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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Der Tod ist ein ständiger Begleiter des Lebens

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    Tag: 06-Ettappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    06:30

    Sonnenuntergang:
    17:27

    Luftlinie:
    22,4

    Tageskilometer:
    30

    Temperatur - Tag (Maximum):
    28-32 Grad

80 Mile Beach Caravan Park-Camp — 21.06.2001

Um 8 Uhr 30 marschieren wir schon wieder am Strand entlang. Wie die vergangenen Tage ist es wunderschön. Der Wind hat sich etwas gelegt. Pelikane begrüßen uns vor einem weiten Fjord. Sie schwimmen auf dem Wasser. Sebastian ignoriert sie heute. Wahrscheinlich schämt er sich vor den harmlosen Vögel so viel Angst gehabt zu haben und tut jetzt so als hätte er nie etwas mit ihnen zu tun gehabt. Rufus freut sich über die Wellen und jagt ihnen hinter her. Mit einer Freude versucht er sie zu  beißen, bellt sie an bis sie ihn überrollen. Dann sucht er die Flucht, doch kaum ist er am Strand greift er wieder an. So geht das eine Ewigkeit und wir wundern uns woher dieser Hund die Energie nimmt. Plötzlich entdeckt er Vögel. Sofort rast er ihnen hinterher bis sie über den Dünen verschwinden. Es ist ein Vergnügen ihm zuzusehen und da es hier am Strand keine giftigen Köder gibt lassen wir ihm die Freiheit.

Plötzlich versperrt uns ein undurchdringliches Mangrovengebiet das Weiterkommen. Die starken, dichten Pflanzen wachsen sogar im Salzwasser. Eine riesige Bucht durch die sich ein weiter Arm des Meeres schlängelt zwingt uns über die Dünen ins Landesinnere zu gehen. Spinifexgras und dichtes Gestrüpp erschwert uns den Marsch gewaltig. Wir kämpfen uns durch das Geflecht bis wir auf einen Zaun treffen der uns immer weiter von der Küste wegführt. Ich prüfe mit dem GPS die Richtung und muss feststellen, dass uns dieses lästige Drahtgeflecht direkt zu Mandora Homestate führt. „Mein Gott, da wollen wir ja wirklich nicht landen,“ sage ich zu Tanja und zeige ihr das es bis zum Farmhaus dieser Station nur noch sechs Kilometer sind. „Warum kehren wir nicht um. Ich habe vor kurzem ein Loch im Zaun entdeckt. Da können wir bestimmt durch und einen Weg zum Strand zurückfinden,“ schlägt Tanja vor. „Gute Idee.“ Kamele walke up,“ befehle ich und führe die Kamele wieder in die Richtung aus der wir gekommen sind. Nach 15 Minuten entdecke ich den defekten Zaun von dem Tanja gesprochen hat. Ohne Schwierigkeiten ziehe ich die Karawane durch die Öffnung und nehme Kurs auf die Dünen. Auf einmal befinden wir uns wieder am Rande des Mangrovensumpfes. Ich bin gezwungen seiner grünen Grenze zu folgen. Der Boden ist fast weiß und reflektiert das grelle Licht der Sonne. Er ist ausgetrocknet, doch vor nicht all zu langer Zeit muss die gesamte Gegend hier unter Wasser gestanden haben. Ohne es zu wissen haben wir den Grenzzaun der Station überschritten der mit Sicherheit die Rinder davor abhalten soll in diesem Mangroven Dschungel verloren zu gehen. Es riecht nach verfaulten Eiern und die spitzen Wurzeln die aus dem Boden nach oben stehen können den Kamelfüßen gefährlich werden. Leicht könnten sie sich eine der scharfen Wurzeln in die weichen Füße treten und dadurch stark verletzen. Vorsichtig laufe ich weiter und achte auf den Untergrund.

