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Mongolei/Vulkan-Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Als hätte ich mich auf eine Feuerqualle gesetzt

N 48°56'096'' E 102°47'680''
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    Tag: 403

    Sonnenaufgang:
    06:21

    Sonnenuntergang:
    19:54

    Gesamtkilometer:
    2373

    Bodenbeschaffenheit:
    Gras

    Temperatur – Tag (Maximum):
    10 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    8 °C

    Temperatur – Nacht:
    minus 6 °C

    Breitengrad:
    48°56’096“

    Längengrad:
    102°47’680“

    Maximale Höhe:
    1550 m über dem Meer

Dauerregen lässt feuchte Kälte in unser Zelt dringen. Wir bleiben liegen und lauschen auf das monotone Trommel der auf die Zeltbahn fallenden Wassertropfen. „Selbst wenn wir gewollt hätten könnten wir nicht weiter“, sagt Tanja. „Stimmt. Ein guter Tag also um auszuruhen“, antworte ich. Gegen 11:00 Uhr werfen wir unseren Benzinkocher an und erhitzen Wasser für den, was soll es anderes sein, Frischkornbrei. Danach gibt es zur Abwechslung die restlichen, was soll es anders sein, mongolischen Kekse. „Man wie ich die Nase von dem Essen voll habe“, stöhne ich sicherlich das tiefste Gewicht meines Lebens erreicht zu haben. „Wem sagst du das“, antwortet Tanja an deren Körper sich ebenfalls kein Gramm Fett befindet. Wenn es so weitergeht können wir Mahatma Gandhi Konkurrenz machen. Der war durch sein ständiges Fasten auch so dünn“, scherze ich und frage melancholisch ob wir noch Schokolade in unseren Vorräten haben. „Wo denkst du hin?“ „Na an Schokolade. Obwohl mir selbst die zu den Ohren heraus läuft.“ Während einer kurzen Regenpause sucht uns eine Hirtin auf, deren Baishin nur etwa 300 Meter von unserem Zelt errichtet ist. „Mein Name ist Setseg“, stellt sie sich vor und reicht uns einen Beutel mit Aruul (in der Sonnen getrockneter Quark). Wegen meiner Verzweiflung greife ich immer wieder in den alten Plastikbeutel, um mir Stück für Stück von dem nicht gut schmeckenden und steinharten Quarkstückchen in den Mund schiebend. „Du solltest nicht soviel davon essen“, ermahnt mich Tanja. „Ach lass mich doch in Ruhe. Ich esse soviel ich möchte“, antworte ich trotzig ein weiteres sauer riechendes Teil nehmend.

Setseg lädt uns in ihre Baishin zum Airag trinken ein. „Geh du nur. Ich koche mir ein paar Nudeln“, sage ich zu Tanja. Kaum ist sie weg koche ich Nudeln. Da es dazu keine Soße oder sonst etwas gibt brate ich die Dinger nach dem Kochen zur Abwechslung in der Pfanne und streue etwas Salz darüber. Zu meiner freudigen Überraschung finde ich in unseren fast aufgebrauchten Lebensmitteln eine Flasche mit Würzketchup. Reichlich schütte ich die scharfe Flüssigkeit auf meine gebratenen Nudeln. Als wäre ich am verhungern haue ich mir mindestens drei Schüsseln Nudeln hinter die Kiemen bis sich endlich ein sättigendes Gefühl einstellt. Als Tanja wieder kommt liege ich auf meiner Isomatte, um meinen völlig überfüllten Bauch auszuruhen. „Geht es dir nicht gut?“, fragt sie. „Prima. Ich ruhe nur ein wenig“, antworte ich die ersten Bauchkrämpfe verschweigend. 20 Minuten später schieße ich aus dem Zelt. „Was ist los?“ „Muss mal“, sage ich noch und renne auf die nasse Prärie, um für meinen Trotz und Fresswahn bestraft zu werden. Nachdem ich das vierte Mal in die Nässe schleiche bin ich kleinlaut wie ein geprügelter Hund. „Lass mich raten. Aruul?“, fragt Tanja. „Aruul“, antworte ich kaum hörbar. „Schlimm?“ „Furchtbar schlimm. Es ist nicht nur der Aruul sondern auch die blöde rote Würzsoße. Mein Hintern fühlt sich so an als hätte ich mich in eine Feuerqualle gesetzt“, stöhne ich worauf Tanja erst gedämpft dann aber herzhaft herausprustet vor Lachen. „Da gibt es nichts zu lachen. Ich leide.“ „Entschuldigung, aber das klingt einfach zu komisch.“ „Nichts ist komisch. Es brennt wie Hölle.“ „Ha, ha, haaaa, Uuhhaaa, ha, ha!“, höre ich ihr lachen, meinen Schlafsack über den Kopf ziehend.

Weil ich mich wegen meines brennenden Hintern kaum bewegen kann übernimmt Tanja die Wachschicht für mich. Die Wolken werden vom kalten Nordwind weggefegt. Die Milchstraße glitzert über unserem Zelt und das Thermometer sinkt wieder auf minus 6 °C. Um 2:00 Uhr morgens zwingt mich mein malträtierter Magen wieder in die frostige Finsternis, um meinen ramponierten Hintern zu quälen. Unaufmerksam trete ich in Mogis hinterlassenen Scheißhaufen. Auch das noch. Dann schleiche ich so breitbeinig wie es nur geht wieder zu unserer Schlafstätte.

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