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Russland/Nester-Camp Link zum Tagebch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 3

Wasservorräte reichen nicht aus!

N 50°11°01.2'' E 053°57'45.3''
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    Tag: 26

    Sonnenaufgang:
    05:13 Uhr

    Sonnenuntergang:
    21:36 Uhr

    Luftlinie:
    57.79 Km

    Tageskilometer:
    60.52 Km

    Gesamtkilometer:
    7406.46 Km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt-Bauarbeiten

    Temperatur – Tag (Maximum):
    40 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    33 °C

    Breitengrad:
    50°11°01.2“

    Längengrad:
    053°57’45.3“

    Maximale Höhe:
    175 m über dem Meer

    Aufbruchzeit:
    08:10 Uhr

    Ankunftszeit:
    18:38 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    10.06 Km/h

Weil wir nicht viel Zeit verlieren wollen, essen wir zum Frühstück im Stehen, nur trockene Kekse, die wir mit ein paar Schlucken Wasser hinunter spülen. Kurz nach 8:00 Uhr legen wir uns wieder gegen den Dauerwind. Noch immer ist unsere Moral gut. Wir trotzen dem luftigen Naturelement Kilometer um Kilometer ab. “Sollte hier nicht das Dorf Kostobe sein?”, fragt Tanja. “Ja schon. Hat sich anscheinend in Luft aufgelöst”, antworte ich. Weil wir in Kostobe unsere Wasservorräte auffüllen wollten sind wir etwas beunruhigt. “Macht nichts der nächste Ort ist nur 15 Kilometer von hier”, höre ich Tanja die zur Sicherheit alle Ortschaften mit Entfernungsangaben auf ein Papier geschrieben hat. Nach einem weiteren Kilometer stößt eine Lehmpiste aus Richtung Süden auf die Hauptstraße. Auf einem großen Schild steht wohin der Pfad führt. In der Karte können wir dieses Dorf nicht entdecken. Wir machen uns keine weiteren Gedanken und strampeln voran. Ein Schäfer beobachtet uns von der nahen Straßenböschung. “Ich frag ihn mal!”, sage ich und gebe Tanja mein Rad zum halten. “Kostobe? Kenne ich nicht.” “Frag ihn nach Kiik Mechet!”, ruft Tanja. “Kiik Mechet? Was ist Kiik Mechet?” “Ein Dorf. Keine Stadt aber ein kleines Dorf etwa 15 Kilometer von hier in Richtung Osten”, erkläre ich dem Schäfer. Er sieht mich mit großen Augen an. Dann deutet er in eine völlig andere Himmelsrichtung und meint dass dort drüben Kostobe sei. Ich bedanke mich bei ihm und steige wieder zu Tanja hinunter. “Er hat keine Ahnung. Glaube ich zumindest. Auf jeden Fall stimmt da etwas nicht. Entweder die Karte ist alt oder die Ortschaften heißen jetzt anders.” “Aber wenn sie anders heißen müssten sie zumindest noch da sein”, überlegt Tanja. “Stimmt. Sind sie aber nicht.” “Was sollen wir jetzt tun? Fahren weiter und hoffen dort auf Wasser zu stoßen?”, möchte Tanja wissen. “Na umkehren macht keinen Sinn. Das ist genauso weit. Ich denke wir treffen auf eine Yurte, oder einen Siedler oder vielleicht ein Dorf. Lass uns weiterfahren”, entscheide ich. Während der Weiterfahrt entscheiden wir uns das nächst beste Fahrzeug, welches uns entgegenkommt, anzuhalten, um zu erfragen ob vor uns eine Ortschaft liegt. Tatsächlich erscheint wenig später ein Bus am Horizont. Sofort stoppen wir. Ich steige vom Rad und signalisiere dem heranbrausenden Autobus zu stoppen. Der Fahrer lacht, während der Beifahrer mit den Schultern zuckt und uns ironischer Weise eine leere Wasserflasche zeigt. “Iiiiuuummm!”, brüllt es auf und das große Gefährd ist auch schon an uns vorbeigerauscht. “Bis vor kurzem haben sie uns ständig angehalten, um ihre Neugier zu befriedigen und jetzt, jetzt wo wir einen von ihnen brauchen, rauscht er einfach vorbei”, entrüste ich mich, steige wieder auf meinen Drahtesel, um ihn weiter gegen den Dauerwind zu treiben.

