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Mongolei/Vor Mörön Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Bilgees skurrile Ideen

N 49°42'773'' E 100°11'497''
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    Tag: 362-363

    Sonnenaufgang:
    05:34/05:35

    Sonnenuntergang:
    21:16/21:15

    Tageskilometer:
    1722

    Gesamtkilometer:
    Gras

    Bodenbeschaffenheit:
    58

    Temperatur – Tag (Maximum):
    22°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    18 °C

    Temperatur – Nacht:
    6 °C

    Breitengrad:
    49°42’773“

    Längengrad:
    100°11’497“

    Maximale Höhe:
    1492 m über dem Meer

Als Tanja am Abend wieder von Mörön da ist berichtet sie von dem Gespräch mit Bilgee. „Um eine bessere Verständigung zu haben rief ich Togtokh an. Sie hat sofort angeboten das Telefonat mit Bilgee und mir zu übersetzen.“ „Sehr gut. Dann hat es keine Missverständnisse gegeben?“ „Keine, aber das Gespräch war anstrengend und hat sage und schreibe 45 Minuten gedauert. Immer wenn ich etwas gefragt habe hat Togtokh sofort Bilgee angerufen. Der hat darauf geantwortet, woraufhin ich wieder Togtokh anwählte. So ging es hin und her.“ „Und? Was hat er gesagt? Kommt er bis zum 25. Juli?“ „Ja aber ohne Pferde.“ „Ohne Pferde? Seine Jungs können doch nicht auf dem Pferdewagen sitzen. Das ist viel zu schwer“, empöre ich mich. „Habe ich ihm auch gesagt. Du wirst es nicht glauben was daraufhin sein Vorschlag war?“ „Denke du wirst es mir gleich verraten.“ „Die Kinder werden laufen.“ „Laufen?“ „Ja, das war seine Aussage.“ „Ja ist er jetzt völlig durchgedreht? Es hat nicht selten über 50 °C in der Sonne und Schatten gibt es in der baumlosen Gegend kaum. Wie sollen den ein Zehnjähriger und ein Elfjähriger bei solchen Temperaturen 20 bis 30 Kilometer am Tag laufen können? Noch dazu bei oftmals schwierigem Gelände. Oh Mann die Mongolen haben Ideen.“ „Ist unmöglich, widersprach ich ihm sofort. Worauf er meinte sie könnten mit dem Fahrrad fahren.“ „Fahrrad?!“, pruste ich und muss herzhaft lachen. Das wird ja immer skurriler. Sag mal, war er während des Gespräches angetrunken?“ „Nein, nein, er war völlig nüchtern.“ „Und er meint seine Jungs können mit einem Kinderrad die drei 2.000 Meter hohen Pässe überqueren welche vor uns liegen? Noch dazu über Geröll und Matsch?“ „Das meint er.“ „Oh weh. Ich sehe schwarz. Klingt einfach nicht gut.“ „Dachte ich auch. Vor allem war sich Bilgee sicher Ende August Erdenet erreicht zu haben, um seine Kids rechtzeitig in die Schule bringen zu können.“ „Siehst du. Wie ich vermutet hatte.“ „In der Tat. Geht nicht, du musst schreiben. Wir benötigen eventuell bis Mitte September, erzählte ich. „Dann bringe ich meine Kinder früher nach Hause. Es gibt Ausstiegsmöglichkeiten“, versprach er. „Es scheint so als würde er ihnen gegenüber sein Versprechen einlösen wollen?“ „Sieht so aus. Ich sagte ihm seine Vorschläge mit dir erst zu beraten und morgen wieder anzurufen.“ „Gute Entscheidung.“

„Und wie sollen wir uns jetzt entscheiden?“ „Wenn du mich fragst klingt das alles recht unrealistisch. Ich weiß nicht warum wir uns das antun sollen? Eigentlich war die Idee seine Kinder mitzunehmen als Dankeschön für seine Arbeit gedacht. Rückblicken muss ich aber sagen, dass er zwar der Beste von allen war den wir bisher dabei hatten und ich dies auch schätze aber er hat trotz allem viel Mist gebaut. Immerhin verlangte er von uns 5,7 Millionen Tugrik, (3.257 €) um die Pferde den Winter über zu versorgen. Für diese Summe hätten wir 14 bis 16 neue Pferde kaufen können. Bis heute wissen wir nicht ob sich Bilgee mit diesem absurden Angebot auf unsere Kosten sanieren wollte. Dann versprach er uns die Pferde von Tsagaan Nuur zurück nach Mörön zu reiten, damit sie in der Taiga nicht von Wölfen gefressen werden oder verhungern. Einen Tag vorher viel ihm ein es nicht zu tun. Das brachte uns in große Schwierigkeiten und gefährdete kurzfristig den Fortbestand der Expeditionsreise. Dieses Jahr kam er wie schon erwähnt drei Wochen später als vereinbart in unser Wintercamp, dann wurde ihm Od gestohlen, er verletze Bor durch seine Unbeherrschtheit und zu guter Letzt verließ er uns zwei Monate früher als vereinbart, nur weil er einen besseren Job bekam. Also wenn du mich fragst wäre es Schwachsinn ihn ein volles Gehalt zu zahlen und zusätzlich seinen Kindern Ferien zu finanzieren. Da wir ihm aber versprochen hatten seine Kinder einzuladen bin ich trotz allem bereit ihm und den Kids die Nahrung für die Reise zu finanzieren. Bilgees Gehalt sollten wir aber um die Hälfte kürzen.“ „Hm, das würde bedeuten er übernimmt letztendlich die Finanzierung des Essens für sich und seinem Nachwuchs“, meint Tanja. „Richtig. Wenn er seinen Kindern wirklich etwas Gutes tun möchte wird er auf unser Angebot eingehen. Wenn es ihm nur ums Geld geht sagt er ab. Damit hätte auch er seine wahre Motivation gezeigt.“ „Ein guter Vorschlag. Denke so werde ich es ihm unterbreiten. Glaubst du er kommt dennoch“, fragt Tanja. „Nachdem was wir bisher erlebt haben könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass er das Angebot ablehnt“, überlege ich. „Dann hätte er entschieden. Es würde mir zwar für sein Kinder Leid tun aber unsere Reise bekäme noch mal eine völlig andere Richtung.“ „Ja, es bleibt spannend. Bis zum Schluss.“

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