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Mongolei/Vor Mörön Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Wenn du so negativ denkst müsst ihr möglicherweise noch länger auf euer Visum warten

N 49°42'773'' E 100°11'497''
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    Tag: 374-377

    Sonnenaufgang:
    05:50/05:55

    Sonnenuntergang:
    21:01/20:56

    Gesamtkilometer:
    1722

    Bodenbeschaffenheit:
    Gras

    Temperatur – Tag (Maximum):
    26 °C/30 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    18 °C/22 °C

    Temperatur – Nacht:
    10 °C/7 °C

    Breitengrad:
    49°42’773“

    Längengrad:
    100°11’497“

    Maximale Höhe:
    1492 m über dem Meer

Es ist schon verrückt welchen Aufwand wir in diesem Land teilweise betreiben müssen, um telefonieren zu können. Manchmal sind wir gezwungen 2.500 Meter hohe Gipfel zu erklimmen, an anderen Orten klettern wir auf einen Baum. Hin und wieder funktioniert nur ein gewisser Anbieter weswegen wir verschieden Chipkarten mit uns führen. Und heute Nachmittag ist Tanja etwa sieben Kilometer in Richtung Mörön geritten, um sich in das Handynetz einloggen zu können. Sie möchte mit Saraa telefonieren und herausfinden wie es mit unserem Visum aussieht. Ich arbeite indes noch immer an unseren Sätteln. Als sie wiederkommt bringt sie schlechte Nachrichten. „Saraa war nicht gut drauf. Die Einwanderungsbehörde möchte unser Visum trotz der gültigen Arbeitsgenehmigung nicht verlängern.“ „Was? Um Gottes Willen“, schnappe ich entsetzt. „Halt, halt, ich erzähle dir am besten die ganze Geschichte.“ „Okay, schieß los.“ „Sie haben den Verlängerungsantrag glatt abgelehnt. Saraa hat den Beamten erzählt was wir alles Positives für die NGO getan haben. Sie erwähnte die Gefängnisfenster für 500.000 Tugrik, (303,-€) und die Sonnenbrillenaktion für die Tuwa im Wert von 1,8 Millionen, (1090,-€) die sechsmonatige Recherche die wir bei den Rentiernomaden durchgeführt haben, um herauszufinden wo ihre Bedürfnisse und Nöte sind. Auch das wir ihr helfen nach Japan zu kommen.“ „Will sie noch immer nach Japan?“, unterbreche ich. „Ja, das ist vermutlich der Hauptgrund warum sie überhaupt nach Ulan Bator gefahren ist“, erklärt Tanja.

Saraa hat von irgend einer NGO eine Einladung nach Japan bekommen. Dort soll sie eine Kurzausbildung über Ernährung erhalten. Sie muss nur den Flug bezahlen, alles andere wird für sie übernommen. Seit Wochen versucht sie das Geld für den Flug zusammenzubekommen. Sie bat all ihre Freunde nach Geld, auch uns. Da so ein Ticket ca. 1,6 Millionen Tugrik (ca. 1.000 €) kostet, sehr viel Geld.

„Nun, auf jeden Fall hat sie den Behörden gesagt wir helfen ihr dabei.“ „Was heißt das?“ „Sie möchte sich von uns 300,- US$ leihen. Ich gebe es euch auf jeden Fall zurück, hat sie mir versprochen.“ „Saraa Geld leihen? Das käme sicherlich einer Einbahnstraße gleich“, wende ich ein. „Denke wenn wir ihr das Geld leihen können wir es in den Wind schreiben.“ „Glaube ich auch. Bisher haben wir ihr doch schon 60,- € Verpflegungsgeld gegeben. Und dann noch die Flugtickets plus alle Kosten für den Papierkram. Jetzt nochmal 300,- US$. Das wird ja ein gewaltig teures Visum. Ich bin dagegen ihr das Geld zu leihen. Was kommt als nächstes? Es hat ja nie ein Ende.“ „Denke auch so.“ „Und? Bekommen wir nun diese verdammte Verlängerung?“ „Saraa sagte der Beamte wollte nach einem längeren Gespräch nur einem von uns das Visum geben.“ „Nur einem?“ „Jetzt hör doch mal zu!“ „Okay, okay.“ „Saraa war nahe am Weinen. Sie wurde dann an den Vorgesetzte des Beamten weitergeleitet. Der hat gesagt ihre NGO ist viel zu klein, um zwei Ausländer so lange im Land halten zu dürfen. Auch werden sie eine Steuerprüfung durchführen. Saraa ist diesbezüglich völlig aufgelöst. Letztendlich aber werden sie uns eine dreimonatige Verlängerung einräumen.“ „Na prima!“ „Sie wird am achten August ausgestellt. Aber sie wollen uns ebenfalls prüfen was wir in dieser Zeit für die NGO tun.“ „Sollen sie uns prüfen. Wir haben und werden genug für diese Organisation tun. Aber was mich mehr interessiert. Wie kommen die Papiere nach Mörön?“ „Keine Ahnung.“ „Das heißt wir müssen weitere zwei Wochen hier bleiben und auf die Ausweise warten.“ „Kann sein.“ „Oh man, das Land macht mich fertig. Wären wir einfach rechtzeitig nach Peking ausgereist und mit einem Touristenvisum wieder eingereist hätten wir unsere Aufenthaltsgenehmigung längst in der Tasche. Und noch dazu viel billiger.“ „Aber nur für maximal zwei Monate.“ „Gut, das hätte uns im Notfall gereicht.“ „Aber wir sind nicht ausgereist. So ist es bestimmt besser“, überlegt Tanja. „Sicherlich. Nur was ist wenn den Behörden wieder etwas anderes einfällt?“ „Das wird schon nicht geschehen.“ „Dein Wort in Gottes Ohr.“ „Ach ja bevor ich es vergesse. Saraa hat gesagt wenn wir ihr die 300,- US$ nicht ausleihen braucht sie solche Freunde wie uns nicht. Abgesehen davon soll ich nicht so negativ denken.“ „Wie meint sie das denn?“ „Wir können erst über Geld sprechen wenn wir die Papiere in der Tasche haben. Vorher nicht, erklärte ich ihr. Vertrau mir. Du kannst mir vertrauen, meinte sie. Ich vertraue dir aber nicht deinen Behörden“, erwiderte ich. „Und daraufhin meinte sie du denkst negativ?“ „Ja.“ „In diesen Tagen überträgt der nationale Fernsehsender die Gerichtsverhandlung des Korruptionsskandals in dem der Expräsident Hauptangeklagter ist. Sie sperren ihren eigenen Präsidenten ein! Wie kann man da noch vertrauen?“ „Ich weiß. Das habe ich ihr auch erzählt. Sie schlussfolgerte allerdings im Falle unseres Misstrauens kann es sein noch länger auf das Visum warten zu müssen.“ „Was? Versucht sie uns zu erpressen? Oder zu drohen?“ „Ich weiß es nicht.“ „Oh Saraa. Sie versucht es wirklich mit allen Mitteln in das radioaktiv verseuchte Land zu reisen. Wir bleiben trotzdem beim Nein. Wir sind doch keine Bank die man endlos schröpfen kann. Saraa hat mittlerweile einen beträchtlichen Betrag und Geschenke für ihre Dienstleistungen erhalten. Sie bekommt ihren Kragen anscheinend nicht voll. Ich hoffe sie beruhigt sich wieder ansonsten ziehen wir unser Engagement zurück“, schimpfe ich weil Erpressungen das Letzte sind mit dem man uns drohen kann.

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