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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Reisnudeln, Kriegsflugzeug und Ajacis Referenzbuch

N 18°32’08.4’’ E 105°25’54.5’’
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    Datum:
    16.11.2016

    Tag: 509

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Hà Tĩnh

    Ort:
    Pho Chau

    Breitengrad N:
    18°32’08.4’’

    Längengrad E:
    105°25’54.5’’

    Tageskilometer:
    128 km

    Gesamtkilometer:
    20.727 km

    Luftlinie:
    84 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    24,6 km

    Maximale Geschwindigkeit:
    54.7 km/h

    Fahrzeit:
    5:07 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Maximale Höhe:
    120 m

    Gesamthöhenmeter:
    57.005 m

    Höhenmeter für den Tag:
    800 m

    Sonnenaufgang:
    06:05 Uhr

    Sonnenuntergang:
    17:20 Uhr

    Temperatur Tag max:
    28°C

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

„Wird anstrengend heute“, sage ich. „Warum?“, möchte Tanja wissen. Soweit ich das abschätzen kann gibt es auf den kommenden 130 km bis 150 km keine Unterkunft.“ „Glaube ich nicht. Es wird immer eine Homestay oder kleines Straßenhotel zu finden sein.“ „Vielleicht hast du recht, aber wir sollten vorsichtshalber kräftig frühstücken“, schlage ich vor, weswegen wir gleich nachdem wir das Motel verlassen, an einem einfachen Unterstand halt machen, um Reisnudeln zu essen. Wir setzen uns auf zwei niedrige Plastikstühle, die zweifelsohne eher für Kinder als für Erwachsene geeignet sind. „Würde mich echt interessieren warum die Vietnamesen diese Kinderstühle und Tische so lieben“, frage ich, da fast jedes der kleinen Straßenrestaurants damit bestückt ist. „Sind ja auch kleine Menschen.“ „Sie sind zwar klein aber keine Zwerge und auf diesen dämlich Kinderstühlen würden sich nur Zwerge wohlfühlen“, antworte ich, weil es für einen normal gewachsenen Europäer kein Problem wäre in dieser Hockstellung in seine eigenen Knie zu beißen.

Auf unsere Reisnudeln wartend, beobachten wir die zwei kichernden Köchinnen, die vor einem niedrig gemauerten Erdofen sitzen, in dem ein Holzfeuer knistert. Drei große Töpfe, die auf Grund ihrer pechschwarzen Patina zu urteilen schon seit Jahren auf dem Feuer kauern, werden von Zeit zu Zeit hin- und hergerutscht. Mit einem Schöpfer bringt die Köchin flüssigen Reisbrei auf dem flachen Topfdeckel aus, unter dem Wasser siedet. Auf diese Weise kann der schnell fest werdende Reisbrei nicht anbrennen. Dann schabt sie den fest gewordenen Reisteig vom Deckel und schneidet ihn in Streifen. Die nun fertigen Reisnudeln werden in einer Schüssel mit Koriander, Thai Basilikum, Limettensaft und Sojasprossen angereichert Brühe übergossen, die in einem anderen Topf vor sich hinköchelt. Im Normalfall wird dazu Hühner- oder Rinderfleisch gegeben und fertig ist eine der berühmtesten vietnamesischen leckeren Gerichte. Phở gà (Hühnersuppe) oder Phở bò (Rindersuppe). „Xin vui lòng không có thịt“, (Bitte kein Fleisch) sagen wir, da Tanja Vegetarierin ist und ich nur Fleisch zu mir nehme wenn ich weiß, dass das Tier nicht leiden musste.

Gut gesättigt verabschieden wir uns, steigen auf unsere Bikes, lassen die kleine Ortschaft hinter uns und folgen dem Ho Chi Minh Highway. Das Wetter meint es heute gut mit uns. Bei fast blauem Himmel und 28 Grad Wärme ist es ein angenehmer Radtag. Links und rechts des Asphaltstreifens reihen sich leichte Hügel aneinander. Auf einigen von ihnen brennt der Urwald. So wie es aussieht muss er für neue Anbauflächen weichen. Wir durchfahren eine Rauchwolke. Dann ist die Sicht auf die liebliche Landschaft wieder klar.

Ein Motorradfahrer kommt uns entgegen. Als er uns wahrnimmt hält er an. Auch wir bremsen, stellen unsere Roadtrains auf den Ständer und unterhalten uns eine Weile. „Und ihr seid den gesamten Weg von Deutschland bis hierher gefahren?“, fragt der aus England kommende Steve, der für vier Wochen Vietnam mit einer Geländemaschine durchfährt. „Ja“, antworten wir und beantworten seine Fragen zur Reiseroute. „Ich war schon ein paar Mal in Deutschland und werde nächstes Jahr wiederkommen. Bisher habe ich die Familien von drei Besatzungsmitglieder eines deutschen Kriegsflugzeuges ausfindig gemacht.“ „Besatzungsmitglieder?“, frage ich. „Ja, ich habe nach jahrelanger Suche und endlos vielen Tauchgängen einen verschollenen deutschen Bomber Focke-Wulf Fw 200 in einem See entdeckt. Ist ein Hobby von mir. Versteht ihr? Nach langer Recherche fand ich die Namen der Besatzung heraus, suchte die Nachfahren in Deutschland auf und brachte ihnen die Nachricht wo ihre Angehörigen umgekommen sind. Auch wenn es sehr spät war haben sich die deutschen Familien über die Informationen sehr gefreut. Jetzt fehlt mir nur noch eine Familie. Aber es gibt so viele Meier in Ostdeutschland, dass es nicht einfach sein wird die Angehörigen des Piloten ausfindig zu machen.“ Nach 20 Minuten spannender Unterhaltung verabschieden wir uns von einander. „Wir haben heute noch eine große Strecke vor uns“, entschuldige ich mich bei Steve, der gerne noch länger Geschichten austauschen würde.

