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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Arbeitsreicher Aufenthalt am 80 Mile Beach Caravan Park

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    Tag: 07-23 Etappe Zwei

    Sonnenuntergang:
    nicht abgelesen

    Temperatur - Tag (Maximum):
    28-32 Grad

80 Mile Beach Caravan Park-Camp — 22.06.2001 – 08.07.2001

Die Gastfreundschaft von Jo und Collin ist fantastisch. Sie laden uns ein hier so lange bleiben zu können wie wir für uns und die Sattelreparatur benötigen. Außerdem finanzieren sie das Heu für unsere Kamele und laden uns oft zum Essen ein. Wir fühlen uns auf diesem Caravan Park so wohl als wäre es unser Zuhause. Tagelang darf ich Collins Werkstatt benutzen, um die hölzernen Abstandhalter der Sättel zu kürzen. Mit all dem Werkzeug wie einem Schraubstock, Säge, Feile, Lineal usw. fällt es mir nicht schwer sauber und effektiv zu arbeiten.
Neben meiner Arbeit an den Sätteln führe ich einige Telefonate. Ich rufe Jo und Tom in Goomalling an und berichte ihnen von unserem erfolgreichen Start, den Erlebnissen und dem Sattelproblem. „Wir senden dir sofort Stroh, dann könnt ihr die Sättel neu stopfen,“ sagt Jo.

Am Samstag kommen uns Peter und Rowena besuchen. Sie bringen uns die sieben Säcke Kraftnahrung mit worüber sich unsere Jungs tierisch freuen. Neben unserer Reparaturarbeit führen wir Gespräche über eine eventuellen Filmserie der Expedition fort und Peter zeichnet einige Interviews auf, um sein Material für den Pilotfilm komplett zu machen. Auch Sandy, die Haushälterin von John, überrascht uns mit Denis dem Räummaschinenfahrer von Anna Plains, mit ihrem Besuch. Es ist eine wunderbare aber sehr arbeitsreiche Zeit. Jeden Tag kommen Gäste des Caravan Park bei uns vorbei und stellen uns unaufhörlich Fragen über die Expedition und warum wir 7000 Kilometer durch Australien laufen wollen. Wir sind also ohne Unterbrechung beschäftigt.

Am Sonntag morgen kommt Hardie nicht zur Futterstelle. Ich rufe ihn und bin entsetzt als ich sehen muss, dass er nicht mehr laufen kann. Er humpelt ganz fürchterlich und schleppt seinen linken Hinterfuß nach. „Hardie, was hast du denn gemacht?“ ,frage ich erschrocken. Sofort laufe ich zu Tanja, um ihr von unserem Patienten zu berichten. Wir lassen ihn absetzen und ich taste vorsichtig seinen Rücken und Hinterbeine ab. „Ich kann nichts Ungewöhnliches entdecken. Er ist nirgends warm und reagiert auf keine meiner Berührungen,“ stelle ich grübelnd fest. Wir sind uns einige ihn sofort mit einer Doppeldosis des entzündungshemmenden Medikament zu behandeln. „Meinst du er wird sich wieder erholen?“ ,frage ich ein bisschen verzweifelt. „Ich denke schon,“ antwortet Tanja zuversichtlich.

Nachmittags bringt Collin zwei Ballen Stroh die Jo und Tom Kitchen mit dem Überlandlastwagen von Perth geschickt haben. „Hurra, jetzt kann ich mit dem Stopfen beginnen,“ rufe ich und bin überrascht wie schnell man in Australien ungewöhnliche Güter von einem Ende des Landes zum anderen senden kann.

Durch die vielen Gespräche hier treffen wir auch viele interessante, freundliche und außergewöhnliche Menschen. Eine von ihnen ist Genevieve. Die Unterhaltungen ziehen sich über Stunden bis spät in die Nacht und sind letztendlich mit dafür verantwortlich noch mehr Sinn in unserem Lebensstil zu sehen. Ich schöpfe daraus Kraft und Energie. Tanja und ich fühlen uns mehr als je darin bestärkt den richtigen Lebensweg zugehen. Aus diesem Grund beginne ich ab sofort jeden Tag um vier Nachmittags an dem Kamelgehege über unser Leben und der Australienexpedition zu erzählen. Am ersten Tag kommen ca. 25 Menschen und hören interessiert zu. Am zweiten sind es mindestens 30 und ab den dritten Tag sprechen wir durchschnittlich zu 50 oder 60 Gästen. Manche von ihnen kommen jeden Tag, um den Geschichten über die Durchquerung der Mongolei, Mit den Kamelen durch Pakistan, dem Erstkontakt zu einem kannibalistischen Stamm in Irian Jaya, der Durchquerung der Wüste des Todes in Westchina und vielen mehr zu lauschen. Obwohl es neben dem schreiben der Webseite, dem stopfen der Sättel und all den anderen Arbeiten sehr anstrengend ist am späten Nachmittag diese Vorträge zu halten freue ich mich darüber den Menschen eine gute Zeit schenken zu können und vielleicht auch die eine oder andere Lebensweisheit mit auf den Weg zu geben.

