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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Überfall auf Straßenarbeitercamp

N 23°11’24.0’’ E 129°16’19.4’’
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    Tag: 144 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    04:34

    Sonnenuntergang:
    17:38

    Temperatur - Tag (Maximum):
    41 Grad

    Breitengrad:
    23°11’24.0’’

    Längengrad:
    129°16’19.4’’

Straßenarbeiter-Camp 2 — 06.11.2001

Schon zur Traumzeit 6 Uhr 45 befinden wir uns wieder auf dem Track. Kaum haben wir einen knappen Kilometer zurückgelegt kommt uns ein Jeep entgegen. Ich übergebe Tanja die Führungsleine von Sebastian und begrüße dem Mann hinterm Steuer. Es stellt sich heraus, dass er der Besitzer einer Baufirma ist die hier die Verbindung in Richtung Kiwirrkurra bis zur Grenze baut, während Ray von der anderen Seite, also von West Australien, die zerstörte Straße bis hierher wieder in Ordnung bringt. Jim ist ebenfalls ein sehr netter Mensch der uns gleich seine Hilfe anbietet. „Ihr könnt gerne in unserem Camp bleiben und euch dort ein paar Tage erholen,“ sagt er. „Wir haben Angst vor weiteren Regenfällen. Vor allem wenn jetzt ab Anfang November wieder die Regenzeit beginnt ist es gut wenn wir unser nächstes Etappenziel erreichen,“ antworte ich unsere Situation erklärend. „Wo ist denn euer nächstes Etappenziel?“ „New Haven Station. Wir wollen bis zum Aboriginedorf Mount Liebig gehen und von dort in einem Querfeldeinlauf die letzten 100 Kilometer geradeaus nach Norden bis zur Station laufen.“ „Hm, warum geht ihr nicht gleich von hier in Richtung Norden? Es gibt doch einen Track nach Nirrippi,“ fragt er verwundert. Aufmerksam höre ich ihm zu, denn nach meinen Informationen gibt es keinen Weg zu dieser abgelegenen Aborigenegemeinschaft, der für uns ohne Zweifel 100 Kilometer Abkürzung bedeuten würde. „Ich habe gehört, dass es nach Nirrippi keinen Track gibt und die Gegend dort oben unter Wasser steht,“ antworte ich. „Nun, nach meinen Informationen gibt es dort einen Track und ich weiß, dass erst vor wenigen Tagen ein Jeep diese Strecke geschafft hat,“ erwidert Jim. „Klingt ja sehr erbaulich. Lass uns in deinem Camp heute Abend darüber sprechen,“ schlage ich vor, da es mit dem höher steigen der Sonne immer heißer wird. „Kein Problem. Wenn ihr in unser Camp kommt lasst euch von dem Chaos nicht beirren. Aborigines haben es in unserer Abwesenheit völlig zerstört.“ „Was! Wie kommt das denn?“ „Ich war nicht da und mein Team hatte wegen den Regenfällen Urlaub. Der Aufpasser den ich eingestellt hatte musste das Camp verlassen, um etwas in Alice Springs zu besorgen. Genau zu diesem Zeitpunkt ist es geschehen. Sie haben alle Scheiben eingeworfen, den Generator in seine Einzelteile zerlegt, einen Kühlschrank gestohlen und einiges mehr,“ schocken mich seine Worte. „Waren es Einwohner von Kintore?“ „Ja.“ „Ich habe nicht viel Gutes über diese Gemeinschaft gehört. Viele von ihnen sollen Benzinschnüffler sein und das Alkoholproblem ist angeblich außer Kontrolle, zumindest hat uns das Bobby West berichtet. Stimmt das?“ „Ja, leider.“ „Ein weiterer Grund warum wir nicht auf der Hauptverbindung zwischen Kintore und Alice Spring laufen sollten,“ sage ich nachdenklich. Wir wechseln noch einige Worte und nachdem wir uns insgesamt über 45 Minuten unterhalten haben fährt er langsam davon, um den vom Hochwasser zerstörten Track bis zur Grenze zu inspizieren.

