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/Astana Link zum Tagebch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 3

Abgase, Verkehrswahn und hohe Konzentration

N 51°08'01.6'' E 071°28'44.6''
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    Tag: 76-81

    Sonnenaufgang:
    05:45 – 05:53 Uhr

    Sonnenuntergang:
    20:54 – 20:45 Uhr

    Luftlinie:
    100.51 Km

    Tageskilometer:
    122.09 Km

    Gesamtkilometer:
    9285.89 Km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Temperatur – Tag (Maximum):
    38 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    19 °C

    Breitengrad:
    51°08’01.6“

    Längengrad:
    071°28’44.6“

    Maximale Höhe:
    445 m über dem Meer

    Maximale Tiefe:
    321 m über dem Meer

    Aufbruchzeit:
    07.15 Uhr

    Ankunftszeit:
    22.15 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    15.67 Km/h

Kurz nach Sonnenaufgang ziehen wir uns moskitosicher an, bauen unser Lager zusammen und lassen die nach uns surrenden Mosis zurück. Wenig später erreichen wir das Cafe in dem wir uns gestern die Überdosis Knoblauch eingefangen haben. Wir entscheiden erst mal kräftig zu frühstücken bevor wir die letzten 100 Kilometer bis zur modernen Hauptstadt Kasachstans in Angriff nehmen. “Ach freue ich mich jetzt auf eine Portion Bliny (Pfannkuchen)”, meint Tanja zuversichtlich. “Njet, Bliny, gibt es um diese Zeit noch nicht”, enttäuscht uns die Bedienung. Weil wir so zeitig dran sind befindet sich das Küchenpersonal noch im Halbschlaf. Außer Weißbrot, Spiegeleier, Buchweizengries und Tee  bietet die  Küche nichts. Wir lassen uns beim Verzehr der Nahrung Zeit. Der Meister scheint günstig zu stehen, weshalb wir uns sicher sind noch heute ohne großen Stress die Stadt zu erreichen. Als wir das Waschbecken vor der Toilette nutzen möchten, um uns ein wenig zu waschen und die Zähne zu putzen, hält ein großer russischer Reisebus, der seine Fahrgäste vor dem Cafe ausspuckt. Ehe wir uns versehen sind für die nächste halbe Stunde das Waschbecken und Toilette blockiert. Was bleibt uns schon anderes übrig als diese Tatsache gelassen hinzunehmen und all die Fragen der Gäste zu beantworten. Dann, nachdem der Bus in einer großen Staubwolke verschwunden ist, haben wir das Waschbecken für uns ganz alleine. Wenn es nicht so klein wäre würde ich mich am liebsten hineinstürzen und ein Vollbad nehmen. So müssen wir uns allerdings mit einer Wäsche im Schnellprogramm begnügen.

Wie vermutet kommen wir durch die günstigen Bedingungen gut voran. Unsere Körper haben die Anstrengung der letzten zwei Tage, in denen wir 227 Kilometer auf den Asphalt ließen, gut verkraftet. Bestens gelaunt gleiten wir über die halbfertig gebaute, superteuere Autobahn, unaufhörlich vorbei an den riesigen Baustellen. Da große Abschnitte aus purem Beton gegossen sind und die noch unfertige, steile Abschlusskannte des Betons kein verlassen der Fahrbahn zulässt, erreichen wir keinen Rastplatz am Straßenrand. Wir begnügen uns mit einem schnellen Rapunzelriegel und setzen unsere Fahrt fort.

Handys, Segen und Fluch zu gleich?

Schon aus 35 Kilometer Entfernung erkennen wir bereits die ersten Hochhäuser Astanas. Noch mehr motiviert treten unsere Beine die Pedale. Dann plötzlich klingelt das Mobiltelefon, welches ich voraussichtlicher Weise eingeschalten habe. Ich stoppe auf dem Seitenstreifen der Megaautobahn und habe Dastan, den Freund von Alinberg, an der Strippe. Laut Alinberg soll Dastan für uns ein Quartier ausfindig machen in dem wir kostengünstig ein paar Tage bleiben können, um die Stadt anzusehen und zu schreiben. “Wann erreicht ihr die Stadt?”, möchte er wissen. So gut es geht erkläre ich ihm unsere geschätzte Ankunftszeit. Kaum sitzen wir wieder im Sattel als das Handy wieder bimmelt. Diesmal meldet sich eine fremde Person. “Man hat uns gesagt sie suchen in Astana eine Wohnung?” “Ja, stimmt”. Antworte ich der englisch sprechenden Stimme etwas verwundert. “Wann erreichen sie die Stadt?” Wie auch Dastan erkläre ich meine Schätzung. “Ich melde mich wieder”, sagt der Mann und legt auf. “Wer war denn das?” “Keine Ahnung. Er kennt Alinberg und Dastan nicht. Will uns eine Wohnung besorgen. Soweit ich mich erinnere hat Alinberg davon gesprochen neben Dastan auch eine Bekannte darum zu bitten für uns etwas zu suchen”, überlege ich. “Vielleicht hat sie einen Makler beauftragt?” “Vielleicht.”

