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Link zum Tagebuch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 1

Sturmböen

N 44°42'360'' E 020°38'204''
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    Tag: 76

     

    Sonnenaufgang:
    06:42 Uhr

     

    Sonnenuntergang:
    18:08 Uhr

     

    Luftlinie:
    14,14 Km

     

    Tageskilometer:
    59,40 Km

     

    Gesamtkilometer:
    2201,93 Km

     

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

     

    Temperatur – Tag (Maximum):
    21 °C

     

    Temperatur – Tag (Minimum):
    17,2 °C

     

    Temperatur – Nacht:
    11,9 °C

     

    Breitengrad:
    44°42’360“

     

    Längengrad:
    020°38’204“

     

    Maximale Höhe:
    92 m über dem Meer

     

    Aufbruchzeit:
    09.05 Uhr

     

    Ankunftszeit:
    16.30 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    13,73 Km/h

Unter Anstrengungen tragen wir wieder unsere gesamte Ausrüstung inklusive der zerlegten Anhänger die schmalen Treppen der Truckerbude in den Hof hinunter. Dann stecke ich die Laufräder an die Hänger. Nach dem Laden unserer Radzüge kehren wir Belgrad den Rücken und fahren erstmal nach Norden, in die  Richtung aus der wir vorgestern gekommen sind. Laut unserer Landkarte gibt es eine Möglichkeit die Hauptstadt zu umgehen. Allerdings kostet diese Variante einen zusätzlichen Tag. Doch was ist schon ein Tag wenn man bei dem Wahnsinnsverkehr sein Leben aufs Spiel setzt. Eine der wichtigsten Gebote für uns ist soweit wie nur möglich den schweren Verkehr auf Nebenstraßen zu umgehen. Leider haben wir in Serbien bisher keine Nebenstraßen gefunden und wenn waren auch diese vom Verkehr stark überstrapaziert. Laut Aussage einiger Serben verdient hier ein Durchschnittsbürger etwa 100 Euro im Monat. Das Benzin kostet aber  nahezu das Gleiche wie in Deutschland. Wie die vielen Autofahrer sich den Treibstoff leisten können ist uns unerklärlich. Vielleicht bewegen wir uns hier in Nordserbien rein Zufällig auf den Hauptverkehrsverbindungen nach Belgrad? Wir wissen es nicht.

