Zum Beschlagen aufs Kreuz gelegt
N 49°00'658'' E 103°16'608''Tag: 42-43
Sonnenaufgang:
06:26 Uhr/06:28
Sonnenuntergang:
19:45 Uhr/19/43
Gesamtkilometer:
504
Bodenbeschaffenheit:
Wiese
Temperatur – Tag (Maximum):
20 °C
Temperatur – Tag (Minimum):
10 °C
Temperatur – Nacht:
minus 8 °C
Breitengrad:
49°00’658“
Längengrad:
103°16’608“
Maximale Höhe:
1340 m über dem Meer
Nach einer kalten Nacht empfängt uns ein kalter verregneter und windiger Tag. Ich versuche unter meinem Vordach, welches ich vom Pferdewagen gezogen habe, zu schreiben. Allerdings erweist sich das wegen des starken und kalten Windes als unmöglich. Später verziehe ich mich ins Zelt, um dort meine Arbeit fortzusetzen. Zusammengekauert haue ich hier in die Tasten. Draußen wird es indes immer ungemütlicher. Die Temperaturen sind auf gut 10 Grad gefallen. Als es dunkel wird beginnt uns die Kälte regelrecht zu beißen. Während meiner Nachtschicht, die ich nutze um diese Texte zu formulieren schmerzen mir die Finger. Dann löst mich Tanja ab. Mogi beginnt ohne Unterbrechung zu bellen. Er hat im Wald auf der anderen Seite des Flusses etwas entdeckt um in Rasche zu fallen. Fluchend rausche ich wieder aus dem Zelt um ihn das dämliche Bellen zu verbieten. Mogi sieht mich an als wäre ich derjenige der vom wilden Affen gebissen wurde und nicht er. Dann spanne ich erneut eine Plane auf der Waldseite des Pferdewagens und stelle ein paar Seesäcke in die noch offenen Sichtlöcher. „So mein Freund“, nun ist es unmöglich für dich irgendwelche Geister anzubellen. Lass uns jetzt endlich schlafen“, sage ich, worauf er sich auf sein Schafsfell legt welches er von Bilgee geschenkt bekommen hat.
Dann schlüpfe ich bibbernd vor Kälte in meinen Schlafsack und werde nicht mehr warm. Obwohl es draußen nur minus acht Grad hat und unsere Schlafsäcke bis minus 20 Grad angegeben sind frieren wir. Ich ziehe den Kopfbereich des Schlafsacks bis zur Faustgröße zu, um die eisige Luft auszusperren. Aber trotzdem fühlt sich meine Nase wie ein Eiszapfen an. Auch die Füße werden nicht warm. Ich hauche meinen Atem in meine Schlafhülle bis ich kaum noch Luft bekomme und schnappe dann wieder etwas von der kalten Luft. So geht es oftmals bis zum Morgen. Dann, wenn die ersten Sonnenstrahlen auf die Zelthaut scheinen, wird es endlich wärmer. Doch ist diese wohltuende Wärme nicht von Dauer. Schnell wird es unerträglich warm in unserer Behausung, worauf wir sie verlassen. Draußen weht ein eisiger Nordwind. Wenn die Sonne hinter den Wolken verschwindet sinkt das Thermometer von 20 auf 8 Grad. Ständig müssen wir Jacken an oder ausziehen. Die Temperaturen wechseln zu dieser Jahreszeit unaufhörlich. Wir können uns also noch über warme Tage und Stunden freuen. Bald jedoch wird es diesen Wechsel nicht mehr geben und die große mongolische Kälte von der hier jeder Spricht wird den Tag und die Nacht beherrschen.