Plötzlich steht ein Umleitungsschild auf der Straße. In der Entfernung entdecken wir ein paar Menschen die an einer Brücke arbeiten. “Wo es Menschen gibt, gibt es auch Wasser”, freue ich mich. Wir stehen eine Weile da, um zu den Bauarbeitern zu sehen als ein Auto von der Staubpiste kommt. Wieder versuche ich mein Glück und winke ihn zu anzuhalten. Tatsächlich bleibt er stehen. “Woher? Wohin?”, sind die ersten Fragen. Dann hören wir dass es nur 5 Kilometer von hier eine Raststätte geben soll. “Gibt es da auch Wasser?”, wollen wir wissen. “Ja, ja, Wasser, Tee und Kaffee”, ist die viel versprechende Antwort. Wir lenken unsere riese und müller in die Umgehung weg vom Asphalt. Sofort legt sich feinster Staub auf unsere Schuhe, unsere Waden und die Ausrüstung. Unsere Böcke versinken regelrecht in ihm, so dass wir unter keinen Umständen in der Lage sind darauf zu reiten. Das Schieben bei 40 Grad in der Sonne ist Schwerstarbeit. Als wir die Brückenarbeiter passieren weht der Wind das Woher und Wohin zu uns herüber. Dann erreichen wir Gott sei Dank wieder den schwarzen Asphalt und nach schon zwei Kilometern eine einsame, aus Wellblech errichtete Hütte am Straßenrand. “Das ist die Raststätte!”, rufe ich erfreut. Wir lehnen unsere Züge an den verbogenen Zaun. Zwei Frauen und drei Männer kommen aus dem Haus, um uns mit Fragen zu bombardieren. “Haben sie etwas zum Essen?”, fragt Tanja und folgt den beiden Damen nach innen während ich auf die Räder aufpasse und den Männern Rede und Antwort stehe. Als Tanja wiederkommt erfahre ich das Essen grundsätzlich zu bekommen ist aber nicht jetzt. “Wie nicht jetzt?”, frage ich. “Ich habe auf die Bortsch gezeigt und sie antworteten mir, später. Ich habe auf Nudeln gezeigt und sie antworteten mir, später. Gut, sagte ich, dann eben später. Wir warten. Nein, später gibt es auch nichts. Wir müssten zu lange warten, sagten sie. Ich glaube du musst es mit ihnen noch mal versuchen”, schlägt Tanja vor. Müde schlurfe ich los, um die beiden Frauen in ihrer Küche aufzusuchen. “Habt ihr Bortsch?”, möchte ich wissen. “Ja, haben wir.” Habt ihr Nudeln?” “Ja, haben wir.” “Darf ich mal in den Topf dort sehen?”, möchte ich wissen und deute auf ein großes silberfarbenes Ding, welches auf dem Herd steht und leckeren Duft verströmt. Ich entdecke Teigtaschen mit Fleisch gefüllt. “Kann ich davon etwas haben?” “Ja, kannst du.” “Wann? Eine halbe Stunde?” “Okay.” “Na dann bitte zwei Suppen, einen Teller Nudeln, Eine Portion von den Teigtaschen, Weißbrot und eine Kanne Tee”, bestelle ich, worauf sich die beiden Köchinnen laut kichernd an die Arbeit machen. “Und, hast du es hingebracht? Gibt es etwas zu Essen für uns?”, fragt Tanja nachdem ich wieder nach draußen trete. “Klar, in einer halben Stunde wird aufgetischt”, antworte ich mit breitem Grinsen, sichtbar stolz auf mich etwas für uns organisiert zu haben. “Wie hast du denn das geschafft?” “Kein Ahnung. Ich habe gefragt. Sie sagten ja und dann habe ich bestellt.” “Hm, lag wahrscheinlich an meiner Vorarbeit”, sinniert Tanja. “Wahrscheinlich, gebe ich ihr laut lachend Recht.

“Wie schmecken deine Nudeln?”, möchte ich wissen als wir wenig später unseren großen Hunger befriedigen dürfen. “Schrecklich, sind in Öl gekocht und total latschig.” “Na in diesem Fall bin ich froh kein Vegetarier zu sein”, frohlocke ich und nehme einen großen Bissen von den mit Lammfleisch gefüllten Teigtaschen.

Tanja

Erlebnisse und Gedanken!