“Wir bekommen wahrscheinlich eine Wohnung im zwanzigsten Stock mit fantastischen Blick über die Hauptstadt”; scherze ich. “Glaubst du nicht auch?” “Ja, mitten im Zentrum. Und wahrscheinlich ist sie 200 Quadratmeter groß und von einem Top Designer eingerichtet”, ergänzt Tanja meine Wunschvorstellung. “Ich denke sie besitzt eine riesige Dachterrasse auf der bequeme Liegestühle stehen und vielleicht sogar ein kleiner Swimmingpool.” “Ganz bestimmt. Könnte sogar sein das uns der Präsident persönlich besucht, um uns für unsere außergewöhnlichen Leistungen zu ehren.” “Ja, bestimmt. Als Belohnung werden uns die feinen Herren der Stadt in die teuersten Restaurants einladen und wir dürfen uns dort mit dem Besten vom Besten die Bäuche füllen.” “Ha, ha, ha, so ist es. Ich könnte mir sogar vorstellen von unseren persönlich zu Verfügung gestellten Masseuren massiert zu werden und man wird uns zusätzlich zur Regeneration mit einem Ayurvedaprogramm verwöhnt.” “Ganz schön bescheiden!”, rufe ich heiter und lasse meiner Fantasie weiteren freien Lauf.

Wieder besteigen wir unsere Roadtrains. Wir kommen gerade auf Touren als das Mobiltelefon uns erneut stoppt. “Geht ja zu wie bei uns Zuhause im Büro”, scherzt Tanja. Diesmal ist es Alinberg der uns auf Deutsch erklärt von Dastan am Stadtrand abgeholt zu werden. “Alles klar. Vielen Dank für eure Hilfe”, brülle ich wegen dem immer stärker werdenden Verkehrslärm ins Telefon. “Ob es besser wäre hier ein paar Minuten zu warten?”, überlege ich mein Bein wieder über den Rahmen schwingend. “Du meinst uns ruft gleich wieder jemand an?” “Könnte ja sein”, lache ich mein Gepäck auf Rädern erneut in Schwung bringend. Gerade mal ein paar hundert Meter weiter muss ich schon wieder bremsen. “Ich habe eine Wohnung für sie gefunden. Kostet 10.000 Tenge am Tag (Euro 54,-) “Das ist aber teuer.” “Sie wollten doch eine Waschmaschine?” “Nein wollten wir nicht.” “Ohne Waschmaschine kostet eine Wohnung 8.000 Tenge. (Euro 44,-) Ist das teuer?” “Ist viel Geld. Gibt es nichts Günstigeres?” “Ich schau mal. Rufe sie gleich wieder an”, sagt der Mann und legt auf. “Hört sich nach einen Makler an”, bestätige ich Tanjas Vermutung. Während der kommenden 10 Kilometer rufen der Makler, Dastan und Alinberg im Wechsel an. Wir bekommen nun wahrscheinlich die gleiche Wohnung mit Waschmaschine für 7.000 Tenge (Euro 38,-) pro Tag. Dastan möchte immer wieder wissen wo wir sind und versteht meine Erklärung nicht und Alinberg empfiehlt uns auf keinen Fall alleine ins Zentrum von Astana zu fahren. “Bleibt da stehen wo ihr seid. Dastan wird euch abholen.” Weil in dieser Gegend aber kaum ein erklärbarer Anhaltspunkt zu sehen ist den ich als Orientierungshilfe für einen Treffpunkt weitergeben kann, radeln wir trotzdem weiter. “Eigentlich muss er uns hier finden. Es gibt nur die eine Straße von Koktschetaw nach Astana. Da sind wir nicht zu übersehen”, vermute ich. Kurz vor der Hauptstadt endet die ausgebaute Straße und mündet in einem Asphaltacker. Wir sind überrascht, denn eigentlich sollte doch die Stadt das Aushängeschild des Landes sein. “Verstehst du das?”, frage ich Tanja. “Welche Ausländer kommen schon mit dem Auto? Die Meisten werden in die Stadt fliegen. Da sind die Zugangsstraßen vielleicht nicht so wichtig”, vermutet sie.

