Speisehund
N 18°03’50.7’’ E 105°49’22.6’’Datum:
25.11.2016 bis 26.11.2016
Tag: 518 – 519
Land:
Vietnam
Provinz:
Hà Tĩnh
Ort:
Đồng Tuần
Breitengrad N:
18°03’50.7’’
Längengrad E:
105°49’22.6’’
Tageskilometer:
76 km
Gesamtkilometer:
20.868 km
Luftlinie:
67 km
Durchschnitts Geschwindigkeit:
24.6 km
Maximale Geschwindigkeit:
45 km
Fahrzeit:
3.02 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Maximale Höhe:
50 m
Gesamthöhenmeter:
57.323 m
Höhenmeter für den Tag:
318 m
Sonnenaufgang:
06:07 Uhr – 06:08 Uhr
Sonnenuntergang:
17:19 Uhr
Temperatur Tag max:
19°C
Temperatur Tag min:
17° C
Aufbruch:
9:00 Uhr
Ankunftszeit:
15:00 Uhr
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Obzwar es noch immer wie aus Eimern schüttet, entscheiden wir uns für den Aufbruch. Ein letztes Mal frühstücken wir in der ungemütlichen Speisehalle. Wie immer als einzige Gäste. Dann beladen wir unsere Bikes und brechen auf. Kaum liegen die ersten Kilometer hinter uns, hat sich der Wettergott entschieden genug Regen auf das von Nässe malträtierte Land herabgelassen zu haben. In einigen Regionen Vietnams gab es bisher schon fünf schwere Überschwemmungen, in denen die Bewohner ihre Existenz verloren. Bisher hatten wir diesbezüglich viel Glück und sind davor verschont geblieben.
Auch heute müssen wir kaum Höhenmeter überwinden. Der Ho Chi Minh Highway führt durch eine liebliche, unspektakuläre Landschaft. Große abgeerntete Reisfelder, die von Bauern mit ihren Wasserbüffeln gepflügt werden, grenzen links und rechts am Asphaltstreifen. Weil die Sonne wegen des trüben Wolkenhimmels nach wie vor nicht die geringste Chance hat sich zu zeigen, liegen die Temperaturen bei maximalen 19 Grad. Perfekt für uns Radler. „Wollen wir dort auf der Brücke mal eine kurze Pause einlegen?“, ruft Tanja. „Klar“, antworte ich. Wir trinken eine Sojamilch und essen Cu Do. Die Besonderheit der Provinz Ha Tinh sind Erdnüsse in einer Honig-, Zucker-, Sirupmischung und Ingwer zwischen zwei Reis-Cracker. Ich beiße gerade in die klebrig harte Spezialität, als ein laut brüllender Mopedfahrer einem vorausfahrenden Moped folgt. Etwa zweihundert Meter weiter halten beide an. Der Verfolger springt von seinem Motorroller und stürmt zum anderen Fahrer, der gerade sein Kraftrad auf den Ständer stellt. „Was geht da vor?“, fragt Tanja. „Der Große, in seinem blauen Regenmantel, ist zweifelsohne ein Ausländer“, sage ich. „Warum wohl der Ausländer so aggressiv ist?“ „Jetzt ist mir alles klar“, antworte ich Sekunden später, als ich erkenne, dass der Vietnamese drei Hunde auf dem Gepäckträger geladen hat. „Ein Hundehändler“, gibt mir Tanja recht. „Ganz genau. Ich geh mal hin und schau mir das von nahen an.“ „Misch dich in nichts ein“, warnt Tanja.
Ich kaufe dir die Hunde ab“, sagt der junge Europäer und streckt dem Hundehändler 200.000 Dong (8,50 €) hin. Der Vietnamese antwortet mit einem hässlichen Lachen. „Wie viel willst du denn für einen Hund?“, fragt der Ausländer. „Weißt du was er sagt?“, fragt er mich, nachdem der Vietnamese einem Wortschwall von sich gelassen hat. „Erstmal finde ich deine Aktion großartig. Vielen Dank dafür“, antworte ich und sage, dass ich immer die Zahl sechs verstehe. „Du meinst er will 600.000 Dong?“ „Kann sein, obwohl ich glaube, dass so ein Hundehändler viel mehr für seine Tiere bekommt.“ „Okay ich gebe dir 600.000 Dong“, bietet der Hunderetter dem Händler an. „Ha, ha, ha“, antwortet der und schüttelt den Kopf. Der Mann in seinem blauen Regenmantel wird zusehend aggressiver. Ich kann ihn verstehen, da ich weiß, dass die Hunde häufig brutal geschlagen oder in einen Sack gesteckt, mit Elektroschockern malträtiert oder mit einem Messer gestochen werden, um sie dann ausbluten zu lassen. Der Grund für die brutale Tötungsart liegt im menschlichen Geschmack, denn durch diese Qual stößt das Lebewesen Adrenalin aus, was angeblich sein Fleisch besser schmecken lässt. Nach Aussagen von Tierschutzvereinen werden alleine in China 20 Millionen und in Vietnam 5 Millionen Hunde jedes Jahr zum Verzehr geschlachtet.