Erreichen des Straßenarbeitercamp

„Ehrlich gesagt macht mir dieser Überfall auf das Straßenarbeitercamp richtig Angst. Ich habe keine Lust jetzt einem Monat vor Zielerreichung mit Benzinschnüffler zusammenzutreffen die uns überfallen könnten,“ meint Tanja ängstlich. „Ich auch nicht. Vielleicht hat Jim recht und wir können an der Sandy Blight Kreuzung wirklich nach Norden gehen. Auf diesem Weg begegnen wir kaum jemanden und außerdem ist es eine gewaltige Abkürzung,“ antworte ich beruhigend. „Wäre gut wenn es klappt,“ erwidert sie und schweigt. Natürlich kann man nicht davon ausgehen von berauschten Aborigines überfallen zu werden, jedoch sind wir in unseren vielen Reisejahren schon öfter angegriffen und bedrängt worden. Das letzte Mal haben uns betrunkene Mongolen das Leben zur Hölle gemacht als einer von ihnen mich mit seinen Pferd angriff und dabei mit einem massiven Hartholzstock mir den Kopf zerschlagen wollte. Wir kamen nur durch einen hässlichen Kampf und dem Einsatz eines Gewehres mit dem Leben davon. Dieses Erlebnis steckt noch immer in unseren Knochen und obwohl wir hier in Australien und nicht in der Mongolei sind haben wir vor solchen Zwischenfällen große Angst. Verrückte gibt es überall, egal in welchem Land man reist und die Zerstörung des Bauarbeitercamps ist Beweis genug, dass hier einiges im Argen liegt.

Das Thermometer klettert heute auf 41 Grad im Schatten was weit über 60 Grad in der Sonne bedeutet. Es ist also wie die letzte Zeit unerträglich heiß. Oft müssen wir anhalten, um zu trinken, doch das heiße Wasser in den Beuteln stillt den Durst kaum. Rufus verweigert die Wasseraufnahme, weswegen ich ihm ab jetzt nur noch speziell kalt gelagertes Wasser aus den großen Sourcesäcken geben kann. Wenn wir ihn von Hardie heben, rast er erst ein paar Mal im Kreis, realisiert den extrem heißen Boden und springt unter einen Busch in dessen Schatten ich ihm dann das Wasser reiche. Damit er nicht lange auf dem aufgeheizten Grund laufen muss helfe ich ihm wieder auf Hardies Sattel und weiter geht die Reise. Manchmal habe ich das Gefühl vor Hitze einfach aus den Schuhen zu kippen. Das Reden fällt uns immer schwerer und der Wunsch endlich unser Ziel zu erreichen wird immer größer. Jim meinte, dass das Thermometer in den nächsten Tagen leicht auf 50 Grad im Schatten klettern wird. Nur der Gedanke daran lässt uns die nahe Zukunft zur Hölle werden. Noch dazu schwirren urplötzlich unzählige von Fliegen um unsere Köpfe, krabbeln unter die Brille, in die Ohren, in die Nasenlöcher und treiben uns regelrecht zum Wahnsinn. Wir holen nach einiger Zeit unsere Fliegennetze aus den Satteltaschen, um uns diese schwirrenden Irren vom Hals zu halten. Auf dem weiteren Weg begegnen wir einer großen Räummaschine die aus dem uneben Track eine breite, staubige, in der Mittagsonne kochende Piste macht. Wir begrüßen mit müden Winken den Fahrer und schreiten über den aufgewühlten Untergrund indem jeder unserer Schritte versinkt.

Endlich erreichen wir das Bauarbeitercamp. Verzweifelt suchen wir in der nahen Umgebung nach einigen schattigen Büschen, doch außer abgebrannten Flächen und nicht verkohltem Spinifex entdecken wir nichts. Tanja, die an ihr Kamelehüten denkt, möchte am liebsten weit weg vom Camp nächtigen, da im Umkreis des Straßenarbeitercamps die Toilette der Arbeiter ist. Nur der Gedanke daran, die Kamele könnten die Hüterseile durch menschliche Exkremente ziehen und sie muss diese dann an einem Baum verknoten, lässt ihr den Magen umdrehen. Da wir gezwungen sind hier zu bleiben, um Wasser für die weitere Strecke aufzunehmen und unsere Kamele zu tränken lassen wir uns etwa 100 Meter hinter dem Camp nieder. Mit letzte Kraft entladen wir die 1100 Kilogramm von den Kamelrücken. Mehr torkelnd als laufend hieve ich die Küchenboxen mit den Lebensmitteln in den Schatten eines winzigen Busches unter dem sich Rufus bereits ein Loch gebuddelt hat. Die arme Tanja stolpert den Kamelen hinterher die in der trostlosen, futterarmen Gegend verzweifelt nach Fressbaren suchen und sich wie ein Heuschreckenschwarm in alle Richtungen verteilen. „Mit dem letzten Quäntchen Energie arbeite ich an der Navigation bis ich bemerke das Tanja Schwierigkeiten mit den Tieren hat. „Brauchst du mich?“ ,frage ich über das Sprechfunkgerät. „Verfluchter Affenmist! Die Spinner rennen in alle Richtungen! Ich bin doch kein Kamel! Komm zurück ins Camp du alter Wiederborst!, höre ich sie durch den Lautsprecher ungehalten fluchen. „Nein, ich komme schon klar. Jetzt walk up Jafar. Du glaubst doch nicht das ich dir alles dreimal sage,” schimpft sie als ich mich nassgeschwitzt wie ein alter Waschlappen wieder in den Stuhl sinken lasse, um meine Arbeit fortzusetzen.

