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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Im Spinifexmeer verbrennen ist leicht möglich

N 23°11’47.2’’ E 129°28’13.2’’
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    Tag: 145 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    04:33

    Sonnenuntergang:
    17:38

    Luftlinie:
    20,3

    Tageskilometer:
    21

    Temperatur - Tag (Maximum):
    44 Grad

    Breitengrad:
    23°11’47.2’’

    Längengrad:
    129°28’13.2’’

Kintore-Kreuzung-Camp — 07.11.2001

Als durch das Piepen unsere Armbanduhren mein Bewusstsein aus der Traumwelt gerissen wird, gehören die ersten Gedanken meinen Zehen. Vorsichtig bewege ich sie. Von dem abendlichen Brennen ist kaum noch etwas zu spüren. Müde setze ich mich auf und erwarte im Schein meiner Stirnlampe, geschwollene, entzündete Zehen zu sehen, doch ihr Anblick erscheint mir in der Tat wie ein Wunder. „Mensch die sehen ja richtig gut aus,“ freue ich mich und zeige sie Tanja die sich gerade neben mir anzieht. Immer noch kaputt aber zuversichtlich den Tag wieder gehen zu können verrichte ich meine Arbeiten. Ich ziehe frische Socken an und werfe die anderen, die fast Steif vor Schmutz sind, in den Wäschesack. Nach dem Frühstücken gehe ich noch mal ins Straßenarbeitercamp, um die restlichen Wassersäcke aufzufüllen und auf Jims Ute zu laden. Jim hat uns angeboten 250 Liter ins nächste Camp zu fahren. Auf diese Weise können wir Jasper ohne Ladung laufen lassen und hoffen so zum Heilungsprozess seiner Druckstelle beitragen zu können. Ich bespreche mit Jim noch wie er heute unser Lager finden kann und laufe zum Camp zurück. Um 8 Uhr verlassen wir das Straßenarbeitercamp und folgen der nun harten und steinigen Wüstenstraße die sich von hier bis Alice Springs kaum verändern wird. „Gut bald auf den Track nach Nirrippi einbiegen zu können. Die Steine sind für die Kamelfüße auf Dauer nicht gut,“ meine ich. „Nicht nur für die Kamelfüße. Meine tun auch weh,“ antwortet Tanja. Die Sonne bricht durch die Gewitterwolken die uns wie immer begleiten und das Thermometer klettert auf 44 Grad im Schatten. Nach 12 Kilometern laufen wir an der Kreuzung vorbei die nach Kintore führt und sind froh diesem Ort keinen Besuch abstatten zu müssen. Am Nachmittag finden wir eine bessere Lagerstädte als gestern. Es gibt mehr Schatten und vor allem gutes Kameltucker. Tanja markiert die Stelle, an der wir die Wüstenstraße verlassen, mit einem pinkfarbenen Leuchtband damit uns Jim finden kann. Später kommt er mit den Wassersäcken die wir neben den Sätteln verteilen. Wir unterhalten uns eine ganze Weile bis er sich wieder verabschiedet. Als Tanja später den Billy für heißes Wasser kocht ziehen sich die dunklen Wolken zusammen. Es blitzt und fernes Donnern nähert sich uns. Wie in den letzten Tagen und Wochen haben wir jedoch Glück und das Unwetter zieht knapp an uns vorbei, um sich weiter unten im Süden zu entladen. Wir unterhalten uns über den Track. „Ich bin froh diese Hauptstraße wieder verlassen zu können. Stell dir vor einer der Aborigines brennt aus irgend welchen ihrer vielen Gründe diese Gegend ab und wirft ein Streichholz aus dem Auto. Wir würden in dem Spinifexmeer glatt verbrennen,“ sagt Tanja. „Och, nur der Gedanke daran lässt mir die Haare zu Berge stehen,“ antworte ich, denn große Bereiche dieser Gegend sind restlos verbrannt. Nach einer Gedankenminute komme ich auf die Gefahr des Kamelabschusses zu sprechen. Jim warnte uns diesbezüglich und schlug vor unser Zelt zwischen den Kamelen und der Wüstenstraße aufzubauen damit ein Jäger erkennt, dass diese Kamele zu einer Expedition gehören. „Stell dir vor man würde unsere Boys erschießen.“ „Unvorstellbar,“ antwortet Tanja bestürzt. „Also, wenn der Weg nach Nirrippi nicht hoffnungslos überschwemmt ist bedeutet er trotz seiner Abgeschiedenheit nicht nur eine wunderbare Abkürzung, sondern auch mehr Sicherheit für uns,“ meine ich zufrieden. „Ja, wir können nur hoffen das nicht gerade heute Nacht jemand dieses Gebiet anzündet.“ „Aborigines gehen nachts nicht auf die Jagd. Wie du weißt haben sie Angst vor der Dunkelheit,“ beruhige ich sie und schütte mir heißes Wasser für einen Tee in die Tasse. „Ah!“ ,rufe ich plötzlich, springe auf und tanze wie ein Bär auf Kohlen herum. „Was ist denn? Hat dich etwas gebissen?“ ,fragt Tanja. „Ameisen, Ameisen, Ameisen, rufe ich und schlage mir auf die Füße und Oberschenkel, denn sie sind mir unter die Hosenbeinen nach oben gekrabbelt. Nachdem ich die Angreifer los bin sehe ich den gesamten Boden von unzähligen winzigen Ameisen besiedelt. Obwohl es heute Abend seit vielen Wochen das erste Mal keine Moskitos gibt vertreiben uns jetzt die Ameisen in unser Zelt. Leider habe ich es neben einigen Ameisenstraßen aufgebaut, denn der gesamte Boden ist mit ihnen regelrecht verseucht. Mittlerweile hat unser Stoffpalast schon einige Löcher die sie im Laufe der Expedition hineingebissen haben. Obwohl ich sie von Zeit zu Zeit immer wieder flicke entstehen neue Löcher. Moskitos sind lästig und können Krankheiten übertragen, doch Ameisen können ebenfalls eine Bedrohung sein. Vor allem schrecken sie vor Stoff nicht zurück, denn sie fressen sich ihren Weg einfach hindurch. Nervös liege ich jetzt auf meiner Isomatte und hoffe darauf nicht während des Schlafens von einer Ameisenarmada angegriffen zu werden die sich über Nacht in unsere sichere Behausung nagen.

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