Staub, Schweiß und Phnom Penh
N 11°35’03.4’’ E 104°55’52.1’’Datum:
30.05.2017
Tag: 700
Land:
Kambodscha
Ort:
Phnom Penh
Breitengrad N:
11°34’03.4’’
Längengrad E:
104°55’52.1’’
Tageskilometer:
77 km
Gesamtkilometer:
23.897 km
Luftlinie:
66 km
Durchschnitts Geschwindigkeit:
22.4 km/h
Maximale Geschwindigkeit:
27.3 km/h
Fahrzeit:
3:23 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt/Schotter/Baustellen
Maximale Höhe:
20 m
Gesamthöhenmeter:
71.177 m
Höhenmeter für den Tag:
70 m
Sonnenaufgang:
05:35 Uhr
Sonnenuntergang:
18:20 Uhr
Temperatur Tag max:
35°C
Aufbruch:
06:30 Uhr
Ankunftszeit:
11:30 Uhr
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
06:30 Uhr und schon 30 Grad warm. Wir treten unsere Rösser auf der NR 6 in Richtung der Hauptstadt Phnom Penh. Schon um 9:00 Uhr steigt die Quecksilbersäule auf 35 °C. im Schatten. Nichts Neues, aber trotzdem sau heiß. Sobald wir anhalten, um etwas zu fotografieren, oder eine Flasche Wasser an einem Straßenstand zu kaufen, haut es uns sofort ganze Schweißflüsse aus den Poren. Wir springen schnell wieder in den Sattel, denn das Einzige was uns etwas Kühlung verschafft, ist der Fahrtwind. Teilabschnitte der Straße sind im Bau. Es staubt unendlich. Auch die Ansprachen der Politiker tröten nach wie vor aus den vielen Lautsprechern und machen uns regelrecht kirre. Autokonvois brausen an uns vorbei. Auf den Ladeflächen der Kleintransporter tanzen Menschen zu extrem lauter Musik. Alle sind weiß angezogen und scheinen Anhänger einer der wenigen kambodschanischen Parteien zu sein. Eine weitere Wahlveranstaltung kommt uns in Laster, Autos, Rikschas und Mopeds entgegen. Es wird gesungen, gerufen und gegrölt. Die Menschen am Straßenrand werden von dem Tumult und Freude regelrecht angesteckt und beginnen trotz der Affenhitze spontan zu tanzen. Selbst Kinder lachen ausgelassen und schwingen zur Belustigung ihrer Eltern die Hüften. Dann ist der Konvoi vorbeigebraust. Nur noch der von den vielen Rädern aufgewirbelte Staub liegt in der Luft. Ein heißer Windzug treibt die Wand aus Staub über die in der Hitze brütenden Holzhütten und einfachen Steinhäuser. Der Schweiß brennt in den Augen, vermischt sich mit dem auf unseren Gesichtern klebenden Dreck, fließt in Rinnsalen über den Hals, über die Kehle, dem Rücken gen Hüfte und sammelt sich dort am Hosenbund. Unsere Beine strampeln unaufhörlich auf und ab, die schwarze Kette rasselt und der Boschmotor surrt. „Schlagloch!“, verlässt ein Warnruf meinen Mund. Wuuummm!, hämmert der Vorderreifen hinein, weil ich nicht rechtzeitig ausweichen kann. Wuuummm!, hebt mich der darin verschwindende Hinterreifen aus dem Sattel. Duuummm! Dummm!, krachen die Anhängerreifen durch die gefräßige Vertiefung. Im Rückspiegel erkenne ich, wie Tanja dem bösen Achsenbrecher im verdreckten Asphalt gerade noch ausweicht. „Puhhh“, stöhne ich, als wir unbeschadet und hoffentlich ohne technische Konsequenzen durch das Hindernis gedüst sind. Weiter geht’s, immer weiter in die 1,5 Millionenmetropole Phnom Penhs. Tuuuhhht! Tuuuhhht! Tuuuhhht!, lassen große, verrostete Lastwägen, mit ihrer haushohen schlecht gesicherten Ladung, ihr furchtbares Horn erklingen. Schuuummmhhh!, schmatzen ihre Monsterreifen dicht neben uns über den in der Mittagshitze kochenden Asphalt. Wir spüren die zusätzliche Hitzewelle der heißen Motoren. Dazwischen, davor und dahinter knattern aberhunderte von Mopeds und Motorrikschas wie bissige Wespen herum. Um auf sich aufmerksam zu machen, aber auch um sich rücksichtslos dazwischen zu drängen, oder zu verdrängen, lassen sie ihre Tröten erklingen. Eine Wahnsinnssymbiose aus sagenhafter Hektik, Stress und Gewimmel. Ab sofort sind wir gezwungen all unsere Energien zu bündeln, uns in höchster Form zu konzentrieren, um in dem unberechenbaren Ameisenhaufen menschlicher Individuen zu bestehen, ohne mit irgendeinem zu kollidieren. Wie so oft, bei Ein- Durch- und Ausfahrten von Großstädten, geben wir uns den Flow des Geschehens vollständig hin, und fließen mit der hustenden und brüllenden Blechanakonda durch den unkalkulierbaren Dschungel einer asiatischen Hauptstadt.
