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Mongolei/Tuwa Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Packen für den Aufbruch

N 51°33'337'' E 099°15'341''
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    Tag: 269

    Sonnenaufgang:
    06:19

    Sonnenuntergang:
    20:24

    Gesamtkilometer:
    1341

    Bodenbeschaffenheit:
    Eis, Schnee

    Temperatur – Tag (Maximum):
    10°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    minus 5°C

    Temperatur – Nacht:
    minus 20°C

    Breitengrad:
    51°33’337“

    Längengrad:
    099°15’341“

    Maximale Höhe:
    1981 m über dem Meer

„Und wie sieht es aus? Brechen wir heute auf?“, frage ich gleich am Morgen Tsaya. „Sansar und Hoo sind noch nicht vom Pferdeholen zurück. Sie müssten aber jeden Augenblick eintreffen. Wir brechen aber spätestens um 13:00 Uhr auf. Auf jeden Fall. Ihr könnt euch schon mal fertigmachen“, erklärt sie. „Gut. Wir haben Bilgee Bescheid gegeben. Er wird um 11:00 Uhr mit den Pferden da sein“, sage ich und gehe wieder ins Tipi um weiter zu packen.

Bei leichtem Sonnenschein und ca. minus 10 °C schaffe ich Seesack für Seesack vors Tipi. „Ein guter Reisetag“, sage ich zu Tanja bestens gelaunt, die alle Hände voll zu tun hat die Lebensmittel für die kommenden sechs Wochen zu organisieren und zu verstauen.

Um kurz nach 11:00 Uhr kommt Mogi hechelnd ins Camp gewetzt. „Wo ist denn sein Maulkorb?“, fragt Tanja verwundert. „Bilgee lässt ihn doch nicht ohne Maulkorb herumlaufen?“, frage ich. „Niemals. Er weiß das Mogi eventuell junge Rentiere anfallen würde“, sagt Tanja. „Und warum hat er dann keinen an?“, entgegne ich den Hund einstweilen an seinem alten Platz vor seiner Hundehütte festbindend. „Er hat ihn doch hoffentlich nicht verloren?“ „Na das wäre eine Katastrophe. Dann müsste ich ihn wieder die gesamte Zeit an der Leine führen. Möglicherweise hat Bilgee den Maulkorb nicht richtig befestigt“, antworte ich erschrocken. Dann taucht unser Pferdemann mit den sechs Pferden auf. „Wo ist der Maulkorb?“, frage ich aufgeregt bevor ich ihn richtige begrüße. „Weg“, antwortet er mit ernster Mine. Seine Antwort trifft mich wie ein Faustschlag. Also muss ich jetzt unseren Schafs- und Ziegenkiller tatsächlich 1.500 Kilometer an der Leine führen. Das bedeutet für mich beim Reiten und Fotografieren die absolute Unfreiheit. „Oh nein! Das darf doch nicht wahr sein!“, rufe ich mich ärgernd weil Tanja heute morgen noch zum Bilgeecamp laufen wollte, um Mogi zu holen. „Er weiß bestimmt nicht mit welcher Technik du den Maulkorb anbindest“, hatte sie gesagt, worauf ich die Warnung in den Wind schlug und meinte; „Das macht er sicherlich richtig.“ Und nun haben wir den Salat. Bilgee steigt vom Pferd und erklärt die Beißhemme richtig an Mogis Nacken festgebunden zu haben. „Er hat sie irgendwo abgestreift“, erklärt er. „So ein verdammter Misst. Die finden wir doch nie mehr“, antworte ich als Bilgee mit einem verschmitzten Lächeln das Ding aus seinem Deel hervorzaubert. „Ich bin zurückgeritten. Habe seine Spuren verfolgt und ihn wiedergefunden.“ „Mensch Bilgee! Du kannst einen aber auch erschrecken“, antworte ich erleichtert und befreit lachend. „Ein kleiner Scherzvogel unser Bilgee“, lacht Tanja ebenfalls ausgelassen.

