Überqueren die letzte Wasserbarriere
N 23°57’20.5“ E 143°29’14.4“Tag: 165-166 Etappe Drei / Expeditionstage gesamt 556-557
Sonnenaufgang:
05:42-05:41
Sonnenuntergang:
18:38
Luftlinie:
28,3 u. 21,4
Tageskilometer:
32 u. 30
Temperatur - Tag (Maximum):
35°-38° Grad, Sonne ca. 55°-58°
Temperatur - Nacht:
11°-18° Grad
Breitengrad:
24°06’17.0“ u. 23°57’20.5“
Längengrad:
143°21’11.6“ u. 143°29’14.4“
Thomson River & Hardie Sitzhöcker-Camp — 28.10.2002 – 29.10.2002
Bevor wir Istan laden, sehe ich mir sein Geschwür an, welches sich durch die Rasttage wieder verschlechtert hat. Ich reibe die Stelle vorsichtig mit der Spezialcreme ein und kann nur hoffen, dass sie wieder hilft. Jafars Geschwür ist zum Glück nicht gewachsen. Seine Schmerzempfindung ist zurückgegangen was uns darauf schließen lässt, dass er die Mulgaholzvergiftung überstanden hat.
Wir verlassen Camp 222 und folgen wieder der Tonkoro Ban Ban Road. „Die Rinder scheinen hier besser auszusehen,“ sage ich auf ein paar Tiere deutend. „Ja, ich glaube die Vegetation dieser Gegend ist nicht so von der Sonne verbrannt wie das Land welches wir bisher durchquerten,“ antwortet Tanja.
Ohne besonderen Ereignisse schreiten wir dahin. Alle paar Stunden begegnet uns ein Auto. Einer der Fahrer stellt sich uns als Angus vor. „Ich habe von euch im Radio gehört. Ist ja eine fantastische Reise. Wenn ich euch irgendwie behilflich sein kann würde ich mich freuen,“ sagt er. „Wegen einem Umweg nach Westerton befinden wir uns außerhalb unserer Karten. Weißt du wann wir in die Nähe einer Wasserstelle kommen?“ ,möchte ich wissen. „Ihr könnt gerne bei uns Wasser auftanken. Ihr seid recht herzlich eingeladen euch bei uns zu erfrischen und etwas zu essen,“ bietet er uns freundlich an. Wir erklären die Zeit am Vormittag zum Laufen nutzen zu müssen und lehnen deswegen ab. „Kann ich verstehen. Ihr werdet aber in wenigen Kilometern den Lochern Nationalpark durchqueren. Dort gibt es am Thomson River ein wunderschönes Wasserloch. So weit ich weiß wachsen da auch genügend Büsche und Pflanzen für eure Kamele.“ „Klingt sehr gut. Nur was ist mit dem Nationalpark? Glaubst du wir dürfen ihn durchqueren?“ „Aber natürlich. Ich fahre sowieso beim Parkranger vorbei und gebe ihm bescheid.“ „Wunderbar,“ freue ich mich, denn unter normalen Umständen ist es strengstens verboten Hunde und andere Tiere in Nationalparks zu bringen.
Wenig später durchqueren wir das ausgetrocknete weite Flussbett des Vergemont Rivers. „Das ist die vorletzte Wasserbarriere. Wenn wir in kürze den Thomson River hinter uns lassen kann uns der kommende Sommerregen nicht mehr von der Außenwelt abriegeln. Ich glaube zwar nicht, dass es hier in den nächsten Wochen regnen wird, aber man kann nie wissen,“ erkläre ich, denn vor zwei Jahren litt das Channel Country (Kanal Land) unter der größten Flutkatastrophe seit 50 Jahren. Absolut alles war von der Außenwelt getrennt. Manche Stations waren für Monate isoliert und mussten aus der Luft mit Lebensmittel versorgt werden. Für uns wäre diese Flut entschieden gefährlicher und schlimmer gewesen als die jetzige Dürre. Wasser in dieser Form ist absolut zerstörerisch. Vor allem für zwei Menschen, einen Hund und sechs Kamele.
Gut gelaunt, noch heute den Thomson River zu überqueren, schreiten wir weiter in Richtung Osten. Nach 32 Kilometern sind wir todmüde aber froh endlich das Wasserloch am Thomson River erreicht zu haben. Sofort nach dem Entladen führe ich Sebastian zum Wasserloch, welches eher mit einem kleinen See zu vergleichen ist. „Come on! Come ooon! Tucker time! Tucker Tiiime!” ,rufe ich, um die anderen fünf Jungs zu locken. Es dauert nicht lange bis sie alle wie die Enten hintereinander herwackeln und Sebastian und mir folgen. Sie kennen ihren Futterruf und wissen das irgendetwas Leckeres auf sie wartet. Als sie die große Wasserfläche entdecken beginnen sie wie ausgelassene Kinder zu springen. Durstig erreichen sie nacheinander das Ufer und saufen sich ihre Bäuche voll. Wir sind nicht die einzigen Besucher der natürlichen Wasserstelle. Hunderte von Vögel sitzen an den Ufern oder in den nahen Bäumen. Pelikane schwimmen auf dem See und sehen verwundert zu uns herüber. Kängurus saufen in größeren Gruppen am gegenüber liegenden Ufer und ein paar Wildschweine suchen ihr Heil in der Flucht. „Es kommt mir hier wie im Paradies vor,“ sage ich träumerisch über die große Wasserfläche blickend die seit der Ankunft des weißen Mannes in Australien bisher noch nie ausgetrocknet ist. „Es ist das Paradies,“ antwortet Tanja.
35°-38° Grad, Sonne ca. 55°-58° / nachts 11°-18° GradAm Abend besuchen uns der Parkranger und Angus mit ihren Familien. Angus und seine Frau überraschen uns mit einer Schachtel frischem Gemüse und Eier. „Vom eigenen Garten,“ sagt er lachend. Wir bedanken uns für die kostbaren Geschenke und stellen den Familien unsere Kamele vor. Unser Besuch bleibt bis zum Sonnenuntergang. Als sie gehen müssen wir uns beeilen noch etwas Feuerholz zu finden, um Wasser für unser Abendessen zu kochen. Geschafft beziehen wir heute erst um 20:00 Uhr unsere Campbetten.