Wegen den vielen Baumaschinen und dem unangenehmen Rattern eines Generators können wir unsere Kamele nicht zum tränken ins Straßenarbeitercamp führen. Sie würden vor Angst glatt ausflippen. Ich habe mich deswegen entschieden einige Wassersäcke aufzufüllen und sie dann mit der Hilfe von Jims Jeep zum Lager zurückzufahren. Nachdem ich meine Navigationsdaten ins Logbuch eingetragen und meine Aufzeichnungen für den Tag ebenfalls in meinen Timer geschrieben habe mache ich mich mit 16 Wasserbeuteln auf den Weg. Im Straßenarbeitercamp knie ich mich an einem großen Erdbecken ab. Eine Pumpe befördert mit heftigen, starken Strahl Grundwasser in das Auffangbecken. Vorsichtig lenke ich den etwa 10 Zentimeter im Durchmesser umfassenden Schlauch auf die kleine Öffnung des Wasserbeutels. Durch den Wasserdruck bin ich augenblicklich über und über nassgespritzt was bei diesen abnormalen Temperaturen eher angenehm ist. Es kostet mich auf diese Weise viel Mühe die 160 Liter in die Beutel zu füllen. Als ich eine halbe Stunde später aus meiner kauernden Position aufstehen möchte versagen mir fast die Knie. Jim bietet mir dann tatsächlich an die Beutel zum Camp zu fahren. Da wir unsere Jungs erst gestern Wasser gaben, gehen ich davon aus, dass sie nicht viel von meinem kostbar abgefüllten Beutelinhalt saufen werden. Während Tanja das Tränken übernimmt fahren ich mit Jim zurück, um weiter Wasserbeutel für die Strecke bis nach Mount Liebig aufzufüllen. Jim hat mir berichtet, dass es auf der 230 Kilometer langen Strecke bis dorthin kein Wasser mehr gibt, was bedeutet, dass wir bei unserem jetzigen Verbrauch von 20 Liter am Tag mindestens 250 Liter auf die Kamele laden müssen. Als ich später die nächste Ladung in unser Camp fahre trifft mich fast der Schlag. Unsere nimmersatten Jungs haben es fertig gebracht von einem auf den anderen Tag die gesamten 160 Liter Wasser zu vernichten. „Ich dachte wir haben Kamele. Die hier saufen aber wie Pferde,“ beschwere ich mich, nehme die 16 lehren Beutel und fahre mit Jims Jeep zu seinem Camp zurück, um meine Tätigkeit fortzusetzen.