Während Bilgee die Pferde sattelt stopfe ich unter großer Kraftanstrengung Decken, Filzmatten und anderen Kleinkram in die noch freien Räume der großen, wasserdichten und äußerst strapazierfähigen Seesäcke. Geplant ist nun mit Bilgee den Hauptteil der Ausrüstung ins Frühjahrscamp zu reiten. Bilgee wird am darauffolgenden Tag zurückreiten und mit Tanja und der restlichen Ausrüstung wieder kommen. Auf diese Weise sollten wir in der Lage sein die gesamte Ausrüstung zu transportieren ohne unsere trächtige Naraa zu beladen. Auch Bor, der noch immer sehr geschwächt ist, wird nicht mehr als 50 Kg. tragen müssen. „Ein guter Plan“, meint Tanja zufrieden. „Wann soll es losgehen?“, fragt sie. Ich sehe auf die Uhr und antworte; „Eigentlich jetzt. Am besten ich frage nochmal nach.“ „Die Pferde sind noch immer nicht da. Ich weiß nicht was los ist. Wahrscheinlich sind sie nach dem langen Winter schwer zu fangen. Sie werden schon kommen“, meint Tsaya.

Um 14:00 Uhr tut sich bei unseren Nachbarn noch immer nichts. Um 15.00 Uhr läuft Bilgee zu Baishin, um sich zu erkundigen ob wir heute noch aufbrechen. Kopfschüttelnd schlüpft er wieder durch die niedrige Eingangsöffnung unseres Tipis. „Hikhock! Hikhock! Hikhock!“, ahmt er den Ruf eines Murmeltieres nach das gerade in seinen Bau schlüpft. „Ha, ha, ha! Hi, hi, hi!“, lachen Tanja und ich ausgelassen über seinen Scherz. „Ein echter Spaßvogel unser Bilgee“, meint Tanja wieder. „Und was haben sie gesagt?“, möchte ich wissen. „Die Pferde sind noch nicht da. Also heute wird es mit unserem Aufbruch nichts mehr“, antwortet er. „Ich kann es nicht glauben. Dann muss ich jetzt wieder alles auspacken? Oh nein. So ein verdammter Misst“, fluche ich über die gnadenlose Zeit und Kraftverschwendung.

Während ich das eben sorgfältig Verstaute wieder aus den Seesäcken ziehe, um unser Nachtlager einzurichten, reiten Tanja und Bilgee zum Außencamp, um Bilgees Zelt aufzustellen und Mogi an einem noch dickeren Stamm zu binden als vorher. Später sitzen wir wieder in unserem Tipi. Ich koche Wasser für meine Wärmflasche die mittlerweile mein beste Freundin geworden ist. „Ohne dieses tolle Ding möchte ich keine Nacht mehr schlafen. Zumindest nicht in einem Land welches so scheiß kalt ist wie die Mongolei“, sage ich das dampfende Nass in den Warmmacher schüttend. Als wir dann in unserem Zelt liegen und dem Schnee lauschen der auf unsere Zeltwand raschelt sagt Tanja. „Wenn es weiter so schneit brechen sie morgen wieder nicht auf.“ „Ist mir langsam auch egal. Es geht los wenn es eben losgeht. Hauptsache ich muss nicht ständig packen und auspacken“, antworte ich. „Du Denis?“ „Ja?“ „Einen Vorteil hat der ständige Schneefall.“ „Und der wäre?“ „Wir haben genügend Wasser.“ „Hm, wenigstens etwas.“ „Na stell dir vor es würde nicht schneien. Noch vor wenigen Tagen mussten wir den Schnee von den Bergflanken kratzen. Das war aufwendig.“ „Hm, okay. Ein schöner Vorteil. Trotzdem wäre ich froh wenn das ständige Hin und Her ein Ende hätte und wir endlich in diesem Frühjahrscamp wären.“ „Gerade hast du noch gesagt es ist dir egal wann er losgeht.“ „Habe ich?“, antworte ich und lausche den Rentieren die unmittelbar neben unserem Zelt angebunden sind und deren Ruf so klingt als würde eine alte Frau laut husten. „Man könnte meinen die wäre erkältet“, sage ich leise. „Wer ist erkältet?“ „Na diese Hirschkuh. Klingt wie ein schlimmer Husten. Oder so als würde jemand tierisch auf eine Blechtrommel schlagen.“ „Ist bestimmt keine Hirschlkuh.“ „Na was denn sonst?“ „Ein Hirsch. So komisch husten kann nur ein Hirsch aber keine Hirschkuh“, antwortet sie worauf wir beide leise kichern.

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