Wir holpern bei sehr starkem Verkehr auf einer schmalen kaputten Straße über und durch Löcher. Weil es für uns immer gefährlicher wird verlassen wir den armseligen Bitumenstreifen und arbeiten uns auf dem unbefestigten Seitenstreifen weiter. Es geht vorbei an unzähligen hässlichen Überlandleitungen. Große Schlöte spucken ihren dreckigen Rauch über die Stadt und die Autos gasen uns regelrecht zu. Zwischendurch nervt mittlerweile das Telefon. “Wo seid ihr? Wann kommt ihr? Sagen sie mir wegen der Wohnung bitte bescheid wenn sie im Zentrum sind.” Ich erkläre mit Fahrrädern keine genauen Zeitangaben geben zu können und das die Zugangsstraße zur Stadt kurz vor der Metropole einen unerwarteten Linksknick gemacht hat. “Die Strecke ist viel weiter als gedacht. Unsere Tachos zeigen schon jetzt über 100 Tageskilometer an und der Berufsverkehr wird langsam zum Alptraum. Wir wissen nicht wann wir da sind. Vielleicht um 18:00 oder 19:00 Uhr”, brülle ich wegen dem Verkehrslärm in das Handy als der Makler uns schon das sechste Mal anruft.

Endlich erreichen wir den äußersten Ring der kasachischen Großstadt und warten wir vereinbart an einer Tankstelle gegenüber einer sechs stockigen Gastiniza. “Hier muss Dastan uns finden?”, bin ich überzeugt. Doch nach 20 Minuten ist noch immer nichts von ihm zu sehen worauf ich Alinberg anrufe. Leider ist er nicht mehr zu erreichen. Auch Dastans Telefon antwortet nur mit einer kasachischen Computerstimme. Wir warten weitere 20 Minuten als sich endlich jemand auf meinen Telefon meldet. Die Stimme spricht etwas Englisch. Sofort renne ich zum Tankwart und reiche ihm mein Handy. Somit kann er der Stimme erklären wo wir uns befinden. Nach 15 Minuten hustet ein kleiner, kaputt aussehender Minibus in die Tankstelle. Drei junge Männer namens Dastan, Timur und Daniar, steigen fröhlich lachend aus und begrüßen uns überschwänglich. “Was wollt ihr essen?”, fragt Dastan. “Eigentlich wollen wir jetzt erstmal in die Wohnung, uns ein wenig frisch machen und dann denken wir übers Essen nach”, antworte ich ihm mit Hilfe des Übersetzers Daniar. “Welche Wohnung?”, fragt er. Erst jetzt wird uns klar, dass der Informationsfluss zwischen Alinberg und Dastan nicht lückenlos ist und erklären von einem Makler angerufen worden zu sein der sehnsüchtig auf uns wartet. Ich gebe Dastan mein Telefon um den Makler anzurufen. Somit weiß er wohin wir jetzt fahren müssen.

Abgase, Verkehrswahn und hohe Konzentration

“Okay, folgt uns. Wie schnell sollen wir vorausfahren? 20 oder 30 Stundenkilometer?”, möchte Daniar wissen. “Wir haben keine Mopeds. Vielleicht 15 oder 20 KMH wenn es gut geht”, antworte ich. Dann folgen wir dem Minibus. Erst ist der Verkehr erträglich, doch bald entwickelt er sich zu einem unberechenbaren, spucken und ausschlagenden Monstrum. Die Straßen sind furchtbar schlecht und wir atmen bleihaltige Luft. “Woher, wohin?”, fragen uns die Autofahrer während der Fahrt. Da wir uns auf die Hektik, die vielen Löcher, den ständigen Spurwechsel, die Ampeln, das Gehupe und wild winkenden Polizisten, konzentrieren müssen, fallen uns die Antworten nicht leicht. Keiner der Autofahrer scheint zu verstehen was es für einen schwer beladenen Radfahrer mit Anhänger bedeutet, sein Vehikel mit reiner Muskelkraft durch die schnellen, aggressiven Blechhaufen zu manövrieren. Nach der langen Steppenfahrt, der Einsamkeit und den großen, wenig befahrenen Teerstreifen, fühlen wir uns plötzlich wie gehetztes Wild. Oder besser noch, wie das hingeworfene Fressen für ein gefräßiges Raubtier.

