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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Letzte Fahrt in Vietnam

N 10°23’00.4’’ E 104°28’18.0’’
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    Datum:
    31.03.2017 bis 01.04.2017

    Tag: 640 – 641

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Kiên Giang

    Ort:
    Hà Tiên

    Breitengrad N:
    10°23’00.4’’

    Längengrad E:
    104°28’18.0’’

    Tageskilometer:
    100 km

    Gesamtkilometer:
    23.328 km

    Luftlinie:
    80 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    24.1 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    41.9 km/h

    Fahrzeit:
    4:08 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Maximale Höhe:
    10 m

    Gesamthöhenmeter:
    70.490 m

    Höhenmeter für den Tag:
    169 m

    Sonnenaufgang:
    06:00 Uhr

    Sonnenuntergang:
    18:12 Uhr

    Temperatur Tag max:
    36°C

    Aufbruch:
    06:50 Uhr

    Ankunftszeit:
    12:00 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Wegen der brütenden Hitze beginnen wir den heutigen Tag bereits um 5:00 Uhr. Um 6:30 Uhr hocken wir im Sattel und verlassen die Stadt Châu Đốc, von der man angeblich nur über den Mekongfluss nach Kambodscha einreisen kann. Da das Schnellboot erst in der Hauptstadt Phnom Penh anhält, wäre dieser Grenzübergang für uns äußerst ungeeignet, denn wir wollen Kambodscha natürlich genauso erradeln wie all die anderen Länder dieser Reiseetappe.

Vor uns liegen 100 Radkilometer bis wir die nächste, im äußersten Süden des Landes liegende, Grenzstadt Hà Tiên erreichen. Die wenig befahrene Straße wird zu ihrer Rechten vom Kanal Kenh Vinh Te begrenzt. Auf der anderen Seite des Kanals können wir bereits Kambodscha sehen. Der Übergang zwischen den beiden Ländern ist durch keine optisch sichtbare Grenze getrennt. Bauern arbeiten hier und in Kambodscha auf ihren Feldern, besprühen hier wie drüben die Reispflanzen mit Gift. Während einer kurzen Rast stehen wir am Kanal und sehen den Kambodschanern zu wie sie ohne Atemschutz und barfuss in den Reisfeldern stehen. Sie haben einen Gifttank auf dem Rücken geschnallt, haltend ein dünnes, langes Rohr in den Händen und hüllen ihre jungen lindgrünen Reispflanzen in einem weißen Giftnebel ein. Auch wenn ich diese Art von Pestizid- und Düngerausbringung in den letzten zwei Jahren regelmäßig beobachtet habe, kann und will ich mich nicht an daran gewöhnen. Ich wende meinen Blick ab und beobachte für eine Weile ein paar vorbeituckernde Lastenkähne. Dann hole ich mir mein langärmliges Hemd aus der vorderen Satteltasche, um meinen Körper vor den immer stärker werdenden Sonnenstrahlen zu schützen. Mittlerweile hat es wieder 37 Grad im Schatten. Die einzige Abkühlung bedeutet für uns der Fahrtwind. Gerne würde ich, wie am frühen Morgen, im T-Shirt weiteradeln, jedoch wären die Folgen trotz Sonnenkreme böse Hautverbrennungen. Also besser schwitzen als sich einen Sonnenbrand zuziehen, der, so hat man uns es berichtet, jedes Mal die menschliche DNA schädigt und somit Hautkrebs auslösen kann. Für uns als Abenteurer und Radfahrer, die ständig der Natur und somit der Sonne ausgesetzt sind, ist der Schutz vor der Sonne von elementarer Wichtigkeit. Alleine in den USA erkranken jedes Jahr 38.000 Menschen an Hautkrebs, wovon 7.000 sterben. In Deutschland gibt es jährlich 6.500 Neuerkrankungen mit 2.000 Todesfällen.

Nach zwei Stunden halten wir kurz, um uns am Straßenrand mit einem gekochten Maiskolben zu stärken. Als wir weiterfahren wollen schenkt uns die Verkäuferin zwei weitere Maiskolben. „Damit sie bei der Hitze genügend Energie haben und nicht von ihren Rädern fallen“, verstehen wir. „Passen sie auf. Wir sind hier im Grenzgebiet. Da gibt es eine Haufen Ali Babas“, warnt uns ein Mopedfahrer der ebenfalls eine Rast eingelegt hat, um einen Maiskolben zu verzehren. „Ali Babas?“, frage ich nach. „Räuber“, antwortet er. „Danke für die Warnung. Wir werden aufpassen.“