Während Denis erfolgreich das Mittagessen für uns verhandelt beginne ich damit die leeren Bestard Flaschen von unseren Rädern zu holen und zusammen zu stellen, um Wasser hinein zu füllen. Natürlich immer Beobachtet von interessierten Menschen. In diesem Fall einer der Männer von der Raststätte hier. Er möchte eine der Flaschen haben. “Klar gefallen die ihm”, denke ich mir als ich ihm höflich erkläre, dass der Weg weit und das Wasser knapp ist. Wir brauchen selbstverständlich alle unserer Flaschen um Wasser hinein zu füllen. Er lässt nicht locker und lässt mich mit deutlicher Ignoranz verstehen, dass ich ja noch vier Stück hätte wenn ich ihm eine davon abgebe. Irgendwie schaffe ich es dann doch, dass er ein Einsehen hat und nicht weiterhin auf unsere schöne Flasche besteht. Wirklich nachtragen möchte ich ihm seine Forderung auch nicht. Wie soll er wissen, was es bedeutet, bei Hitze über diese Pisten zu radeln. War ich jemals in seinen Mokassins unterwegs und weiß über sein Leben das Geringste? Wie es ist in dieser Raststätte sein Leben zu verbringen? Tag ein Tag aus?

Denis kommt aus der Küche und wir bekommen irgendwann unser Essen. Ein extremer Härtetest für einen Menschen der kein Fleisch essen möchte. In diesem Fall spreche ich von mir. Hier ist alles aber auch nahezu alles mit Fleisch zubereitet. Aus der Suppe fische ich die Brocken heraus. Was selbst Denis nicht möchte, werfe ich dem Hund unauffällig zu. Sofort habe ich einen neuen Freund der begeistert an meinen Füßen sitzt und wie ich fast zu sehen glaube, mich strahlend anlacht. Die in Öl schwimmenden Nudeln sind nicht mehr zu retten. Bei dem Öl handelt es sich leider nicht um kalt gepresstes Olivenöl, da würde ich schon wieder anders über mein Mahl schreiben. Zimperlich bin ich bestimmt nicht, so viel haben wir auf Reisen schon gegessen was durchaus nicht als Lebensmittel zu benennen ist. Zwei Gedanken springen mich direkt an. Wie kann ich hier mitten in der Steppe Kasachstans Pasta Al Dente mit kalt gepresstem Olivenöl erwarten? Wo sind wir auf der Erde hingekommen, so schlechte Nahrung zu erhalten, wo doch das Grundrecht jedes Menschen Bio Nahrung sein sollte? Bei dem Wunsch ein biologisches Mahl genießen zu wollen komme ich mir wie eine verwöhnte Prinzessin vor. Da hilft entweder zu Hause zu bleiben oder bescheiden zu bleiben und dankbar zu sein für das was ist. Das bin ich auch und freue mich weiter zu ziehen und in diese unendlich wirkende Weite zu fahren.

Der Gedanke so viel Wasser geladen zu haben fühlt sich noch besser an. Endlich ist es wieder da dieses Gefühl wie ich es so gerne nenne: Die wilde Freiheit. Campen wo es Spaß bringt. Nicht irgendwohin streben zu müssen, um Wasser auf zu laden. Selbstverständlich nicht ganz so naiv. Eine bestimmte Weg Strecke muss schon zurückgelegt und mit dem Wasser gespart werden. Meine Gedanken schweifen zurück zu unserer letzten Unterkunft. Kurz durfte ich eine junge Frau treffen. Sie lebte dort zusammen mit ihrem Mann in einem Zimmer. Er schien dort zu Arbeiten, für sie gab es nichts zu tun. Sie sprach mich an und wir stellten sehr schnell fest, dass sie kein Russisch und ich kein Kasachisch verstehe. So war unser Gespräch praktisch beendet beziehungsweise so weit limitiert, dass sie mir nur noch freudig klar machte, dass sie ein Baby erwartet. “Um wie viel schöner wird ihr Leben sein, wenn sie ihr kleines Kind in den Armen hält und dieser Einöde des Zimmers entfliehen kann”, freue ich mich für sie. Sie strahlt mich übers ganze Gesicht an. Ihre unteren Zähne sind völlig verfault und ich frage mich ob sie nicht furchtbare Schmerzen hat. Was mir beim Radeln so alles durch den Kopf geht wundere ich mich einerseits, auf der anderen Seite jedoch auch nicht. Klar berühren uns die verschiedenen Begegnungen. Wenn sie teilweise auch nur kurz sind, können sie ein Leben lang unvergesslich in Erinnerung bleiben. Manchmal kann ein Satz ein Leben verändern oder eine Blick so tief berühren, dass wir feste Meinungen neu überdenken.