„Der Königspalast!“, rufe ich, nach links auf die wunderschönen, erhabenen Gebäude deutend, die ihre goldenen Dächer in den Himmel strecken. Vor der davor befindlichen, gepflegten saftiggrünen Rasenfläche, stoppen wir und stellen unsere Bikes auf den Ständer. Während Tanja Ajaci Wasser gibt schieße ich von der skurrilen Szene ein paar Bilder. Weil mir wegen der extrem hohen Luftfeuchtigkeit und der bösen Hitze von 35 Grad im Schatten ständig Schweiß in die Augen fließt, habe ich Schwierigkeiten das Bild zu fokussieren. Klick, klick, klick, ertönt die Kamera, während unaufhörlich der Verkehr an mir vorbeidüst. Nach bald 80 Radkilometern und der Einfahrt in die Stadt ist selbst das Halten meines Fotoapparates ein Kraftaufwand. „Lass uns das Hotel suchen“, fordere ich Tanja auf Ajaci wieder in seinen Hänger zu laden. Er lässt sich das nicht zweimal sagen und springt wie der geölte Blitz in seinen geliebten Anhänger, der ihm genügend Schatten, und während ich meinen Biketrain vorantrete, kühlenden Fahrtwind spendiert. Hund müsste man sein, geht es mir durch den Kopf. Dann, nach einigem Hin und Her, stehen wir vor dem kleinen Hotelchen direkt am Flussufer des Tonle Sap. Der Franzose Phillipe, der das Hotel erst seit heute von einer Kambodschanerin gepachtet hat, empfängt uns freundlich. Da das schmale, dreistöckige Haus mit seinen insgesamt fünf Zimmern keinen Stauraum besitzt, müssen wir nach dem äußerst anstrengenden Tag unsere Anhänger in den dritten Stock schleppen und in unserem Zimmer unterbringen. „Das Penthouse hat viel Platz und weil wir die ersten Gäste von Phillipe sind und eine Woche bleiben wollen, bekommen wir mit 45,- US$ am Tag einen absoluten Sonderpreis. Eigentlich weit über unserem Budget, aber da wir uns im Hot Spot einer Großstadt befinden, akzeptabel. „Wow!“, entfährt es mir, als ich fix und fertig vor Anstrengung, mit Phillipe den ersten Anhänger in unsere Bleibe trage. Zwei sehr große Räume, einer mit Blick auf dem Fluss und einer zur ruhigen Osteseite, empfangen uns. Es gibt ein Bad und eine Toilette. Die Länge von einem Raumende zum anderen sind satte 30 Meter. Auf der Flussseite gibt es noch eine 25 Quadratmeter große Terrasse mit freiem Blick über den unweit von hier in den Mekong mündenden Tonle Sap und den dahin gleitenden Lastenkähnen, Ausflugdampfern und Fischerbooten. „Ein bisschen überdimensioniert“, sage ich zur Tanja. „In der Tat. Da kann man ohne Probleme joggen gehen“, antwortet sie lachend. Wie auch immer. In den letzten zwei Jahren haben wir neben den paar Nächten im Zelt, in vielen kleinen heruntergekommenen Löchern genächtigt. Ein wahrlicher Grund diesen Palast während unserer Zeit im bedeutendsten Wirtschaftszentrum des Landes in vollen Zügen zu genießen…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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