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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Unfall und Glück im Unglück

N 20°39’14.6’’ E 105°04’01.5’’
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    Datum:
    06.08.2016 bis 29.08.2016

    Tag: 406 – 430

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Hòa Bình

    Ort:
    Mai Chau

    Breitengrad N:
    20°39’14.6’’

    Längengrad E:
    105°04’01.5’’

    Tageskilometer:
    10 km

    Gesamtkilometer:
    18.166 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Maximale Höhe:
    180 m

    Gesamthöhenmeter:
    54.835 m

    Sonnenaufgang:
    05:35 Uhr – 05:42 Uhr

    Sonnenuntergang:
    18:35 Uhr – 18:19 Uhr

    Temperatur Tag max:
    28°C

    Temperatur Tag min:
    22°C

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

„Ihr seid ja immer noch da?“, begrüße ich Louis mit fragenden Blick als wir uns an den Frühstückstisch setzen. „Ha, ha, ha. Du wirst es nicht glauben aber Ben ist krank.“ „Ben ist krank? Was hat er denn?“ „Lebensmittelvergiftung. Er liegt im Dom unter seinem Moskitonetz, muss sich ständig übergeben und der Weg zur Toilette ist für ihn die Hölle.“ „Nicht zu glauben. Irgendetwas scheint euch wirklich hier behalten zu wollen.“ „Sieht so aus. Aber wie du schon gesagt hast geschieht nichts in der Welt aus reinem Zufall. Daran glaube ich mittlerweile auch und der Ort hier ist wirklich schön. Ich hoffe wir können morgen aufbrechen“, meint Louis. „Morgen? Das würde für Ben aber eine Blitzheilung bedeuten. Na wünsche ihm von uns gute Besserung. Wir drücken euch die Daumen dass ihr endlich Vietnam erobern könnt“, sage ich. „Was macht ihr heute eigentlich?“, möchte Louis wissen. „Wir werden den kleinen Berg hinter unserer Hütte besteigen. Soll ein toller Blick von dort oben sein und am späten Nachmittag wollen wir uns mal den Markt im Dorf dort vorne ansehen. Wenn du möchtest kannst du uns gerne begleiten.“ „Super, bin dabei“, freut sich Louis

Um 16:00 Uhr klettern und krabbeln Tanja, Louis, unser Hund und ich durch einen dichten Bambuswald. Mit einem Stock schlage ich uns eine schmale Schneise durch den Busch, immer darauf achtend nicht aus Versehen auf eine Schlange zu treffen. „Dachte Two (einer der neuen Teilhaber der Lodge) hat dir von einem Pfad erzählt?“, fragt Tanja. „Hat er. Entweder der ist zugewachsen oder gut versteckt“, antworte ich heftig schnaufend. Nachdem wir über viele zackige Felsen geklettert sind erreichen wir den Gipfel von dem wir tatsächlich einen fantastischen Blick in das Reisfeldtal von Mai Chau genießen. Kaum sind wir wieder bei unserer Hütte angelangt schwingen wir uns in die Sättel und fahren zum Markt. Louis klappert mit einem alten verrosteten Damenrad hinter uns her.

