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Aufgeladen nach Marokko

Erste Offroaderfahrung in Wüste – Winkel am Motor gebrochen – Kann uns kleine Werkstatt helfen?

N 28°29'28.2" W 011°20'17.4"
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    Tag: 372

    Camp: 68

    Land: Marokko

    Ort: Tan-Tan

    Breitengrad N: 28°29’28.2″

    Längengrad W: 011°20’17.4″

    Tageskilometer: 55 km

    Gesamtkilometer: 8797 km

    Höhe: 10 Meter

    Temperatur Tag max: 28°

    Temperatur Nacht: 18 °

    Aufbruch: 12:00 Uhr

    Ankunft: 14:00 Uhr

    Fahrzeit: 2 Std.

Drei Tage haben wir bereits im märchenhaft schönen Wüstenhotel Ksar Tafnidilt verbracht, dass nur etwa 27 Kilometer nördlich der Wüstenstadt Tan-Tan in der Sahara liegt, und beobachten den Sonnenaufgang vom Dach unserer Terra Love aus. „Fährt der zum Plage Blanche?“, fragt Tanja, auf einen Toyota deutend, der gerade das Camp verlässt und über den Wüstentrack dem Sonnenaufgang entgegenfährt. „Vielleicht“, antworte ich und denke an den Dünenstrand, der zu den einsamsten und am menschenleersten Stränden der Welt gehört. Eine abenteuerliche Fahrt von 170 km entlang grandioser Dünen und unglaublich schöner Wüstenlandschaft. Man nennt den Plage Blanche auch „den kleinen Sohn der Sahara“. „Würdest du die Strecke gerne fahren?“, unterbricht Tanja meine Gedanken. „Ja, schon, aber es ist eine gefährliche Strecke, denn man kann sie nur während der Ebbe befahren. Schon einige haben dort ihr Fahrzeug versenkt“, antworte ich…

Die Empfehlungen, hierher zum Wüstenhotel Ksar Tafnidilt zu fahren, waren jeden Kilometer wert. Das Wüstenhotel, in dem man auch mit seinem geländegängigen Wohnmobil gut unterkommt, ist eine wundervolle Herberge und ein Treffpunkt für Reisende, in der alles vorhanden ist, was man benötigt, einschließlich einer heißen Dusche und köstlichem Essen. Wir würden gerne noch ein paar Tage bleiben, da aber unser Visum für Marokko in wenigen Tagen ausläuft, wollen wir das Land in Richtung Mauretanien verlassen.

Weil an unserer Terra Love ein Haltewinkel, an dem der Rußpartikelfilter befestigt ist, gebrochen ist, müssen wir vorher noch bei einer Werkstatt vorbeifahren. Ich frage die Inhaberin des wunderbaren Campingambientes, ob es in Tan-Tan eine gute Autowerkstatt gibt. Sie gibt mir den ungefähren Standort von Sahids Werkstatt. Obwohl heute Sonntag ist, hat er seine Werkstatt geöffnet. Wir brechen gegen 12:00 Uhr auf und verlassen die Traumlocation. Vorher reduziere ich den Luftdruck in allen Reifen, da wir auf der Hinfahrt einige Sandbereiche passieren mussten, die ich nur mit hoher Geschwindigkeit bewältigen konnte.

Ich schalte die Untersetzung und die mittlere Differentialsperre ein und lasse Ksar Tafnidilt hinter uns. Mit dem verringerten Luftdruck fährt es sich klasse. Nichts ist mehr hart und rumpelt wie auf der Hinfahrt. „Super!“, jubiliere ich laut, als wir über eine Weichsandpassage gleiten, doch hinter der nächsten Kurve taucht plötzlich eine weitere Weichsandpiste auf. Beherzt gebe ich Gas, die Terra schlingert ein wenig, ist aber auch dort schnell durch. Als der Track zu einer Wellblechpiste mutiert, verringere ich die Geschwindigkeit auf maximal 10 km/h. „Schon eigenartig, wie solche regelmäßigen Buckel und Hubbel entstehen“, meint Tanja. „Das geschieht durch die wiederholte Befahrung von Fahrzeugen in Kombination mit den natürlichen Elementen, wie zum Beispiel Sonne und Regen. Die Oberfläche ähnelt dann dem Profil von Wellblech, mit hervorstehenden und eingedrückten Abschnitten“, antworte ich. „Das ist bestimmt nicht gut für unsere Terra Love“, überlegt Tanja. „Naja, das steckt sie schon weg. Wenn man so eine Strecke aber über mehrere hundert oder sogar tausend Kilometer fährt, wird sie sicherlich Schaden nehmen“, meine ich, während ich in die nächste Kurve steuere.