Denis

Als ich dann zahle bin ich über den stolzen Preis von 1.900 Tenge (ca. 10,5 Euro) überrascht. “Darf ich mal den Rechner haben”, frage ich höflich, denn seitdem wir in Kasachstan sind ist uns aufgefallen das man lieber mehr als weniger verlangt. Sorgfältig tippe ich jeden einzelnen Preis in ihren Rechner und siehe da das Mädchen wollte uns glatt um 350 Tenge beschummeln. Sie lächelt mich an als wäre gar nichts gewesen und lächle genauso artig zurück. Als ich wieder im Schatten der Terrasse sitze, um die letzte Tasse schwarzen Tee zu trinken, spricht uns ein vorbeikommender Lastwagenfahrer an. “Ihr habt eine sehr schwere Strecke vor euch. In etwa 40 Kilometern ist die Straße komplett unbefestigt. Alles versinkt im feinsten Staub. Wie wollt ihr dort durchkommen?” “Wir werden sehen”, antworten wir von seinen Worten erschrocken, denn der starke Wind, die Hitze, die vielen Steigungen und die wenigen Versorgungspunkte sind schon mehr als genug für uns.

Bevor wir aufbrechen dürfen wir unsere Wasservorräte an einem Wasserloch in der nähe eines Flusses auffüllen. Es ist mit alten Lastwagenreifen eingefasst und scheint von guter Qualität zu sein. Zumindest schmeckt es lecker und die Menschen hier leben davon. Mit jetzt 32 Litern bepackt sind wir in der Lage drei komplette Tage ohne Nachschub durch die heiße endlose Steppe zu radeln. Schwerstbeladen verlassen wir die einfache Raststätte gen Osten. Mein Rad und Anhänger dürften mit der Wasserladung ca. 130 Kilogramm wiegen. Tanjas Rad mit Anhänger knappe 90 Kilogramm. Zusammen bewegen wir nun also 220 Kilogramm an Lasten zusätzlich unserem eigenen Körpergewicht. Beachtlich was ein Mensch leisten kann wenn er will.

Am späten Nachmittag passieren wir ein Verkehrsschild an dem ein bleicher Ochsenschädel hängt. “Ich hoffe das ist ein gutes Omen”, meine ich scherzhaft. Wir schießen ein paar Fotos, verdrücken eine flüssige Tafel Schokolade von Rapunzel als ein uraltes Auto scheppernd an uns vorbeifährt. Es hat schwere Schräglage und die Spur ist derart verzogen, dass die Hinterreifen versetzt zu den Forderreifen stehen. Plötzlich hält das rostige Blech auf abgefahrenen, holprigen Rädern hustend an. Zwei Türen öffnen sich krächzend. Zwei Männer steigen aus und öffnen mit einigen Schwierigkeiten die Motorhaube. Während der eine Insasse seinen Oberkörper unter der Haube verschwinden lässt, winkt uns der andere ständig zu. Weil wir nicht gleich reagieren kommt er in der gleichen Schräglage auf uns zugelaufen wie vorher das Auto an uns vorbeigestolpert ist. “Ich wohne hier gleich in der Nähe. Ich lade euch ein. Es kostet euch nichts”, verstehen wir. “Wo ist denn dein Zuhause?”, will ich wissen. “Dort!”, lallt er schwer angetrunken und zeigt auf einen unbestimmten Ort mitten in der Wüste. “Wie weit ist das dort?” “10 oder 15 Kilometer”, stammelt er. “Äh, vielen Dank aber wir müssen weiter”, lehne ich freundlich ab. Dann packt der etwa 50 Jährige meine Hand, zieht mich über den Lenker und drückt mir sein Gesicht auf die Backe. Ich versuche seine innige Umarmung zu erwidern und bedanke mich erneut für die freundliche Einladung. Es dauert nicht lange und sein Kollege hat den Schrotthaufen wieder in Gang gebracht. Der Motor wiehert wie ein Pferd, die Räder bewegen sich und nur wenige hundert Meter weiter verlässt das Fahrzeug den Teer und hüpft über eine Staubpiste in Richtung Süden. Bis das Gefährt hinter einer Düne verschwindet blicken wir hinterher, dann reiten auch wir weiter, froh die Offerte dort zu nächtigen abgelehnt zu haben.

