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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

1100 Jahre konserviert, Land der Schilder und am Ende der Welt

N 59°03’55.2’’ E 010°24’24.3’’
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    Datum:
    16.08.2020

    Tag: 014

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Verdens Ende

    Tageskilometer:
    144 km

    Gesamtkilometer:
    1802 km

    Fahrzeit:
    3 1/2 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Sonnenaufgang:
    05:35 Uhr

    Sonnenuntergang:
    21:11

    Temperatur Tag max:
    20°

    Temperatur Tag min:
    16°

    Aufbruch:
    17:00 Uhr

    Ankunftszeit:
    21:30 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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„Schau dir das an, einfach unglaublich“, staune ich auf eines der am besten bewahrten Wikingerschiffe der Welt zu blicken. „Kaum zu glauben, dass so ein Holzschiff, nachdem es 1.100 Jahre unter der Erde gelegen hat, nicht völlig zerfallen ist“, staunt Tanja ebenfalls. „Lag daran, dass die Wikinger die Schiffe, die sie ihren Häuptlingen und hohen Persönlichkeiten mit ins Totenreich gegeben haben, in feuchter Erde vergruben und mit Ton und Torf bedeckten“, antworte ich auf die Erklärung einer der Hinweistafeln deutend. „Die haben anscheinend damals schon gewusst, wie man Holz für lange Zeit konserviert“, meint Tanja. „Ja, die heute lebenden Erdenbürger sind oftmals recht eingenommen von sich selbst. Viele meinen, dass man vor tausend Jahren keine oder wenig Ahnung hatte. Jedoch besaßen die Völker schon früher viel Wissen, vielleicht mehr als uns heute bewusst ist“, überlege ich. „Wer weiß, wie man sich in tausend Jahren über den Wissenstand der heute lebenden Völker wundert?“ „Wer weiß, ob in tausend Jahren von den im 21 Jh. lebenden Erdbewohner überhaupt noch etwas zu finden ist?“, entgegne ich. „Wie, meinst du das?“ „Na, wenn die führenden Nationen weiterhin so massiv Wettrüsten, Milliarden in ihre Armeen und Massenvernichtungswaffen stecken, könnte es durchaus sein, dass nach einer Eskalation nichts mehr auszugraben ist.“ „Jetzt sei mal nicht so negativ. Ich glaube nicht, dass es soweit kommen wird“, meint Tanja zum nächsten Wikingerschiff gehend. Nachdem wir weitere Grabbeigaben von unschätzbarem Wert wie Schlitten, Wagen, Gerätschaften, Werk- und Zaumzeug, Textilien und Haushaltsgegenstände besichtigt haben, verlassen wir bestens gelaunt das Museum. „Auf zu Thor Heyerdahl“, sage ich energiegeladen.