Als ich am Ende der Strecke die Reifen wieder aufpumpen möchte, fällt plötzlich der Kompressor aus. Es gibt keine Chance, ihn wieder in Gang zu setzen. Wir fahren mit geringem Luftdruck über die N1 nach Tan-Tan. Als während der Fahrt auch noch die Klimaanlage im Fahrerhaus ausfällt, sinkt meine Laune. „Ich hoffe, sie können das in Tan-Tan reparieren. Wenn nicht, wird es in Mauretanien heiß“, sage ich genervt.

Die französischsprachige Inhaberin von Ksar Tafnidilt hat uns nur eine grobe Beschreibung gegeben, wo sich Sahids Werkstatt befinden soll. Da wir kein Französisch verstehen und aufgrund des schlechten Internets die Übersetzungs-App nur bedingt nutzen konnten, haben wir von ihr keine genauen Adressdaten bekommen. So durchstreifen wir jetzt Straße um Straße auf der Suche nach einer kleinen Werkstatt. Wir sind kurz vor dem Aufgeben, als plötzlich ein Mann in einem roten Mechanikeroverall am Straßenrand steht und wild winkt. „Das ist Sahid!“, ruft Tanja freudig. „Unfassbar“, sage ich, kaum glauben könnend, dass wir ihn auf diese Weise gefunden haben. Nach einer kurzen Begrüßung und der rudimentären Erklärung dessen, was an unserem IVECO defekt ist, macht sich Sahid sofort an die Arbeit und baut mit seinem Helfer Mohamed den gebrochenen Haltwinkel aus. Anschließend schwingt er sich auf sein Fahrrad und bringt ihn zu einem Schweißer. Indes schreibe ich dem Elektriker Stefan König von bimobil eine WhatsApp wegen des Kompressors und frage, ob er weiß, wo sich die Sicherungen dafür in unserer Kabine befinden. Und obwohl heute Sonntag ist, meldet er sich wenig später und erklärt mir, wo ich die beiden 40-Ampere-Sicherungen finde. Ich krieche in den Stauraum unter der Kabine zu der beschriebenen Stelle und versuche, die Sicherungen aus ihrem Sockel zu ziehen. Keine Chance. „Lass mich mal“, gibt mir der hilfsbereite Sahid zu verstehen, krabbelt in den Stauraum und schafft es, die verschmorten Sicherungen mit einer Zange herauszuziehen. Wieder düst er mit seinem Fahrrad los, um heute am Sonntag Sicherungen zu besorgen. Es dauert nicht lange, und er kommt mit einem breiten Lächeln zurück. „Ich konnte die letzten beiden Sicherungen kaufen“, sagt er. Wir setzen sie ein, und siehe da, der Kompressor rattert wieder. Indes ist auch die Halteplatte geschweißt und wieder eingebaut. Jetzt fehlt nur noch die Reparatur der Klimaanlage in der Fahrerkabine. Der Inhaber der Nachbarwerkstatt von Sahid kommt und prüft mit einer Art Kompressor den Druck der Leitungen. Alles ist in Ordnung. Dann lässt er das restliche Gas aus der Klimaanlage ab und füllt es mit neuem Gas auf. Ein Liter kostet ca. 300 Dirham (30,-€). Nach einer halben Stunde läuft auch die Klimaanlage wieder. „Klasse, was die Marokkaner selbst in abgelegenen Regionen und mit einfachen Mitteln alles reparieren können“, sage ich begeistert. „Ja, und man muss nicht wochenlang auf einen Reparaturtermin warten“, freut sich Tanja lachend. Wir verabschieden uns mit einer herzlichen Umarmung von Sahid und seinem Helfer Mohamed und fahren glücklich und erleichtert weiter zu einem Campingplatz im Küstenörtchen El Outia.

Hier ist der Link zum Video:

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