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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Unheimliche Begegnungen und Begebenheiten

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    Tag: 106-107 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    05:15

    Sonnenuntergang:
    17:32

    Temperatur - Tag (Maximum):
    37 Grad

Straßenarbeiter-Camp — 29.09.2001 – 30.09.2001

Ray bietet mir an meine Aufzeichnungen bei ihm im Klimatisierten Wohnwagen zu schreiben. „Ein traumhaftes Angebot. Vielen Dank,“ freue ich mich und nehme sein Angebot gut gelaunt an. In der Tat ist es eine Wohltat wieder einmal an einem Tisch zu sitzen und unter normalen Temperaturen diese Zeilen schreiben zu dürfen. Tanja verbringt die Tage mit den Kamelen im Camp. Sie genießt die Zeit um ihre schönen Bilder zu malen. Leider leidet sie seit geraumer Zeit unter Heuschnupfen und ist auf Grund dessen sehr müde. Uns beiden kommt der Aufenthalt hier sehr recht und er ist wichtig, um unsere Batterien wieder aufladen zu können.

Am Abend werden wir zum Barbecue eingeladen. Wie jeden Samstag gibt es an diesem Abend leckere T-Bone-Steaks, Lammkotelett, Schweinefleisch, Würstchen, Shrimps, Fisch, Salate aller Art das sich die Tische biegen. Alle zwei Wochen wird dieses Camp von Port Hedland mit frischen Gemüse und eingefrorenen Gütern versorgt. Es ist für die Menschen hier draußen in der Wüste wichtig gut zu essen. Außer einem Fernseher gibt es nichts womit sie sich die Zeit vertreiben können. Sie arbeiten sieben Tage in der Woche rund 11 bis 12 Stunden am Tag. Jeder ist hier weil er viel Geld verdienen kann aber keiner von den Menschen hat etwas gegen die Einsamkeit. Es ist ein besonderer Menschenschlag der sich aus Aborigines und Weißen zusammensetzt. Sie arbeiten friedlich nebeneinander und aus unserer Sicht scheint es keine Schwierigkeiten zu geben. Ray selbst ist ein gewissenhafter, hart arbeitender Mann der seine Crew freundlich behandelt. Sein Konzept hier draußen ist einfach. Jeder ist für seine Arbeit verantwortlich. Macht einer einen groben Fehler fliegt er raus.

Am Nachmittag ziehen sich dunkle Rauchwolken über dem Camp zusammen. Erst dachten wir das Feuer hinter uns gelassen zu haben doch jetzt sieht es so aus als ob es sich uns wieder nähert. Als wir abends wieder zusammensitzen unterhalten wir uns über den Busch, die Wüste und das Leben hier draußen. „Man bekommt schon seltsame Dinge zu Gesicht wenn man hier sein Leben verbringt,“ sagt Don plötzlich. „Wie meinst du das?“ ,frage ich ihn neugierig. „Ach, vor wenigen Wochen als ich mit Debbie das Camp hier verlassen habe und wir für eine Woche Urlaub nach Marble Bar gefahren sind, konnte ich in an einer klaren Sternennacht wie heute plötzlich einen Blitz aufzucken sehen. Es war für einen kurzen Moment richtig hell und plötzlich hat die trockene Vegetation gebrannt. Wir haben natürlich in die Richtung des Blitzes gesehen und auf ein Mal hat es ein zweites Mal aufgeblitzt und wieder hat das grelle Licht Büsche in Brand gesteckt.“ „Waren wirklich keine Gewitterwolken zu sehen?“ „Nein, es war eine völlig wolkenlose Nacht. Wir haben so etwas noch nie gesehen. Ich sprach mit Freunden darüber die sich dieses Phänomen aber auch nicht erklären können.“ „Ja ich habe schon öfter von unheimlichen und seltsamen Begegnungen und Begebenheiten hier draußen gehört. Am liebsten würde ich die Landung eines Ufos beobachten und filmen,“ antworte ich lachend worauf auch die anderen herzhaft lachen.

In der Nacht hören wir das entfernte Brüllen wilder Kamele. Es ist kein Blubbern der Bullen sondern klingt eher wie ein Verständigungsruf. Unsere Jungs reagieren und antworten mit dem selben Schrei der sich fast sich so anhört wie das Brüllen eines Ochsens. „Ich hole lieber das Gewehr. Man weiß ja nie ob unsere Kamele die anderen anlocken und ein kampfbereiter Bulle dabei ist,“ sage ich und verlasse das Zelt. Es ist eine sternenklare Nacht mit angenehmen Temperaturen. Ich bleibe eine Zeit lang stehen und frage mich was das für eine Energieentladung gewesen sein könnte die Don mit seiner Frau Debbie beobachtet hat. Don ist nicht der Typ der einfach eine Geschichte erzählt. Er macht auf mich eher den Eindruck ein bodenständiger Mensch zu sein. Nachdenklich lege ich das Gewehr vor den Zelteingang und schlüpfe, mich vor den vielen Moskito rettend, wieder in das Innere. Kaum liege ich neben Tanja hören wir seit Monaten wieder einmal das Heulen eines Dingos. „Klingt beängstigend,“ flüstert Tanja. „Ja, hör mal ich glaube er kommt sogar näher,“ antworte ich worauf wir in die Nacht lauschen und versuchen herauszufinden ob sich das Heulen unserem Lager nähert. „Wenn er ins Camp kommt wird uns Rufus wecken,“ meine ich schläfrig und drehe mich auf die Seite. Noch im Halbschlaf vernehme ich die verschiedenen Tierlaute. Ich höre wie sich das Blöken der Kamele mit dem Heulen der Dingos und dem Zirpen der Grillen zu einem undefinierbaren Durcheinander vereint.

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