Der einstige Gegenwind der uns vor zwei Tagen das Vorankommen schwer werden ließ hat sich noch gesteigert und bläst uns jetzt seine sturmartigen Böen ins Kreuz. Wir fliegen mit 22 bis 26 Kilometer pro Stunde über den Asphalt und müssen trotz Kälte immerzu jubeln. Zum Glück brausen an dem heutigen Morgen die Lastwägen nach Belgrad hinein womit wir auf unserer Straßenseite nicht so gefährdet sind. “Hier hört der Spaß auf! Wir müssen in Richtung Pancevo abbiegen!”, rufe ich Tanja zu. “Wie meinst du das mit dem Spaß?”, fragt sie durch das wilde Surfen auf der Hauptstraße recht euphorisch. “Ab sofort führt uns die Straße wieder nach Süden. Wir müssen also gegen den Wind ankämpfen”, erkläre ich. “Oh nein!” “Oh doch!”, stöhne ich die ersten Windböen um die Ohren bekommend. Es dauert nicht lange und wir haben das Gefühl als würden wir gegen eine ganze Armada von Windmühlen kämpfen. Alles was wir bisher an Gegenwind erstrampeln mussten wird heute zu einer Lächerlichkeit deklariert. Wir befinden uns in der sich selbst Übersteigerung der Superlativen. Zu mindest kommt es uns so vor weil wir in unserem jungen Radfahrerleben so etwas noch nie erlebt haben. “Wwwuuuuu!”, haucht eine Böe uns entgegen und lässt unsere Geschwindigkeit trotz aller erdenklichen Anstrengung auf 6 Stundenkilometer abfallen. Unsere Lenker schwanken hin und her. Noch etwas langsamer und wir müssen schieben. Wir radeln auf dem vorderen kleinen Zahnkranz und haben die Rohloff auf den vierten Gang gestellt. Unsere angeschwollenen Oberschenkel kreisen das es einem schwindelig werden könnte. “Wwwuuuuu!” “Wwwuuuu!” “Wwwuuuuu”, rast es über uns hinweg. Das Geheul der Naturgewalten lässt die Motoren der hinter uns kommenden Lastwägen verstummen. Nichts mehr warnt uns vor der Gefahr großer schwarzer Reifen. Wie aus dem Nichts tauchen die Monster urplötzlich neben uns auf und erschrecken uns immer wieder und immer wieder von neuem. Das Radfahren offeriert uns bald jeden Tag neue Varianten einer scheinbar unendlichen Erlebniswelt. In den letzten Tagen kommt es uns aber so vor mehr negative als positive Erfahrungen machen zu müssen. Insgeheim trauere ich den schönen, gut ausgebauten, sicheren Radwegen nach. Die Bodenseeumrundung, die liebliche schwäbische Alb ,  der fantastische, kulturreiche Radweg an der Donau, das alles gehört zu einer Welt die weit hinter uns liegt. Alle Anstrengungen die wir dort hatten waren nur ein kleines Warm up  für die Killerstraßen in Serbien, für den abnormalen Wind mit seinen extremen Böen. “Wwwuuuuu”, bläst es mir wieder unter den Helm, lässt meinen Lenker erzittern und meine guten strampelnden Freunde unter mir aufjammern. Wir kommen nur sehr langsam voran. Vielleicht sechs bis sieben Kilometer in der Stunde. Öfter als wir möchten müssen wir anhalten um trotz der Kälte zu trinken und etwas zu verschnaufen. Vor uns liegt ein schmaler Asphaltstreifen dessen eine Hälfte von Baumaschinen aufgerissen ist und derzeit erneuert wird. Die Bauarbeiter stecken in dicken Jacken. Überrascht sehen sie auf wenn wir uns an ihnen vorbei kämpfen. Die Sicherheit lässt es nicht zu die Hand vom Lenker zu nehmen um zu grüßen. In wenigen Fällen nicken wir mit dem Kopf.

