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Aufgeladen nach Marokko

Wenn die Erde bebt: Die vergängliche Schönheit des Oasendorfs

N 29°03'35.5" W 008°51'14.0"
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    Datum: 02.03.2024 bis 03.03.2024

    Tag: 456 – 457

    Camp 83

    Land: Marokko

    Ort: Städtchen Icht Campingplatz Borj Birmane

    Breitengrad N: 29°03’35.5″

    Längengrad W: 008°51’14.0″

    Tageskilometer: 75 km

    Gesamtkilometer: 12.247 km

    Höhe: 431 Meter

    Temperatur Tag max: 25°

    Temperatur Nacht: 12 °

    Aufbruch: 09:00 Uhr

    Ankunft: 18:00 Uhr

    Fahrzeit: 4:30 Std.

Da wir es nicht mehr geschafft haben, die Wüstenoase Tadakoust zu erreichen, verbrachten wir die Nacht mitten in der Wüste, fernab jeglicher Zivilisation. Die Dunkelheit hüllte unsere Terra Love ein, und eine tiefe Stille legte sich über die weite, bergige Landschaft. Der sternenklare Himmel erstreckte sich unendlich weit, während der Wind sanft über die steinigen Hügel strich. Es gab keinen Lärm, keinen Verkehr – nur die unberührte Natur, die hier das Sagen hat.

Jetzt am frühen Morgen, wenn die ersten zarten Strahlen der Sonne den Horizont berühren, beginnt die Wüste zu erwachen. Die Berge des Antiatlas verlieren langsam ihr dunkles Grau und werden zunehmend vom goldenen Licht erhellt und die Kühle der Nacht weicht der sich ankündigenden Hitze des Tages. Alles wirkt friedlich, die Farben des Himmels verändern sich, und die Stille, die in der Nacht allgegenwärtig war, fühlt sich nun beruhigend und harmonisch an. Wir beobachten, wie die Sonne langsam aufsteigt, als würde sie die Wüste mit neuer Energie füllen. Die Luft ist noch frisch, und in diesem Augenblick gibt es nur uns, die Natur und das Gefühl, eins mit der Welt zu sein – ein Moment purer Freiheit und Gelassenheit.

Nachdem ich die Bilder des gestrigen Tages auf den Laptop übertragen habe und Tanja uns ein leckeres Frühstück zubereitet hat, setzen wir unsere Fahrt in Richtung der Oase Tadakoust fort. Seit gestern haben wir etwa 60 Kilometer auf dieser einsamen Strecke hinter uns gebracht. Auch wenn das nicht nach viel klingt, hat es doch deutlich länger gedauert als erwartet. Die raue Beschaffenheit der Piste und die unendlichen Weiten haben uns in eine faszinierende, aber auch fordernde Welt entführt. Obwohl uns die Abgeschiedenheit und Schönheit der Natur hier draußen sehr gefallen, sind wir erleichtert, als die ersten Zäune und vereinzelten Häuser am Wegesrand auftauchen – Zeichen dafür, dass wir langsam wieder die Nähe zur menschlichen Zivilisation erreichen. Nach der manchmal tückischen, sich ständig verzweigenden Steinpiste ist dieses Gefühl auf eine eigentümliche Weise beruhigend.

Wir erreichen die drei kegelartigen Berge von Tadakoust, die liebevoll die „Triade von Tadakoust“ genannt werden. „Wow!“, entfährt es Tanja, erstaunt über den beeindruckenden Anblick. Diese außergewöhnlichen, aus Hartgestein bestehenden Formationen sind vulkanischen Ursprungs. Ihre markante Kegelform hat sich über Jahrtausende durch Erosion und geologische Prozesse geformt und verleiht der Landschaft eine fast magische Atmosphäre. Ihre Spitzen scheinen die Wolken zu berühren, während sanfte Hügel und endlose Wüstenebenen sie wie schützende Arme umschließen. Hier, an diesem magischen Ort, empfinden wir eine tiefgreifende Verbundenheit mit der Natur. Es scheint, als ob die Berge uns ein Geheimnis zuflüstern, das wir glauben zu hören, weil wir bereit sind, uns auf die Schönheit dieses weltabgeschiedenen Ortes einzulassen.

