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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Schmale Tore lassen unseren Puls höher schlagen

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    Tag: 03-Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    06:27

    Sonnenuntergang:
    17:25

    Luftlinie:
    20,6

    Tageskilometer:
    22

    Temperatur - Tag (Maximum):
    28-32 Grad

Alter Highway-Camp — 18.06.2001

Nachdem Frühstück verabschiedet sich Peter von uns. Er wird heute nach Broome zurückfahren und uns wieder aufsuchen wenn wir den 80 Mile Beach Caravan Park erreicht haben. Dort möchte er einige Interviews mit uns führen die er für seinen Pilotfilm benötigt. Tanja und ich sind also wieder alleine. Wir beladen wie in den vergangenen zwei Tagen unsere Kamele. Leider müssen wir feststellen, dass die Sattelpolster der Afghanpacksättel zu rutschen beginnen. Ich untersuche sie ausführlich, um die Ursache zu finden. Wahrscheinlich liegt es an der Strohfüllung die sich durch das Gepäck verdichtet hat. Noch wissen wir nicht was wir dagegen unternehmen sollen und ob es wirklich an der fehlenden Füllung oder an etwas anderem liegt.

Wir benötigen heute für den Campabbau und Laden fünf Stunden und brechen erst um neun Uhr auf. Die nächsten Kilometer versperrt uns ein Zaun, der auf der rechten Seite des Tracks entlang führt, den Weg zum Strand. Wir werden also so lange auf der alten Verbindung von Karratha nach Broome laufen bis wir wieder freien Zugang zum Meer haben.

Schon nach einem Kilometer versperrt uns ein schmales Tor das Weiterkommen. Wir beraten eine Weile ob wir es wagen sollen die gesamte Karawane auf einmal durchzuführen. Wenn es gut geht war es die richtige Entscheidung und hat uns Zeit und Arbeit gespart denn es dauert eine Weile den Kamelzug aufzuteilen. „Wir wagen es,“ sage ich und hoffe die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Tanja öffnet das Gatter und stellt sich hinter den linken Pfosten des Tores. Wir haben festgestellt, dass die Tiere meist in diese Richtung gehen wenn sie ausbrechen. In diesem Fall kann ihnen Tanja befehlen sich von dem Pfosten fern zu halten und wenn das Befehlen nicht funktioniert sie anbrüllen. Natürlich könnte es sein, dass sie dann erschrecken und gegen den Torpfosten auf der rechten Seite knallen. Da wir nicht wissen ob es klappt werden wir es einfach ausprobieren und beten. „Kamele walke up,“ rufe ich und langsam setzt sich der Zug in Bewegung. Kurz vor dem schmalen Durchgang drehe ich mich um 180 Grad und laufe die Kamele beobachtend rückwärts. „Guter Junge, das machst du wirklich gut Sebastian,“ spreche ich beruhigend auf ihn ein und führe ihn mit starken Herzklopfen durch die Öffnung im Zaun. Goola folgt ohne Probleme und Hardie der in solch einem Fall gerne ausbricht macht auch keine Anstalten. 30 Meter weiter ruft Tanja: „Alles klar, sie sind durch!“ Mir fällt ein Stein vom Herzen. Nicht auszudenken wenn einer von ihnen gegen den massiven Pfosten gerannt wäre. Ich habe mich gerade von meiner Aufregung erholt als schon wieder so ein Tor unseren Weg versperrt. Wieder ist links und rechts davon ein Zaun gespannt und wieder fragen wir uns ob wir es noch mal versuchen sollen. „Wenn es einmal geklappt hat wird es ein zweites Mal auch funktionieren.“ In gleicher Weise führe ich unsere Jungs durch die Zaunöffnung ohne den geringsten Zwischenfall. Auf den weiteren Marsch müssen wir noch vier Gatter durchschreiten und jedes Mal klappt es. Wir sind heute sehr zufrieden mit unseren Kamelen. Auch Edgar und Jasper meistern ihre neue Aufgabe als Packkamel mit Bravur.

Der Weg ist mittlerweile stark verwachsen und wurde schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Immer mehr wuchern Pflanzen und Gestrüpp auf der alten Fahrbahn und ab Mittag kann man nur noch vermuten das hier mal ein von Menschen gemachter Weg entlang führt. Um 14 Uhr 15 haben wir 22 Kilometer zurückgelegt und finden direkt neben dem Pfad einen wunderbaren Camplatz im hohen Gras. Beim Entladen der Kamele stellen wir fest, dass die Sattelpolster weiter stark gerutscht sind. Grübelnd sitze ich vor ihnen und frage mich ob ich sie vielleicht an dem Abstandhalter zwischen linken und rechten Polster festbinden soll. „Ich glaube wir müssen die Sättel am 80 Mile Beach Caravan Park neu stopfe,“ stelle ich mürrisch fest, denn ich kann erahnen welche Zeit diese Arbeit in Anspruch nehmen wird.

Dadurch das wir unsere Camps so zeitig erreichen besteht die Möglichkeit auch etwas davon zu genießen. Wir können uns also erlauben nach der Navigationsarbeit und den täglichen Aufzeichnungen der Geschehnisse ein wenig herumzusehen und zum Beispiel die Kamelen beim Fressen zu beobachten. Nach dem sie wochenlang in einem Gehege leben mussten und nur Trockenfutter bekamen genießen sie jetzt all das Grünzeug oder wie die Australier sagen das Buschtucker. Die Nacht ist wieder relativ kalt aber nicht mehr so feucht. Tanja und ich schlafen den Schlaf der Erschöpfung aber er ist tief und befriedigend.

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