In diesem Moment interessieren mich nicht die schönsten Blumen
Tag: 68 Etappe Zwei
Sonnenaufgang:
06:05
Sonnenuntergang:
17:36
Luftlinie:
25
Tageskilometer:
26
Temperatur - Tag (Maximum):
28 Grad
Blasen-Camp — 22.08.2001
Um vier Uhr morgens zeigt das Thermometer sechs Grad. Es war seit Wochen die kälteste Nacht. Fröstelnd verlasse ich das Zelt und baue es ab. Ich denke über den guten Schlaf nach den wir hatten und frage mich wieder wie wundersam es ist das auf einmal keine Kamele mehr angreifen. Seit 10 Tagen bleiben wir verschont worauf wir ausgeschlafen und gut gelaunt die Karawane beladen.
Schon nach wenigen Kilometern macht mir wieder die Monsterblase Schwierigkeiten. „Du humpelst ja,“ stellt Tanja fest. „Ja, diese verdammte Blase macht mir zu schaffen,“ klage ich. Dessen ungeachtet ist es ein wunderschöner Tag mit 28 Grad im Schatten. Der Track führt über die ersten langgezogenen Sanddünen. In den Dünentälern gedeiht es wie im Garden Eden. An manchen Stellen zieht sich ein gelbe, orange oder lilafarbenes Blütenmeer durch grünes, saftiges Buschland. Es ist ein Genuss eine Wüste in solch prächtigen Farben erleben zu dürfen. Zwar hat uns der viele Regen fast den Gar ausgemacht, doch auf der anderen Seite sorgt er für üppiges Wachstum und Leben. Selbst die Sanddünen sind zugewachsen und sehen manchmal aus wie grünbraune Adern die sich durch die Ebene ziehen.
Kurz nach Mittag wird der Blasenschmerz unerträglich. Durch meine Humpelei beginnt mich nun auch die Hüfte und der Rücken zu quälen. Ich sehe auf das GPS und frage mich wie ich die nächsten acht Kilometer bis zur Erreichung unserer Wunschstrecke von 25 Kilometer bewältigen soll. Reiß dich am Riemen Denis. Es ist nur eine Blase, rede ich mir zu und versuche das Hinken zu unterdrücken. Wenn ich daran denke das Tanja auf der letzten Etappe teilweise unter 15 Blasen gleichzeitig gelitten hat frage ich mich wie sie das geschafft hat. Ich versuche den Schmerz zu ignorieren und meine Augen auf die blühende Wüste zu richten doch in diesem Moment interessieren mich nicht die schönsten Blumen und Pflanzen. Kurz vor 15 Uhr erreichen wir endlich einen geeigneten Lagerplatz.
Nach dem Abladen der Tiere ziehe ich meine Schuhe und Socken aus. Sofort offenbart sich mir die Ursache der unangenehmen Schmerzen. Das Leukoplastband hat sich an den Socken geklebt und bei jedem Schritt an meiner Blase gezogen. Vorsichtig ziehe ich das nutzlose Klebeband herunter und steche das mindestens drei Zentimeter lange Gebildes auf. Nach der Behandlung grabe ich eine Grube und entfache ein wärmendes Feuer für die Nacht.