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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Organisation des Nachschubs

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    Temperatur - Tag (Maximum):
    ca. 26-30 Grad

Anna Plains Station — 28.05.2001 – 30.05.2001

Schon um sechs Uhr am Morgen befinde ich mich mit Chris dem Gärtner bei den Kamelen und zeige ihm wie und was er unseren Tieren füttern soll. Tanja und ich müssen für zwei Tage nach Port Hedland fahren, um die letzten Einkäufe zu tätigen. Chris hat sich während unserer Abwesenheit bereiterklärt die Kamele zu versorgen. Da er Tiere über alles liebt, befinden sie sich in guten Händen. Auch werden wir die von Tanja gepackten Nachschubsäcke mit Lebensmittel am Eighty Mile Beach Caravan Park und Pardoo Roadhouse abgeben. Lange haben wir in den letzten Wochen daran gearbeitet wie wir die 2500 Kilometer bis Alice Springs zurücklegen können und während der sieben bis acht Monate genügend zu essen besitzen. Natürlich wäre es möglich sich auf der gesamten Strecke von den mitgeführten Lebensmitteln zu ernähren, nur müssten wir die Expedition anders organisieren. Es gibt drei Möglichkeiten dieses Wagnis zu überleben. Interessant wäre zum Beispiel es genau so zu tun wie die Entdecker vor 100 oder 150 Jahren. Das würde aber bedeuten hauptsächlich von der Jagd zu leben. Die Jagd ist allerdings sehr Zeitaufwendig, weil das Wild natürlich nicht gerade da ist wo wir laufen. Dann muss es ausgenommen und zubereitet werden, was eine menge Zeit in Anspruch nimmt. Da wir aber über unsere Expedition live berichten und genau dieses mindestens ein Drittel unserer gesamten Zeit in Anspruch nimmt, bleibt da kaum noch eine Gelegenheit zur Jagd. Abgesehen davon haben wir ein Problem damit zum Beispiel eine Ziege zu töten, um ihr ein Bein abzuschneiden und den Rest liegen zu lassen. Was für eine Verschwendung! Mir persönlich würde es nichts ausmachen ein Tier zu töten, wenn man es auch komplett verzehrt, aber sich nur ein Stück abzuschneiden und den Rest verwesen zu lassen sehe ich als ein Verbrechen gegen die Natur an. Auf früheren Expeditionen war das etwas anderes, aber heute haben wir die Chance unsere Lebensmittel mitzunehmen. Natürlich könnten wir auch eine Echse oder ein Buschtruthahn erlegen, aber diese bedrohten Tiere stehen unter strengen Schutz. Nur Aborigines dürfen sie weiterhin jagen.

Die nächste Möglichkeit die gewaltige Strecke von der Westküste bis nach Zentralaustralien ohne Nahrungsnachschub zurückzulegen ist gefriergetrocknete Spezialnahrung von der Fa. Reiter in Deutschland. Lange haben wir mit den Inhabern der Fa. Reiter darüber gesprochen. Nach unseren Berechnungen wären wir auf maximal 220 Kilogramm Lebensmittel für acht Monate gekommen, also die Ideallösung. Leider haben uns da die Australischen Quarantänebehörden einen Strich durch die Rechnung gemacht indem sie die Einfuhr dieser hochwertigen Nahrung verboten. Tanja und ich durften dann doch 22 Kg dieser sagenhaften Produkte einführen, was uns 12 Mahlzeiten pro Monat und Person gewährleistet, aber lange nicht ausreicht. Letztendlich sind wir wieder da gelandet, wo wir das letzte Mal aufgehört haben. Das heißt wir kauften bis auf die 22 Kg. Reiteressen alles in einem Supermarkt. Insgesamt sind es ca. 560 Kg. geworden. Dieses Gewicht neben all der Ausrüstung und im Notfall 400 Liter Wasser auf den Rücken unserer Kamele zu laden ist ein Ding der Unmöglichkeit. Erstens würden wir unter der enormen Anstrengung des täglichen Ladens auf Dauer zusammenbrechen und zweitens würden unsere Kamele schlapp machen. Also bleibt uns nichts anderes übrig als einen Nachschub zu organisieren.

