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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Wie es den Überlebenden der Schiffskatastrophe ergangen ist

N 69°19'28.8" E 16°07'05.7"
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    Datum:
    03.10.2020

    Tag: 062

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Andenes

    Tageskilometer:
    0 km

    Gesamtkilometer:
    5444 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Sonnenaufgang:
    07:11

    Sonnenuntergang:
    18:31

    Temperatur Tag max:
    14°

    Temperatur Nacht min:

    Aufbruch:
    10:30

    Ankunftszeit:
    18:00

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„Wie ist dem Kapitän Pollard nach dem Desaster ergangen?“, fragt Tanja. „Er ist nach Nantucket zurückgekehrt. Als seine Tante erfuhr, dass ihr Sohn von ihm und Charles Ramsdell aufgegessen wurde, war sie natürlich entsetzt. Keine Ahnung, wie eine Mutter so etwas verkraften soll. Vielleicht hat sie es auch nie überwunden. Das weiß ich nicht. Pollard hat auf jeden Fall eine weitere Chance bekommen und übernahm das Kommando des Walfängers Two Brothers, auf dem auch der Schiffsjunge Thomas Nickerson erneut anheuerte.“ „Wer war Nickerson noch mal?“, frage ich, weil ich bei den vielen Namen durcheinandergekommen bin. „Nickerson war der Kabinenjunge, der die Essexkatastrophe in einem der kleinen Walboote überlebte.“ „Ah ja, erinnere mich. Und der Junge hat nach so einer furchtbaren Odyssee wieder auf einen Walfänger erneut angeheuert?“ „Um zu überleben gab es damals nicht viele Jobangebote. Das war sicherlich ein Grund dafür“, erklärt Fynn. „Und wie ging es weiter?“, fragt Tanja. „Nun, Georg Pollard war irgendwie vom Pech verfolgt. Am 11. Februar 1823, ist die Two Brother bei French Frigate Shoals, einem Atoll der Nordwestlichen Hawaiʻi-Inseln, auf ein Korallenriff aufgelaufen. Dabei ist der Walfänger gesunken, der übrigens im Jahr 2008 von Unterwasserarchäologen wiederentdeckt wurde. Wie auch immer, diesmal wurden die Schiffbrüchigen schon am Tag nach der Havarie gerettet. Für Pollard war es das letzte Kommando. Er verbrachte sein restliches Leben als Nachtwächter auf Nantucket. Später wurde er von dem Journalisten Hermann Melville, der den weltberühmten Seeroman Moby Dick geschrieben hat, interviewt. Melville hat selbst einige Jahre auf einem Walfangschiff gedient. Er war durch die Tragödie der Essex und dem Kapitän Polland inspiriert und mischte seinen eigenen Erfahrungen mit in die Mobydickstory. Für ihn war Polland der beeindruckendste und bescheidenste Mann, den er je getroffen hat.
Der erste Offizier der Essex, Owen Chase, hat übrigens gleich nach seiner Rückkehr Ende des Jahres 1821 ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben. Denke aber, dass dieses Werk nicht viele Menschen erreichte.“

„Und wie ist es dem Kabinenjungen weiter ergangen?“, frage ich. „Thomas Nickerson?“ „Ja.“ „Nach dem zweiten Schiffbruch hatte er wahrscheinlich die Nase voll und eröffnetet auf Nantucket ein kleines Hotel. 56 Jahre nach dem Untergang der Essex schrieb er seine Erinnerungen über die Odyssee nieder. Seine Aufzeichnungen wurden aber nie beachtet, bis sie erst im Jahre 1984 mit dem Titel: „Der Verlust des von einem Wal versenkten Schiffes Essex und die Tortur der Besatzung in offenen Booten“ veröffentlicht wurden“, beendet Fynn seine lange, grausame und spannende Geschichte. Wir sitzen für einige Minuten wie benommen da, haben so etwas nicht erwartet. „Danke für deine Erzählung“, sage ich verhalten. „Es war mir ein Vergnügen, euch die Geschichten meiner Großväter zu erzählen. Habe in meinem Alter nicht immer so gute Zuhörer wie euch. Jetzt muss ich aber weiter. Möchte mit meinem Sohn noch nach Kirkenes.“ „Wohnst du dort oben im Norden?“ „Ja. Ist schön dort.“ „Wir kennen Kirkenes. Waren letzte Jahr schon mal an der norwegischen russischen Grenze“, sage ich und verabschieden uns von Flynn…

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