Skip to content
Abbrechen
image description
Link zum Tagebuch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 1

Stell dir ein goldenes Ei vor!

N 49°01'168'' E 012°03'477''
image description

    Tag: 31

    Sonnenaufgang:
    06:14 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:58 Uhr

    Luftlinie:
    15,66 Km

    Tageskilometer:
    25,97 Km

    Gesamtkilometer:
    748,67 Km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Temperatur – Tag (Maximum):
    21 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    16 °C

    Temperatur – Nacht:
    12 °C

    Breitengrad:
    49°01’168“

    Längengrad:
    012°03’477“

    Maximale Höhe:
    435 m über dem Meer

    Aufbruchzeit:
    12.00 Uhr

    Ankunftszeit:
    16.40 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    12,10 Km/h

Dicke Nebelschwaden hüllen das Donautal in ihren feuchten Mantel. Der anhaltende Regen hat alles dazu beigetragen auch diese Nacht den gewohnten unangenehmen Stempel aufzudrücken. Gleich nach dem Aufstehen steigen wir zur Donau hinunter. Tatsächlich hat sich das Aufbauen der Gerüste gelohnt. Einige der Häuser sind nur noch über den Gerüststeg zu erreichen. Das Schicksal der Bewohner hier wird nun von der vernünftigen Regelung der Staustufen abhängen.

Tanja und ich entscheiden uns heute aufzubrechen. Zum bleiben gibt es immer einen Grund. Wenn wir uns nicht bewegen wird es nicht die Flut sein die uns zurückhält sondern der Schnee.

Die ersten Kilometer folgen wir der Landstraße. Dann führt uns der Weg wieder an die Ufer des Flusses. “Ihr könnt hier nur bis Poikam fahren. Dann müsst ihr nach Bad Abbach und der Bundesstraße nach Regensburg folgen. Die Radwege sind zum großen Teil überspült”, warnt uns ein Passant. Plötzlich ist der Weg gesperrt. Wir fahren trotzdem weiter. Polizei, Feuerwehr und andere Spezialisten stehen am Ufer. Ein großer Lastenkahn liegt quer zur Eisenbahnbrücke. So wie es aussieht ist er nicht nur vom Kentern bedroht sondern gefährdet auch die Brücke. Ein Zug rauscht donnernd über den gurgelnden Strom und unterstreicht den Ernst der Situation. “Was hat er denn geladen?”, möchte ich wissen. “Weizen.” “Und was ist geschehen?”, frage ich einen der Einsatzkräfte. “Es ist gestern Abend passiert. Der Schlepper wollte den Schleusenkanal verlassen, nahm den falschen Winkel zur Strömung und wurde von der Macht des Flusses an die Brückepfeiler gedrückt.” “Sieht so aus als würde ihn die Kraft des Wassers bald auseinander brechen”, sage ich. “Wenn der Pegelstand sich wie angekündigt weiter erhöht auf jeden Fall. Wir hoffen ihn aber vorher aus der misslichen Lage befreit zu haben”, antwortet er. “Wie wollen sie das anstellen?” “Wir schleppen ihn mit Seilwinden weg”, höre ich. Gerne würden wir dem Schauspiel beiwohnen doch die Einsatzkräfte fordern alle Anwesenden dazu auf den Ort des Geschehens zu verlassen.