„Schau mal, Tanja, das Wasserbecken da vorne!“, sage ich, als wir uns Tadakoust nähern. „Kaum zu glauben, wie so ein kleiner Pool hier mitten in der Wüste existiert.“ Tanja nickt und wir bleiben kurz stehen, um die Ruhe dieses Ortes auf uns wirken zu lassen. „Ich finde es faszinierend, dass das Wasser direkt aus den unterirdischen Quellen des Atlasgebirges stammt,“ fügt Tanja hinzu. „Ja, genau das macht es ja so besonders,“ antworte ich. „Es füllt sich stetig auf und bleibt in dieser kargen Umgebung immer voller Leben.“ Wir beobachten, wie Vögel zum Trinken kommen und in den üppigen Pflanzen rund um das Becken nach Nahrung suchen. Hier, an diesem scheinbar unscheinbaren Ort, gibt es ein ganzes kleines Ökosystem – ein Refugium für die Tiere und ein Symbol der Lebendigkeit inmitten der endlosen Weite der Wüste.

„Wo sollen wir denn hier parken?“, fragt Tanja, als wir in Tadakoust ankommen und merken, wie knapp der Platz für ein großes Fahrzeug wie unseres ist. „Gar nicht so einfach hier,“ erwidere ich und lasse meinen Blick über das Gelände schweifen. Schließlich entdecken wir außerhalb des Dorfes eine ebene Fläche mit festem Boden. „Da drüben könnte es klappen,“ schlage ich vor und lenke die Terra Love vorsichtig in Richtung des Platzes. Tanja nickt zustimmend. „Besser so, als im Sand stecken zu bleiben,“ lacht sie, und ich stimme ihr zu.

Während wir aussteigen und die Gegend begutachten, sprechen wir darüber, wie wichtig es ist, in solchen ländlichen Gegenden die Bodenbeschaffenheit genau zu prüfen – oft ist der Untergrund hier sandig und trügerisch weich. „Aber schau mal,“ sage ich und deute auf den festen Boden unter unseren Füßen, „hier sind wir auf der sicheren Seite und haben genug Abstand zu den Bewässerungskanälen der Oase.“ Tanja lächelt zufrieden. „Und die Ruhe ist perfekt,“ fügt sie hinzu. Wir fühlen uns gut, einen idealen Platz gefunden zu haben, wo wir die Landschaft genießen können, ohne die Umgebung zu stören.

Kaum haben wir unsere Terra Love verlassen, werden wir herzlich von Frauen begrüßt, die auf dem Weg zu ihren Feldern sind. Der Kontakt ist freundlich und offen. Die Bewohner dieser abgelegenen Regionen sind es gewohnt, Reisende willkommen zu heißen, und zeigen oft eine beeindruckende Gastfreundschaft.

Unsere Kommunikation erfolgt meist durch einfache Worte, Gesten oder mithilfe von Übersetzungs-Apps, wenn die Sprachbarriere zu groß ist. Viele Menschen in der Region sprechen Arabisch oder Berberdialekte, einige auch Französisch. Mit einem Lächeln und einer respektvollen Begrüßung lassen sich schnell Verbindungen aufbauen, die den Austausch erleichtern.

Die Szenerie dieses ursprünglichen Dorfes, das sich an den Hängen einer beeindruckenden Bergformation mit drei markanten Felstürmen erhebt, ist kaum zu übertreffen. Auf einem der Türme thronen sogar noch die Ruinen eines alten Agadirs, einer traditionellen Speicherburg. Unterhalb dieser geschichtsträchtigen Stätte breitet sich das Dorf mit seinen charakteristischen Lehm- und Steinhäusern aus. Rund 540 Menschen leben hier und pflegen die traditionellen Lebensweisen, die tief in der Kultur dieser abgeschiedenen Region verwurzelt sind.