Man benötigt hier draußen ein eisernes Regiment

Abends sitzen wir im Küchenwagen des Straßenarbeitercamps und essen Eintopf den einer von Jims Arbeitern gekocht hat. Obwohl er sehr gut schmeckt bemerken wir wie unterschiedlich die Straßenarbeitercamps sind. Bei Ray gab es fast immer drei verschieden Gerichte plus mehrere Nachspeisen und trotzdem hatten sich mehrere seiner Arbeiter darüber beschwert. Jim sagt, Köche sorgen meistens für Ärger und deswegen stellt er keinen mehr ein. „Bei uns ist jeder mal mit der Essenzubereitung dran. Sollte sich einer darüber beschweren, fliegt er raus bevor er noch die Tür öffnen kann. Ich bin jetzt bald 60 und habe die Nase voll. So ein Camp muss man mit eiserner Hand führen, ansonsten hat man verloren. Soweit weg von der Zivilisation bekommt man nur schwer gute, zuverlässige Arbeiter. Keiner will heut zu Tage den Luxus der westlichen Zivilisation missen. Oft kommen nur eigenartige Charaktere hier raus und für die benötigt man ein eisernes Regiment,“ erklärt er uns womit sich seine Aussage mit der von Ray zu hundert Prozent deckt. „Wann werdet ihr denn mit der Straße bis zur Grenze fertig sein?“ ,möchte ich wissen. „Wenn alles gut läuft in drei Wochen. Allerdings weiß man das bei den heutigen Wetterverhältnissen nie. Wollt ihr Bilder von der letzten Überschwemmung sehen?“ „Klar,“ antworten wir und sind entsetzt als Jim uns dann die Folgen einer unbeschreiblichen Flutkatastrophe zeigt. „Da, hier, das sind zwei Bulldozer die versuchen einen Lastwagen aus dem Matsch zu ziehen. Die Kettenfahrzeuge hatten keine Chance. Erkennt ihr die Stelle? Da seid ihr gestern vorbeigelaufen. Vor noch einen Monat währt ihr da nicht durchgekommen. Diese Planierraupe ist bis zum Führerhaus eingesunken. Alle schweren Kettenfahrzeuge sind bis zu ihren Bodenblechen im Morast untergegangen. Ein halbes Jahr war hier nahezu mein gesamter Fuhrpark völlig lahmgelegt. Es hat mich im Monat über achtzigtausend Dollar nur an Zinsen gekostet und ich wäre daran fast Pleite gegangen,“ erzählt er, worauf wir wie versteinert da sitzen und unser Glück im Unglück kaum fassen können. All die Aufenthalte auf dieser Etappe zeigen sich im Nachhinein als Segen und Rettung der Expedition. Nachdem ich mich wieder gefasst habe frage ich ob er die ganze Sache jetzt überstanden hat. „Leider hat die Regierung von Northern Territory alle Straßenbauarbeiten des Landes erst mal gestoppt. Wir haben seit kurzem eine neue Regierung die wahrscheinlich das gesamte Geld in ein gigantisches Eisenbahnprojekt investiert. Sie wollen eine Bahnlinie von Darwin bis nach Alice Springs bauen.“ „Und, kann deine Firma das überleben?“ „Ich denke schon, denn ich bin an dem Bau mit beteiligt aber viele andere Straßenbauunternehmer werden es schwer haben. Aber was mich jetzt viel mehr interessiert ist in welche Richtung ihr morgen laufen werdet?“ ,wechselt er das Thema. „Ich weiß nicht. Ich bräuchte exakte Informationen über den Track nach Nirrippi.“ „Du kannst mit meinen Satellitentelefon gerne mal Bruce anrufen. Er arbeitet für die Regierung und sein Job ist es die Tracks, Straßen und Baufirmen zu prüfen. Wenn sich einer auskennt, dann er. Außerdem kannst du dich auf seine Aussagen zu hundert Prozent verlassen. Komm lass uns in meine Ute gehen. Ich rufe ihn gleich mal an.“ „Gute Idee,“ sage ich und bedanke mich für seine Hilfe. „Ja Bruce. Neben mir sitzt der deutsche Abenteurer der mit seiner Frau Australien mit Kamelen durchquert. Kannst du ihn ein paar Informationen über den Track nach Nirrippi geben? Oh, das ist nett, ich gebe ihn dir mal,“ spricht er in den Hörer und reicht ihn mir. „Hallo, es ist sehr freundlich von ihnen uns mit ihren Informationen zu helfen. Wie weit ist es bis nach Nirrippi und vor allem ist der Track überflutet oder nicht?“ „Ich bin ihn erst vor einer Woche gefahren. Es gibt eine überflutete Stelle die sie aber umgehen können. Sie kommt 80 Kilometer nach der Sandy Blight Kreuzung. Von dort aus sind es nur noch 100 Kilometer bis zur Aboriginegemeinschaft,“ antwortet er sehr freundlich, worauf mein Herz höher schlägt. Ich unterhalte mich mit ihm noch eine Weile, schreibe mir seine Nummer auf und beende den Kontakt. Tanja und ich sind über diese positive Information sehr glücklich, denn durch die Abkürzung können wir uns eine ganze Woche Laufen einsparen. Vor allem bei den jetzt extremen Temperaturen und der hohen Regengefahr kommt uns dies sehr gelegen.

