Schwimmender Markt – Schlangen im Kühlschrank
N 10°41’50.7’’ E 105°07’35.9’’Datum:
27.03.2017 bis 30.03.2017
Tag: 636 – 639
Land:
Vietnam
Provinz:
An Giang
Ort:
Châu Đốc
Breitengrad N:
10°41’50.7’’
Längengrad E:
105°07’35.9’’
Tageskilometer:
20 km
Gesamtkilometer:
23.228 km
Maximale Höhe:
14 m
Gesamthöhenmeter:
70.321 m
Sonnenaufgang:
05:59 Uhr – 05:58 Uhr
Sonnenuntergang:
18:10 Uhr
Temperatur Tag max:
37°C
Temperatur Tag Sonne:
57°C
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Tock! Tock! Tock!, tuckert es in den unterschiedlichsten Tonnuancen um uns herum. Hausboote, Lastenboote, Langboote, Fährboote und was es sonst noch für Boote auf dem Mekong gibt, knattern hier hin und her. Ich sitze mit Tanja auf einem Langboot, welches an den Ufern der kleinen quirligen Stadt Châu Đốc, nahe der kambodschanischen Grenze, entlangschippert. Unser Kapitän ist eine Vietnamesin. Begleitet von ihrer kleinen Tochter fährt sie Touristen aus aller Welt mit ihrem Kahn herum. Da es offensichtlich Nebensaison ist, oder weil wir einfach Glück haben, sind wir mit einem anderen Deutschen die einzigen Gäste. „Ein gewaltiger Fluss“, bestaunt Tanja den Mekong, der in Tibet entspringt, durch China, Myanmar, Laos, Thailand und Kambodscha fließt, um unweit von hier in einem riesigen Delta ins Chinesische Meer zu münden. Tock! Tock! Tock!, tuckert und wimmelt es auf dem träge dahin fließenden, braunen Strom unermüdlich, dessen Länge zwischen 4350 km und 4909 km angegeben wird und somit zu den zwölf längsten Flüssen der Erde gehört.
„Das dort vorne ist der schwimmende Markt“, erklärt unsere Kapitänin in schlechtem Englisch. Zahlreiche große und viele kleine, teils bunt angemalte schwimmende Kähne liegen vor Anker. Schon von weitem sehen wir die Betriebsamkeit. Frauen und Männer gestikulieren, rufen eifrig durcheinander und bieten somit ihre Waren an.
Die Frachträume der vielen Barken, Lastkähne und Ruderboote sind mit Kokosnüssen, Bananen, Wassermelonen, Kartoffeln, Reis und vielen anderen, teils tropischen Früchten, bis zum Rand beladen. Kleinere Barken werden nur durch Muskelkraft von ihren Besitzern gerudert. Es herrscht ausgelassene, teils hektische Stimmung. Manche der Bootshändler heben ihre Hand. „Xin chào!“, (Hallo) erwidern wir ihren Gruß.
„Ist dir aufgefallen, das an jedem der Verkaufskähnen eine Stange steht, an der das Produkt hängt welches sie anbieten?“, fragt Tanja. „Jetzt wo du es sagst.“ „Und das viele der Boote mit bunten Augen auf den Bug verziert wurden?“ „Ja, sieht irgendwie schön aus. Die Bootsführer glauben, dass sie dadurch vor Geistern und dem bösen Blick geschützt sind.“ „Na hoffentlich hilft es auch.“ „Ein starker Glaube versetzt Berge und wenn ein Bootsinhaber sein Leben lang vor dem bösen Blick verschont wurde hat es für ihn offensichtlich geholfen“, antworte ich.
Unsere Steuerfrau lenkt ihr Langboot durch das mit Schilf dicht bewachsene Ufer. Wir steigen aus, folgen ihr über einen langen, sehr wackeligen Holzsteg zu einem moslemischen Dorf. Die Bewohner, der einfachen auf Holzstelzen stehenden Hütten, sind arm. Der Kontrast zwischen unserem Leben und ihrem ist extrem und zeigt uns immer wieder die riesige Kluft zwischen Wohlstand und Existenzminimum. Vor allem zeigt es uns welch privilegiertes Leben wir führen dürfen und welch immenses Glück wir hatten zum richtigen Zeitpunkt auf dem richtigen Fleck unserer Mutter Erde geboren worden zu sein.
Auf der weiteren Fahrt über den mächtigen Mekong, an seinen von verrosteten Blechhütten gesäumten Ufern, den manchmal mit Liebe gestalteten schwimmenden Häusern, denke ich über unsere bisherige spannende, vielseitige und unvergessliche Reise der letzten zwei Jahre nach. „Das ist eine Fischfabrik“, meint die Steuerfrau unserer Barke und legt neben einer verrosteten, schwimmenden Blechhütte an. Sie erklärt uns das unter dem Haus abertausende von Fischen leben. Zum Beweis hebt sie ein paar Holzplanken des Fußbodens ab und wirft in das zum Vorschein kommende Wasser Fischfutter. Sofort beginnt das Wasser regelrecht zu kochen. Die Fische sausen wie die Irren durcheinander, gebärden sich wie wahnsinnig, um an das Futter zu gelangen, sodass einige von ihnen in ihrem Übermut auf die Planken springen und nach Luft schnappen. „Hi, hi, hi“, lacht die Frau über unsere verwunderten Gesichtsausdrücke und erklärt, dass die Fische in Tanks gezüchtet, und wenn sie groß genug sind, lebend in den Bauch eines Schiffes geladen werden, um sie auf diese Weise frisch nach Ho-Chi-Minh-Stadt zu bringen. „Lebend?“, frage ich. „Ja, lebend. Der Laderaum der Fischtransporter liegt im Wasser und wird während der Fahrt vom Flusswasser durchspült“, verstehen wir.
Am Abend finden wir wieder eines der einfachen kleinen Restaurants. Die Frau kocht an einem Stand vor ihrer Suppenbude, in der ein paar Plastikstühle stehen und der Mann die Teller spült. Wie so oft können wir die Speisekarte nicht lesen. Tanja sucht die Köchin auf und deute auf die eine oder andere Zutat. Weil sie kein Gemüse sieht, läuft sie zum Kühlschrank der Köchin, öffnet ihn um hoffentlich das Gewünschte zu entdecken. „Ohh!“, höre ich sie rufen, worauf die Kühlschranktür wieder zuschlägt. „Was denn?“, frage ich ein wenig amüsiert, da ihr Gesicht einen erschrockenen Eindruck auf mich macht. „Du glaubst es nicht. Da sind lauter Schlangen drin.“ „Was? Schlangen? Kann doch nicht sein.“ „Ist aber so. Du kannst ja selber mal einen Blick hineinwerfen.“ Sofort erheb ich mich, öffne den Kühlschrank und erschrecke derart, dass ich ihn sofort wieder schließe. „Ha, ha, ha. Ich sagte doch, dass er voller Schlangen ist“, lacht Tanja herzhaft, nachdem diesmal mein Gesicht einen entsetzten Eindruck machen muss…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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