Von Zeit zu Zeit durchstreifen wir dichtes Gras und ich denke über Schlangen nach. Wenn es Schlangen gibt dann ist das hier ihr Zuhause. Soll ich meine Gamaschen anziehen? Ah, es wird schon nichts geschehen. Bei dieser Hitze sind die Dinger eh sehr unangenehm. Aber was ist wenn es hier doch Schlangen gibt? Meine Gedanken drehen sich immer mehr um die tödliche Gefahr als urplötzlich knapp vor mir eine riesige, braungrüne Schlange auftaucht. „Ahhh!“ ,rufe ich vor Schreck, denn ich kann Sebastian nicht in seinem Lauf stoppen. Nichts ahnend behält er seinen Laufschritt bei. Ich reiße ihn mit der Führungsleine zur Seite, doch sein Kopf drückt mich nach vorne und zwingt mich einen weiteren Schritt zu tun. Als ich im Begriff bin auf die fette, lange Schlange zu treten schlängelt sie sich in aller letzter Sekunde mit einer eleganten Bewegung nach vorne und verschwindet im dichten Gras. Geschockt bleibe ich stehen und mir ist fast schlecht vor Aufregung. Tanja kommt von hinten nach vorne gerannt. „Was ist denn geschehen?“ Ich wäre fast auf eine 2 ½ Meter lange Kingbrowne getreten, antworte ich und muss einen eigenartigen Gesichtausdruck an den Tag legen. Tanja bricht fast zusammen vor lachen worauf ich ernsthaft ärgerlich werde. „Sei froh das ich nicht vor Panik herumschreie. Es tut mir leid, dass ich lachen muss aber du hättest dein Gesicht sehen sollen. Es sah zu komisch aus. Ha, ha, ha, hiii, hi, hiiiiee” lacht sie wieder und bekommt sich fast nicht mehr ein. „Ich denke wir sollten besser unsere Gamaschen anziehen,“ schlage ich vor. Schnell gleiten wir in die ledernen Beinhüllen. Mit noch mehr Vorsicht als zu vor stapfe ich voran. Wieder denke ich an die riesige Kingbrowne deren Biss absolut tödlich ist. Ich bin mir nicht sicher ob bei ihren gewaltigen Ausmaß die Gamaschen geholfen hätten, denn wäre ich diesem Vieh auf den Schwanz getreten hätte sie mich leicht in den Oberschenkel beißen können. Es dauert eine Weile bis ich dieses Erlebnis verdaut habe und zeigt mir, dass der Tod ein ständiger Begleiter des Lebens ist. Durch das Mangrovengelände legen wir maximal zwei Kilometer pro Stunde zurück. Es ist sehr anstrengend und ich male drei imaginäre Kreuze in die Luft als wir diesen Sumpf endlich hinter uns lassen. Nach zwei Stunden überschreiten wir wieder die Dünen und folgen dem einsamen Strand. Fünf Kilometer vor dem Caravan Park verlassen wir den Strand denn laut Collin wird in Kürze ein Zaun das Landesinnere vom Strand trennen. Wären Edgar und Jasper nicht so scheu könnten wir ohne weiteres direkt bis zum Caravanpark laufen. Da es dort aber von Menschen nur so wimmelt und wir davon ausgehen können das ihre Anwesenheit mit all den damit verbundenen Geräuschen sie regelrecht ausflippen lassen wollen wir von hinten kommen ohne das es einer bemerkt. Wie Collin beschrieben hat beginnt der Zaun dem wir bis zur Grenze des Parkes folgen. Am Grenzzaun unseres Zieles finden wir ein offenes Tor das wir ohne Schwierigkeiten hinter uns lassen und erreichen nach einem 30 Kilometer langen Marsch um 15 Uhr 40 Jo und Collins Campingplatz. „Kamele udu,“ befehle ich unseren müden Jungs zu stoppen. Während Tanja Collin holt passe ich auf die Kamele auf. Ich lege mich auf den Boden und halte Sebastians Führungsleine in der Hand. Kaum ist Tanja fort falle ich in einen kurzen Tiefschlaf. „Denis, wir sind wieder da!“ ,ruft Tanja. Erschrocken fahre ich in die Höhe. Gott sei Dank sitzen auch die Kamele auf dem Gras und dösen vor sich hin. Collin umarmt mich zur Begrüßung. Er ist ein wunderbarer Mann und wir sind stolz darauf ihn und seine  Frau Jo zu kennen. „Wenn der Platz gut genug ist, könnt ihr die Kamele dort in die Pferdeeinzäunung bringen.“ „Der Platz ist perfekt,“ sage ich und führe unsere Jungs in das Gehege. Während wir sie absetzen lassen bringt Collin Heu. Schnell entladen wir unsere Expeditionsmitglieder. Mittlerweile versammeln sich einige Menschen am Zaun und sehen uns bei unserer Arbeit zu. Plötzlich wirft sich Edgar auf die Seite, schwingt seine Hinterbeine wie eine gewaltige Feder wagrecht über den Boden und streift Tanjas Schienbeine. Sprachlos steht sie da und weiß das es nur Millimeter waren die sie vor einem schrecklichen Unfall bewahrt haben. Schnell binden wir Jasper von Edgar. Jasper sitzt mit zusammengebundenen Vorderbeinen neben uns und robbt auf diese Weise über den Boden. Wir sind so mit dem aufgebrachten Edgar beschäftigt, dass Tanja erst in letzter Sekunde registriert wie sich der schwere Kamelkörper mit einem dröhnenden Geräusch nur etwa fünf Zentimeter neben unserer gesamten Kameraausrüstung niederdonnert. „Oh weh!“ ,rufe ich und nähere mich vorsichtig seinem Hinterteil, um die Kameras in Sicherheit zu bringen. Endlich haben wir die übermüdeten Tiere entladen. Wir werfen ihnen das leckere Heu vor und fahren mit Collins Allradmotorrad die Ausrüstung aus dem Gehege. Jo und Collin haben uns für die Zeit unseres Aufenthaltes ihren Wohnwagen zu Verfügung gestellt der direkt neben dem Gehege steht. Mit letzter Kraft schaffen wir alles zu unserer neuen Behausung und lassen uns erschöpft nieder.

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