Unglaubliche Geschichten des Betrugs / Zehen platzen wie Würste auf dem Grill

Wir verlassen den Jeep und laufen zum Küchenwagen zurück. Meine Füße schmerzen auf der kurzen Strecke derart, dass ich schreien könnte. Als ich dann wieder sitze brennen sie unaufhörlich, doch ich versuche nicht daran zu denken. Wir unterhalten uns dann mit einigen Arbeitern über die Aborigines von Kintore und vor allem darüber wie dieses Volk vom weißen Mann auch heute noch ausgenommen wird. Ein wohlbeleibter Mann sagt: „Es kommt sogar vor, das Aborigines ihr Auto an der Tankstelle voll tanken lassen und ihnen der Tankwart absichtlich Diesel anstatt Benzin in den Tank füllt. Wenn der Aborigine seinen Motor später starten will stottert er und bleibt stehen. Der Tankwart sagt dann: „Äh, dein Auto ist im Eimer. Wenn du es verkaufen möchtest, dann gebe ich dir jetzt und hier auf der Stelle tausend Dollar dafür. Entscheide dich gleich, denn morgen werde ich dir das Angebot nicht mehr machen.“ Da die Aborigines eine ganz andere Beziehung zu Geld haben als wir verkauft er es. Der Tankwart schiebt das Fahrzeug in die Garage, entleert den Tank, reinigt den Treibstofffilter und verkauft es für 8000 Dollar an einen seiner Kunden.“ „Ist ja eine unglaubliche Geschichte,“ sagen Tanja und ich entsetzt. „Unglaublich aber wahr,“ meint der Mann. „Aber es gibt noch viel mehr solcher Horrorgeschichten. Ihr wisst ja das viele Aborigines Benzin schnüffeln, um high zu werden. Aus diesem Grund gibt es in einigen Aborignedörfern kein Benzin mehr sondern nur noch Gas. Man kennt allerdings Fälle, das Benzin von Weißen für 60 Dollar pro Liter an Aborigines verkauft werden.“ „Was! Das ist ja eine schlimme Form von Droghandel,“ meine ich. „Ja, nur kann man diesen Menschen den Verkauf von Benzin an Aborigines nicht beweisen und abgesehen davon ist das Verkaufen von Benzin nicht illegal,“ antwortet er worauf ich nur den Kopf schütteln kann. Wir hören an diesem Abend noch viele solche Betrügereien an einem entmündigten, entwurzelten und immer noch wehrlosem Volk. Etwas deprimiert und hundemüde verlassen wir um 22 Uhr den Küchenwagen. Auf dem Rückweg bin ich kaum noch in der Lage einen Fuß vor dem anderen zu setzen. „Lass uns noch die Kamele prüfen ob ihre Beinseile in Ordnung sind,“ schlägt Tanja vor die ebenfalls zum umfallen müde ist. „Ich kann nicht mehr laufen,“ antworte ich, worauf sie glaubt ich möchte mich vor der Arbeit drücken. „Mir tun die Füße auch weh. Komm jetzt hab dich nicht so,“ antwortet sie ärgerlich. Ich lasse es darauf beruhen, beiße die Zähne zusammen und humple unter höllischen Schmerzen zu den Kamelen. Dann, als Tanja schon im Bett ist, ziehe ich mir meine Schuhe aus. Als ich mir die Socken von den Füßen ziehe trifft mich fast der Schlag. Alle meine Zehen, und zwar ohne Ausnahme, sind wie Bratwürste auf dem Grill aufgeplatzt. „Mein Gott, damit kann ich morgen unmöglich laufen,“ jammere ich niedergeschlagen und absolut energielos. „Morgen sieht die Welt wieder anders aus,“ tröstet mich Tanja durch die Zeltwand die mein Gejammer gehört hat. Sorgfältig wasche ich mir dann meine geplagten Füße, trockne sie mit einem Handtuch ab und creme sie mit Propolis ein. Propolis ist eine Naturprodukt, wird in einer Imkerei hergestellt, ist desinfizierend und hilft gegen Pilz und Entzündungen. Freunde von uns haben mir diese Creme als ein Wundermittel empfohlen und sie mir während eines Deutschlandaufenthaltes zum Geburtstag geschenkt. „Wenn es dir schlecht geht und deine Füße vom vielen Laufen kaputt sind wird dir dieses Mittel helfen,“ haben sie gesagt. Damals kannte ich den Wert nicht und jetzt ist dieses Wundermittel meine einzige Chance. Mit brennenden Füßen liege ich dann im Zelt und ärgere mich über mein dummes Verhalten nach dem Wasserauffüllen weiter in den nassen, sandigen Socken und Schuhen herumgelaufen zu sein. Das Wasser hat die überbeanspruchte Haut aufgeweicht und der Sand trug dazu bei sie in nur kurzer Zeit wie Schmirgelpapier zu bearbeiten. Fast bewusstlos falle ich in einen unruhigen Schlaf.

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