Hinter Bad Abbach müssen wir der stark befahrenen Bundesstraße folgen. Lastwagen brausen dicht an uns vorbei das uns Angst und Bang wird. Bisher war auf diesem Trip nichts gefährlich aber das Fahren an einer stark frequentierten Hauptverkehrsader grenzt an einem Alptraum. Jedes Mal wenn ein dicker Brummi an uns vorbeirauscht glaube ich die Kontrolle über meinen kleinen Roadtrain zu verlieren und hoffe nicht all zu stark hin und her zu schwanken.    . Der Windsog eines großen Lastwagens ist so groß, dass wir auf unseren Aluminiumböcken regelrecht zu torkeln beginnen. “Du musst dir ein goldenes Ei vorstellen!” “Was?!” “Ein goldenes Eiii! Stell dir ein goldenes Ei um dich herum vor!!! Da fühlst du dich sicherer!”, ruft Tanja die sich mit ihrem Gefährd in meinem Windschatten befindet. Da mir im Augenblick auch nichts Besseres einfällt radle ich nun in meinem goldenen Ei dahin und bin froh, dass wir schon nach kurzer Zeit auf eine Nebenstraße treffen, um unsere Fahrt nach Regensburg fortzusetzen. In der Stadt kaufen wir uns in einem großen Fahrradgeschäft Schutzhüllen für unsere Schuhe, um sie bei der Dauernässe trocken zu halten. Dann suchen wir den Campingplatz auf. Neben zwei anderen tropfnassen Radlern sind wir die einzigen Fahrradfahrer hier. “Kein Wunder bei den Preisen kann man sich wirklich überlegen in einer Pension einzuchecken”, meine ich, denn mit Euro 18,20- ist es der teuerste Zeltplatz unserer bisherigen Reise. Wegen dem Hochwasser sind wir auf der höher gelegenen Notwiese untergebracht.  Leider befindet die sich neben den Mülltonnen und Abfallhaufen. Kaum ist unsere immer nasse Behausung aufgestellt öffnen sich die Pforten des Himmels. Schnell kriechen wir hinein und verzehren in kauernder Haltung ein paar Brötchen mit Aufstrich. Durch meine Rücken- und Knieschmerzen weiß ich nicht wie ich mich setzen soll. “Ich hoffe es wird nicht schlimmer”, stöhne ich leise. Tanja sieht mich besorgt an. “Du solltest eine heiße Dusche genießen. Schließlich zahlen wir hier ein Haufen Geld und der Mann an der Rezeption hat den hohen Preis mit den gepflegten Sanitärräumen gerechtfertigt. Lass dir einfach den heißen Wasserstrahl auf den Rücken plätschern. Das tut dir bestimmt gut”, schlägt sie vor.

Unbefriedigendes Duscherlebnis

Nach dem Essen, dem Schreiben meiner Kurzaufzeichnungen, dem Überspielen und Beschriften der Bilder krieche ich nachts um 21:30 Uhr aus unserem Tunnelzelt. Sofort umwabbert mich eine dicke Regenwolke die sich offensichtlich in ihrer Flughöhe getäuscht haben muss. Der Strahl meiner Stirnlampe kann das Nebelgeschöpf kaum durchdringen. Bibbernd vor Kälte laufe ich nur im Unterhemd und Hose bekleidet zum Duschraum. Gott sei Dank ist er zu dieser späten Stunde nicht geschlossen. Ich begebe mich in die erste Kabine, zieh den Rest meiner Klamotten aus, hänge sie an den Haken und drücke auf den Knopf. Kaltes Wasser plätschert auf den Boden, spritzt nach oben und benetzt meine Beine. Ein Schauer läuft mir über den Körper und am liebsten hätte ich fluchend auf geschrieen. Kaum ist der Wasserstrahl auf den Boden aufgetroffen, um alles mit seiner Kälte zu ergötzen, verschwindet er wieder in seiner Leitung. Ich drücke erneut auf den Knopf und das Spiel wiederholt sich. Es dauert eine Weile bis endlich warmes Wasser kommt. Mittlerweile bin ich total aus gefroren. Durch die offensichtliche Sparsamkeit der Campingplatzbetreiber wird mein Duscherlebnis zu einer unangenehmen Erfahrung. Kaum plätschert das warme Wasser auf mein Haupt zieht es sich schon wieder in sein Rohr zurück. Wütend trommle ich auf den Druckknopf aber nach spätesten fünf bis sechs Sekunden ist das kurze vergnügen jedes Mal wieder beendet. Um den Wasserstrahl zu erhalten drücke ich mit der Linken den Knopf während ich mich versuche mit der Rechten einzuseifen. Dann glitscht mir die Seife aus der Hand und rutscht über den nassen Boden davon. Beim erneuten Duschversuch lehne ich mich mit dem Rücken gegen den Druckknopf.  Zufrieden mit meiner Idee beginne ich nochmals meine Haare zu waschen doch kann ich mit meinem Rücken den Knopf nicht gedrückt halten. “Von wegen lass dir den heißen Wasserstrahl auf den Rücken plätschern. Diese Dusche gehört verboten. Sie ist die reine Katastrophe. Da tut gar nichts gut”, fluche ich vor mich hin und beende den vermeidlichen Spaß. Bevor ich dann den Duschraum verlasse blicke ich aus reiner Neugier in eine andere Duschkabine. Zu meinem Entsetzen entdecke ich dort einen normalen Wasserregler den man nicht drücken muss. Auch alle anderen Duschkabinen sind mit normalen Reglern ausgestattet.

Wir freuen uns über Kommentare!

This site is registered on wpml.org as a development site.