Tanja und ich wechseln uns mit dem Spuren durch das Windmeer ab. Einmal fahre ich voraus einmal sie. Wir müssen unsere Kräfte zu schonen und zumindest versuchen heute noch Pancevo zu erreichen. “Du verdammter Wind!”, rufe ich den ewig aufkommenden Böen entgegen und hebe meine Faust in den Himmel, worauf es mir fast den Lenker verreißt. “Wann hörst du endlich auf?”, rufe ich wieder und will nicht klein beigeben mich gegen die Natur aufzulehnen die mir diesen Tag so schwer werden lässt. Mit hechelnder Lunge strample ich wie um mein Leben und habe das Ende von Tanjas Anhänger genau im Auge. Ich konzentriere mich darauf direkt dran zu bleiben, um soviel Windschatten wie möglich abzubekommen. Unser Tacho zeigt gerade mal 35 Tageskilometer an. Bis Pancevo sind es noch weitere 25 Kilometer. Keine Ahnung wie wir das schaffen wollen. Der Wille ist das Einzige was uns gegen das Heulen antreten lässt. Nur nicht aufgeben, denke ich mir nicht zum ersten Mal auf dieser Radtour die so locker und gemütlich begonnen hat. “Was ist das schon? Wir schicken euch nur ein bisschen Wind. Es ist nichts geschehen. Es gibt keinen Grund zum Jammern. Ihr seid gesund und wohlauf. Du wirst dich doch nicht schon wieder nach dem Sinn eurer Unternehmungen fragen?”, höre ich es in mir. “Oh, da bist du ja wieder”, antworte ich der Stimme von Mutter Erde die sich in diesem Fall zu einem sehr unpassenden Zeitpunkt meldet. “Es gibt keine unpassenden Zeitpunkte um über Gedanken zu sprechen”, fühle ich mich ertappt. “Konzentriere dich auf deinen Weg. Lass dich nicht ablenken und akzeptiere deine und eure Erlebnisse. Es macht keinen Sinn sich ständig dagegen aufzulehnen. Du bist hier auf Erden um zu lernen. Was wäre denn wenn wir euch weiterhin wie im Paradies dahinreisen ließen? Was würdet ihr denn erleben? Über was würdest du berichten? Welche Erfahrungen würdest du sammeln? Wie solltest du reifen wenn wir dir nicht ständig neue Varianten der Gefühle präsentieren? Sehe es als Geschenk soviel erleben zu dürfen. Wir haben dir das schon oft erzählt und wir werden dir weiterhin unsere Geschenke der Erfahrungen schicken. Bis du es verstanden hast die Dinge die unabänderlich sind zu akzeptieren. In den Wüsten haben wir dir immer gesagt, du sollst es fließen lassen. Auf dem Fahrrad hier in Serbien ist das nichts anderes. Lass es fließen. Akzeptiere. Konsumiere die Erfahrungen. Schreib sie nieder. Berichte über deine Gefühle. Das ist dein Job. Ein Teil deiner Aufgabe. Lebe das Leben, lasse es zu, lasse es fließen und freue dich über Neues. Neue Erfahrungen sind wie ein Schatz zu werten, füllt deine Truhe der Geschichten und Erlebnisse weiter an. Der Fundus ist unendlich. Ein Menschenleben reicht nicht in tausend Jahren aus, um alle Erfahrungen zu machen die es zu machen gilt. Also freue dich ständig Neues erfahren zu dürfen, auch wenn dir deine Lungen brennen. Auch wenn dir der Rücken schmerzt und deine Muskulatur zu zittern beginnt. Freue dich am Leben zu sein und deinen Körper so einsetzen zu dürfen wie du es tust. Wir wollen dich gar nicht erst daran erinnern was es heißt behindert zu sein. Was es heißt keinen gesunden Körper und keinen gesunden Geist zu besitzen. Du weißt genau was das bedeutet und welche Einschränkungen ein Mensch hat der nicht gesund ist. Du hingegen bist frei. Du kannst und lebst Freiheit mit Körper und Geist. Genieße dieses wunderbare Geschenk. Genieße das Sammeln neuer Erlebnisse. Was es zum Beispiel heißt bei Gegenwind zu radeln. Was Straßen für die ungeschützte Tierwelt bedeuten. Wie viele Kinder Frauen und Männer darauf ihr Leben lassen müssen. Wie Abgase in der Lunge brennen. Wie eine Landschaft aussieht die durch euch Menschen missbraucht wird. Wir können dir nur immer wieder sagen, dass diese Erfahrungen wichtig sind. Denke darüber nach, schreibe es auf und gib nicht auf darüber zu berichten und zu erzählen… Wwwuuuuu! Wwwuuuuu”, verflüchtigen weitere Windböen die eben noch klar gehörten Worte. Mir kommt es so vor als hätte eben der Wind zu mir gesprochen. Trotz der aufmunternden Worte bin ich mürrisch. Will nicht verstehen was ich soeben gehört habe. Will nicht begreifen was es heißt fließen zu lassen und zu akzeptieren. “Wwwuuuhhuu!”, reißt uns urplötzlich eine Windböe aus dem Sattel. Tanja und ich bringen in letzter Sekunde unsere Beine auf den staubigen Asphalt und können gerade noch einen Sturz verhindern. “Ttttuuuuuhhhhhttt!”, schreckt uns im selben Augenblick das tiefe bedrohliche Horn eines Busses direkt hinter uns. Der Fahrer schüttelt den Kopf. Er konnte anscheinend gerade noch rechtzeitig bremsen. Nachdem der Bus an uns vorbei geschlichen ist steigen wir wieder in den Sattel. Ich denke über die Situation nach, denke darüber nach was mir vor wenigen Minuten Mutter Erde oder der Wind versucht haben zu erklären und entschließe mich ab diesem Zeitpunkt die Anstrengung zu akzeptieren.

