Skip to content
Abbrechen
image description
E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Tanjas Geburtstag – Unwetter und gut das wir gebremst wurden

N 20°39’14.6’’ E 105°04’01.5’’
image description

    Datum:
    30.08.2016

    Tag: 431

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Hòa Bình

    Ort:
    Mai Chau

    Breitengrad N:
    20°39’14.6’’

    Längengrad E:
    105°04’01.5’’

    Gesamtkilometer:
    18.166 km

    Maximale Höhe:
    180 m

    Gesamthöhenmeter:
    54.835 m

    Sonnenaufgang:
    05:42 Uhr

    Sonnenuntergang:
    18:18 Uhr

    Temperatur Tag max:
    28°C

    Temperatur Tag min:
    22°C

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Über drei Wochen ist es nun her, als ich von dieser dämlichen Bambusbrücke gestürzt bin. Die ersten 10 Tage habe ich das Bett gehütet und nur selten verlassen, die Schmerzen waren einfach zu stark. Zum Glück sind die Kopfschmerzen nach einiger Zeit wieder verflogen, weswegen wir davon ausgehen, dass meine Halswirbelsäule nichts abbekommen hat. Seither trainiere ich jeden Tag immer im Rahmen des Machbaren. In der Tat ging es mir nach zwei Wochen schon recht gut aber an Radfahren war nicht zu denken. Die ersten kleinen Testfahrten haben wir nach ca. drei Wochen begonnen. Wir glauben, dass ich frühestens sechs Wochen nach dem Unfall wieder mit schwerem Gepäck über unbefestigte Straßen fahren kann. Dann sollte die Stabilität meiner Schulter so weit hergestellt sein, so dass auch ruckartige und abrupte Bewegung machbar sind.

Mittlerweile gehören wir hier zum Inventar. Keiner der Gäste bleibt länger als ein bis drei Tage. Jedes Wochenende treffen wir auf das gesamte Management der Anlage. Two der Architek, Hai der Beamte im Finanzministerium und Hung der Filmemacher arbeiten unter der Woche in Hanoi. Der einzige der bald immer anwesend ist, ist Man Do, der Gründer der Nature Lodge. Alle miteinander kümmern sich rührend um mich. Hung und seine Frau brachten mir sogar einen speziellen ayurvedischen Tee mit, von dem ich eine Woche lang jeden Tag zwei Liter trinken musste. Ein schreckliches Gebräu, jedoch soll seine heilende Wirkung fantastisch sein.

Aber auch wenn wir solange an einem Ort verweilen wird es nie langweilig. Immer wieder ereignet sich Unvorhersehbares, Unabwägbares und Unkalkulierbares. So zum Beispiel der Taifun „Dianmu“ der die vietnamesische Regierung dazu zwang ganze Küstenbereiche zu evakuieren. Dianmu wütete über Nordvietnam, hatte mindestens elf Personen durch Überschwemmungen getötet und weitere acht Personen durch Erdrutsche und umfallende Bäume verletzt. Unter anderem zerstörte der Taifun 2.000 Häuser, brachte davon 89 zum Einsturz und vernichtete 11.000 Hektar Reisfelder. „Macht in den nächsten Tagen Pause. Nach dem Wetterbericht wird der Monsunausläufer über Myanmar, Laos und den nördlichen Regionen Thailands mit einem Tiefdruckgebiet über Vietnam zusammentreffen. Zur gleichen Zeit setzt sich der Südwestmonsun über der Andamanensee und dem Golf von Thailand im Süden des Landes durch“, hatte uns Albert mittels eines Gästebucheintrages gewarnt, der in Thailand lebt, seit Jahren unsere Reisen mitverfolgt und alle unsere Bücher gelesen hat. Ohne die Schulterverletzung wären wir zu diesem Zeitpunkt sicherlich auf den Gebirgsstraßen unterwegs gewesen. Ob der Sturz vom Rad uns vor größerem Übel bewahrt hat? Wer weiß. Einige der Gebirgsstraßen in dieser Region wurden durch den Abgang schwerer Erdrutsche streckenweise zerstört oder für Tage blockiert. Die Windgeschwindigkeiten konnten einen Radfahrer oder Fußgänger einfach wegblasen. In unserem schönen Reisfeldtal gab es eine massive Überschwemmung. Das kleine Flüsschen, welches normalerweise gemächlich durch das Tal mäandert, wurde über Nacht zum reißenden Strom, fraß Teile der schön angelegten Wege weg oder unterspülte sie. Viele der Felder waren unter einer großen Wasserfläche begraben. Einige der Bauern, die in kleinen Teichen Fische zum Verkauf züchten, verloren ihren gesamten Fischbestand weil die Teiche überflutet wurden und das Wasser die Fische einfach mitnahm. Lange sind sie an den darauffolgenden Tagen mit Netzen durch die Reisfelder gelaufen, um wenigsten ein paar der Ausreißer einzufangen. Während das Unwetter über unser Tal brauste saßen wir in unserem aus Stein gebauten kleinen Bungalow. Wegen den sintflutartigen Regenfällen tropfte es durch das Strohdach. Warum das Dach von den starken Windböen nicht einfach weggeblasen wurde kommt einem kleinen Wunder gleich. Über Tage war in unserer Lodge ungewöhnlich viel Betrieb. Die meisten Gäste haben sich aus Hanoi hierher geflüchtet und weil die Straßen teils verschüttet waren saßen sie fest.

