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Link zum Tagebuch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 1

Sturz!

N 44°37'868'' E 022°38'905''
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    Tag: 81

     

    Sonnenaufgang:
    06:40 Uhr

     

    Sonnenuntergang:
    17:51 Uhr

     

    Luftlinie:
    26,47 Km

     

    Tageskilometer:
    44,13 Km

     

    Gesamtkilometer:
    2467,82 Km

     

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

     

    Temperatur – Tag (Maximum):
    20,7 °C

     

    Temperatur – Tag (Minimum):
    18 °C

     

    Temperatur – Nacht:
    10,7 °C

     

    Breitengrad:
    44°37’868“

     

    Längengrad:
    022°38’905“

     

    Maximale Höhe:
    240 m über dem Meer

     

    Aufbruchzeit:
    09:15 Uhr

     

    Ankunftszeit:
    16:30 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    14,19 Km/h

“Willst du bleiben oder fahren?”, fragt Tanja noch mal. “Lass uns aufbrechen”, entscheide ich in dem Glauben bald eine günstigere Unterkunft zubekommen. Nach 6 Kilometer erreichen wir das Zentrum des Ortes Eselnita. Da heute nach unserer Planung nur 12 Kilometer vor uns liegen, um in der Stadt Orsova einen guten Schreibplatz für mich zu finden, lassen wir es gemütlich angehen und trinken neben einem Krämerladen erstmal einen Kaffee. “Die machen hier alle den gleichen Cappuccino”, stelle ich fest. “Kein Wunder. Der kommt aus der Tüte und ist bereist fertig gemischt”, antwortet Tanja. “Hm, ist aber trotzdem nett von der Frau im Laden uns einen aufgebrüht zu haben. Ist ja schließlich kein Kaffee hier”, antworte ich und beobachte die vielen Pferdefuhrwerke die an uns vorbeiziehen. Unsere gute Laune wird sofort gedämpft als uns ein Mann erzählt noch vor Orsova über einen Berg zu müssen. “Ich brauche bald mal eine Pause. Wir sollte dringend eine Unterkunft finden in der du dich wohl fühlst und deine Updates schreiben kannst. Die Ruhe wird unseren Körpern gut tun”, sagt Tanja.

Eine Stunde später rauschen wir vergnügt den Berg nach Orsova hinunter. Im ersten Hotel am Platz hören wir das der Preis dreimal so hoch ist wie der unserer gestrigen Unterkunft. Außerdem erfahren wir, dass sich das Mädchen im Laden bei der Wertangabe des Euro um eine glatte Null vertan hat. Nach ihrer Aussage hätten wir für einen Euro 350.000 Lei bekommen. Tatsächlich ist ein Euro aber nur 35.000 Lei wert. Etwas betreten verlasse ich das Hotel und beginne mich schon jetzt über meine Entscheidung zu ärgern die wunderbare und offensichtlich günstige Pension am Donausee verlassen zu haben.

“Lass uns nach Drobeta-Turnu Severin radeln. Die Stadt ist nur ca. 26 Kilometer von hier. Dort finden wir bestimmt eine schöne Pension”, sage ich weshalb wir uns auf den Weg machen. Ab Orsova befinden wir uns auf einer stark befahrenen Bundesstraße die direkt an der Donau entlangführt. Obwohl die Verkehrsdichte nicht mit Serbien zu vergleichen ist sehnen wir uns nach der schönen, ruhigen Uferstraße von gestern zurück. Unerwartet taucht vor uns ein völlig neuartiges Hindernis auf. “Sieht gefährlich aus”, grüble ich laut und frage mich wie wir da mit heiler Haut durchkommen. “Was schlägst du vor?”, fragt Tanja. “Ich würde erstmal unsere Positionslampen am Helm befestigen und wenn die Straße hinter uns leer ist radeln wir so schnell als nur möglich durch.” “Gute Idee”, sagt sie und steckt die Lampen an ihren Helm. Während wir vor dem Tunnel stehen kommen Lastwägen mit ohrenbetäubendem Lärm herausgedonnert. Für uns wirkt die Röhre wie ein schwarzes, gefräßiges Loch oder das große hungrige Maul eines Raubtieres. “Jetzt!”, gebe ich das Kommando als hinter uns keine Lastwägen zu sehen sind. Wie auf der Flucht treten wir in die Pedale und beschleunigen unsere Räder in kürzester Zeit auf Höchstgeschwindigkeit. Schnell sind wir von Schwärze umgeben. Das Gefühl ist mehr als unheimlich. Autos kommen uns entgegen. Ihre Scheinwerfer blenden uns. Ein Lastwagen ist hinter uns zu hören. Sein Motor hallt wie das Brüllen eines Löwen von den Wänden. Mein Pulsschlag steigt. Auf dem schmalen Asphaltstreifen gibt es keine Ausweichmöglichkeit für uns. Sollte uns ein Lastwagen entgegenkommen und wir im gleichen Atemzug von einem überholt werden wird es verdammt eng. Wir dürfen uns nicht erlauben nur einen kleinen Schlenker zu machen. “Rrrrooohhhhh!”, hallt es hinter uns und kommt immer näher. Wir treten so schnell wir nur können und als der Lkw vorbeischeppert haben wir den Tunnel bereits hinter uns. “Gut gelaufen”, pruste ich erleichtert und hoffe nicht viele solcher stollenartigen Felsdurchbrüche vor uns zu haben.