Wir erreichen eine kleine Ortschaft. An einem Laden halten wir an um uns etwas zu kaufen. “Willst du nicht hineinkommen?”, frage ich Tanja die draußen in dem kalten Wind bei den Rädern bleibt. “Geh erst du. Ich komme dann wenn du wieder draußen bist”, erklärt sie, was ich im ersten Moment nicht verstehe. Fünf Minuten später trete ich wieder in das ungemütlich windige Freie der staubigen Strasse. “Warum wolltest du denn nicht mit rein?”, frage ich verwundert. Tanja bewegt nur ihre Augen nach rechts und verschwindet jetzt kommentarlos in dem Krämerladen. Sofort verstehe ich was sie gemeint hat. Ein offensichtlich betrunkener Serbe schleicht wie ein hungriger Wolf um unseren Besitz. Er tut so als würden wir ihn gar nicht interessieren. Im Straßengraben sucht er nach Nüssen. Schaut aber immer wieder zu mir herüber. Dann verschwindet er hinter einem Haus. Aufatmend lasse ich mich im Windschatten neben dem Laden auf einem Holzpflock nieder, um meine Schokolade zu essen. Es dauert nur Sekunden bis der Mann um die Häuserecke kommt. Erschrocken mich zu entdecken verharrt er einen Augenblick, sieht zu Boden, um dann zielstrebig im Laden zu verschwinden. So wie es aussieht hat er nicht damit gerechnet mich direkt vor unseren Bikes anzutreffen. Tanja hatte Recht. Es wäre nicht gut gewesen wenn wir beide in dem Geschäft verschwunden wären. Schließlich hat man uns nicht umsonst gewarnt nie unsere Ausrüstung alleine zu lassen.

Eine Stunde danach hecheln wir schnell tretend durch eines der vielen halb verlassen aussehenden Dörfer. Die Menschen halten sich bei dem Wetter eher im Inneren ihrer Häuser auf. “Lass uns da drüben doch mal fragen ob wir etwas Heißes zu trinken bekommen”, schlage ich vor. Tatsächlich ist die freundliche Frau in dem winzigen Bistro bereit uns einen türkischen Kaffee aufzubrühen. Während ich mich auf einen der wenigen Stühlen niederlasse und durch die angeschlagene Fensterscheibe unsere Räder beobachte, kauft Tanja im Laden neben an Weißbrot und Thunfisch für unser Mittagessen. Dann sitzen wir als einzige Gäste in der windgeschützten Bude, essen heißhungrig unser Mitgebrachtes und trinken dazu frisch aufgebrühten Kaffee. Es schmeckt herrlich und durch die ständige Anstrengung kommen wir kaum noch hinterher unsere Körper mit der Nahrung zu versorgen nach der sie unaufhörlich und bedingungslos verlangen. Als wir uns von den netten Gastgebern verabschieden gibt uns die Frau noch eine Tüte Bonbons mit. “Eine gute und sichere Fahrt”, wünscht sie uns lachend.