Link zu: Hundediebstahl, gequält für den besseren Geschmack und Selbstjustiz
„Ich gebe dir 600.000 Dong (25,- €) für einen Hund“, lässt der Tourist nicht locker. „2 Millionen (84,- €) für einen Hund“, verstehen wir den Händler. Noch ehe ich etwas sagen kann lässt der Europäer den Mann laut schimpfend stehen, schwingt sich auf sein Motorrad und düst davon. Auch der Hundehändler steigt auf seinen Bock. Bevor er weg braust, dreht er sich um und wirft mir einen herablassenden Blick zu. Ich sehe den beiden hinterher und frage mich ob es gut gewesen wäre mit dem Ausländer Geld zusammenzuwerfen, um wenigsten einen Hund die Freiheit zu erkaufen. Aber was würde das bringen? Wir können keinen weiteren Hund mitnehmen und wenn wir ihn hier freilassen würden, wäre er höchstwahrscheinlich schnelle Beute für den Händler. Das Durchschnittseinkommen in Vietnam liegt bei ca. 2,4 Millionen Dong im Monat. (105,- US$). Wenn ein Hund 2 Millionen Dong einbringt, ist die Chance auf Freiheit verschwindend gering. Geknickt laufe ich zu Tanja zurück, um ihr von dem fehlgeschlagenen Hundekauf des Ausländers zu berichten.
Es regnet wieder. Die Straßen sind schmierig. Noch immer hänge ich meinen Gedanken hinterher und frage mich, bei all dem Leid welches zurzeit auf dieser Welt geschieht, was der Einzelne tun kann, um es zu mindern oder sogar zu stoppen. Nur im Augenwinkel nehme ich einen großen Schatten war der von der Anhöhe neben mir wie eine Rakete auf mich zuschießt. Gerade noch rechtzeitig mache ich einen Schlenker nach links. Im Rückspiegel sehe ich wie Tanja die Bremsen reißt und rechtzeitig zum stehen kommt. Vor ihr schlittert ein Moped auf die Straße, im Schlepptau einen drei Meter langen Anhänger auf dem ein Berg von 15 Meter langen Bambusbäumen gezurrt ist. An dem bizarren Ungetüm hängt ein junger Vietnamese der versucht mit bloßen Füßen die tonnenschwere Last zu bremsen. Klappernd quert der irre Zug den Ho Chi Minh Highway. Der Mopedfahrer und sein Lastenbremser kreischen vor Lachen als sie auf der Gegenfahrbahn ihre halsbrecherische Fahrt fortsetzen und ein Lastwagen laut hupend vorbeidonnert. Glück gehabt, nicht eine Sekunde später an der Stelle vorbeigefahren zu sein, und Glück das Tanja nicht eine Sekunde früher dort war.
„Das muss es sein!“, macht mich Tanja auf das Haus aufmerksam in dem man offensichtlich übernachten kann. Ich schaue auf mein GPS. Tatsächlich stehen wir vor der Truckerunterkunft von der der australische Radler Paul gesprochen hatte. Wir dürfen bleiben, obwohl die Inhaberin panische Angst vor Hunden hat. Für 300.000 Dong (12,67 €) bekommen wir ein einfaches Zimmer im zweiten Stock. Die Inhaber sind unfreundlich, helfen nicht beim Tragen unserer Ausrüstung und passen perfekt zum erneut einsetzenden Dauerregen. Im Zimmer ist es dunkel, klamm und kalt. Im einzigen Straßenrestaurant essen wir eine Suppe. Obwohl wir darum gebeten haben sie nicht mit Geschmacksverstärker zu würzen, verbringe ich eine üble Nacht. Später finden wir heraus, dass die Vietnamesen mit Gewürzmischungen kochen in denen schon vom Hersteller reichlich Geschmacksverstärker(Glutamat) beigemengt ist. „Es tut mir leid“, entschuldigt sich die Köchin am nächsten Morgen. „Ich hatte nicht gewusst, dass die Gewürzmischungen Glutamat enthalten.“ Weil es noch immer furchtbar regnet und der Wetterbericht für den morgigen Tag eine leichte Verbesserung verspricht, entscheiden wir uns noch eine Nacht länger in der ungemütlichen Behausung zu bleiben, um den Monsunregen zu mindest für den morgigen Tag auszusitzen…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.