Das Wetter hat sich seither erneut geändert. Es regnet manchmal tagelang, weswegen sich die Luft manchmal wie eine zähe Flüssigkeit atmen lässt. Eine Brutstätte für Moskitos, die, wenn sich der Tag der Nacht beugt, zu tausenden aus ihren Verstecken surren.

Der Sturz und der daraus resultierende längere Aufenthalt hat unsere Reisepläne völlig über den Haufen geworfen. Eigentlich wollten wir schon lange in Laos unterwegs sein. Vor allem schon deswegen, weil mittlerweile unser dreimonatiges Vietnamvisum ausgelaufen ist. Aber wie soll man ein Land verlassen wenn man nicht reisefähig ist? Tanja hat alle Hebel in Bewegung gesetzt und viel herumtelefoniert. Dabei fand sie heraus, dass es in der Stadt Hoa Binh eine Einwanderungsbehörde gibt, die eventuell unsere Visa verlängern würde. Mit einer Krankschreibung des Hospitals und unseren Pässen machte sie sich mit dem Bus in die 70 Kilometer entfernte Hauptstadt Hoa Binh der gleichnamigen Provinz auf. Das Personal der Behörde war sehr freundlich, hilfsbereit und entgegenkommend. Nach nur zwei Stunden bekam Tanja eine zweimonatige Visaverlängerung für 10 US$ pro Person. „Wir wollen dass es ihnen bei uns geht und sich ihr Mann wieder gut erholt“, sagten sie.

Gestern saß ich mit Tanja unter einem mit Stroh gedeckten Sonnenschirm beim Frühstücken. „Nach dem Dauerregen ein echt schöner Tag“, stelle ich fest. „Ja, endlich mal wieder richtiger Sonnenschein.“ „Ahhhhhhh!“ „Was ist denn los?“, erschrickt Tanja über meinen plötzlichen Schrei. „Ein Stromschlag“, sage ich außer Atem, mir meine Schulter haltend, weil sich der Schlag von der großen Zehe bis dorthin seinen Weg durch meinen Körper gesucht hat. „Nicht zu fassen. Jetzt sitze ich ganz friedlich da, tue gar nichts außer meinen Kaffee zu trinken und werde vom Strom geschlagen“, fluchte ich ungehalten. „Was ist denn geschehen?“, fragte Ka sofort herbeieilend. Ich deutete auf das defekte Stromkabel unterm Tisch. „Oh da hat der Nachbarhund wieder dran rumgekaut“, meinte er pragmatisch. „Gut dass ich Sandalen anhatte. Mit den Füßen auf der nackten, vom Regen getränkten Erde hättet ihr mich gleich wieder ins Krankenhaus fahren können“, sagte ich noch etwas zittrig. „Sorry.“ „Ist schon gut. Du kannst ja nichts dafür. Lebt der Hund eigentlich noch?“, wollte ich wissen. „Wieso?“ „Na wenn er die Isolierung abgebissen hat muss es ihn böse erwischt haben. Schau mal ob er eine schwarze Zunge hat“, sagte ich wieder lachen könnend.

Heute ist der 30. August, der Tag an dem Tanja Geburtstag hat und den wir eigentlich in Laos feiern wollten. Tanja bestellte gestern in Mai Chau einige Torten für die heutige Feier. Weil uns das freundliche Personal der Lodge ohne Unterlass so toll behandelt wollen wir alle zu Torten, Obst und Süßigkeiten einladen. Schon früh steht Tanja auf, um ihre Feier zu organisieren. Da ich noch nicht richtig fit bin kann ich nur wenig helfen. „Wir müssen noch unseren Ahnen opfern und für einen erfolgreichen Start der neuen Lodge beten“, sagen der Filmemacher Hung und Hai aus dem Finanzministerium. Es ist reiner Zufall, dass gerade heute wieder das gesamte Management der Anlage vertreten ist. Nachdem die Chefs und ein buddhistischer Mönch den Ahnen geopfert und lange für den erfolgreichen Start der größere werdenden Nature Lodge gebetet haben, versammeln sich alle unter dem Stelzenhaus. Genau dort haben wir die Kuchen und Süßigkeiten für unsere vietnamesischen Gäste präpariert. „Bitte alle für ein Gruppenfoto zusammenstellen“, fordert der Filmemacher Hung. Nachdem viele Smartphones heißgelaufen sind singen unsere 25 Gäste für Tanja ein vietnamesisches Happy Birthday. „Guten Appetit!“, ruft Tanja nun, worauf sich alle, besonders die Kinder, über das Kuchenbuffet hermachen…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

This site is registered on wpml.org as a development site.