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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Ein Tag wie Weihnachten, Silvester und Geburtstag zusammen

N 22°46’01.0’’ E 126°52’32.4’’
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    Tag: 120 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    05:01

    Sonnenuntergang:
    17:35

    Temperatur - Tag (Maximum):
    35 Grad

    Breitengrad:
    22°46’01.0’’

    Längengrad:
    126°52’32.4’’

Gewitterfront-Camp — 13.10.2001

Am Morgen gebe ich Rufus das letzte Kamelfleisch. Es hat schon fürchterlich zu riechen begonnen und ist ganz nach seinem Geschmack. „Oh, das stinkt ja schrecklich,“ meint Tanja sich die Nase zuhaltend. Rufus ist da aber ganz anderer Meinung. Er möchte sich am liebsten darin wälzen und hätte er die Chance ein paar Dingos zu treffen könnte ich mir vorstellen, dass er mit seinem neuen Parfüm vor ihnen prahlen würde. Rufus zerrt zu unserem Leidwesen den großen, verwesten Fleischbatzen durch unser Camp, um auch wirklich sicher zugehen jeden Quadratmeter mit dem entsetzlichen Geruch absolut zu verseuchen. Nach einiger Zeit habe ich von seinem widerlichen Spiel genug, grabe ein tiefes Loch und werfe das restliche Fleisch hinein. „So mein Freund, jetzt ist aber genug. Du glaubst doch nicht das ich einen ganzen Kamelbullen vergrabe, um vor dem Verwesungsgestank sicher zu sein damit du jetzt unser Lager verseuchen kannst.“ Rufus sieht mich beleidigt an und trollt sich davon, um im Schatten eines Busches Zuflucht zu suchen. Dann reinige ich seinen verklebten Fressnapf mit Sand und beseitige noch einige Spinifexgrasbüschel über die er das Fleisch gezogen hat. Als Tanja dann vom Kamelehüten zurückkommt ist der Gestank beseitigt.

Am späten Nachmittag hören wir wieder schwere Motorengeräusche. Erst denke ich das einer der Lastwägen vom Straßenarbeiter-Camp sich einen Weg über die Dünen bahnt, sehe aber dann das es eine große Ute ist. Cathy und Carl steigen aus dem massiven Geländewagen und begrüßen uns mit großem Hallo. Die gesamte Ladefläche ist mit unserem Nachschub voll geschlichtet. „Oh weh, wo sollen wir all das Zeug hinladen?“ ,frage ich mich besorgt. Wir schleppen die zwei neuen Afghanpacksättel, die Jo und Tom für uns gemacht haben, auf die Düne. Endlich werden jetzt auch Max und Edgar die bequemeren Sättel tragen können und endlich haben wir die Möglichkeit die gesamte Ladekapazität der Kamele zu nutzen. Tanja und ich freuen uns über den Nachschub als wäre heute Weihnachten. „Die Sättel sehen wirklich gut aus,“ meint Tanja. „Ja, fantastische Handarbeit,“ antworte ich und bemerke, dass sie noch stabiler gemacht sind als die anderen. Sofort packe ich unsere Walky Talky (Sprechfunkgeräte) aus die uns die Firma Allcom in Perth gesponsert hat. Sie bedeuten für uns eine zusätzliche Sicherheit. Jetzt bin ich in der Lage den Weg vor uns zu erkunden ohne ständig zur Karawane zurücklaufen zu müssen um Tanja bescheid zu geben wie und wo wir laufen müssen. Auch sind Tanja und ich jetzt in der Lage während des Kamelhütens Kontakt zu halten. Sollte etwas geschehen kann mich Tanja jederzeit erreichen und ich habe die Chance ihr zu Hilfe zu eilen. Es sieht vielleicht so aus als wäre diese zusätzliche Verbindungsmöglichkeit übertrieben, doch was ist wenn Tanja in meiner Abwesenheit zum Beispiel von einer Schlange gebissen wird? In diesem Fall darf ein Mensch sich unter keinen Umständen mehr bewegen denn jede Anstrengung pumpt das Gift in den Körper und sorgt für einen schnellen Tod. Mit den Funkgeräten können wir uns immer erreichen und uns gegenseitig helfen.