Es ist bereits dunkel als wir uns wieder auf dem Rückweg zur Lodge befinden. „Mann habe ich einen Hunger!“, rufe ich. „Und ich erst!“, antwortet Louis lachend, kräftig in die Pedale seines betagten Rosses tretend. „Denis! Du bist falsch abgebogen!“, ruft mir Tanja hinterher. Sofort ziehe ich die Bremsen und folge Tanja und Loui. An der Bambusbrücke hält Tanja an, um mich vorbeizulassen. „Fahr vorsichtig!“, ruft sie. „Ha, ha, ha“, lache ich über die Bambusrohre ratternd. Auf der klapprigen Brücke ziehe ich die Bremsen, um meine Geschwindigkeit zu kontrollieren. Zu spät. Mein Vorderreifen gerät zwischen zwei Bretter, die längs auf den Bambus genagelt sind. Als hätte man auf mich geschossen, verschwinde ich ohne die geringste Reaktion zeigen zu können im finsteren Nichts. „Schscht. Krack. Stechender Schmerz. Alles schwarz. Was ist los? Schwindel. Buuuuuhhhhh. Brummen. „Denis? Deeenis!“ Hat da jemand gerufen? „Deeennniiis!“ „Ja.“ „Bist du okay?“ „Nein.“ „Wo bist du?“ Aufstehen. Ich muss aufstehen. „Hier“, sage ich in der Finsternis entlang torkelnd. „Oh Gott. Du warst plötzlich weg. Bist du okay?“ „Ja, ja. Bin okay“, höre ich mich antworte und merke wie es in meinem Kopf dumpf hin und herwabert und der Schwindel mich auf den Boden zwingt. „Alles wirt gut“, höre ich Tanja und wundere mich wieso mein Kopf plötzlich in ihrem Schoß ruht. „Denis? Deniiis? Bist du noch da?“, dringt eine mir bekannte Stimme ins Gehirn. „Ja, bin da.“ „Was ist passiert?“, fliegt Louis Frage von weit her. „Denis ist gestürzt. Bitte fahre zur Lodge, hol schnell Hilfe, wir brauche einen Transport“, ballert Tanjas Stimme in meine Schläfen. „Hast du Schmerzen?“ „Ja.“ „Wo?“ „Die Schulter“, höre ich meine eigenen Worte, als kämen sie von jemand anderem. Mein Blick fällt auf die Linke Schulter. Irgendetwas schaut da raus was da nicht rausschauen sollte. „Ist nur die Schulter. Das wird wieder. Mach dir keine Sorgen. „Mir ist schlecht.“ „Louis holt Hilfe. Die werden bald hier sein.“ Scheinwerfer zerschneiden die tropische Nacht. „Kannst du laufen?“ „Denke schon.“ Es wankt. Schwindel. „Oh die Schulter tut höllisch weh.“ „Setz dich in den Buggy. Geht das? Wir fahren dich ins Krankenhaus“, sagt jemand. War das Tanjas Stimme? Egal. „Wieso Krankenhaus. Ich will ins Resort. Wenn’s schlimm ist können wir morgen ins Krankenhaus fahren“, höre ich mich selbst reden. „Wir fahren auf jeden Fall umgehend ins Hospital.“ Die Fahrt ist die Hölle. Jede Bodenunebenheit sticht in der Schulter und lockt einen Schmerzenschrei aus meinem Inneren. „Halt durch. Wir sind gleich da.“ „Ahh! Es tut echt weh.“ „Wir sind gleich da.“ Neben dem Buggy, indem normalerweise vietnamesische Touristen durch die Reisfelder geschippert werden, rollt ein eisernes Bett ohne Matratze. „Kommst du da rauf?“ „Ich brauche kein Bett.“ „Leg dich hin“, sagt Tanja und spüre wie mich eine Anzahl Hände auf das kalte unbequeme Ding heben.

Im Röntgenraum stellt mich jemand an eine weiße Wand. Die Tür schließt sich. Suuust. Klingt es aus dem Gerät vor mir. Oh ist mir schlecht. Gerade noch rechtzeitig geht die Tür wieder auf und erneut sind ein paar Hände da die mich vor dem Zusammenklappen bewahren. Das kalte hässliche und unbequeme Bett rollt mit mir aus dem Röntgenraum. Neoröhren flackern an der Decke und beleuchten den Gang durch den es gerade geht. In einem großen Raum kommen die quietschenden Rädchen zum stehen. Erst jetzt nehme ich mehrer lächelnde Gesichter, die ich aus der Nature Lodge kenne, um mich herum war. Tanja sagt, dass das gesamte neue Management anwesend ist. Der Architekt und naturheilkundliche Arzt Two. Ein hoher Beamter aus dem Finanzministerium names Hai, der Filmemacher Hung, Man Do, der die Nature Lodge bisher aufgebaut hat und Ka, der Manager der Lodge. Alle sind da, lachen mich aufmunternd an und versichern mir, dass ich wieder schnell gesund werde. „Schultergelenkssprengung“, ist die Diagnose nach der Überprüfung der Röntgenaufnahme.