Ich habe in einem vorangegangenen Tagebucheintrag schon mal darüber geschrieben wie wir es bewerkstelligen wollen und jetzt ist die ganze Sache rund und müsste klappen. Letztendlich sieht unser Plan folgendes vor: Die ersten 120 Kilometer bis zum 80 Mile Beach Caravan Park laufen wir nur mit einem Lebensmittelsack. Wenn wir dann dort nach ca. einer Woche ankommen laden wir einen weiteren Essenssack dazu. Der reicht uns für die nächsten zwei Wochen. Auf diese Weise müssen unsere Kamele nicht gleich am Anfang mit schwerer Last laufen und haben die Möglichkeit in den ersten Wochen ein paar Muskeln aufzubauen.

Collin vom Caravan Park wird uns nach ca. 150 Kilometern drei Säcke (ca. 105 Kg.) nachbringen. Dieser Vorrat ist mehr als ausreichend um die ca. 600 Km von der Küste entfernte Kunawarritji Aboriginegemeinschaft zu erreichen. Karl, der mit seiner Frau Cathy den Laden der Aboriginegemeinschaft dort führt, wird in der Zwischenzeit weitere 6 Lebensmittelsäcke vom Pardoo Roadhouse abholen und bei sich lagern. Wenn wir dort ankommen können wir dann die 210 Kg Nachschub laden. Diese sollten uns gut und gern für eine Laufstrecke von mindestens 1000 Km ausreichen. Am Warakurna Roadhouse nehmen wir weitere 4 Säcke auf. Collin wird sie mit einem Truck nach Perth schicken. Dort werden sie auf einen anderen Truck umgeladen und über die Great Central Road ca.1800 Kilometer bis zum, Warakurna Roadhouse transportiert. Von hier aus müssten wir die restliche Strecke bis zu unserem nächsten Etappenziel bewältigen.

Guter Dinge verlassen wir mit unserem Holden und Anhänger den Great Northern Highway, um in die Staubpiste zum 80 Mile Beach Caravanpark abzubiegen. Wie immer werden wir mit offenen Armen empfangen. Schnell sind unsere Lebensmittelsäcke in einen Container geladen. Bevor wir weiterreisen trinken wir noch eine Tasse Tee mit Collin und sprechen einige Details durch. Tim, der unseren Anhänger gekauft hat, um seine Geländemaschine transportieren zu können, überreicht uns das Geld. Dann verabschieden wir uns wieder und fahren die 100 Km zum Pardoo Roadhouse. Die Besitzer Graham und Suzanne stellen uns ihr Büro zu Verfügung um die Lebensmittelsäcke sicher zu lagern. „Ich werde mit Karl einen Termin vereinbaren. Macht euch keine Sorgen. Wir achten mit Argusaugen auf euren Besitz,“ meint Graham lachend. Die nächsten 150 Km bis nach Port Hedland legen wir in 1 ½ Stunden zurück. Wir bekommen einen Platz für unser Zelt auf den Dixon Caravan Park und nutzen die wenigen Stunden des heutigen Tages um den größten Teil der noch fehlenden Lebensmittel zu kaufen.

Dadurch, dass wir die letzten Wochen auf der abgelegenen Farm gelebt haben fühlen wir uns in der Stadt nicht besonders wohl. Der Verkehrslärm, die Abgase, die vielen Menschen, das überreichliche Konsumangebot, die Fastfood – Restaurants mit ihrem schrecklich ungesunden Essen und die vielen hässlichen Gebäude dieser Hafenstadt verwirren uns. Am nächsten Tag erledigen wir noch ein paar Kleinigkeiten, holen unsere Gewehre von der Polizeistation ab und gegen Mittag befinden wir uns schon wieder auf der Rückfahrt.

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