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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 3

Ohne Landkarte kein Weg durch den Irrgarten der Zäune

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    Tag: 244 Etappe Drei / Expeditionstage gesamt 635

    Sonnenaufgang:
    05:28

    Sonnenuntergang:
    18:53

    Luftlinie:
    22,6

    Tageskilometer:
    40

    Gesamtkilometer:
    6727 km

    Temperatur - Tag (Maximum):
    39° Grad, Sonne ca. 60°

    Temperatur - Nacht:
    21° Grad

Karten Verlust-Camp — 15.01.2003

Am Springton Creek spenden uns große Bäume angenehmen Schatten. Wir schlängeln uns durch das Flusssystem und erreichen die Springton Homestead. „Ich zeige dir den Weg zur alten Stockroute,“ sagt der alte Herr der Station und nimmt mich mit auf die Erkundungsfahrt. „Das ist das Ende unseres Landes. Am besten ihr folgt dem Zaun hier, bis ihr unsere Nachbarn erreicht. Er kann euch bestimmt sagen wie ihr von dort den weiteren Verlauf der alten Rinderoute finden könnt,“ sagt er und bringt mich zu Tanja und den Kamelen zurück.

„Die alte Route führt über die Hügel dort drüben. Ich zeichne dir einen Wegeplan wie ihr dahin kommt,“ sagt Bill von Mourindilla Station.

Der Weg ist kaum sichtbar, bis wir die Hügel erreichen. Ein felsiger Pfad wurde hier vor langer Zeit in den Berg gesprengt. Hohe Bäume und Büsche wölben sich über unsere Köpfe. Die Luft ist schwülheiß. Sonnenstrahlen blitzen durch das ausgetrocknete Astgeflecht. Langsam bahnt sich unsere Karawane ihren Weg über die steilen, brüchigen Felsen. Es ist fantastisch anzusehen welche Leistung unsere Jungs bringen. Vorsichtig suchen sich die 24 Kamelfüße einen sicheren Tritt. Links und rechts von uns entdecken wir viele alte Baumstümpfe. Sie sind Überbleibsel die davon berichten wie hart hier in der Pionierzeit Menschen mit Äxten, Schaufeln und Pickeln arbeiten mussten, um durch diese Wildnis mit ihren bloßen Händen einen Pfad zu bauen. Es ist kaum vorstellbar wie hier einst große Planwagen mit ihren riesigen hölzernen Rädern über den rauen Untergrund geholpert sind. Große Gespanne von sechs, acht oder mehr Pferden haben diese riesigen, schweren Wägen durch das Outback gezerrt, um wichtige Güter zu den abgelegenen Farmen zu bringen.

Die Landschaft um uns herum ist von der Sonne völlig verbrannt. Der verlorener Schrei eines Vogels dringt an unsere Ohren. An manchen Stellen legt sich uns ein gefallener Baumstamm in den Weg. Wir sind gezwungen ihn durch das dichte Gestrüpp zu umgehen. Meter für Meter arbeiten wir uns weiter über die steinigen Hügel. Weil es so furchtbar trocken ist finden wir keinen Campplatz. Die Stunden vergehen. „Es macht keinen Sinn mehr noch weiter zu laufen. Ich denke wir sollten uns irgendwo hier einen Übernachtungsplatz suchen,“ breche ich die Stille. „Wie du meinst,“ antwortet Tanja erschöpft. In einem lichten, von der erbarmungslosen Sonne durchfluteten Wald, lasse ich die müden Kamele abhuschen. Wieder haben sie sich tapfer geschlagen und uns heute ohne zu murren 40 Kilometer weit gebracht. Ich beginne gerade damit Sebastians Sattel zu entladen als mir der Schreck siedend heiß in die Glieder fährt. „Mein Gott! Wo ist denn die Karte?“ ,frage ich laut. „Wie meinst du das?“ ,antwortet Tanja müde. „Na unsere Landkarte. Sie war doch immer an Sebastians Sattel festgespannt. Ich glaube es nicht. Sie ist weg!“ rufe ich außer mir. „Vielleicht liegt sie unter der bereits abgeladenen Ausrüstung?“ ,sagt Tanja. Sofort durchwühle ich alles, doch ich kann sie nicht finden. „Sie ist weg! Wir haben sie verloren. Ohne Karte finden wir keinen Weg aus dem Irrgarten der Zäune. Außerdem weiß ich nicht wo die Furt über den Mackenzie und Fitzroy River liegt. So ein Misst. Jetzt muss ich zurücklaufen, bis ich sie finde,“ schimpfe ich. „Lass uns erst mal abladen und dann unsere nächsten Schritte beraten,“ entgegnet Tanja. „Okay,“ sage ich und beginne missmutig die restliche Ausrüstung aus den Satteltaschen zu hieven.

30 Minuten später sitzen wir unter unserer Schutzfolie und beraten was wir tun sollen, um das wichtige Kartenblatt wiederzubekommen. „Vielleicht solltest du Rona von Cooroorah Station vom Satellitentelefon anrufen. Sie kann dann ihre Freunde verständigen die dann wiederum mit Bill von Mourindilla Station in Kontakt treten.“ „Und du meinst Bill macht sich auf die Suche und schafft es sich einen Weg über die felsigen Hügel zu bahnen? Da kommt doch kein Jeep durch. Hast du die querliegenden Bäume vergessen?“ antworte ich nachdenklich. „Vielleicht sollte ich gleich morgen Früh zurücklaufen. Bis nach Mourindilla sind es ca. 2 ½ Stunden. Hin und zurück wäre ich Maximum fünf Stunden unterwegs,“ füge ich noch recht mutlos hinzu. „Das würde aber bedeuten hier einen Tag länger bleiben zu müssen. Unsere Jungs müssen dann ganz schön hungern,“ wirft Tanja ein, worauf ich mir die trockene Umgebung ansehe. „Okay, ich rufe Rona an,“ entscheide ich mich. Nur kurz nach meinem Anruf klingelt das Satellitentelefon. „Denis?“ „Ja.“ „Bill wird sofort losfahren und die Karte suchen. Er kann sich erinnern das du sie benutzt hast, um ihn nach dem Weg zu fragen. Er wird euch heute noch aufsuchen,“ sagt Marcia Edmingtone, die die Suchaktion in die Wege geleitet hat.

Es ist kurz vor Sonnenuntergang als wir Motorengeräusche hören die zunehmend lauter werden. „Das muss Bill sein. Er scheint doch tatsächlich einen Weg um die Baumstämme gefunden zu haben.“ ,meine ich verwundert. Augenblicke später steigt er von seinem kleinen Geländefahrzeug, welches die Australier Fourwheeler nennen. Es ist nichts anderes als eine Art Geländemotorrad mit vier Rädern. „Hallo! Schön dich zu sehen. Hast du sie gefunden?“ ,frage ich. Bill lacht mich an, greift mit einer Hand nach hinten und zieht das Kartenblatt hervor. „Sie lag auf der Wegekreuzung an der ihr auf die alte Route abgebogen seid. Ich dachte ich suche sich gleich heute, denn es kann leicht sein, dass sie von Dingos gefunden worden wäre. Wie ihr bestimmt wisst sind die Wildhunde sehr neugierig. Sie hätten die Karte mitgeschleppt und höchstwahrscheinlich versucht sie zu verspeisen,“ äußert er sich lachend. „Vielen, vielen Dank,“ antworte ich erleichtert die wichtige Navigationshilfe entgegennehmend.

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