Mit einer Mischung aus Neugier und Spannung beginnen wir unseren Streifzug durch die verwinkelten Gassen von Tadakoust. Plötzlich bleiben wir stehen, als uns die Zerstörung vieler Häuser auffällt. „Siehst du das, Denis? Überall diese Trümmerhaufen … und die Wände wirken so instabil.“ „Ja, das ist wirklich erschreckend. Man muss hier aufpassen, dass einem nicht irgendwo ein Stein auf den Kopf fällt,“ erwidere ich, während ich unsicher weitergehe. „Ich muss sagen, hier fühle ich mich nicht gerade wohl. Diese Häuser sehen wirklich aus, als könnten sie jeden Moment einstürzen.“ „Geht mir genauso“, sagt Tanja. „Aber irgendwo hat dieses verlassene, leicht bedrohliche Bild auch etwas … es erzählt so viel von vergangenen Zeiten.“ „Weißt du, Tanja,“ sage ich nachdenklich, „obwohl so viel hier in Trümmern liegt, lebt die Gemeinschaft noch immer inmitten der Ruinen. Schau mal, da vorne – eine Tür, die zu einem Bereich führt, der offenbar noch bewohnt wird.“ „Ja, erstaunlich. Vielleicht gab es hier kürzlich ein Erdbeben? Die Region ist ja seismisch aktiv,“ antwortet Tanja und blickt sich um. „Die Erschütterungen, kombiniert mit der natürlichen Erosion, könnten die alten Mauern einfach Stück für Stück zerstören.“ „Stimmt, und viele der Häuser sind aus Stampflehm und Naturstein gebaut. Bei starken Regenfällen oder extremer Hitze leiden diese Materialien natürlich enorm,“ füge ich hinzu. „Es ist ein Balanceakt zwischen Erhalt und Zerstörung.“ „Und doch halten die Menschen daran fest, hier zu leben. Irgendwie bewundernswert, findest du nicht?“ „Die Abwanderung der Menschen in die Städte macht es hier natürlich auch nicht einfacher,“ denke ich laut. „Je weniger Leute bleiben, desto schwieriger wird es, die alten Häuser zu pflegen. Mit der Zeit fehlen einfach die Mittel und Möglichkeiten für die Instandhaltung.“ Tanja nickt nachdenklich. „Und moderne Baumaterialien oder Bautechniken? Die kommen in so abgelegene Dörfer wie Tadakoust doch kaum. Ohne Zugang dazu bleiben nur die traditionellen Materialien, die nicht gerade robust gegenüber den klimatischen Herausforderungen hier sind.“ „Genau. Die starken Temperaturschwankungen, die heftigen Regenfälle … all das setzt den Gebäuden zusätzlich zu. Und wenn dann noch gelegentliche Erdbeben dazukommen, ist der Verfall quasi vorprogrammiert.“ „Es ist schon eine Mischung aus allem – Natur, Klima, Wirtschaft. Ein Zusammenspiel, das die alten Gebäude hier langsam zerfallen lässt.“

Wie in anderen Oasendörfern, die wir bisher besucht haben, gibt es auch in Tadakoust viele schmale Gänge zwischen den Häusern. Wie in unseren vorherigen Videos schon erwähnt erfüllen sie gleich mehrere praktische und kulturelle Funktionen. Sie bieten Schutz vor starker Sonneneinstrahlung und Hitze, was eine natürliche Kühlung der Wohnräume ermöglicht und in den heißen Sommermonaten besonders vorteilhaft ist. Zudem wirken die engen Gänge und Tunnel als Schutz vor starkem Wind und Regen, wodurch die Auswirkungen von extremen Wetterbedingungen minimiert werden. Historisch betrachtet boten sie auch Verteidigung, da sie es Eindringlingen erschwerten, sich im Dorf zu bewegen und die Häuser anzugreifen.

In der bergigen und begrenzten Terrainstruktur ermöglichen die schmalen Gänge eine effiziente Nutzung des verfügbaren Raums, ohne große Freiflächen zu benötigen. Gleichzeitig fördern sie den sozialen Austausch zwischen den Dorfbewohnern und schaffen durch die Nähe der Häuser eine Gemeinschaftsatmosphäre. Die Bauweise mit Lehm und lokalen Materialien ist eine praktische Lösung, die sich über Generationen entwickelt hat und die Anpassungsfähigkeit der Berberkultur an ihre Umgebung verdeutlicht.

„Weißt du, Tanja,“ sage ich lächelnd, „bei unseren Begegnungen mit den Berbern berührt mich ihre Gastfreundschaft jedes Mal wieder. Es ist mehr als bloße Höflichkeit – fast wie eine heilige Pflicht für sie.“ Tanja nickt und erwidert: „Ja, absolut. Die Gastfreundschaft ist tief in ihrer Kultur verankert. Es ist faszinierend, wie selbstverständlich sie uns einladen, zum Beispiel für ein Glas Tee.“ „Genau, dieser typische, stark gesüßte Tee, den sie ‚Whisky Berbère‘ nennen,“ füge ich schmunzelnd hinzu. „Für sie ist das Glas Tee nicht einfach nur ein Getränk – es ist ein Ausdruck von Respekt und Wohlwollen.“ „Und ich finde es wunderschön, dass Gäste hier oft als ‚Geschenke Allahs‘ betrachtet werden,“ meint Tanja leise. „Sie tun wirklich alles, um einen willkommen zu heißen.