Fünf Stunden und zehn Minuten nach unserem heutigen Start erreichen wir bereits um 12:00 Uhr die uralte Grenzstadt Ha Tien, die schon vor 2.000 Jahren existiert haben soll. Unsere Straße trifft direkt auf den Golf von Thailand. Wir biegen rechts ab, so dass das Meer links neben uns verläuft. „Mach mal eine kurze Pause!“, ruft Tanja, weswegen wir im Schatten eines Baumes anhalten. Weil Ha Tien laut Reiseführer unglaublich schön liegt, malerische Buchten und bildschöne Strände besitzt, schnappe ich mir meine Kamera, um am nahen Strand ein paar Bilder zu schießen. Nicht schon wieder, geht es mir durch den Kopf, als mich der mit Plastikmüll vollkommen verseuchte Strand klagend anschreit. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher ob meine ständige Erwähnung der verschiedensten Umweltsünden Euch, ihr lieben Leser, verschreckt. Aber was sollen wir tun? Ich kann es, wie schon mal erwähnt, verschweigen, um die schöne heile Welt vorzugaukeln. Aber ergibt das einen Sinn? Vielleicht würde sich der eine oder andere Leser unserer Geschichte wohler fühlen, aber letztendlich wird uns das nicht weiterbringen. Für Tanja und mich gehört es einfach dazu über die erlebten Geschehnisse, ob sie positiv oder nicht so positiv sind, zu berichten. Nur so können wir uns an einer Bewusstseinsmachung beteiligen. Eine Bewusstseinsmachung die hoffentlich mit dazu beiträgt, dass wir Menschen unser Konsumverhalten ändern müssen. Dass wir zum Beispiel, soweit es nur geht, auf Plastik verzichten. Das unser Verhalten auf andere Nationen und Länder, in denen es bis heute keinen Umweltschutz gibt, überspringt. Das uns hoffentlich noch vor dem Aussterben der Menschheit bewusst wird, ohne Alternative Energiequellen wie z. B. Bioenergie, Geothermie, Wasserkraft, Meeresenergie, Windenergie und Sonnenenergie keine Überlebenschance zu besitzen. Angewidert, oder sollte ich besser sagen, sehr traurig, wende ich dem einstigen Paradiesstrand den Rücken zu und stapfe zu meinem E-Bike zurück. Als ich mich wieder in den Sattel schwinge bin ich froh die Strecke von Deutschland bis nach Südvietnam mit dem Rad bewältigt zu haben. Auch wenn das aus zahlreichen Gründen nicht jeder machen kann und Tanja und ich sicherlich auch nicht heilig sind, ist es für uns zurzeit eine wunderbare Alternative die Welt zu sehen, ohne dazu beizutragen sie wesentlich zu verschmutzen.

Wir radeln durch ein dichtes Gassengewirr der historischen Stadt, in die es wegen ihrer Abgelegenheit nicht all zu viele Touristen verschlägt. Am Flussufer blicken wir auf den Cho Ca-Fischmarkt, wo gerade die Reste des morgendlichen Fangs an die Frau oder den Mann gebracht werden. „Weißt du wo die Lodge ist?“, fragt Tanja. „Klar!“, antworte ich, mein Ross durch das lebhafte Treiben steuernd. Am Ortsrand stehen wir bei ca. 57 Grad in der Sonne. Ein wenig verzweifelt gebe ich die Koordinaten der Unterkunft erneut in das GPS. „Hier ist es nicht“, sage ich kleinlaut. Ich frage in einem nahen Straßencafe nach der Unterkunft. Die Männer schütteln mit dem Kopf. „Lass uns mal da runter fahren“, meine ich, weil ich nicht mehr weiter weiß. „Aber wir waren vorhin bereits dort“, erwidert Tanja. „Egal, jetzt fahren wir noch weiter die Straße runter. Irgendwo muss das Hotel doch sein.“ Nach 250 Meter stehen wir vor einem großen gemauerten Eingangsportal. Links und rechts davon führt eine massive, mit Ornamenten verzierte Mauer um einen beachtlichen Häuserkomplex, der uns wegen seinem Baustiel stark an China erinnert. „Thanh Loc Hotel“, liest Tanja auf dem Schild über dem Tor. „Das ist es!“, sage ich. „Das ist es!“, freut sich Tanja. Erleichtert und kurz vor dem Hitzekollaps, rollen wir unsere schweren Roadtrains in die Anlage. „Bleib einfach im Schatten und ruh dich aus. Ich werde mal nach unserer Reservierung fragen“, sage ich und schlurfe mit wackeligen Knien los. „Das Mädchen am Empfang versteht kein Wort Englisch. Auch mit meinen wenigen vietnamesischen Kenntnissen komme ich nicht weiter. Obwohl wir gestern telefonisch reserviert hatten ist die Reservierung nicht im Computer. „Wait a moment“, (Warten sie einen Moment) fordert mich ein Junge in gebrochenem Englisch auf, mir einen der massiven Holzstühle anbietend. Wenig später kommt ein anderer junger Mann mit dem Moped angedüst. Er spricht Englisch, entschuldigt sich für die offensichtlich fehlgeschlagene Buchung und zeigt mir ein großes, ebenerdiges Zimmer mit funktionierender AC. „Perfekt“, bedanke ich mich. Tanja und ich tragen wie immer unsere Ausrüstung in den Raum und da man für unsere Räder keine absperrbare Garage besitzt, rollen wir auch unsere robusten fahrbaren Untersetze inkl. der Anhänger hinein. Drinnen schalte ich sofort die Klimaanlage an und bin erleichtert, als sie losrattert und die 35 Grad Raumtemperatur langsam abkühlt…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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