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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Wiedersehen mit Freunden und unseren Tieren

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    Temperatur - Tag (Maximum):
    Sonnenschein und warm

Wundowie — 02.04.2001

Zufrieden mit mir und der Welt sehe ich aus dem Fenster der Passagiermaschine auf das rote, verbrannte Land 9000 Meter unter uns. Bald hat uns der endlose Kontinent wieder dessen geologische Landmasse die älteste der Erde ist und die ältesten Tierarten besitzt.
Nach dem was ich gelesen habe sind die Australischen Beuteltiere um mindestens hundertzwanzig bis hundertfünfzig Millionen Jahre älter als alle anderen Säugetier. Ich bin gespannt was es diesmal für uns parat hält?

Ob es wieder so schwer wird wie das letzte Mal? Kälte, Hitze, Regenfälle, Trockenheit, Buschfeuer und schreckliche Wirbelstürme waren nur einige der großen Herausforderungen auf den 2239 Kilometern von Wundowie bei Perth bis nach Anna Plains Station unterhalb von Broome. Wir hatten neben der anstrengensten Expeditionsreisen meines bisherigen Lebens eine intensive, wunderbare Zeit in der Tanja und ich mehr über uns und die Welt lernen durften als wir es für möglich gehalten hätten. Eng war der Kontakt zu diesem urigen Boden der nach wissenschaftlichen Erkenntnissen die Wiege unserer menschlichen Herkunft ist. Seit rund hundertfünfzigtausend Jahren leben da unten die Aborigines, das Urvolk das mich schon seit Jahrzehnten interessiert und deren Lebensform ich so geheimnisvoll finde. Ob wir auf unseren 5000 Kilometer langen Fußmarsch durch die Great Sandy und Gibson Desert und später Ostaustralien mit ihnen in Kontakt treten können? Ob sich dieser langgehegte Traum, von dem ältesten Volk der Erde mehr zu erfahren, erfüllen wird? Ob die Ureinwohner die aus der Zeit vor der Zeit kommen mir mehr über den gesungenen Traum, den Traumpfaden, und der Traumzeit erzählen können?

Noch liegt eine ganze Menge an Vorbereitungsarbeiten vor uns. Wenn ich daran denke dreht sich mir fast der Magen um, aber ohne gute Vorbereitung sind unsere Überlebenschancen diesen unwirtlichen Kontinent zu durchqueren nicht sehr groß.

Am Zoll holt mich die Wirklichkeit, das Jetzt und der Augenblick aus meinen Gedanken. Die freundlichen Beamten nehmen uns wegen der Maul und Klauenseuche und BSE in Europa unsere mitgebrachten Satteltaschen und Kamelhalter ab. Sie müssen erst chemisch behandelt werden bevor sie uns die Quarantäne Behörde gegen eine Verrechnung von 200 $ wieder zuschicken.

Unser gesamtes Gepäck wird von einem lustig aussehenden Hund der Rasse Beagel beschnüffelt und unsere Schuhsohlen werden auf Erdspuren untersucht. Anscheinend beinhaltet das Insektenspray, welches die Stewardessen noch vor dem Landeanflug über unsere Köpfe gesprüht haben, nicht genügend Gift um allen Bakterien den gar auszumachen. Trotz der gründlichen und auch verständlichen Untersuchung sind wir guter Dinge und fiebern darauf endlich wieder die Luft von Down Under zu atmen. Nach 1 ½ Stunden entlassen uns die Beamten in die Freiheit. Wir verabschieden uns von ihnen wie von alten Bekannten denn einige von ihnen haben von unserer Red Earth Expedition bereits in der Zeitung gelesen.

Melinda und ihre Kinder, die in der Ankunftshalle auf uns gewartet haben, empfangen uns mit einer innigen Umarmung. Durcheinander plaudernd erzählen wir während der Heimfahrt nach Wundowie von unseren Erlebnissen in Deutschland.

Auf der Farm fühlen wir uns sofort wieder wie Zuhause. Die Gerüche, die staubige Erde, die vielen Tiere sind uns so vertraut als wären wir nie auf der anderen Seite des Planeten gewesen. Wir umarmen Phil zur Begrüßung. „Willkommen Zuhause,“ sagt er mit offenem Lachen. „Wo ist Rufus?“, frage ich sehnsüchtig und in Vorfreude unseren treuen Hund wieder zu sehen. Kaum haben wir ihn gerufen fetzt er wie eine Rakete um die Hausecke und springt uns an. Überschwinglich schleckt er uns mit seiner nassen Zunge freudig ab. Wir sind gerührt, denn ich hätte nicht gedacht das er sich so enorm freut uns wieder zu sehen. Tanja kann es dann kaum noch aushalten und will unbedingt Shiron guten Tag sagen. Gespannt betreten wir das Kängurugehege auf der Farm. Wir können es kaum glauben einen richtigen Teeneger zu begrüßen. Tanja umarmt ihn wie ihren Sohn und Shiron leckt ihr mit seinem Zünglein die Backe. Auch ich knie mich ab, um mein Kängurukind zu streicheln und zu herzen. Wenn er sich aufstellt geht er mir schon bis zur Brust. Mein Gott wie die Zeit vergeht. Als wir ihn vor 1 ¾ Jahren bekamen wog er gerade mal 1,9 Kg. Und jetzt schätze ich ihn auf über 25 Kg. Wir verbringen noch einige Augenblicke mit ihm und genießen es nach dem anstrengenden und kalten Deutschlandaufenthalt auf dem aufgeheizten Boden zu sitzen. Die Nachmittagsonne wärmt unsere Rücken und taucht die Feigenbäume in ein uns vertrautes goldenes Licht. Entspannt höre ich die Pferde in der nahen Koppel wiehern, lausche belustigt dem Kreischen Melindas Papageien die die Stimmen der Kinder nachahmen und sehe den Hunden bei ihrem wilden Spiel zu.

Müde von der langen Reise bringen wir dann unser Gepäck in den kleinen Raum den uns die Familie Ryan für unseren Aufenthalt zu Verfügung gestellt hat. „Willkommen Zuhause“ steht an der Tür, was uns zeigt bei Freunden aufgenommen zu sein.

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