Ein Abend wie ein Geschenk

„Schau dir die Äpfel an.“ „Ja, lecker ich freue mich darauf an Lauftagen wieder etwas Frisches essen zu können. „Ach sieh mal, Jo und Tom haben uns Kartoffelchips mit eingepackt.“ Wir lachen und jubeln über all die tollen Sachen die, die Zivilisation zu bieten hat und die uns das Leben hier draußen sehr erleichtern. Vor allem die neuen Schuhe von Meindl haben uns mit dieser Lieferung endlich erreicht. Ohne sie hätte ich kaum noch weiterlaufen können, denn meine Alten beginnen sich in ihre Einzelteile zu zerlegen. Insgesamt liegen nun 200 Kilogramm an Nahrung vor uns die Tanja schon vor Beginn dieser Etappe in Ortliebsäcke gepackt hat und Cathy und Carl heute mitgebracht haben. Die Sättel und viele andere Kleinigkeiten holten sie aus dem 2500 Kilometer entfernten Perth ab. Cathy und Carl haben ihren neuen Wagen dort bei einem Autohändler mitgenommen und die Gelegenheit genutzt unser Sachen mit aufzuladen. Jo und Tom lieferten persönlich die Sättel und den Nachschub rechtzeitig bei dem Autohändler ab. Cathy und Carl haben uns dann versprochen alles nachzufahren, selbst wenn wir Kiwirrkurra schon erreicht hätten. „Vielen Dank für die Umstände die ihr wegen uns gehabt habt. Es ist der wichtigste und letzte Nachschub auf dieser Etappe und ihr tragt wesentlich zum Erfolg dieser Expedition bei,“ sage ich mich bei den beiden aus ganzem Herzen bedankend. „Kein Problem Denis. Wir machen das gerne für euch. Auch ist es für uns eine gute Entschuldigung hier draußen unser Wochenende mit euch zu verbringen. Ich schlage vor wir feiern heute Abend. Was haltet ihr von einem richtigen Ausie-Abend (Australien Abend). Wir haben leckere Kängurusteaks, verschiedenes Gemüse in Silberfolie und Kartoffeln für die Glut dabei. Ich werde einen meiner Spezialdamper für uns backen und wenn bei euch im Camp Bier erlaubt ist können wir auch Bier trinken. Wir haben genügend in unserer Kühlbox.“ Tanja und mir bleiben die Münder offen stehen. Wieder einmal zeigt sich die australische Gastfreundschaft von seiner besten Seite und wiedereinmal sind wir beschämt und gerührt von der Hilfsbereitschaft und der Liebenswürdigkeit dieser beiden Menschen die wir erst seit einigen Wochen kennen. „Bier, ne Bier trinke ich nicht,“ antworte ich mit unschuldiger Mine und großen Augen bis wir alle in lautes Gelächter ausbrechen. „Hier Mate, lasst es dir schmecken,“ sagt Carl und reicht mir ein eisgekühltes EB (Emu Bitter). „Danke Mate,“ sage ich, öffne die Bierdose, stoße mit Cathy, Carl und Tanja an und stürze mir die köstliche Flüssigkeit fast in einem Schluck den Rachen hinunter. Als ich das Feuerholz für unseren Barbecueabend auflegen möchte meint Cathy: „Du setzt dich am besten in den Stuhl. Heute Abend braucht ihr nichts tun. Wir werden kochen.“ „Okay,“ antworte ich, setze mich und trinke einen großen Schluck Bier. Tanja packt in der Zwischenzeit immer noch die Pakete, Boxen und Satteltaschen aus die Jo und Tom so liebevoll zusammengeschnürt haben. „Ich habe es gefunden,“ ruft sie und hält unser neues Buch in die Höhe welches unser Verlag an Jo und Tom gesendet hat. Wieder freue ich mich als würde Weihnachten, Silvester und Geburtstag auf den gleichen Tag fallen. „Gib schnell her,“ sage ich ungeduldig und strecke meine Hand aus. Wie auf der Teiletappe Eins, als wir unser Buch über die Vorbereitung der Australienexpedition im Herz-Camp von Jo und Tom bekommen haben, erhalten wir diesmal unser zweites Australienbuch mitten in der Wüste. Ich habe es zwar geschrieben, weiß aber bis jetzt noch nicht wie es unser Verlag gestaltet hat. Es ist schwer an dieser Stelle die richtigen Worte zu finden, denn das eigene Buch in den Händen zu halten ist für mich ein derart großartiges Gefühl, dass mir die Freudentränen die Backen herunterkullern. Welt der Wunder Abenteuer steht da als Überschrift, denn seit geraumer Zeit arbeiten wir mit dieser Sendung eng zusammen. Denis Katzer RED EARTH EXPEDITION Teil 1 vom Burg Schmiet Verlag lese ich und mein Herz schlägt derart, dass es fast zerspringen möchte. „Sie haben es schön gemacht,“ sage ich voller Stolz zu Tanja. „Ja, mir gefällt es auch sehr gut. Ich werde es morgen gleich zu lesen beginnen.“ „Du kennst doch alles schon.“ „Klar, aber es macht Spaß die eigenen Geschichte in unserem eigenen Buch zu lesen.“ „Stimmt, ich werde es auch noch mal genießen,“ sage ich und schlage den Bildinnenteil auf, um mir die Farbbilder zu betrachten. Als wäre es erst gestern gewesen kommen die Gefühle wieder hoch als wir vor den ewigen Buschfeuern und vor allem vor dem Zyklon Sam ausgerissen sind. „Komm Denis leg es wieder weg. Wir haben doch Gäste. Du kannst es ja morgen ansehen,“ ermahnt mich Tanja. „Hm, okay,“ antworte ich ein bisschen widerwillig. Dann unterhalte ich mich mit Carl über die Initiationsriten der Aborigines und als das Festmahl fertig ist genießen wir es und schlagen uns an den Köstlichkeiten den Bauch voll. Da Tanja oft an unser Känguru Shiron denken muss und sie seit seiner Aufzucht kein Kängurufleisch mehr essen möchte verzichtet sie auf die schmackhaften Steaks. Es ist eine wunderbare, klare Sternennacht in der es kaum Moskitos gibt. Um ca. 22 Uhr begeben sich Cathy, Carl und Tanja zum Schlafen. Ich nutze noch die Gelegenheit um in unserem neuen Buch zu lesen bis auch mir dann um ca. 23 Uhr die Augen zu fallen.

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