Nach 55 Tageskilometern und 10 Stunden on Tour sind wir wie bald jeden Tag hundemüde. Nur ein baldiges Camp und die Vorfreude unsere Körper in die Horizontale bringen zu dürfen, gibt uns noch ein wenig Kraft. Leider sind aber die schützenden Baumreihen schon seit 10 Kilometern wie vom Erdboden verschwunden. Vor uns tauchen kleine Schotterfabriken auf, die den Untergrund für den Straßenbau herstellen. Lastwägen brausen nun unaufhörlich an uns vorüber. Der seltene Anblick zweier Menschen auf Fahrrädern in der Steppe veranlasst die Fahrer zu ständigem Hupen. Obwohl dies bestimmt gut gemeint ist zehrt es an den Nerven. Sie winken unaufhörlich, worauf wir unaufhörlich die Hand zum Gruß erheben. “Möchte mal wissen wie viel Kalorien am Tag wir nur durch Händeheben verbrennen?”, fragt sich Tanja. “Viel”, antworte ich trocken. Unerwartet ist die Straße wieder gesperrt. Die Lastwägen, mit Steinen, Kies, Schotter und sonstigen Straßenbaumaterial beladen, biegen an der Umleitung auf eine sehr staubige Schotterpiste. “Wenn wir da drauf müssen sehen wir schon nach wenigen Minuten wie geteert und gefedert aus”, meine ich, weil unsere Körper von der Hitze und Anstrengung klatsch nass geschwitzt sind. Etwas ratlos stehen wir vor der Absperrung als ein Lastwagenfahrer seinen Konvoi verlässt und neben uns hält. “Ihr könnt ruhig noch die Teerstraße nutzen. Spart euch die schreckliche Piste so lange es geht”, rät er. Wir bedanken uns für den freundlichen Tipp, schießen auf seinen Wunsch hin noch ein Foto mit ihm, umgehen die Absperrung und folgen weiterhin den pechschwarzen und nagelneuen Bitumen.

Nur zwei Kilometer weiter scheint der schöne Belag endgültig zu Ende zu sein. Große Straßenbaumaschinen und viele Menschen arbeiten daran die Steppenstraße weiter in Richtung Osten zu bauen. “Das ist also das Ende der ausgebauten Strecke”, meine ich. “Hm”, antwortet Tanja. Wie die Aliens müssen wir aussehen als wir die restlichen Meter nebeneinander auf die Gruppe der Straßenarbeiter zurollen. Wer kann unterbricht seine Arbeit und kommt auf uns zugeeilt. “Woher? Wohin? Was? Warum? Ist ja nicht zu fassen! Stell dir das vor! Würde ich nie machen!”, sind einige der sich wiederholenden Aussagen. Alle stellen sich für ein Gruppenfoto auf und freuen sich mit uns. “Habt ihr Trinkwasser?”, frage ich. “Klar, jede Menge”, hören wir. Ein Arbeiter führt mich zu einem alten Tankwagen. “Kann man das wirklich trinken?”, zweifle ich. “Aber natürlich”, antwortet er, dreht den Hebel auf, lässt einen Strahl in seine Tasse schießen und trinkt davon. Der Beweis ist gut genug für mich. Sofort fülle ich unsere beiden Source-Trinkrucksäcke mit der kalten, köstlichen und wertvollen Flüssigkeit. Dann verabschieden wir uns von den netten Straßenbauarbeitern, schieben unsere Bikes um die Teermaschinen. Jetzt geht es auf den geschotterten Seitenstreifen weiter bis wir nach wenigen Minuten hinter dem Treiben einen ruhigen unbeobachteten Flecken Erde für unser Camp finden. Tausende von Krähen haben sich diese Bäume als Nistplätze ausgesucht und kreischen uns mit ohrenbetäubendem Lärm an. Falken sitzen in den Nestern und beobachten uns misstrauisch bis ihnen unserer Anwesenheit zu suspekt vorkommt und sie sich in die Lüfte flüchten. Nach dem heutigen, sehr anstrengenden Tag, opfert Tanja eines unserer Fertigessen von Travellunch. Sie gießt heißes Wasser aus der Thermoskanne darüber, welches uns die Mädchen von der Raststätte für 100 Tenge verkauft haben. Mit einem unbändigen Hunger inhalieren wir das köstliche weit gereiste Mahl und danken Gott für den erlebnisreichen und im Großen und Ganzen sehr positiven Tag.

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