine glückliche Überwinterung in Norwegen!“, ruft Tanja den beiden zu die uns hinterherwinken als sich die Räder von unserer Terra Love wieder drehen. „Ich bin gespannt, ob die Atlantikstraße so spektakulär ist wie man uns berichtet hat“, frage ich mich und bin neugierig was auf uns wartet.

Um 16:00 Uhr erreichen wir am Gjemnes Fjord einen Platz für die Nacht. „Wo uns der Zufall überall hin spült“, sagt Tanja nach einer Gassirunde mit Ajaci wieder in die Terra kommend. „Warum? Gibt es etwas Besonderes da draußen“, frage ich vom Laptop aufschauend, in dem ich wie immer nach der Fahrt die Bilder des Tages eingespielt habe. „Absolut. Das musst du dir unbedingt anschauen. Wir sind mitten auf einem prähistorischen Feld gelandet.“ „Prähistorisch?“, frage ich überrascht, klappe den Laptop zu und verlasse mit Tanja und Ajaci wieder unsere Terra. Tatsächlich erzählen ein paar Hinweistafeln davon, dass genau hier 300. v. Chr. Wanderfeldbau betrieben wurde. „Kaum zu glauben das wir wieder rein zufällig auf einem Flecken Erde campen den Menschen schon vor 2.400 Jahren nutzten, um für die damalige Zeit neue Saatkulturen auszuprobieren“, staune ich. „Spürst du die besondere Energie, die dieser Ort ausstrahlt?“, fragt Tanja, als wir über das Gelände streifen, um es genauer unter die Lupe zu nehmen. „Ich bin mir nicht sicher“, antworte ich und bleibe stehen. Mich auf den Moment konzentrierend atme ich langsam und tief durch. Ich höre wie die kleinen Wellen gegen das nahe Ufer platschen, spüre die leichte Brise, höre wie sie sich in den Gräsern um uns herum fängt und ein leises, angenehmes Rauschen verursacht. „Waren da Stimmen? War das der Ruf eines Kindes oder der einer Möwe, die soeben über unsere Köpfe schwebt?“ Erschrocken drehe ich mich um die eigene Achse, um zu lokalisieren, wo das Kind ist. Das hohe Gras rechts von uns biegt sich zur Seite, genauso als würde der Junge auf uns zu laufen. Ich blicke genauer hin, jeden Augenblick darauf wartend, dass sich das Gras teilt, um das Kind freizugeben. Nichts. Da ist nichts. Es war der Wind, der die Gräser zur Seite geneigt hat. Oder? Wieder konzentriere ich mich, bin ganz im Moment versunken und da vernehme ich plötzlich, wie direkt neben mir etwas in die Erde fährt. So als würde jemand mit einer Hacke oder einen Grabstock hineinfahren, um eine Furche für das Saatkorn zu ziehen. „Schau mal, da sind die niedrigen Mauern, von denen auf der Hinweistafel gesprochen wird“, holt mich Tanja aus meinem tranceähnlichen Zustand. „Puh“, stöhne ich. „Was ist los?“ „Hatte gerade einen seltsamen Tagtraum.“ „Hast du was gehört oder gesehen?“, ist Tanja unruhig. „Ich habe mir eingebildet als hätte ein kleiner Junge nach seiner Mutter gerufen die direkt neben mir ihre Saat ausbrachte“, antworte ich noch immer im Bann meines Erlebnisses. „Also hast du doch was gespürt?“ „Kann schon sein. Ist fast ein wenig unheimlich hier“, sage ich auf die niedrigen Mauern blickend, die von den Siedlern in der frühen Eisenzeit errichtet wurde, um ihre Felder zu schützen. „Das muss eines der 10 Gräber sein“, überlegt Tanja auf einen Steinhaufen deutend, der sich ins vom Winter gelb gefärbte Gras kauert. „Lass uns die Gegend morgen vor der Weiterfahrt noch ein wenig erkunden“, schlage ich vor, da die Sonne schon seit geraumer Zeit auf die andere Seite der Erde gewandert ist und es immer dunkler wird. „Okay, dann gehen wir zurück und ich mache uns was Feines zum Essen“, ist Tanja motiviert. Wieder in der Kabine nimmt der Wind zu und heult bald furchterregend um die Terra Love. „Ein eigenwilliger Ort“, raune ich leise. „Meinst du das hier noch ein paar Seelen herumschwirren?“, fragt Tanja so leise, als hätte sie Angst davor, dass eine laute Stimme uns verraten würde und eine der unruhigen Seelen den Weg in unser mobiles Heim finden könnte. „Wer weiß schon welche Energien an diesem Ort wohnen und was hier einmal geschehen ist“, überlege ich mich ein wenig unwohl fühlend…

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