„Denis, kannst du uns bitte die Hufeisen geben? Bilgee und ich werden jetzt Bor beschlagen!“, ruft Ulzii. „Ich komme!“, antworte ich, klappe meinen Laptop zu und verlasse das Zelt. Bilgee hat Bor an den zwei Forderfüßen und einem Hinterfuß gehoppelt. Ich sehe mir den rechten Forderhuf an und stelle fest, dass er sich uneben abgelaufen hat und gefeilt werden muss. Vor etwa zwei Monaten hat uns Bert, ein Freund von uns, gezeigt wie man Pferde fachmännisch behuft. Nie hätte ich geglaubt das der Moment kommt wo ich dieses Wissen anwenden muss. Bilge schneidet den verformten Huf mit der Eisen und Holzsäge in Form. Sollte das ein deutscher Hufschmied sehen würden sich ihm die Nackenhaare aufstellen. Doch mit unseren begrenzten Mittel hier draußen in der Wildnis ist das eine Möglichkeit die funktioniert. Dann versuchen wir eines der Hufeisen an den Huf des Pferdes anzupassen. Bilgee hämmert das verbogene Teil auf einen Stein in Form. Dann bindet er den zu beschlagenen Fuß des Pferdes nach oben so dass es nur noch auf drei Beinen steht. Ich nehme einen der Nägel die uns die Fuhrleute geben haben und versuche diesen mit Berts Outdoorwerkzeug in den Huf zu schlagen. Er verbiegt sich sofort. „Ich hole die Nägel von Bert“, meine ich und setze dann einen der silberglänzenden Hufnägel an. „Wie war das noch mal?“, überlege ich, denn ich kann mich daran erinnern, dass der Hufnagel in einem Winkel gesetzt werden muss damit er auf der Hufaußenseite herauskommt und nicht zu tief in den Huf des Pferdes eindringt. „Es funktioniert“, freue ich mich als die Nagelspitze nach einigen Schlägen tatsächlich da auftaucht wo sie soll. Schnell ist Bor beschlagen. „Super“, freue ich mich über den Erfolg. Bilgee scheint auch erleichtert zu sein. Wir geben uns die Hand und lachen uns an. „Jetzt machen wir Sharga“, meint er zuversichtlich. „Sharga? Das wird aber ein gefährliches Unterfangen“, wende ich ein. „Bilgee wird ihn auf die Seite legen und seine Beine fesseln“, beruhigt mich Ulzi. „Auf die Seite legen?“ „Ja.“ „Na dann lass uns den Beißer und Schläger umlegen“, antworte ich und bin gespannt wie sie das anstellen wollen. Bilgee verschnürt die beiden Vorderfüße mit einem Hinterfuß des Tieres und zieht an dem Seil während Ulzi am Halfter zieht und ich den Pferdehintern zur Seite drücke. Obwohl sich Sharga mit großen Augen zur Wehr setzt plumpst er wie ein gefällter Baum auf die Seite. Bilgee verschnürt nun alle vier Füße, so dass wir an seinen Hinterfüßen ohne Gefahr arbeiten können. „Sieh dir das an. Noch ein Tag und er hätte auch den zweiten Huf verloren“, Sage ich auf den lockeren Hufnagel deutend. Ich ziehe ihn heraus und schlage einen neuen Bertnagel hinein. „Passt“, Freuen wir uns. Dann beschlagen wir auf bewehrte Art auch den fehlenden Huf mit einem neuen Eisen. Sharga schnauft bemitleidenswert aber das ist die einzige Art wie wir ihm ein neues Hufeisen verpassen ohne dabei ins Jenseits befördert zu werden. 20 Minuten später ist auch dieser Job erfolgreich getan.
Nachdem ich gestern altes Holz von den umliegenden verlassenen Jurtenlagern herangeschleppt habe, um ein prasselndes Campfeuer zu entfachen, haben sich die knappen Gas und Benzinreserven entspannt. Bilgee und Ulzii ergriffen die Initiative um aus dem nahen Wald weiteres Holz heranzuschaffen. Jetzt, nach der anstrengenden Hufschmiedearbeit, legt Bilgee weiteres Holz auf die Feuerstelle um eine kräftige Mahlzeit zuzubereiten. Die Stimmung ist trotz der niedrigen Temperaturen heiter. Weil Bilgee die Nacht nur unter seinem Deel verbracht hat und Ulzi nur einen dünnen Sommerschlafsack besitzt haben beide letzte Nacht wieder furchtbar gefroren. „Ich gebe ihnen die drei neuen Pferdedecken“, sage ich und hole sie aus unserem Wagen. „Vielen Dank“, freuen sich unsere Begleiter. Wenn die Temperaturen in den kommenden Wochen weiter fallen müssen wir uns auf jeden Fall etwas einfallen lassen wie wir Bilgee und Ulzii am Leben erhalten. Ihre Moral ist für unsere Expedition überlebensnotwendig. Sie dürfen nicht zu sehr frieren ansonsten verlieren sie die Freude an der Reise und den Sinn in der Sache.