Weil wir am Hafen keinen Parkplatz finden, sind wir gezwungen, für 1 ½ Std. 7,- € zu bezahlen. Am Parkautomaten überlegen wir, wie man mit der Kreditkarte sein Geld loswird, als einer der Parkwächter vor unserer Terra Love auftaucht und etwas in ein kleines Gerät tippt. „Sie schreiben uns jetzt aber nicht auf?“, frage ich zu dem Mann eilend. „Doch“, antwortet er. „Wir stehen erst seit zwei Minuten an dem Parkautomaten dort drüben und wollen gerade bezahlen“, sage ich auf Tanja deutend. „Oh Entschuldigung“, sagt er, schreitet zum nächsten Fahrzeug, um diesem ein teures Ticket zu verpassen. „Das Land der Verbotsschilder und Strafen“, sage ich verblüfft.“ „Stimmt, hier ist tatsächlich alles voller Verbotsschilder“, gibt mir Tanja recht. „Schon eigenartig, dass ein Volk mit nur 5 ½ Millionen Einwohnern so extrem viel Regeln besitzt“, meinen ich. „Ob man damit die vielen Touristen unter Kontrolle bringen möchte?“, überlegt Tanja. „Sicherlich auch ein Grund, aber der Schilderwald macht vor den Einheimischen keinen Halt. Die müssen sich genauso daranhalten. Martin hat mir erzählt, dass die Norweger recht obrigkeitshörig sind. Vielleicht lieben sie all die Verbote?“ „Ach, was, das glaube ich nicht. Schau Mal, welches Schildermeer in Deutschland herrscht.“ „Ja, aber wir sind auch 83 Millionen Bürger, die auf einer Fläche leben, die sogar etwas kleiner ist als Norwegen.“ „Nur, dass Norwegen extrem viele Berge besitzt und schon deswegen nicht so viele Menschen beherbergen kann wie Deutschland“, entgegnet Tanja. „Ich denke, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wenn du hier nur 10 oder 15 km/h zu schnell fährst, weil man eines der zehntausend Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder übersehen hat, blecht man zwischen 500,- und 600,- Euro. Das hat mir vor Kurzem ein Tourist erzählt, den es kalt erwischt hatte. Die Strafen sind hier extrem hoch. Das muss einen Grund haben. Aber egal, was dahintersteckt, wir müssen aufpassen und uns soweit möglich an die Regeln halten, ansonsten wird es teuer“, meine ich das Kon-Tiki-Museum des berühmtesten Entdecker Norwegens, Thor Heyerdahl, betretend. Sofort hat uns die fantastische Atmosphäre in ihren Bann geschlagen. Wir stehen vor dem aus Balsaholz erbauten Floß, mit dem Thor Heyerdahl und seine aus fünf Mann bestehenden Mannschaft den Pazifik von Südamerika nach Polynesien überquerte. In dem historischen Experiment von 1947 bewies Thor Heyerdahl, dass die präkolumbischen Indianer Südamerikas in der Lage waren, mithilfe der Südostwinde und der Strömung in einfachen Flößen die gewaltige Strecke von 8000 km zurückzulegen.

Nach dem Vorbild ägyptischer Reliefs und Wandmalereien und als Grabbeigabe gefundener Tonmodelle erbaute er 1969 ein Papyrusboot, das er Ra nannte, um mithilfe des Äquatorialstroms und dem Nordostpassat Amerika zu erreichen. „Ein absolut faszinierender Entdecker, Forscher und Abenteurer“, sage ich anerkennend. „Wollen wir uns noch eines der Museen ansehen? Da ist eines gleich auf der anderen Straßenseite“, fragt mich Tanja, als wir nach der faszinierenden Welt Thor Heyerdahl wieder auf die sonnenüberflutete Straße treten. „Ich weiß nicht. Eigentlich hätte ich schon Lust darauf, aber wenn wir in dieser Geschwindigkeit weitermachen, erreichen wir das Nordkap nie.“ „Dann also auf ans Ende der Welt.“ „Ja auf ans Ende der Welt“, wiederhole ich Tanjas Worte, da unser Ziel Verdens Ende auf Deutsch so übersetzt wird.

Als wir die Südspitze der Insel Tjøme erreichen, steht die Sonne schon tief und wirft ihr sanftes, vergehendes Licht auf ein aus Naturstein errichtetes Wippfeuer, (frühe Navigationshilfe aus dem 18. Jahrhundert) ein markantes Gebäude, das man 1932 dort als Werbung für ein Restaurant errichtete. Wir setzen uns auf einen von der Sonne erwärmten Felsen und blicken auf das spiegelglatte Meer, auf den zart rosa gefärbten Himmel, der am Horizont in einem tiefen, dunklen Blau in der heute friedlichen Nordsee versinkt. „Was für ein wunderschöner Ort“, flüstert Tanja sich an meine Schulter kuschelnd. Nachdem der Feuerball völlig erloschen ist, machen wir uns auf, einen Platz für die Nacht zu suchen. „Da! Dort! Das sieht aus, als könnte man über Nacht stehen bleiben“, sagt Tanja. Langsam fahren wir auf die frisch gemähte Rasenfläche. „Bin gespannt, ob wir hier wirklich ungestört stehen können oder ob jemand kommt, um uns abzukassieren“, sagt Tanja. „Heute Abend kommt bestimmt keiner mehr“, entgegne ich. Wir setzen uns in die Terra und während ich meine Kurzaufzeichnungen des Tages und die geschossenen Bilder in den Laptop speise, bereitet Tanja ein leckeres Abendessen. „Schon fantastisch auf diese Weise die Welt zu entdecken“, meine ich und hoffe nicht durch den Luxus nicht all zu bequem zu werden…

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