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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Beim Kriegsveteran

N 20°45’16.1’’ E 105°04’30.7’’
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    Datum:
    08.11.2016 bis 09.11.2016

    Tag: 501 – 502

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Hòa Bình

    Ort:
    Homestay am See

    Breitengrad N:
    20°45’16.1’’

    Längengrad E:
    105°04’30.7’’

    Tageskilometer:
    19 km

    Gesamtkilometer:
    20.366 km

    Luftlinie:
    11 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    16,9 km

    Maximale Geschwindigkeit:
    32.8 km/h

    Fahrzeit:
    1:06 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Schotter

    Maximale Höhe:
    270 m

    Gesamthöhenmeter:
    54.941 m

    Höhenmeter für den Tag:
    280 m

    Sonnenaufgang:
    06:05 Uhr

    Sonnenuntergang:
    17:21 Uhr

    Temperatur Tag max:
    16°C

    Aufbruch:
    10:00 Uhr

    Ankunftszeit:
    12:00 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Obwohl es noch stockdunkel ist, beginnt das alte Ehepaar Hung und Hoe ihren Tag. Im diffusen Licht einer Sparbirne rascheln sie durch das Stelzenhaus. Wir bleiben noch ein wenig liegen und lauschen dem Regen. „Wollen wir weiter?“, fragt Tanja. „Macht wegen der Erdrutschgefahr keinen Sinn. Wir sollten zumindest solange bleiben, bis sich der starke Regen beruhigt hat“, antworte ich. Fröstelnd zieh ich den leichten Schlafsack über meinen Körper. Die Ausläufer des Taifuns haben die Temperaturen auf 16 Grad fallen lassen. In Verbindung mit der feuchten Luft ist es in dem fensterlosen Haus recht ungemütlich.

Die dicke Wolkendecke frisst auch am Morgen viel Licht, sodass es im Haus düster bleibt. Hung und Hoe sparen Strom und schalten selbst die Energiebirne ab. Zu dem spärlichen Licht passt unser bescheidenes Frühstück aus grünem Gemüse und hart gekochten Eiern. „Wollt ihr zum Abendessen Fisch?“, fragt Hung. „Frischer Fisch aus dem See?“, möchte ich wissen. „Ja, aus dem See“, verstehen wir. „Ein Kilogramm Fisch kostet 150.000,- Dong“, (6,29 €). „Fisch wäre super“, sage ich, weshalb sich Hung bei diesem schlechten Wetter auf sein Mopede schwingt und verschwindet. 1 ½ Stunde später ist er wieder da. Er zieht seinen löchrigen, billigen Plastiküberwurf aus und ist an vielen Stellen seines Körpers klatschnass. Leicht angeschlagen trägt er den Fisch ins Küchenhüttchen neben dem Stelzenhaus. Ich folge ihm, um zu sehen wo unser Abendessen zubereitet wird. Als ich die windschiefe, aus groben Bast und Bambus errichtete Hütte betrete, glaube ich ein paar hundert Jahre in die Vergangenheit geschritten zu sein. Beißender Qualm steigt von der Feuerstelle, die sich auf dem Lehmboden befindet, nach oben. In der Asche steht ein eisernes Gestell, indem ein vom Ruß geschwärzter Topf hängt. Hung schiebt ein paar Äste in das kleine Feuer, um es am Leben zu erhalten. Erst jetzt sehe ich die Katze, die es sich unmittelbar neben den aufzüngelnden Flammen in der kalten Asche gemütlich gemacht hat, um sich zu wärmen. Während Hung den Topf beaufsichtigt und Wasser kocht, hockt seine Frau Hoe auf der Türschwelle und schält Erdnüsse. Weiter innen, im diffusen Licht des Hüttchens, steht ein einfaches, handgezimmertes, offenes Regalschränkchen, in dem Kochutensilien wie Tassen, Töpfe, Gewürze, Öl und vieles mehr ihr Zuhause gefunden haben. Zwei gebrechliche Holzstühle und ein Tisch, auf dem sich im geordneten Chaos noch mehr Dinge befinden, die im ersten Augenblick schwer zuzuordnen sind, kauern an der Bastwand. Erst jetzt sehe ich die alte Frau, die in gebückter Haltung etwas unters das Holzbett auf der gegenüberliegenden Seite schiebt. Es ist die ältere Schwester von Hoe, die hier drinnen wohnt. „Vor tausend Jahren kann es nicht anders ausgesehen haben, denke ich und lasse meine Blicke über die Bast- und Tragkörbe gleiten, die von der verrußten Decke baumeln. Freundlich nicke ich Hoe zu, verlasse das Hüttchen und laufe mit Ajaci zum nahen Seeufer. Zweifelsohne nähert sich der angekündigte Taifun. Unheilsschwangere Regenwolken verhüllen die Berge und kommen über den See geschlichen. Fischermänner bringen mit einem Boot das geschweißte Gestell eines schwimmenden Hauses in Sicherheit. Immer mehr Regentropfen fallen auf das Bambusdach über meinem Kopf und zwingen mich dazu im Haus Schutz zu suchen.

