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Mongolei/Vor Mörön Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Bilgee kommt acht Tage später

N 49°42'773'' E 100°11'497''
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    Tag: 358-361

    Sonnenaufgang:
    05:29/05:33

    Sonnenuntergang:
    21:21/21:18

    Gesamtkilometer:
    1722

    Bodenbeschaffenheit:
    Gras

    Temperatur – Tag (Maximum):
    22°C/29°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    15°C/18°C

    Temperatur – Nacht:
    6°C/10°C

    Breitengrad:
    49°42’773“

    Längengrad:
    100°11’497“

    Maximale Höhe:
    1492 m über dem Meer

Am Morgen wird Tanja von Ilchelaugsuren, unserem Nachbarn der östlich von uns in der Jurte lebt, nach Mörön mitgenommen. Nach neun Monaten ohne Kontakt zur Außenwelt gibt es viel zu tun. Sie sortiert unsere Ausrüstung in Saraas Schuppen, checkt die Emails, das facebook, unsere Webseite und kauft Lebensmittel ein.

Am Abend bringt sie Ilchelaugsuren wohl behalten zu mir zurück. Mit ernstem Gesichtsausdruck steigt sie vom Moped, und verabschiedet sich von dem netten Mann. „Und wie war es?“, frage ich neugierig. „Bilgee kommt später und ich habe mir meine Hand im Garagentor von Saraa gequetscht. Es war ein wirklich bescheidener Tag.“ „Du hast deine Hand gequetscht?“, frage ich erschrocken. „Ja“, antwortet Tanja mit schwacher Stimme. „Oh das sieht ja gar nicht gut aus. Hast du die Wunde desinfiziert?“, frage ich die Handfläche untersuchend. „Habe ich. Aber es war eine langwierige Prozedur eine Apotheke zu finden. Erst der dritte Apotheker hat sofort verstanden was ich wollte. Die anderen haben einfach nicht mitgedacht obwohl ich ihnen meine Hand gezeigt hatte. Oh man ich habe vielleicht die Schnauze voll.“ „Sind für eine knappe Woche ein bisschen viel Verletzungen. Findest du nicht? Erst wirst du von Sharga gebissen, dann vom Hund der Nachbarn und jetzt springt dich auch noch ein Garagentor an“, sage ich sie ansehend. „Ich weiß. Muss ein bisschen achtsamer sein.“ „Ja, möchte nicht dass du dich im letzten Viertel des Trips noch richtig verletzt. Aber die Hand wird heilen. Hattest echt Glück dir nicht einen Finger abgequetscht zu haben. Das ist bei dem massiven Tor leicht möglich. Aber was hattest du da gerade über Bilgee gesagt?“ „Er wird acht Tage später kommen.“ „Was? Du machst doch Scherze.“ „Nein. Er hat wieder einen Job angenommen und möchte an einem schamanischen Fest teilnehmen. Einer seiner Brüder ist Schamane und spielt dabei eine wichtige Rolle.“ „Und deswegen fällt ihm ein uns einfach um acht Tage zu versetzen?“, frage ich. „Ja.“ „Das kann doch nicht sein? Und wenn wir wirklich auf ihn warten sollten, wer garantiert denn, dass er seine Ankunft nicht um eine weitere Woche verschiebt? Im Winter kam er glatte drei Wochen später als vereinbart.“ „Dafür ist er ja zwei Monate früher gegangen“, Schlechten Scherz“, sage ich und fahre fort; „Solch eine Verzögerung können wir uns jetzt nicht leisten. Wir müssen weiter. Ab Anfang August werden die Tage schon wieder kälter und auf einen weiteren Winter verspüre ich im Augenblick keine große Lust.“ „Sein Verhalten ist typisch mongolisch. Heute gibt es einfach nicht. Es heißt immer magadgüj oder margaasch,“ (vielleicht oder morgen) ärgere ich mich. „Morgen wäre ja kein Problem aber nachdem er uns hoch und heilig versprochen hat am 20. Juli zu kommen und jetzt erst Ende Juli hier auftauchen möchte ist das schon krass.“ „Stimmt, eigentlich benötigen wir seine Dienste nicht mehr. Wir kommen sehr gut alleine zurecht,“ denke ich laut. „Ja mit Packpferden schon aber für den Pferdewagen brauchen wir einen dritten Mann“, gibt Tanja zu Bedenken. „Wir lassen den Pferdewagen einfach hier und reisen mit Packpferden weiter. Das sollten wir hinbekommen.“ „Okay, dann sind wir gezwungen alles neu zu organisieren. Wegen den Druckstellen der Pferde benötigen wir neue Sättel, müssen den Pferdewagen verkaufen uns darum kümmern wer uns später beim Verkauf der Pferde hilft und so weiter.“ „Richtig. Nur warum sollen wir Bilgee ein Gehalt bezahlen wenn er macht was er möchte, den Zeitplan bestimmt und die Expedition frühzeitig verlässt, egal wo wir uns gerade befinden? Eigentlich wollten wir ihm mit dieser Reise nach Erdenet einen Gefallen tun. Schließlich haben wir seine Kinder eingeladen uns zu begleiten. Weiß eh nicht ob das eine gute Idee ist? Der Trip ist doch für Zehnjährige viel zu anstrengend. Bumbayr hat aufgegeben und der ist fünfzehn. Es stellt sich die ernsthafte Frage ob wir Bilgee nicht einfach absagen sollten? Denke das ist besser für uns, für ihn und für die Kinder. Die Schule beginnt am ersten September. Durch die Verspätung kommen wir nie rechtzeitig in Erdenet an. Das wird echter Stress. Zum Schluss treibt er uns noch jeden Tag zur Eile. Das kann ich wirklich nicht gebrauchen“, sprudelt es aus mir heraus. „Wir sollten ihn ein Ultimatum stellen“, schlägt Tanja vor. „Wie meinst du das?“ „Wir setzen einfach den 25 Juli als Abreisetag. Mal sehen wie er darauf reagiert.“ „Eine gute Idee. Wenn er bis dahin nicht kommt gehen wir ohne ihn.“ „Wäre wegen den Kindern schon schade.“ „Mag sein. Es ist nicht unsere Entscheidung sondern seine. Und er ist der Vater“, gebe ich zu Bedenken.

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