Mongolei/Pferde Camp — 05.09.2011 – 06.09.2011
Nach einer kalten Nacht empfängt uns ein kalter verregneter und windiger Tag. Ich versuche unter meinem Vordach, welches ich vom Pferdewagen gezogen habe, zu schreiben. Allerdings erweist sich das wegen des starken und kalten Windes als unmöglich. Später verziehe ich mich ins Zelt, um dort meine Arbeit fortzusetzen. Zusammengekauert haue ich hier in die Tasten. Draußen wird es indes immer ungemütlicher. Die Temperaturen sind auf gut 10 Grad gefallen. Als es dunkel wird beginnt uns die Kälte regelrecht zu beißen. Während meiner Nachtschicht, die ich nutze um diese Texte zu formulieren schmerzen mir die Finger. Dann löst mich Tanja ab. Mogi beginnt ohne Unterbrechung zu bellen. Er hat im Wald auf der anderen Seite des Flusses etwas entdeckt um in Rasche zu fallen. Fluchend rausche ich wieder aus dem Zelt um ihn das dämliche Bellen zu verbieten. Mogi sieht mich an als wäre ich derjenige der vom wilden Affen gebissen wurde und nicht er. Dann spanne ich erneut eine Plane auf der Waldseite des Pferdewagens und stelle ein paar Seesäcke in die noch offenen Sichtlöcher. „So mein Freund“, nun ist es unmöglich für dich irgendwelche Geister anzubellen. Lass uns jetzt endlich schlafen“, sage ich, worauf er sich auf sein Schafsfell legt welches er von Bilgee geschenkt bekommen hat.
Dann schlüpfe ich bibbernd vor Kälte in meinen Schlafsack und werde nicht mehr warm. Obwohl es draußen nur minus acht Grad hat und unsere Schlafsäcke bis minus 20 Grad angegeben sind frieren wir. Ich ziehe den Kopfbereich des Schlafsacks bis zur Faustgröße zu, um die eisige Luft auszusperren. Aber trotzdem fühlt sich meine Nase wie ein Eiszapfen an. Auch die Füße werden nicht warm. Ich hauche meinen Atem in meine Schlafhülle bis ich kaum noch Luft bekomme und schnappe dann wieder etwas von der kalten Luft. So geht es oftmals bis zum Morgen. Dann, wenn die ersten Sonnenstrahlen auf die Zelthaut scheinen, wird es endlich wärmer. Doch ist diese wohltuende Wärme nicht von Dauer. Schnell wird es unerträglich warm in unserer Behausung, worauf wir sie verlassen. Draußen weht ein eisiger Nordwind. Wenn die Sonne hinter den Wolken verschwindet sinkt das Thermometer von 20 auf 8 Grad. Ständig müssen wir Jacken an oder ausziehen. Die Temperaturen wechseln zu dieser Jahreszeit unaufhörlich. Wir können uns also noch über warme Tage und Stunden freuen. Bald jedoch wird es diesen Wechsel nicht mehr geben und die große mongolische Kälte von der hier jeder Spricht wird den Tag und die Nacht beherrschen.
