Größte Buddhastatue der Welt
N 29°35’48.7’’ E 103°43’57.3’’Datum:
27.03.2016 bis 30.03.2016
Tag: 273 – 276
Land:
China
Provinz:
Sichuan
Ort:
Leshan
Breitengrad N:
29°35’48.7’’
Längengrad E:
103°43’57.3’’
Tageskilometer:
130 km
Gesamtkilometer:
16.104 km
Luftlinie:
89.01 km
Durchschnitts Geschwindigkeit:
21.8 km/h
Maximale Geschwindigkeit:
57.4 km/h
Fahrzeit:
5:54 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Maximale Höhe:
1.150 m
Gesamthöhenmeter:
27.372 m
Höhenmeter für den Tag:
808 m
Sonnenaufgang:
07:01 Uhr – 07:00 Uhr
Sonnenuntergang:
19:20 Uhr
Temperatur Tag max:
16°C
Temperatur Tag min:
12°C
Aufbruch:
08:30 Uhr
Ankunftszeit:
16:30 Uhr
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Obwohl uns die von Bambuswald bewachsenen Berge sehr gut gefallen, sind wir froh die Region nach fünf dauerhaften Regentagen zu verlassen. Schwere Regenwolken kündigen den nächsten Schauer an, als wir unsere Räder durch eine tiefe Schlucht, in der sich neben der schmalen Straße ein vom Hochwasser gebräunter Fluss zu Tal stürzt, den Pass hinunter rauschen lassen. Nach 22 km lassen wir die Stadt Ya’an rechts liegen, die mit 180 Regentage im Jahr auch als Regenstadt bezeichnet wird. Obwohl wir von hier aus weiter in Richtung Westen wollten, um die tibetische Provinz Garze mit dem E-Bike zu erkunden, haben wir uns kurzfristig anders entschieden. Der Grund für unseren erneuten Umweg ist die größte Buddhastatue der Welt, die zwischen den Jahren 719 und 803 durch buddhistische Mönche aus dem Fels gehauen wurde. „Die will ich unbedingt sehen“, meinte Tanja. Also fahren wir von hier in Richtung Südosten, um danach wieder nach Südwesten zu kreuzen. Kaum liegt Ya’an hinter uns werden die Berge flacher, weswegen wir gut vorankommen. Wir begegnen chinesischen Langstreckenradlern, schießen gegenseitig ein paar Fotos und halten nach 30 Kilometer, um unsere Akkus zu tauschen. „Warum brauchst du denn so lange?“, wundert sich Tanja. „Ich bekomme das Schloss nicht auf“, antworte ich verzweifelt, mit dem Schlüssel das Schloss öffnen zu wollen, welches den Akku verriegelt. „Ist es kaputt?“ „Ich hoffe nicht, denn wenn es so ist haben wir keine Chance einen vollen Akku einzusetzen“, antworte ich mit jeder weiteren Minute nervöser werdend. „Oh nein, bitte keinen langen Reparaturstopp“, sagt Tanja mich beobachten, wie ich mich vergeblich abmühe. „Ich denke der Dauerregen hat den Mechanismus im Gehäuse verrosten lassen“, meine ich, hole ein Fläschchen Kettenöl und spritze es durch den Verschluss ins Innere des Schließmechanismus. „Und geht was?“ „Nein“, antworte ich noch immer erfolglos den Schlüssel drehen zu wollen. 10 Minuten später bekomme ich den Mechanismus endlich frei, der Schlüssel beginnt sich zu drehen und siehe da, das Schloss funktioniert wieder. „Glück gehabt. Wären die Räder noch ein paar Tage länger in der Nässe gestanden, hätten wir uns etwas einfallen lassen müssen wie wir das verrostete Teil hätten ausbauen können. Nachdem ich nun erfolgreich den Akku ausgetauscht habe, beordere ich Ajachi wieder in seinen Hänger, der seit dem Dauerregen entsetzlich zu stinken begonnen hat. Anscheinend macht es unserem Hund nichts aus, denn er wedelt freudig mit dem Schwanz, als er in seine geliebte, nun übel riechende, Höhle auf Rädern springt. „Den muss ich in der nächsten Bleibe gründlich auswaschen“, meine ich, wieder auf meinen Bock steigend und in die Pedale tretend.
Zu unserer Rechten fließt träge der Fluss Qingyi Yang, der bei der Stadt Leshan gleichzeitig mit dem Fluss Dadi in den Min Jian mündet. Dadurch entsteht ein gewaltiger Strom der schon zur damaligen Zeit die Schifffahrt beeinträchtigte und in Zeiten von Hochwassern gefährdete. Um den Min Jian zu besänftigen hat der Mönch Haitong im Jahre 713 die Leitung des gewaltigen Vorhabens übernommen eine riesige Buddhastatue namens Maitreya, die im Buddhismus für die Zukunft steht und als großer Weltlehrer gilt, in die Bergflanke hauen zu lassen.
Als wir am kommenden Tag in Augenhöhe des 15 Meter hohen und 10 Meter breiten Buddhakopf, mit seinen 7 Meterlangen Ohren stehen, und auf die 71 Meter unter uns liegen gewaltigen Füße blicken, bleibt uns fast die Spucke weg. Obwohl wir schon viele Buddhastatuen während unserer Reisen gesehen haben, ist diese kolossale, aus dem nackten Fels gehauene Statue tatsächlich den Umweg wert. „Unglaublich. Um das zu schaffen müssen hier über viele Jahre hunderte von Arbeitern geschuftet haben“, meint Tanja. „Nicht zu fassen was die Menschen damals mit bloßen Händen leisten konnten. Jedoch gibt es während seiner Entstehung eine gewisse Tragik“, sage ich. „Wie meinst du das?“ „Dieses Projekt muss den damaligen Machthabern enorm viel Geld gekostet haben und irgendwie muss der damalige Bauleiter in Verruf gekommen sein, denn die Finanzierung geriet ins stocken, worauf sich Haitong als Zeichen seiner Frömmigkeit und Aufrichtigkeit seine Augen herausgerissen haben soll.“ „Was? Das ist ja furchtbar.“ „Ist es.“ „Meinst du an der Geschichte ist was Wahres dran?“ „Könnte schon sein. Erst 90 Jahre später vollendeten seine Schüler das Werk, also scheint es tatsächlich unterbrochen worden zu sein. „Und weißt du ob nach seiner Fertigstellung sich der Fluss tatsächlich beruhigt hat?“ „Bei den gewaltigen Bauarbeiten ist der abgetragene Fels in den Fluss geworfen worden. Nachdem was ich gelesen habe hat es den Min Jian zumindest an dieser Stelle seine Gefährlichkeit genommen.“
Wir benötigen den gesamten Tag, um die vielen Tempel, Buddhafiguren, Grabhöhlen, Pagoden und Pavillons aufzusuchen, die auf dem weitläufigen Gelände in einer tropischen, von Bambus bewachsenen malerischen Berglandschaft verstreut stehen. Erst nachdem die vereinzelten Strahlen, der sich vom Tag verabschiedenden Sonne, von einer weiteren, dunklen Wolkenfront verschluckt werden, verlassen wir noch immer schwer beeindruckt, die Heimat des größten Buddhas der Welt…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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