Es kommt so ehrlich und herzlich rüber, wenn sie ihre Geschichten und Weisheiten mit uns teilen.“ „Ja, das sind genau die Momente, die für mich das Reisen so besonders machen,“ antworte ich, während wir weiter durch die Gassen schlendern. Wir entdecken das kleine Museum von Tadakoust, das Besucher auf eine faszinierende Zeitreise durch die Geschichte und Kultur der Berber dieser Region mitnimmt – absolut sehenswert! Leider ist es gerade geschlossen. Der Betreiber, Abdeslam Ait Hussein, genannt Baba Ali, präsentiert nicht nur zahlreiche Alltagsgegenstände des Dorfes sowie prähistorische Pfeilspitzen, Faustkeile und tierische Überreste, die er gesammelt hat, sondern erzählt auch persönliche Geschichten, die man selten in Büchern findet – ein Erlebnis, das den Besuch besonders wertvoll macht.
„Tanja, schau mal,“ sage ich, als wir endlich das enge Labyrinth der Gassen hinter uns lassen und vor uns die Dattelplantagen und Gärten auftauchen. „Genau so habe ich mir als kleiner Junge immer eine Oase vorgestellt – voller Leben, Leichtigkeit und umgeben von üppigem Grün.“ Tanja lächelt und blickt sich begeistert um. „Ja, das ist wirklich wie ein Bild aus einem Märchen! Überall dieses frische Grün, und das Plätschern des Wassers … Es bringt so eine friedliche Atmosphäre mit sich.“ „Und dieses Bewässerungssystem – das Khettara – ist einfach faszinierend,“ füge ich hinzu, während wir das sanfte Rauschen des Wassers verfolgen. „Schon vor über 1.000 Jahren haben die Menschen in Wüstenregionen Kanäle angelegt, die das Wasser aus höher gelegenen Quellen hierherführen. Das Wasser fließt ganz ohne Pumpe, nur durch die Schwerkraft, direkt zu den Feldern.“ „Beeindruckend, wie die Dorfbewohner das System regelmäßig warten, damit das Wasser ungehindert fließt,“ meint Tanja. „Es ist wirklich mehr als nur eine Technik – es gehört zur Kultur und stärkt den Zusammenhalt der Menschen hier.“

„Ja, das ist der Zauber dieses Ortes. Die Natur, die Geschichte, die Gemeinschaft – alles schwingt zusammen,“ sage ich leise, während wir weiter in die grüne Oase eintauchen.

Eine erstaunliche Vielfalt an landwirtschaftlichen Erträgen überrascht uns, perfekt angepasst an die klimatischen und geografischen Bedingungen der Region. Dattelpalmen sind hier das Herzstück – sie versorgen die Menschen nicht nur mit Nahrung, sondern sind auch ein wertvolles Handelsgut auf den lokalen Märkten. Neben den Datteln wachsen hier Getreidesorten wie Weizen und Gerste, die die Basis der Ernährung für die Dorfbewohner bilden.

Die fruchtbaren Böden bringen außerdem eine reichhaltige Ernte an Gemüse wie Zwiebeln, Karotten, Tomaten und Zucchini hervor, die das tägliche Essen bereichern. Obstbäume wie Feigen, Granatäpfel und Oliven bieten ihre köstlichen und nahrhaften Früchte, die einen festen Platz in der lokalen Küche haben. Und dazu kommen Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen, die eine wichtige Proteinquelle darstellen. Ein wahres Paradies für alle, die Wert auf frische, naturbelassene Lebensmittel legen!

Es überrascht uns eine beeindruckende Vielfalt an landwirtschaftlichen Produkten, die perfekt an das Klima und die Geografie der Region angepasst sind. Dattelpalmen sind hier das absolute Highlight – sie sind nicht nur eine wichtige Nahrungsquelle, sondern auch ein wertvolles Handelsgut, das auf den lokalen Märkten verkauft wird. Neben den süßen Datteln wachsen hier auch Getreidesorten wie Weizen und Gerste, die die Grundnahrungsmittel der Dorfbewohner bilden.