„Denis, kannst du uns bitte die Hufeisen geben? Bilgee und ich werden jetzt Bor beschlagen!“, ruft Ulzii. „Ich komme!“, antworte ich, klappe meinen Laptop zu und verlasse das Zelt. Bilgee hat Bor an den zwei Forderfüßen und einem Hinterfuß gehoppelt. Ich sehe mir den rechten Forderhuf an und stelle fest, dass er sich uneben abgelaufen hat und gefeilt werden muss. Vor etwa zwei Monaten hat uns Bert, ein Freund von uns, gezeigt wie man Pferde fachmännisch behuft. Nie hätte ich geglaubt das der Moment kommt wo ich dieses Wissen anwenden muss. Bilge schneidet den verformten Huf mit der Eisen und Holzsäge in Form. Sollte das ein deutscher Hufschmied sehen würden sich ihm die Nackenhaare aufstellen. Doch mit unseren begrenzten Mittel hier draußen in der Wildnis ist das eine Möglichkeit die funktioniert. Dann versuchen wir eines der Hufeisen an den Huf des Pferdes anzupassen. Bilgee hämmert das verbogene Teil auf einen Stein in Form. Dann bindet er den zu beschlagenen Fuß des Pferdes nach oben so dass es nur noch auf drei Beinen steht. Ich nehme einen der Nägel die uns die Fuhrleute geben haben und versuche diesen mit Berts Outdoorwerkzeug in den Huf zu schlagen. Er verbiegt sich sofort. „Ich hole die Nägel von Bert“, meine ich und setze dann einen der silberglänzenden Hufnägel an. „Wie war das noch mal?“, überlege ich, denn ich kann mich daran erinnern, dass der Hufnagel in einem Winkel gesetzt werden muss damit er auf der Hufaußenseite herauskommt und nicht zu tief in den Huf des Pferdes eindringt. „Es funktioniert“, freue ich mich als die Nagelspitze nach einigen Schlägen tatsächlich da auftaucht wo sie soll. Schnell ist Bor beschlagen. „Super“, freue ich mich über den Erfolg. Bilgee scheint auch erleichtert zu sein. Wir geben uns die Hand und lachen uns an. „Jetzt machen wir Sharga“, meint er zuversichtlich. „Sharga? Das wird aber ein gefährliches Unterfangen“, wende ich ein. „Bilgee wird ihn auf die Seite legen und seine Beine fesseln“, beruhigt mich Ulzi. „Auf die Seite legen?“ „Ja.“ „Na dann lass uns den Beißer und Schläger umlegen“, antworte ich und bin gespannt wie sie das anstellen wollen. Bilgee verschnürt die beiden Vorderfüße mit einem Hinterfuß des Tieres und zieht an dem Seil während Ulzi am Halfter zieht und ich den Pferdehintern zur Seite drücke. Obwohl sich Sharga mit großen Augen zur Wehr setzt plumpst er wie ein gefällter Baum auf die Seite. Bilgee verschnürt nun alle vier Füße, so dass wir an seinen Hinterfüßen ohne Gefahr arbeiten können. „Sieh dir das an. Noch ein Tag und er hätte auch den zweiten Huf verloren“, Sage ich auf den lockeren Hufnagel deutend. Ich ziehe ihn heraus und schlage einen neuen Bertnagel hinein. „Passt“, Freuen wir uns. Dann beschlagen wir auf bewehrte Art auch den fehlenden Huf mit einem neuen Eisen. Sharga schnauft bemitleidenswert aber das ist die einzige Art wie wir ihm ein neues Hufeisen verpassen ohne dabei ins Jenseits befördert zu werden. 20 Minuten später ist auch dieser Job erfolgreich getan.
Nachdem ich gestern altes Holz von den umliegenden verlassenen Jurtenlagern herangeschleppt habe, um ein prasselndes Campfeuer zu entfachen, haben sich die knappen Gas und Benzinreserven entspannt. Bilgee und Ulzii ergriffen die Initiative um aus dem nahen Wald weiteres Holz heranzuschaffen. Jetzt, nach der anstrengenden Hufschmiedearbeit, legt Bilgee weiteres Holz auf die Feuerstelle um eine kräftige Mahlzeit zuzubereiten. Die Stimmung ist trotz der niedrigen Temperaturen heiter. Weil Bilgee die Nacht nur unter seinem Deel verbracht hat und Ulzi nur einen dünnen Sommerschlafsack besitzt haben beide letzte Nacht wieder furchtbar gefroren. „Ich gebe ihnen die drei neuen Pferdedecken“, sage ich und hole sie aus unserem Wagen. „Vielen Dank“, freuen sich unsere Begleiter. Wenn die Temperaturen in den kommenden Wochen weiter fallen müssen wir uns auf jeden Fall etwas einfallen lassen wie wir Bilgee und Ulzii am Leben erhalten. Ihre Moral ist für unsere Expedition überlebensnotwendig. Sie dürfen nicht zu sehr frieren ansonsten verlieren sie die Freude an der Reise und den Sinn in der Sache.
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