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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Wir treffen eine Entscheidung

N 22°46’01.0’’ E 126°52’32.4’’
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    Tag: 115-116 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    05:05

    Sonnenuntergang:
    17:33

    Temperatur - Tag (Maximum):
    36 Grad

    Breitengrad:
    22°46’01.0’’

    Längengrad:
    126°52’32.4’’

Gewitterfront-Camp — 08.10.2001 – 09.10.2001

Das Wetter hat sich im Augenblick beruhigt und es ist wieder heiß. Manchmal verdecken noch Gewitterwolken die Sonne doch glauben wir das Unwetter überstanden zu haben. Es ist feucht und schwül was die Moskitos zum brüten anregt. Die Tage im Camp verfliegen und wir fragen uns ob wir weiterlaufen oder hier bis Samstag auf Carl warten sollen. Wenn es noch mal so vom Himmel schüttet wird er Schwierigkeiten haben zu uns zu stoßen und wenn wir hier warten werden wir weitere wichtige Lauftage vor der kommenden Regenzeit verschwenden. Wir können tun was wir wollen die Geschwindigkeit dieser Expedition wird einzig und alleine von der Wüste bestimmt. Meist werden unsere Pläne aus nicht vorhersehbaren Gründen total über den Haufen geworfen. Vor allem Zeitpläne scheinen hier im Herzen der Natur völlig lächerlich zu sein. Die Wüste hält uns in ihrem eisernen Griff so lange fest bis sie fertig mit uns ist. Vielleicht ist das auch eine der vielen Lektionen die wir hier zu lernen haben? Wir müssen unser westliches Denkvermögen aufgeben. Unsere Pläne. Den Rahmen in dem wir uns ständig befinden sprengen und dem überlassen was mächtiger ist als unsere Vorstellungskraft. Es macht keinen Sinn gegen den Strom zu schwimmen. Hier ist nur eines gefragt und das heißt sich in den Schoß von Mutter Natur fallen zu lassen. Gottvertrauen zu erlangen und den Tag leben wie er ist. Trotzdem überlegen wir ob wir die Tage bis Samstag nutzen sollen, um einige Kilometer hinter uns zu bringen und wissen nicht ob es eine gute oder schlechte Entscheidung ist. Wie ich zu Beginn der Expedition schon öfter erwähnte geht es nicht darum in kurzer Zeit soviel Strecke wie möglich zu bewältigen, sonder eher darum das Outback, die Natur und deren Schätze zu entdecken, zu erleben, zu lernen und vor allem sich selbst besser kennen zu lernen. Wir fühlen uns hin und her gerissen zwischen der Angst das Seengebiet nicht rechtzeitig vor der kommenden Regenzeit umgehen zu können und auf der anderen Seite der Tatsache einfach ins Auge zu sehen das unser wichtiger Nachschub erst am Samstag kommt. Wir unterhalten uns gerade darüber als wir Motorengeräusche hören. „Es ist Ray,“ sage ich dem Jeep entgegen sehend der sich seinen Weg durch die Sanddünen bahnt. „Hallo,“ begrüßt er uns lachend. Wir begrüßen ihn ebenfalls freudig und laden ihn in unser Camp ein. „Hier, ich habe mir gedacht das wird euch gut tun,“ sagt er und übergibt uns einen kleinen Karton mit einigen Obstdosen und zwei Tüten Toastbrot. Wir erfahren, dass er im Augenblick zu wenig Personal hat, um unsere Ausrüstung von dem 286 Kilometer entfernten Kunawarritji abzuholen. „Carl wird es am Samstag bringen. Ich habe mit ihm telefoniert,“ erklärt er. Wieder kommt der Gedanke auf wenigstens noch 60 Kilometer bis Carls Ankunft zurückzulegen. „Ihr könnt zumindest bis zu einem der großen Seen vor Kiwirrkurra laufen. Bis dorthin kann Carl ohne Schwierigkeiten fahren. „Was ist wenn es weiter regnet? Wird er es dann auch schaffen?“ ,will ich wissen. „Hm,“ antwortet Ray und ich glaube einen Zweifel in seiner Stimme zu vernehmen. „Die Büsche für die Kamele sind hier bald abgefressen. Wenn wir noch weitere Tage hier bleiben müssen unsere Kamele hungern,“ wirft Tanja ein. „Weißt du was Denis. Ich fahre mit dir einfach 25 Kilometer den Track in Richtung Osten und du kannst dir selbst ein Bild davon machen ob dort genügend Kamelfutter wächst. Wenn ja lauft ihr einen Tag und wartet dort auf Carl.“ „Gute Idee,“ antworte ich, nehme mir mein GPS und steige zu ihm in den Jeep. Eine halbe Stunde später kommen ich enttäuscht zurück. Das gesamte Land vor uns ist letztes Jahr von einem Buschfeuer total abgebrannt worden. Durch die Regenfälle spitzen zwar überall neue Pflanzen mit ihrem frischen Grün durch den roten Sand aber für ein mehrtägiges Kamelcamp reicht das Futter nicht aus. Wieder einmal beweist uns die Wüste wer hier die Geschwindigkeit angibt. „Wir müssen hier bleiben,“ sage ich zu Tanja. „Wenn du mir hilfst abends die Kamele zum Camp zurückzubringen kann ich sie auf die anderen, entfernteren Dünenkämme zum fressen führen. Dann haben wir keine Futterknappheit.“ „Klar, mache ich gerne,“ antworte ich. Wir verabschieden uns wieder von Ray und sind froh endlich eine Entscheidung getroffen zu haben. Obwohl wir immer noch über ca. 900 Kilometer bis zu unserem nächsten Etappenziel zurücklegen müssen bleiben wir hier und genießen dieses Camp welches vom Rücken einer Sanddüne getragen wird und uns einen 360 Grad Rundblick auf die Gibson Desert bietet.

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