Der Arzt verpasst mir eine Spritze und einen Rucksackverband der viel zu klein ist. Klar, die Vietnamesen sind kleine Menschen. „Wir werden dir einen Verband aus Hanoi besorgen“, verspricht Ka. Der Doktor wickelt mir indes Bandagen um die Schultern, die derart einschneiden, dass sie wenig später den Schmerz meiner Verletzung in den Schatten stellen. Ob der Verband richtig angelegt ist wird in einer zweiten Röntgenaufnahme überprüft. „Man Do hat die Krankenhausrechnung bezahlt. „Ich wollte ihm das Geld geben aber lehnt vehement ab“, sagt Tanja später. Neben mir liegt eine Frau im baugleichen Rollbett. Allerdings auf einer Matratze. Ihr Gesicht sieht grünweiß aus. „Lebensmittelvergiftung“, sagt jemand. „Du solltest im Krankenhaus bleiben“, höre ich eine Stimme, die ich nicht zuordnen kann. „Auf keinen Fall“, antworte ich.

Die Fahrt zurück in die Lodge ist trotz Spritze die Hölle. Der zunehmende Schmerz zeigt sich von seiner ekelhaften Seite und krallt sich in meinen Körper. Selbst der Nacken sendet böse Signale. Ob meine Halswirbelsäule was abbekommen hat? „Du bist auf Felsbrocken gefallen. Dein Helm hat eine Schramme abbekommen. Kein Wunder dass dir auch der Nacken wehtut. Letztendlich hast du viel Glück gehabt“, sagt Tanja.

Wieder im Zimmer bringt mich Tanja ins Bett. Das Ablegen ist der Hammer. Ich brülle vor Schmerz. Liege wie ein Käfer auf dem Rücken. Beide Arme werden taub. „Ich halte das nicht mehr aus. Meine Arme sterben ab. Wir müssen unbedingt die Bandage lockern“, bitte ich Tanja. Also wieder hoch. „Ahhh!“, schreie ich ungehalten als mich Tanja am rechten, gesunden Arm hochzieht. Beim erneuten Ablegen hält mich Tanja wieder am rechten Arm. „Ahhh!“, brülle ich wie ein angeschossener Löwe. „Sorry. Es tut mir leid.“ „Was tut dir leid?“, fragt Tanja. „Das ich so dämlich war von der Brücke zu springen. Das hätte nicht passieren dürfen“, sage ich und spüre wie mir die Tränen über die Wangen kullern. „Das kann jeden passieren. Mach dir bloß keine Vorwürfe.“ „Der ganze Weg von Sibirien bis hierher und dann kommt so eine bescheuerte Bambusbrücke. Ich hätte wie du drüber schieben sollen.“

Am nächsten Tag, nach einer schrecklichen Nacht, sendet das Management der Lodge die Röntgenaufnahmen nach Hanoi zu Spezialisten des Deutschen-Vietnamesischen Krankenhauses. Sie raten zur Operation des Schultergelenkes. Es geht aber auch ohne OP, sagen sie. Dauert länger, sollte aber heilen. Noch wissen wir nicht ob meine Halswirbelsäule was abbekommen hat. Meine Kopf- und Nackenschmerzen sind kaum auszuhalten.

Wir senden die Röntgenaufnahmen umgehend zu unseren Freund Hape Meier, einer der besten Physiotherapeuten in Deutschland, der mich/uns nach bisher jeder Verletzung wieder zurück ins Sportlerleben brachte. Er reagiert umgehend. „So wie es aussieht ist es eine Schultereckgelenkssprengung. In zwei Wochen wird es dir viel besser gehen und in vier bis sechs Wochen sitzt du wieder auf dem Rad.“ Hape baut mich auf, richtet meine angeschlagene Psyche wieder gerade. Bin zuversichtlich er hat recht und wir können hoffentlich unsere Reise fortsetzen…

LINK ZUM VIDEO


Nach dem Sturz von der Bambusbrücke kuriert Denis Katzer seine Schulterverletzung aus.

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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