Um 16:30 lassen wir nach knapp 60 Tageskilometer unsere fahrbaren Untersätze durch die nur ca. 20 Kilometer von Belgrad entfernte Stadt Pancevo rollen. Um den Killerverkehr von Belgrad zu umgehen mussten wir diesen Umweg in Kauf nehmen. Natürlich haben wir nicht mit diesen gnadenlosen Sturmböen gerechnet. Aber wer weiß ob uns auf der kürzeren, vermeintlich leichteren Strecke, nicht etwas passiert wäre? So mussten wir hauptsächlich nur gegen den Wind ankämpfen. Wir schieben gerade die Räder über mehrere Bahngleise als uns ein Mann etwas Unverständliches zuruft. “Mach schnell Denis! Da kommt ein Zug!”, ruft Tanja begreifend, worauf wir uns beeilen von den Schienen zu kommen. Tatsächlich donnert wenig später die Eisenbahn vorbei. Die Schranke des Bahnübergangs ist ohne jegliche Funktion und die roten Lichter der Warnblinkanlage sind schon lange kaputt. Kopfschüttelnd gehen wir weiter. Plastiktüten und Staub fliegen durch die Luft. An vielen Bäumen in Gleisnähe hängen die hässlichen Dinger in den Ästen. Der Wind bläst einige von ihnen zu Ballons auf. Soweit das Aug reicht liegt Müll herum. “Unglaublich wie es hier aussieht”, sage ich verblüfft auf die kaputten Häuser und Bauten kuckend. Pancevo wirkt auf uns wie ein Mahnmal des Krieges. Die Häuser sind mehr oder weniger völlig heruntergekommen und einige von ihnen wirken so als würden sie bald zusammenfallen. Man schickt uns zu einer Pension. Ein sehr arm aussehender Mann erklärt mir vor dem Eingang der Unterkunft das hier die Menschen schlafen die ansonsten auf der Straße bleiben müssten. “Hier befindest du dich vor der untersten Kategorie aller Übernachtungsmöglichkeiten. Es gibt keine Duschen und die Toiletten sind auf dem Gang. Ich bin nur hier weil ich nicht mehr arbeiten kann. Bin krank, verstehst du? Der Doktor hat mir gesagt ich darf mich nur noch ganz langsam bewegen. Mein Herz und meine Lungen sind kaputt. Kommt von der Arbeit”, erzählt er ohne Luft zu holen und stellt sich so vor mein Rad das ich keine Möglichkeit habe weg zu kommen. “Ist ja furchtbar”, bestätige ich sein Leid. “Ja, ist furchtbar. Ich spreche Französisch, Englisch und Russisch. Und was hat es mir gebracht? Mein Vater war ein Königstreuer. Wir waren immer politisch engagiert”, erzählt er weiter und weiter während ich mich vor Erschöpfung kaum noch aufrecht halten kann. “Entschuldigung, ich kann ihr Trübsal verstehen aber ich muss weiter”, sage ich mein Rad langsam anschiebend. Vorsichtig zieht er seinen Fuß zurück und gibt mir den Weg frei. “Auf wieder sehen”, rufe ich noch und winke.

Dann erreichen wir das einzige, absolut heruntergekommene Hotel der Stadt. Die Trostlosigkeit des Ortes noch steigernd protz es in seiner Hässlichkeit auf dem Platz. Der Wind jagt die von den Bäumen gefallenen Blätter durch die Luft. Der aufgewirbelte Staub, unsere Kraftlosigkeit und die Kälte des Tages erwecken in mir das Gefühl als würde jeden Augenblick die Welt untergehen. Am liebsten würden wir weiterfahren, doch bis zur nächsten Stadt sind es noch 31 Kilometer. Selbst wenn heute keine Sturmböen durch die Straßen fegen würden wäre diese Entfernung zu weit. Abgesehen davon wissen wir nicht ob es in Kovin nicht ähnlich wie hier aussieht. Da drin schreibe ich nie mein nächstes Update”, sage ich entschlossen das Gebäude einer kommunistischen Epoche betretend. “Sie dürfen ihre Räder in der Tiefgarage abstellen”, meint der mürrische Mann hinterm Tresen.  “Aber da werden sie uns wahrscheinlich gestohlen. Die Räder sind alles was wir besitzen und sehr wichtig für unsere Reise. Wir wollen mit ihnen nach China”, erkläre ich, um etwas Mitgefühl heischend. “Also gut, sie können ihre Fahrräder dort in der Garderobe parken. Es ist die gesamte Nacht jemand am Empfang. Sie sind da gut aufgehoben”, bietet er mir an, worauf ich mich herzlich bedanke.

Wir stellen fest, dass die Menschen hier in Serbien im ersten Augenblick etwas abweisend sind. Auf jedem Fall anders als in Ungarn. Wenn man die erste Barriere genommen hat werden sie dann meist freundlicher und haben auch mal ein Lachen für uns übrig. Natürlich ist es für uns unmöglich ein gesamtes Volk in so kurzer Zeit mit einem Charakterzug zu belegen. Es sind nur Eindrücke die uns jeden Tag streifen. Im Grunde gibt es auch hier sehr freundliche offene Menschen. Trotzdem sind sie anders und wir müssen lernen mit dieser Mentalität umzugehen.

Wie jedes Mal ist es ein richtiger Akt alles was wir besitzen in das Zimmer zu schleppen. Gott sei Dank gibt es eine Aufzug. Für 35 Euro die Nacht ziehen wir freudlos in das unfreundliche und nüchterne Ostblockzimmer ein.

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