Urlaub
N 22°46’01.0’’ E 126°52’32.4’’Tag: 118 Etappe Zwei
Sonnenaufgang:
05:03
Sonnenuntergang:
17:35
Luftlinie:
22°46’01.0’’
Tageskilometer:
126°52’32.4’’
Temperatur - Tag (Maximum):
36 Grad
Gewitterfront-Camp — 11.10.2001
Wir verbringen eine ruhige Nacht ohne Kamelbullenangriffe und ohne schwere Gewitterentladungen. Gut gelaunt sehen wir einen neuen Tag entgegen. „Heute nehme ich mir Urlaub,“ sage ich fröhlich. „Ein fantastischer Vorschlag,“ freut sich auch Tanja. Ich nehme mir eines unserer beiden Feldbetten die uns Jo nach Kunawarritji geschickt hat und trage sie zu einem der niedrigen Eukalyptusbäume die genug Schatten spenden. Mit meinem Freund der Schaufel grabe ich eine flache Ebene in den Dünenhang und stelle die neue, luxuriöse nur acht Kilogramm schwere Errungenschaft zwischen das Geäst der Bäume. Dann lasse ich mich darauf nieder und genieße es endlich einmal zu liegen. Schon auf der ersten Etappe ist uns die Idee mit den Feldbetten gekommen. Da die Bodentemperaturen selbst in der Nacht bei über 50 Grad lagen war oft an Schlaf nicht zu denken. Unsere dünnen Isolationsmatten können die enormen Temperaturen des von der Sonne aufgeheizten Boden nicht abhalten. Sollte es auf dem Weg nach Alice Springs ebenfalls so heiß werden, können wir uns jetzt auf die Feldbetten flüchten. Leider haben wir nicht mit den für die Wüste völlig unüblichen Moskitos gerechnet. Es ist also unter den jetzigen Bedingungen unmöglich sich nachts einfach auf eines der wunderbaren Klappbetten zu legen. Abgesehen davon wird der sandige Wüstenboden anscheinend nicht so heiß wie der steinige Grund zwischen Perth und Broome. Wie auch immer, ich bin froh während des Tages einmal meine Beine ausstrecken zu können ohne Angst zu haben von einer Schlange, Skorpion, Hundertfüßler, Spinne oder sonst etwas gebissen zu werden. Relaxt liege ich nun da und beobachte die vorbeiziehenden Wolkenformationen. Dann nehme ich mir das fantastische Buch von Robert Lawler mit der Überschrift; Am Anfang War Der Traum und lese über die Kulturgeschichte der Aborigines. (ISBN 3 7632 42457 Büchergilde / Originalausgabe: Voice of the First Day / Originalverlag Inner Traditions International, Rochester, Vermont) Selten habe ich die Gelegenheit in diesem umfangreichen, außergewöhnlich gut recherchierten Werk zu studieren. Jede Seite ist überhäuft mit Informationen und schon zwei oder drei Seiten geben mir genug Stoff um tagelang darüber nachzudenken. Am Nachmittag geselle ich mich dann zu Tanja die unter einem anderen kleinen Schattenplatz mitten auf dem Dünenrücken sitzt und die Zeit mit dem Malen ihrer Bilder verbringt. Ich habe schon öfter davon erzählt, dass sie vor einigen Jahren ihre Leidenschaft zum Malen gefunden hat und hier in der Wüste kann sie ihrer regen Fantasie freien Lauf lassen. Immer wenn wir in einem Camp länger als zwei Tage sind findet sie die Gelegenheit sich künstlerisch auszudrücken. Auf diese Weise wird es uns selbst bei längeren Aufenthalten nie langweilig. „Soll ich dir aus meinem Buch vorlesen?“ ,frage ich sie. „Gerne,“ antwortet Tanja, stellt das Malen ein und lauscht der Kulturgeschichte des ältesten Volkes unseres Planeten.