Aber das ist noch lange nicht alles! Die fruchtbaren Böden der Oase bringen auch eine reiche Ernte an Gemüse wie Zwiebeln, Karotten, Tomaten und Zucchini hervor, die die tägliche Ernährung perfekt ergänzen. Und dann sind da noch die Obstbäume: Feigen, Granatäpfel und Oliven sorgen für köstliche, nahrhafte Früchte, die in der lokalen Küche eine große Rolle spielen. Abgerundet wird das Ganze durch Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen, die eine wertvolle Proteinquelle darstellen. Ein echtes Paradies für alle, die frische, natürliche Lebensmittel schätzen!

„Hast du schon von den Legenden dieser Region gehört?“, frage ich, nachdem wir fasziniert und schweigend nebeneinander durch diesen eindrucksvollen Ort gelaufen sind. „Nein, erzähl!“, sagt sie, gespannt auf die Geschichte.

„Es gibt eine Legende über einen mächtigen König namens Aït Raghay, von dem ich gestern gelesen habe. Er hatte die Fähigkeit, mit den Geistern der Berge zu kommunizieren. In Zeiten der Not reiste er oft zu den Gipfeln, um dort Rat zu suchen. Die Berber glaubten, dass die Geister die Seelen ihrer Vorfahren waren und wertvolle Weisheit bieten konnten.“ „Eines Tages, als eine große Dürre das Land heimsuchte, beschloss er, den höchsten Gipfel zu erklimmen und den Wassergeist um Hilfe zu bitten. Während er betete, erschien ein mystischer Schatten, der ihm offenbarte, dass der Schlüssel zum Wasser in der Einheit der Stämme lag.“ „Das ist ja beeindruckend. Und was hat er dann getan?“ „Er rief die anderen Könige zusammen und überzeugte sie, ihre Differenzen beiseitezulegen, um gemeinsam die Wasserversorgung zu sichern. Diese Versammlung wurde ein Symbol der Einheit und des Zusammenhalts.“ „Nach dieser Zusammenkunft zogen Wolken auf, es begann zu regnen, und die Felder erblühten. Von da an wurden die Berberkönige nicht nur als Herrscher, sondern auch als Hüter des Landes angesehen.“ „Wow, das ist eine kraftvolle Botschaft! Es zeigt, wie wichtig Einheit und Respekt vor der Natur sind.“ „Genau! Und es erinnert uns daran, dass Mut, Weisheit und Zusammenarbeit in der Berberkultur hoch geschätzt werden. Diese Legende hat eine starke Relevanz für unsere heutige Zeit – besonders in Bezug auf die Herausforderungen, denen wir global gegenüberstehen.“ „Das stimmt! Es ist so wichtig, Differenzen zu überwinden und gemeinsam an positiven Veränderungen zu arbeiten,“ sagt Tanja nachdenklich. „Ja, das ist die Lehre aus der Geschichte, die auch uns heute noch inspirieren kann,“ erwidere ich und fühle mich von der Tiefe der Legende berührt.

Am späten Nachmittag erreichen wir wieder unsere Terra Love. Auf unserer Offroadtour vom Oasendorf Icht nach Tadakoust, die durch sehr steiniges Gelände führte, hatte ich den Reifendruck reduziert, um eine bessere Federung und weniger Stoßwirkung auf das Fahrzeug und die Kabine zu erzielen: vorne von 6 Bar auf 4 Bar und hinten von 7 Bar auf 5,5 Bar. Ein niedrigerer Luftdruck erhöht zwar den Fahrkomfort, bringt jedoch auch ein höheres Risiko für Reifenschäden mit sich. Da wir unsere Reise heute wieder über eine normale Asphaltstraße fortsetzen, muss ich die Reifen nun wieder aufpumpen. Dafür haben wir einen Kompressor, Reifenfüllschläuche und ein Manometer an Bord. Einige Fahrer senken den Luftdruck sogar noch weiter ab, aber je weniger Druck, desto größer ist das Risiko einer Reifenpanne. Der weichere Reifen verformt sich stärker, wodurch die Flanke mehr Kontakt mit dem Untergrund hat und leichter an scharfe Steine oder Kanten stößt, was zu Schnitten oder Abrieb führen kann. Zudem kann der niedrigere Luftdruck die Karkasse an ihre Belastungsgrenzen bringen, insbesondere bei wiederholten oder starken Stößen. Die innere Struktur der Karkasse, die aus Gewebeschichten und Stahlfäden besteht, wird durch die erhöhte Flexibilität stärker beansprucht, was Risse oder Brüche zur Folge haben kann.