Im Turbomodus, den wir seit geraumer Zeit auch Glücksmodus nennen, gleiten wir dahin. Am Straßenrand breiten die Bauern ihren Reis auf dem Asphalt aus, der auf diese Weise von der Sonne getrocknet wird. Verwitterte Straßenschilder weisen uns darauf hin im Grenzgebiet von Laos zu sein. Im warmen Licht der tiefstehenden Sonne, kommen uns drei kräftige Wasserbüffel entgegen, die schwere Holzkarren hinter sich herziehen. Bauern sitzen auf den Rücken der respekteinflößenden Tiere und winken uns freundlich zu. Als wir aneinander vorbeifahren, bestaunen wir uns gegenseitig. Hightech aus Deutschland trifft auf ein aussterbendes vietnamesisches Transportmittel. „Xin chào! Xin chào! Xin chào!“, begrüßen wir uns.

Im Augenwinkel entdecke ich einen großen Swimmingpool. „Sieht wie ein teures Hotel aus! Ob die Räder und einen Hund nehmen?“, rufe ich Tanja zu. „Kommt auf einen Versuch an!“ Obwohl ich mir sicher bin, dass so ein edler Schuppen uns nicht aufnehmen wird, fahren wir durch das riesige Eingangsportal und winken den Wachen zu. Nach 128 Tageskilometer stellen wir unsere Bikes neben einen 100.000 Euro teuren Geländewagen ab. „Es tut mir sehr leid. Hunde nehmen wir nicht“, sagt die Rezeptionistin. „Können sie bitte ihren Manager anrufen und noch mal nachfragen“, lässt Tanja nicht locker. Weil es bereits 16:30 Uhr ist und in spätestens 50 Minuten die Sonne untergeht, bin ich ein wenig angespannt. „Weiß nicht ob sich das Warten lohnt. Paul hat uns davor gewarnt, dass es auf den kommenden 160 Kilometer nur eine heruntergekommene Unterkunft gibt. Um einen Zeltplatz für uns zu finden benötigen wir Tageslicht“, sage ich von einem Bein aufs andere tretend. 10 Minuten später reicht die Rezeptionistin ihr Smartphone an Tanja. „Und ihr Hund beißt nicht in die Möbel?“ „Unser Ajaci würde so etwas nie tun.“ „Und er pinkelt nicht ins Zimmer?“ „Niemals!“ „Beißt ihr Hund unser Personal oder andere Gäste?“ „Aber nein. Er ist so liebenswert wie ein Lamm.“ „Aber sicherlich bellt er recht laut?“ „Ajaci bellt nur auf Kommando, ansonsten ist er leise wie eine schnurrende Katze.“ „Und sie lassen ihn nicht im Bett schlafen?“ „Auf keinen Fall. Er hat sein eigenes Bett“, antwortet Tanja geduldig. „Gut, ich spreche mit dem Besitzer des Resorts und rufe sobald als möglich zurück.“ Weitere 10 Minuten später erscheint eine junge Frau. Sie ist die rechte Hand des Managers. „Good afternoon“, begrüßt sie uns. „Ihr Hund ist ja riesig groß“, sagt sie freundlich aber erschrocken. „Groß aber sehr folgsam“, antwortet Tanja und zeigt ihr Ajacis Referenzbuch in dem sich chinesische und vietnamesische Hotelmanager und Besitzer lobend über ihn ausgelassen haben. „Looks like he is an unusual dog?” (Sieht so aus als wäre er ein außergewöhnlicher Hund) „Ist er“, sagen Tanja und ich wie aus einem Munde. „Okay you can stay“, (Okay, sie können bleiben) hören wir und sind erleichtert. Für nur 380.000 Dong (15,98 €) bekommen wir inkl. Frühstück ein wunderschönes, sauberes Zimmer mit Blick auf den hoteleigenen Park. Wir ziehen unsere schmutzigen Radkleider aus, duschen uns kurz ab und eilen bei angehender Dunkelheit zum Pool. Als einzige Gäste des Resorts erfrischen wir uns in den Fluten. Dann suchen wir den Speisesaal auf, der wegen seiner Größe und Ungemütlichkeit die Bezeichnung Saal wirklich verdient. Auch hier sind wir die einzigen Gäste. „Wo sind denn die 300 Kostgänger die hier locker speisen könnten?“, frage ich die Kellnerin lachend. Leider versteht das Restaurantpersonal kein Wort Englisch, weshalb ich meiner Frage nicht nachgehe und versuche für uns etwas zu Essen zu bestellen…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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