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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Ein heftiger Start in den Tag

N 20°27’45.0’’ E 105°26’36.9’’
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    Datum:
    10.11.2016

    Tag: 503

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Hòa Bình

    Ort:
    Vu Ban

    Breitengrad N:
    20°27’45.0’’

    Längengrad E:
    105°26’36.9’’

    Tageskilometer:
    66 km

    Gesamtkilometer:
    20.432 km

    Luftlinie:
    50 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    20,6 km

    Maximale Geschwindigkeit:
    43.7 km/h

    Fahrzeit:
    3:08 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Schotter

    Maximale Höhe:
    600 m

    Gesamthöhenmeter:
    55.768 m

    Höhenmeter für den Tag:
    827 m

    Maximale Tiefe:

    Sonnenaufgang:
    06:04

    Sonnenuntergang:
    17:19 Uhr

    Temperatur Tag max:
    16°C

    Aufbruch:
    09:20 Uhr

    Ankunftszeit:
    14:30 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Hung sammelt von seinen frei herumlaufenden Hühnern ein paar Eier ein, die ich in eine kleine Pfanne schlage, um Spiegeleier zuzubereiten. „Das sieht aber übel aus“, sage ich auf ein stinkendes, braunes Ei deutend. Hung lacht, tippt mit seinem Finger im Eidotter herum, um es mit den anderen Eiern zu vermischen. „Không tốt“, (Nicht gut) sage ich ihn bittend mit dem Gestochere aufzuhören. Dann werfe ich das verdorbene Ei in einen Eimer. „Schmeckt’s?“, fragt Tanja, als ich meine Spiegeleier wenig später verspeise. „Lecker. Magst du auch eins?“ „Danke, esse lieber meine hart gekochten Eier.“

Um kurz nach 9:00 Uhr sind unsere Räder bepackt. Prüfend blicke ich in den wolkenverhangenen trüben Himmel. „Meinst du es regnet bald wieder?“, fragt Tanja. „Könnte schon sein, aber ich glaube der Taifun hat seine Kraft verloren.“ Wir verabschieden uns von Hoe und Hung, die in wenigen Wochen diesen Platz ebenfalls verlassen werden, um bei der Stadt Ninh Binh in ein Steinhaus zu ziehen. „Dort werden wir bei unseren Kindern leben, obwohl es mir sehr schwer fällt diesen Ort zu verlassen“, hatte Hung uns gestern erzählt.

„Có một chuyến đi tốt!“, (Gute Fahrt) rufen sie uns hinterher, als wir unsere Bikes durch den Riesenbambuswald zur Gebirgsstraße hoch strampeln. Bevor sich der schmale betonierte Pfad noch steiler nach oben zieht, halte ich an und lasse Ajaci aus dem Hänger springen. Somit ist mein Gefährt um 35 Kg leichter und ich sollte es nach oben schaffen. „Denis!“, ruft es plötzlich hinter mir. Im Rückspiegel sehe ich wie Tanja am steilsten Stück stehen geblieben ist. Außer Atem stelle ich meinen Roadtrain an dem engen Sträßchen ab und eile nach unten, um ihr zu helfen. „Unmöglich das Rad mit dem schweren Anhänger da hochzufahren“, meint sie. „Ich versuche es für dich“, sage ich, schwinge mich in ihren Sattel, fahre 50 Meter nach unten, und donnere mit Anlauf auf das Steilstück zu. „Pass bloß auf!“, höre ich Tanjas Warnung. Ich düse gerade an ihr vorbei, als auch ich wenige Meter später nahezu zum Stehen komme. „Schieb!“, rufe ich. Tanja läuft mir geistesgegenwärtig hinterher, legt beide Hände an den Anhänger und drückt mit aller Kraft, während meine Beine wie eine Dampflok in die Pedale hämmern. Mit der Unterstützung des Elektromotors und Tanjas Einsatz, bringe ich das schwer beladene Rad Meter für Meter den 15-prozentigen Anstieg hoch. „Nicht nachlassen!“, japsen meine Worte in die feuchte Luft. Oben angekommen bin ich für Minuten nicht mehr in der Lage zu sprechen. Mein Herz rast und die Lunge rasselt. „Ein heftiger Start in den Tag“, meint Tanja. „Ja, hoffe es bleibt nicht so anstrengend und der Taifun hat nicht all zu viele Erdlawinen ausgelöst.“ „Du meinst, dann müssten wir unsere Räder über Geröll und Erde schieben?“ „Genau. Hoffe wir kommen gut durch.“

Das Gebirgssträßchen windet sich durch eine märchenhafte Landschaft weiter nach oben. Die Boschmotoren surren leise vor sich hin und helfen uns die Bikes über die Schotter- und Lehmpisten zu steuern. Die Räder laufen perfekt und es bereitet uns trotz der vielen Bergfahrten und der teils sehr schlechten Straße große Freude wieder unterwegs zu sein. Ein Bagger hat zum Glück viele der Erdlawinen, die in den vergangen Tagen tatsächlich über die Piste gedonnert sind, weggeräumt. An manchen Stellen zwingen uns der verbliebene Matsch und teils tiefe Pfützen zum Absteigen. Vorsichtig schieben wir unsere Räder über den klebrigen Untergrund. Ein äußerst anstrengendes Unterfangen, welches einen gesunden Körper voraussetzt. „Geht das mit deiner Schulter?“, fragt Tanja. „Es knackt ab und an, aber ich schaffe es. Allerdings wäre das von ein zwei Wochen noch nicht möglich gewesen“, bin ich mir sicher. Eine mächtige Erdlawine ist an einem Stelzenhäuschen vorbeigerauscht und hat dabei ein Stück der Straße mit ins Tal gerissen. „Es war eine gute Entscheidung beim Kriegsveteran Hung den Taifun ausgesessen zu haben“, sagt Tanja.

Bald 30 Kilometer windet sich die, von Menschen in den Fels gehauene und den Berg gegrabene, Gebirgsstraße am Hoa Binh Stausee entlang. Stellenweise erinnert sie an einen ursprünglichen und traumhaftschönen Panoramaweg. Und trotzdem trügt der Schein, da der Taifun darauf seine Spuren in Form von Geröll, Fels und gelber Erde zurückgelassen hat. Alle paar Kilometer müssen wir anhalten und den sich festgefressenen Lehm von den Reifen kratzen.

Noch heute werden wir die Gebirgs- und Passstraßen hinter uns lassen, die seit bald 1 ½ Jahren ein unumstößlicher Teil dieser E-Bike-Expeditionsreise sind und uns 57.000 Höhenmeter (7 x Mount Everest) überwinden haben lassen. Auch wenn Bergfahrten landschaftlich meist etwas Besonderes sind, freuen wir uns darauf mit unseren Bikes endlich mal ohne größere Steigungen dahingleiten zu können. In wenigen Kilometern werden wir den berühmten Ho Chi Minh Highway erreichen, der sich nach Aussage von Manh Do die ersten 500 Kilometer ohne große Erhebungen durch weite Täler der Hügel- und Bergwelt Vietnams windet…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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