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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Tourist vom Kamelbullen angegriffen

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    Tag: 67 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    06:06

    Sonnenuntergang:
    17:37

    Luftlinie:
    26,5

    Tageskilometer:
    28

    Temperatur - Tag (Maximum):
    30 Grad

Prinz-Jasper-Camp — 21.08.2001

Mit neuer Rekordzeit ist unser Zug des Lebens bereits um 8 Uhr 10 unterwegs. Aus großer Entfernung sehen wir wie sich eine Staubfahne auf uns zu bewegt. „Da kommt ein Konvoi.“ „Ja, ich laufe voraus um sie zu warnen,“ sagt Tanja. Kaum haben uns die Fahrzeuginsassen entdeckt bremsen sie und halten an. Die Türen fliegen auf und die Reisenden bombardieren uns mit Fragen. „Ihr seid die ersten Menschen die wir auf der gesamten Strecke von Alice bis hierher antreffen! Wo lauft ihr denn hin? Was bis zur Ostküste? Das ist doch nicht möglich. Wie lange seid ihr denn schon unterwegs?“ Ach sind das süße Tiere. Dürfen wir sie streicheln? Habt ihr genug Wasser?“, und viel, viel mehr wollen sie wissen. Tanja und ich erzählen in kurzen Sätzen von unserem Vorhaben. Auch über die nächtlichen Angriffe der Kamelbullen berichte ich worauf einer der Männer sagt: „Ja ich weiß die können ganz schön gefährlich sein. Erst vor kurzem habe ich mit eigenen Augen gesehen wie ein Bulle in der Brunft einen deutschen Touristen auf seinem Motorrad angegriffen hat. Der Spinner war so naiv und wollte ein Foto von dem Tier aus nächster Nähe schießen und als er dann nur 10 Meter vor ihm stand ging das riesige Monster auf ihn los. Er konnte gerade noch seine Kamera schultern und sich mit seiner Geländemaschine davonmachen. Ein Glück, dass er den Motor angelassen hatte.“ „Unser Freund Colin vom Caravan Park hat uns vor kurzem berichtet, dass einer seiner Gäste ebenfalls angegriffen wurde. Nur, dass er in einem Jeep saß. Er musste den Kamelbullen mit dem Rammschutz anfahren um davonzukommen,“ erzähle ich. Ja ihr müsst mit euren Tieren sehr aufpassen. Die wilden Kamelbullen kommen jetzt zwar aus der Brunftzeit aber sie können euch immer noch gefährlich werden. Wir haben erst eine Stunde Fahrtzeit von hier drei auf dem Track gesehen. Es sind große stattliche Tiere. Wenn ihr Pech habt begegnet ihr ihnen heute.“ „Wir passen auf uns auf,“ antworte ich und deute auf unser Gewehr das an Sebastians Sattel hängt. Obwohl die freundlichen Menschen noch viele Fragen haben müssen wir weiter. Wir verabschieden uns und setzen unseren Marsch fort. Winkend steht die kleine Menschengruppe noch eine ganze Weile da und sieht uns nach.

Gegen Mittag erreichen wir seit langen wieder eine große Pfütze auf dem Weg. Wir nutzen die Chance und tränken unsere durstigen Tiere. Insgesamt saufen sie 200 Liter Wasser. Max mit seinem Winterfell ist besonders durstig und stürzt sich alleine davon 40 Liter in seine glucksende Kehle.