Unversehrt erreichen wir die Stadt. Plötzlich entdecke ich kurz vor mir schwere Eisenbahnschienen. Sie ziehen sich in einem schrägen Winkel über die Straße. “Ahhh!”, brülle ich vor Schreck und kann gerade noch meinen Lenker herumreißen, um nicht mit dem Vorderrad in die Schiene zu geraten. Für Tanja, die mir dicht folgt, bleibt jedoch nicht die geringste Chance zu reagieren. Als sie die Schienen erkennt ist es zu spät. “Wuummm!”, höre ich ihren Sturz, zucke vor Schreck zusammen, reiße meinen Kopf herum und sehe wie sie mit dem schweren Rad über den Asphalt schlittert. Von Adrenalin durchströmt und panischer Angst um meine Frau, werfe ich meinen Roadtrain in den Straßengraben. In den Sekundenbruchteilen dazwischen erkenne ich eine leere Straße. Zumindest befinden sich keine Lastwägen oder Autos hinter Tanja. Das wäre das Ende gewesen, denn sie liegt quer über der Fahrbahn. Alles spielt sich wie in einem Zeitraffer ab. Kaum habe ich den ersten Schritt in ihre Richtung getan steht sie schon wieder auf den Beinen und ist aus Angst vor folgenden Fahrzeugen zum Straßenrand gesprungen. Noch ehe ich sie erreiche ist sie schon wieder zum Rad geschnellt und hat es aufgerichtet. Gemeinsam schieben wir es an den Fahrbahnrand. “Ist dir was geschehen?”, frage ich aufgeregt. “Ich glaube nicht”, antwortet sie mit fester Stimme. Da ich weiß das Menschen unter Schock keine Schmerzen verspüren hake ich nach. “Fühlst du dich wirklich okay?” “Ja, ich glaube schon.” “Wohin bist du gefallen?” “Auf den Ellebogen. Da ist aber nichts.” “Zeig mal. Schieb dein Shirt nach oben”, bestimme ich und wir sehen sofort die Schürfwunde. “Sieht nicht schlimm aus”, äußere ich mich mit ruhiger Stimme. Dann untersuchen wir die Hüfte und die Knie. Beide Knie zeigen leichte Schürfwunden und Prellungen. Auch an der Hüfte formt sich bereits ein Bluterguss. Nach der kurzen Bestandsaufnahme atmen wir beide auf. “Echt Glück gehabt”, stelle ich erleichtert fest. “Das kann man sagen”, meint Tanja sich den Arm reibend. Wir verweilen noch einige Minuten an dem Ort des Geschehens und verdauen was eben passiert ist. “Schnell kann alles vorbei sein”, denkt Tanja laut. “Ja, oftmals geht es schneller als man denkt”, bestätige ich und untersuche jetzt auch das Rad nach Schäden. Außer ein paar Kratzer scheint es in Ordnung zu sein. “riese & müller baut tolle Bikes”, äußert sich Tanja. “Die Besten”, antworte ich mit unserem Material zufrieden.

Es dauert nicht lange und wir treten unsere Räder weiter. In der Stadt stellen wir die hohen Kosten für Hotels fest. Sie sind um ein Vielfaches höher als die wunderschöne Pension an der Donau. Ohne Zweifel haben wir einen Fehler gemacht. Meine Laune ist nicht gerade die Beste obzwar ich froh bin das Tanjas Unfall glimpflich ausgegangen ist. Auf Grund der Ereignisse entscheiden wir uns trotz der teuren Übernachtungsmöglichkeiten zu bleiben und ziehen für 22 Euro in ein heruntergekommenes zwei Sterne Hotel. Das Zimmer ist weiß und sehr einfach. Ich ziehe die dunklen Vorhänge zur Seite und blicke auf Abfall und Baracken. “Hier werde ich auch nicht schreiben”, meine ich müde. Schnell verlassen wir das unfreundliche, unbeheizte Zimmer und suchen ein Restaurant. Als wir die Rechung bekommen stutze ich über den Preis und kontrolliere sie. Das freundliche Mädchen wollte uns um 6 Euro etwa 150.000 Lei bescheißen. Kommentarlos schreibt sie den richtigen Betrag auf die Rechnung. Wir verabschieden uns und suchen das Zimmer auf.

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