Mittlerweile haben sich 115 Kilometer auf unsere Tachos gespult. Wir funktionieren nur noch wie Maschinen. Unsere Sinnesorgane geben unaufhörlich Informationen an unser Gehirn weiter, die dort in der Zentrale in Sekundenbruchteilen umgesetzte werden. Äußerste Konzentration ist notwendig, um im richtigen Augenblick die Bremsen zu ziehen, vom zehnten in den dritten Gang zu Schalten, rechtzeitig auszuweichen, das Verhalten der Autofahrer einzuschätzen oder die Luft anzuhalten wenn uns ein Bus oder Schrottlaster in seinen Abgasen einhüllt.

“Achtung! Auto von links!”, rufe ich Tanja zu die während der gesamten Stadtfahrt vor mir radelt und ein irres Tempo vorlegt. “Wo nimmt sie nach solch einen Tag nur die Kraft her?”, frage ich mich. Ich habe Mühe ihr zu folgen, fühle mich als ihr Rückenpanzer, als die Blockade und der Schutz vor den hinter uns anrollenden stinkenden Maschinen. Maschinen die von Wesen gesteuert werden, die wir nur schemenhaft hinter ihren getönten Scheiben erkennen. “Woher, wohin?”, ruft eine Stimme aus einem Fahrgastraum der per Elektroschalter seine Scheibe heruntergelassen hat.

Es ist bereits 21:00 Uhr. Wir sind seit 14 Stunden unterwegs. Es hat noch immer 30 Grad. Die Luft ist zum schneiden und wir folgen diesem kleinen Minibus über eine große Brücke. Super moderne Gebäude ragen ihre, in der Sonne glänzenden Fassaden, in den stahlblauen Himmel. Von der schlechten Straße ist nichts mehr zu sehen. Alles ist Hightech. Parkanlagen, Hochhäuser und ein auf dem Reißbrett geplantes Verkehrsnetz. Wir befinden uns urplötzlich in einer der fortschrittlichsten Hauptsstädte der Welt. Obwohl wir wegen der großen Anstrengung, den vielen Stunden im Sattel, kaum etwas mitbekommen, reicht es aus, um uns regelrecht die Sprache zu verschlagen. Ein Schild zeigt uns das wir nun in Richtung altem Zentrum unterwegs sind.

In einem Straßenzug erscheinen ein paar heruntergekommene Häuser wie wir sie zu genüge kennen. Zu unserer Enttäuschung biegt der Minibus in eine kleine Seitenstraße ab. Jetzt ist nichts mehr von einer modernen Hightech-Stadt und Architektur zu sehen. Bröckelnde Fassaden, spielende Kinder in einem dunklen ungepflegten Innenhof, verwahrloste Eingangstüren und zerbrochenes Glas bestimmen das Bild. Meine Euphorie geht regelrecht in die Knie. Ich lehne mein Rad an einen verrosteten Zaun. Ein junger Mann schreitet auf mich zu. Er reicht mir linkisch die Hand ohne mir die Augen zu sehen. Tatsächlich ist er Makler. Während Tanja auf die Räder aufpasst gehe ich mit ihm und unseren freundlichen Begleitern in das kaputte Treppenhaus. Meine müden Knochen bringen mich durch ein unschönes Ambiente in den dritten Stock. Eine muffig gelaunte Frau lehnt am Türrahmen. Sie wartet auf uns anscheinend schon länger. Die Wohnung ist sauber aber dunkel und alt. Genau so wie die heruntergekommenen und abgewohnten Super-Delux-Appartements des Ostblocks. Obwohl es mittlerweile 21:30 Uhr ist und ich kaum noch Kraft verspüre, möchte ich hier nicht bleiben. 7.000 Tenge erscheint mir für diese Wohnung in dem alten Wohnviertel zuviel. Als die Vermieterin mein Zögern mitbekommt möchte sie uns so schnell wie möglich loswerden und drückt uns zu Tür hinaus. Etwas gedemütigt schleiche ich wieder durch das Treppenhaus nach unten. “Wir finden eine Wohnung für euch”, sagt der sehr sympathisch wirkende Timur und zückt sein Handy. “Sie wollen die Unterkunft nicht?”, möchte der Makler jetzt wissen der mit einem Freund neben uns steht. “Gibt es nichts anderes?” “Gibt es, aber das kostet mindestens 10.000 Tenge pro Tag. Jetzt ist es allerdings zu spät um etwas zu bekommen. Mein Büro ist geschlossen. Vielleicht ziehen sie in dieses Quartier für eine Nacht und morgen finde ich ihnen etwas Besseres”, schlägt er vor. Wir lehnen ab. Es ist zu viel Arbeit alles in den dritten Stock zu schleppen, um es am nächsten Tag erneut zu versuchen. “Damit verlieren wir einen Tag”, sage ich, worauf sich der Makler verabschiedet und wir wieder unserer Räder besteigen.