Um unsere Schuhe noch mal zu weiden stecken wir sie in die braune Lache. Als wir sie das letzte Mal auf diese Weise behandelt haben sind sie tatsächlich größer geworden und unsere Druckstellen haben sich verbessert. Insgesamt benötigen wir eine gute Stunde für den Zwischenstop bis wir wieder aufbruchbereit sind. Eilig schreiten wir dann weiter um unseren Tagesschnitt von mindestens 25 Kilometer halten zu können. Um keine Zeit zu verlieren nehmen wir unser Mittagessen während des Laufens ein. Wir haben uns schon während der ersten Etappe dafür entschieden keine Mittagsrast mehr einzulegen, denn während der Stunde Pause verlieren wir fünf wichtige Laufkilometer. Außerdem sind waren wir nach der Ruhe so müde, dass wir danach kaum noch hoch gekommen sind. Das Schlimmste aber ist der Zeitverlust, denn diese Stunde fehlt uns am Abend. Da es immer sehr viel zu tun gibt benötigen wir bald jede Minute. Wie so vieles im Leben ist es eine reine Gewohnheitssache. Uns macht es nichts mehr aus während des Gehens zu essen und wir freuen uns trotzdem jeden Tag von Neuem auf den Moment wenn Tanja unsere Vesper auspackt. „Na wie schmeckt dir der Wanderfladen?“ ,fragt sie mich neugierig. Der Wanderfladen ist eine ihrer Erfindungen. Es ist nichts anderes als ein im Bedourie gebackenes flaches Brötchen mit Vollwertmehl. An jedem Rasttag oder besser gesagt Interview, Schreib- und Reparaturtag backen wir nun für fünf Lauftage Wanderfladen die Tanja mit dem bestreicht und belegt was die Vorräte bieten. Heute zum Beispiel ist er mit Pfeffermichel bestrichen. Peffermichel ist ein pflanzlicher Brotaufstrich der ähnlich lecker schmeckt wie Leberwurst. Darauf hat sie eine Gurke aus der Dose gelegt und als Nachspeise gibt es einen Müsliriegel und einen der Äpfel die uns unsere Freunde ins Maxcamp gebracht haben. „Schmeckt umwerfend,“ schwärme ich mit vollem Mund. Da Sebastian immer von unserem Apfel, Wanderfladen, Müsliriegel oder was wir sonst in der Hand halten beißen möchte, lösen wir uns mit dem Führen der Karawane ab. Es grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit unser gefräßiges Leitkamel hinter mir zu haben während ich mein Mittagsmahl einnehmen möchte. Frech schiebt er seinen großen Kopf über die Schulter, reißt sein gewaltiges Maul mit einem noch gewaltigeren Schmatzlaut auf und ist in der Lage mir den gesamten Wanderfladen aus Hand zu reißen. Nicht nur einmal habe ich einen Teil meiner wohlschmeckenden Brotzeit einbüßen müssen bis wir uns zu diesen Schritt entschieden haben.

Auf dem Weg entdecken wir die ersten Wellensittiche die in kleinen Gruppen von Busch zu Busch fliegen. Es sind lustige Vögel die ich bisher nur in Gefangenschaft bewundern durfte. „Wenn wir Glück haben können wir riesige Schwärme von ihnen beobachten,“ sage ich zu Tanja die sich gar nicht satt sehen kann. Um 15 Uhr erreichen wir unseren Übernachtungsplatz. Routinemäßig bearbeite ich wieder ein paar Sättel und stelle unser Lager auf. Abends gibt es ein deutsches Mahl. „Was hältst du von Frankfurter Würstchen, Sauerkraut und Kartoffelbrei?“ „Hm, klingt lecker,“ antworte ich begeistert, denn dieses Gericht gibt es nur einmal im Monat. Ich lasse mir gerade eine der Frankfurter auf der Zunge zergehen als ich Jasper in einem Meer von Büschen sitzen sehe. Halb liegend nippt er an den verschiedensten Pflanzen. Ab und zu unterbricht er sein Festmahl, streckt seinen Kopf aus den Büschen und wirft einen Blick zu uns herüber. „Er sieht aus wie ein Prinz beim Galadiner,“ lache ich und spieße mir die nächste Frankfurter auf die Gabel. Als Tanja schon lange in unserer Stoffbehausung schlummert behandle ich mir eine Monsterblase die ich mir wegen den nassen Schuhe gelaufen habe. Die Druckstellen scheinen zwar besser geworden zu sein aber Blasen sind auch kein Spaß. Mit einer sterilisierten Sicherheitsnadel steche ich das ballonähnliche Gebilde auf und drücke das Wasser heraus. Dann klebe ich einen Leukoplaststreifen darüber und krabble endlich in meinen Schlafsack.

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