Nach einem unvergesslichen Tag im Oasendorf Tadakoust machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Icht – diesmal jedoch auf der gut asphaltierten Straße. Es fühlt sich fast ungewohnt ruhig an, und wir lassen die Eindrücke des Antiatlasgebirges, das sich hier vom Atlantik bis östlich von Ouarzazate erstreckt, noch einmal in Ruhe auf uns wirken.

Das Antiatlasgebirge fasziniert uns immer wieder: die roten, braunen und ockerfarbenen Felsformationen, die schroffen Schiefer- und Granitfelsen, die in die uralte Geschichte dieser Landschaft blicken lassen – hier sind Spuren des Präkambriums zu sehen. Die höchsten Erhebungen wie der Djebel Siroua, ein erloschener Vulkan, erreichen etwa 2.700 Meter. Selbst in dieser kargen Weite finden widerstandsfähige Pflanzen wie Akazien, Dornsträucher und Dattelpalmen ihren Platz und zeigen ihre Kraft, hier zu überleben.

Während wir die vorbeiziehenden Landschaften betrachten, denken wir an die Menschen des Berberstammes Amazigh, der bis heute seine Sprache, sein Handwerk und seine Tradition bewahrt. Die kleinen Dörfer, die Palmenhaine und die Lehmbauten von Tadakoust und Icht bleiben uns lebendig im Gedächtnis. Ihre Bewohner führen ein einfaches, aber reiches Leben, und ihre herzliche Gastfreundschaft hat uns berührt.

„Weißt du, was ich mich frage?“, sage ich nach einer Weile. „Wie viele Karawanen wohl über die Jahrhunderte diese Handelsrouten durch die Sahara genommen haben. Ein Hauch von Abenteuer und Geschichte liegt hier förmlich in der Luft.“ „Das fühlt sich fast so an, als wären wir selbst ein Teil dieser langen Geschichte“, stimmt sie zu. „Auch wenn wir jetzt über eine Asphaltstraße fahren, sind meine Gedanken immer noch bei der Offroad-Strecke zwischen Tadakoust und Icht. Die engen Pfade, das Geröll und die steinigen Abschnitte – unser Terra Love hat uns da wirklich gut durchgebracht!“ „Absolut“, sage ich lächelnd. „Diese Erlebnisse sind es, die die Reise besonders machen und uns immer wieder zeigen, wie verlässlich unser Fahrzeug ist.“ „Und die Natur hier ist einfach faszinierend“, fügt Tanja hinzu. „Das Antiatlasgebirge mag karg sein, aber es wimmelt nur so vor Leben: Wüstenfüchse, kleine Eidechsen, Wüstenadler und sogar Nashornvögel.“ „Nicht zu vergessen die Schlangen“, erinnere ich sie schmunzelnd. „Die giftige Kobra und die Sandboa, die hier durch die Landschaft kriechen. Und dann noch die Gazellen und Wildschweine, die es hier geben soll. Die Tierwelt ist genauso beeindruckend wie die Landschaft selbst.“

Der Abschnitt zwischen Tadakoust und Icht ist für uns ein ganz besonderes Erlebnis. Hier verbinden sich intensive Natur- und Kulturerfahrungen, die uns als abenteuerlustige Reisende fesseln. Die beeindruckenden Landschaften, das uralte Gestein und die traditionellen Berberdörfer schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die uns in ihren Bann zieht. Diese Route im südlichen Marokko fordert nicht nur unsere Fahrkünste heraus, sondern öffnet auch die Türen zu tiefen Einblicken in die lokale Kultur, die uns immer wieder berühren.

Am Abend erreichen wir wieder den Campingplatz Borj Biramane, den wir vor ein paar Tagen verlassen haben, um durch die Steinwüste bis nach Tadakoust zu gelangen. Hier bleiben wir ein paar Tage, bevor wir uns auf unser nächstes Abenteuer in Richtung des Wüstenortes Tafraout begeben. 

Hier ist der Link zum Video:

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