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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

Kälteeinbruch

N 34°05’07.6’’ E 110°08’15.7’’
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    Datum:
    22.01.2016

    Tag: 208

    Land:
    China

    Provinz:
    Shaanxi

    Ort:
    Luonan

    Breitengrad N:
    34°05’07.6’’

    Längengrad E:
    110°08’15.7’’

    Gesamtkilometer:
    11.790 km

    Maximale Höhe:
    900 m

    Gesamthöhenmeter:
    15.450 m

    Sonnenaufgang:
    07:43 Uhr

    Sonnenuntergang:
    17:58 Uhr

    Temperatur Tag max:
    minus 2°C

    Temperatur Tag min:
    minus 15°C

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Ein winziger, bald glühender Ofen, versucht vergeblich gegen die übermächtige, von außen eindringende Kälte, anzukämpfen. Eine Frau und zwei Männer sitzen auf nackten Stühlen, um ihn herum und wärmen sich ihre Hände. Unser „Ni hao“, (Hallo) scheint sie regelrecht zu erschrecken. Die Restaurantbesitzer sehen uns verwirrt an. Dann ergreift ein junger Mann die Initiative, springt auf und führt uns vor einer 3 m langen und etwa 1 ½ m hohen Anrichte, in der Behälter mit den unterschiedlichsten Salaten, Pilzen, Tofusorten, gepresste kleine Fischteigröllchen und kleinen Bällchen aus Scheinehackfleisch, stehen. Einige der angebotenen Zutaten, hätten wir, als wir vor vier Monaten in China ankamen, nicht einmal angesehen. Der Mann spricht uns auf Chinesisch an, deutet auf große Salatzangen, die über einer Stuhllehne hängen, und die etwa 40 cm große Blechschüsseln, welche auf der Sitzfläche gestapelt sind. Wir verstehen umgehend, nehmen uns je eine Salatzange und werfen von allem was wir als genießbar ansehen hinein. Als die Schüssel voll ist, reichen wir sie dem Mann, der uns die gesamte Zeit freundlich dreinschauend beobachtet. Er stellt sie auf eine Waage, drückt auf eine Taste, worauf das Messgerät unter surrendem Geräusch ein Kassenbon ausspuckt. „21 Yuan“ (2,94 €) verlangt er. Als einzige Gäste setzen wir uns an einen der Tische und warten. In der Küche hören wir, wie über der lauten Gasflamme, mit dem Wok hantiert wird. „Nimen yao la tang?“, (Möchten sie eine scharfe Suppe?) fragt nun die Frau, die sich von dem wärmenden Öfelchen erhoben hat. „Bu (nein) Nicht so scharf“, antworten wir. Sie versteht und eilt in die Küche. Nur fünf Minuten später stellt sie eine große dampfende Schale auf den Tisch. Es ist alles drin was wir uns vorher mit den Salatzangen aus dem Regal gefischt haben. „Hm, schmeckt nicht schlecht“, lobe ich meinen chinesischen Porzellanlöffel wiederholt in den Sud eintauchend. Während wir unser wohlschmeckendes Abendessen zu uns nehmen werden wir unaufhörlich von den Dreien beobachtet. Es dauert auch nicht lange und immer mehr Menschen kommen durch die zugige Glastür in das Innere des dürftig eingerichteten Raums. „Die sprechen über uns“, meint Tanja. „Ja, ich glaube die wollen ein Foto“, vermute ich. Kaum sind wir mit dem Essen fertig fragt die junge Wirtin, noch immer recht schüchtern, ob sie ein Selfie mit uns haben darf. „Gerne“, antworten wir zu ihrer Erleichterung. Nach der ersten Smartphonesession bricht das Eis und jeder, der frisch angekommenen Freunde, will ein Bild mit den in dieser Stadt selten gesehenen Ausländern. Mittlerweile hallt reges Geschnatter und Gelächter von Wand zu Wand. Einer der jungen Männer steht auf und stellt zwei weitere Bier auf unseren Tisch. Dankend nehmen wir an, denn es wäre unhöflich dieses Geschenk abzulehnen. Dann kommt die Wirtin und reicht uns zwei Orangen. Seitdem wir die Haupt- und Touristenstadt Xi’an und auch den Ort an den Huashanbergen hinter uns gelassen haben, befinden wir uns offensichtlich wieder in einer Region die von Touristen äußerst selten aufgesucht wird.

Auch in dem Standardhotel, in dem wir untergebracht sind, besitzen wir einen hohen Status. Die Inhaber behandeln uns mit Respekt und irgendwie so als wären wir Ehrengäste, obwohl man anfänglich unseren Ajaci gar nicht haben wollte. Es bedurfte ein längeres Telefonat mit Lois, die dem Hotelbesitzer versicherte, dass Ajaci nicht beißt, laut bellt, das Zimmer verwüstet oder in die Ecke kackt. Es hat nicht lange gedauert und Ajaci hat die Herzen der Besitzer und des Personals erobert.

Wieder habe ich mich lange mit der Navigation beschäftigt, um für uns einen guten Weg über das Gebirge in Richtung der Stadt Chengdu zu finden. Es ist 21:00 Uhr abends als wir von Lois die Nachricht erhalten in meinen angegebenen Ortschaften keine Unterkünfte zu finden. Um Zeit zu sparen hat sie eigenständig andere Städte gewählt in denen wir eine Bleibe bekommen. Die eine ist Shangluo, nur ca. 45 km von hier. Also viel zu kurz für eine Tagesetappe. Die darauffolgende Distanz zur nächsten Stadt beträgt 145 km. „Das schaffen wir nie. Vor allem nicht über die Berge und bei dem angesagten Temperatursturz“, sage ich. Es ist 22:20 Uhr als ich eine Alternativroute ausgearbeitet habe. Lois verspricht uns bis morgen Abend zu prüfen ob wir dort eine Bleibe erhalten. „Dann bleibt uns erstmal nichts anderes übrig als die 45 km bis Shangluo zu radeln. Es gibt nichts was weiter entfernt und für uns trotzdem an einem Tag erreichbar ist“, stelle ich enttäuscht fest. „Wer weiß für…“ „Ja, ja, ich weiß was du sagen möchtest“, unterbreche ich Tanja. „Es wird einen Grund haben warum nur so einen kurzen Radtag vor uns liegt und es ist bestimmt für irgendetwas gut“, vervollständige ich ihren Satz.

Um 23:00 Uhr gehe ich mit Ajaci die letzte Runde. Der Wetterbericht hat wieder einmal recht. Bei ca. minus 15 Grad bläst ein kalter Wind durch die unbeleuchteten Gassen. „Na das wird morgen kein Zuckerschlecken“, sage ich zu meinem Hund auf dem Rückweg zum Hotel…

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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