Den weiteren Vormittag verbringe ich mit dem Beschriften und Einspeisen der Bilder in den Laptop. Tanja schreibt in ihr Tagebuch. Hung stopft von Zeit zu Zeit seine Wasserpfeife und inhaliert ein paar kräftige Züge. Ein Hahn brüllt ein spätes Kikeriki als urplötzlich eine heftige Windböe in den Raum bläst. Staub fliegt auf, Papierfetzen werden herumgewirbelt. Hung lehnt augenblicklich seine Wasserpfeife an die Holzwand, springt auf und schließt alle Läden der scheibenlosen Fenster. Sofort wird es noch dunkler. Obwohl Hung sehr genügsam ist, lässt er uns nicht in der Finsternis sitzen und schaltet eine der Sparbirnen an. Starke Schauer rauschen auf das Palmblätterdach. Böen rütteln kräftig daran. Der Taifun greift mit großer Kraft nach der kleinen, alten menschlichen Behausung. Die riesigen Bambusbäume schwanken wie angetrunkene Matrosen. Lautes, bedrohliches Knarren dringt in unsere Behausung. Hung lacht. Sicherlich hat er schon oft solche Stürme erlebt und offensichtlich überlebt. Wir sind indes froh nicht aufgebrochen zu sein. Dort draußen, auf der schmalen Gebirgsstraße, wären wir jetzt nicht sicher.

Am Abend servieren Hoe und Hung den Fisch. Dazu gibt es grünes Gemüse und weißen Reis. Die Porzellanschüsseln sind schmutzig. Wir säubern sie mit einer vergilbten Papierserviette, nehmen ein Löffelvoll des klumpigen, lauwarmen Reises, und etwas von dem geschmacklosen, grünen Gemüse. Schon der erste Bissen füllt meinen Mund mit haarfeinen Gräten. „Hast du keine Gräten?“, frage ich Tanja. „Geht schon“, antwortet sie. Nachdem der frische Fisch auch wenig sumpfig schmeckt begnüge ich mich mit dem weißen Reis und geschmackneutralem Grüngemüse. Hung fragt wie es uns mundet. Ich strecke den Daumen nach oben, um ihn nicht zu beleidigen. „Wollt ihr Reiswein?“, fragt er. „Nur ein Gläschen“, antworte ich an Jonnys Einweihungsfeier denkend. „Chúc sức khỏe!“, (Auf die Gesundheit) ruft Hung sein Gläschen hebend. „Chúc sức khỏe“, antworten wir. Nach dem vierten Schnaps lehnen wir ein weiteres Chúc sức khỏe ab. Morgen liegen noch ein paar Radkilometer vor uns“, mache ich mit Zeichensprache klar. „Ha, ha, ha“, lacht er, lässt es aber dann gut sein uns mit mehr Reiswein abfüllen zu wollen.

Auch am nächsten Tag sind die Himmelsschleusen ungebremst offen. Man könnte meinen Wasser anstatt Luft zu atmen. Vor dem Haus ist es derart glatt, als hätte man Eis unter den Schuhen. Der nasse, mit feinem Moos überzogene Lehmboden und Erd- und Gerölllawinen warnen uns vor einer Weiterfahrt…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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