Zu Gast beim Bauingenieur Gafur

Wieder radeln wir den Weg zurück den wir gekommen sind und kommen so gleich in den Genuss einer Stadtrundfahrt. “Mein Onkel Gafur wohnt mit meinem Cousin Machmut in einem großen dreistöckigen Haus. Seine Frau ist zurzeit nicht da weil sie ihre kranke Mutter pflegt. Er hat also viel Platz und wird euch Gastfreundschaft gewähren.”, erklärt Timur, weshalb unsere Erwartungen im Augenblick wieder steigen heute Nacht doch noch eine Bleibe zu bekommen.

Um 22:15 Uhr, also nach 15 Stunden und 122 Tageskilometern, schieben wir unsere Räder über einen unbefestigten Weg in den Hof eines noch im Bau befindlichen großen Hauses. Wir dürfen sie in einer Garage abstellen die nachts verschlossen wird. Der 50 jährige freundlich aussehende Gafur und sein 30 Jahre alter Neffe Machmut begrüßen uns und bitten uns in ihr Haus. Timur, der Übersetzer Daniar, Dastan, Gafur und Machmut tragen in Handumdrehen unser gesamtes Habe ins hinein. Drinnen verschlägt es uns glatt den Atem. Ein großer Flachbettbildschirm steht im großräumig, modern eingerichteten Wohnzimmer. Im Speisezimmer lädt ein langer Tisch zum Essen ein. Die Küche ist mit allem ausgerüstet was man darin benötigt, um gut kochen zu können. Im Bad gibt es eine moderne Waschmaschine. Das obere Stockwerk offeriert ein Büro mit Computer und Drucker, ein 30 Quadratmeter großes Gästezimmer mit vielen Fenstern, eine großzügige Toilette mit Sauna und ein Schlafzimmer. Also durchaus das Haus eines wohlhabenden Kasachen. Bisher haben wir hier so etwas noch nie persönlich betreten. Wahrscheinlich schon deshalb, weil der Zugang zur gehobenen Gesellschaftsform schwerer ist als zu den armen Menschen des Landes. Wir dürfen uns einen Raum aussuchen. Obwohl Gafur uns auch das Wohnzimmer und sogar sein Schlafzimmer anbietet, entscheiden wir uns natürlich für das Gästezimmer.

Kaum ist unsere Habe verstaut fahren wir mit Timurs Kleinbus zum nahen Supermarkt um einzukaufen. Während Timur den Einkaufswagen fährt helfen uns Dastan und Daniar beim suchen der von uns gewünschten Produkte. Dann fahren wir voll beladen wieder zu Gafurs Haus, unserer Bleibe, unweit vom neuen Zentrum der Hauptstadt entfernt. Als sich Timur, Dastan und Daniar von uns für heute verabschieden erklärt Daniar: “Ihr seid hier eingeladen. Bitte fragt nicht was es kostet. Gafur wäre beleidigt.” Tanja und ich sehen uns wie so oft auf dieser Reise bald fassungslos an. Gerade noch völlig fertig auf dem Bock und ohne Unterkunft, sind wir wenig später hier gelandet. Aus Dankbarkeit stellt sich Tanja nach dem langen Tag in die Küche und bereitet für Gafur, Machmut und mich ein wunderbares Essen, während ich unsere Räder absperre, die Isomatten aufblase und unser Lager im Gästezimmer aufbaue.Räder absperre, die Isomatten aufblase und unser Lager im Gästezimmer aufbaue.

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