Wie jeden Tag begebe ich mich zu den Sätteln als eine Schlange direkt auf mich zukommt. Erschrocken werfe ich die Kameldecken auf sie die ich gerade in der Hand halte. Wahrscheinlich ebenfalls zu tote erschrocken springt sie regrecht in die Höhe und beißt in die Decken. Dann kriecht sie unter den Sattel. Nervös laufe ich um diesen herum. Ich möchte wissen ob sie auf der anderen Seite wieder herauskommt. Tatsächlich schlängelt sie eilige hervor und verschwindet im Busch hinter unserem Wohnwagen. Ich beobachte sie noch eine Weile und frage mich ob ich sie hätte töten sollen. Soweit ich über Schlangen bescheid weiß leben sie immer im gleichen Revier, also muss sie hier irgendwo Zuhause sein. Im Busch würde ich mir keine Gedanken darüber machen, aber hier leben viele Menschen und Kinder spielen auf dem Rasen. Nicht auszudenken wenn die Schlange eines der Kinder beißt. Ich verwerfe meine Gedanken und setze meine Arbeit des Sattelstopfens fort.

Am nächsten Tag befinde ich mich gerade vor dem Computer, um an unseren Aufzeichnungen zu schreiben. „Denis, deine Schlange ist wieder da!“, ruft Tanja. Sofort schieße ich aus dem Wohnwagen, schnappe mir die Schaufel und eile zu den Sätteln. „Wo ist sie?“ „Dort!“ sagt sie. Tatsächlich ist es wieder die gleiche Schlange wie gestern. Sie ist ca. 60 oder 70 Zentimeter lang, zeigefingerdünn und ihr Schwanz zeigt im Vergleich zu ihrem grünen Körper eine braune Färbung. Jo hat mir erklärt das es eine Whipsnake (deutsche Schreibweise ?) ist. Sie gilt als sehr giftig hat aber nur ein kleines Maul und somit Schwierigkeiten durch eine Hose zu beißen. Tanja und ich beobachten wie sie wieder unter einem der Sättel verschwindet. Vorsichtig schleiche ich herum, kann sie aber nicht sehen. Dann bücke ich mich und beobachte wie sie sich dort unten zusammenkringelt. Aus Sicherheitsgründen ziehe ich schnell meine Schuhe an, denn ich möchte nicht von ihr in die Füße gebissen werden. „Diesmal muss ich sie töten,“ sage ich und warte mit der Schaufel im Anschlag. Als der hintere Teil ihres langen Körpers unter dem Sattel zum Vorschein kommt, stoße ich mit der Schaufel zu und halte sie so auf den Boden gepresst. Sofort schießt ihr Kopf in die Höhe und beißt in die Schwanzschnur des Sattels. Immer wieder beißt sie zu und versucht sich von der tödlichen Schaufel zu befreien. Langsam ziehe ich sie mit der Schaufel unter dem Sattel hervor und warte auf den richtigen Moment um ihr den Kopf abzuhacken. Es ist ein Schrecklich trauriges Schauspiel diesem Wesen bei ihrem Todeskampf zusehen zu müssen. Plötzlich beißt sie sich selbst was uns völlig verblüfft. Tanja hat die Filmkamera in der Hand, um alles zu dokumentieren. Sei bloß vorsichtig sie kann dich immer noch erwischen,“ warnt sie mich. „Jetzt!“, sage ich mehr zu mir selbst hebe die Schaufel und ab ist ihr Kopf. „Es tut mir leid,“ entschuldige ich mich bei ihr, denn mir wiederstrebt es zu tief sie umzubringen. Noch Minuten lang geht ihr Kiefer auf und zu und beißt um sich bis sie endlich aufhört sich zu bewegen. Bevor ich sie dann hinter dem Wohnwagen vergrabe zeichnet sie Tanja ab. Sie hält ihre interessante Färbung und Muster auf einem Block fest, um sie später einmal in einer ihrer Malereien zu verewigen.

Obwohl wir jeden Tag ohne die geringste Pause einzulegen an den Sätteln arbeiten dauert der Aufenthalt hier viel länger als geplant. Eigentlich wollten wir maximal sieben Tage bleiben, doch wie sooft sind die Tage viel zu kurz um alles zu schaffen was wir uns vorgenommen haben. Wir setzen nun alles daran am Montag den 09.Juli aufzubrechen. Wie bei der Etappe Eins der Red Earth Expedition sind wir wieder viel zu spät dran. Uns ist bewusst vom gnadenlosen Sommer Australiens nicht verschont zu bleiben. Zu lang ist die Strecke um sie noch während des Winters und Frühlings zu bewältigen.

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