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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Nicht nur Kameltraining ist gefährlich

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    Temperatur - Tag (Maximum):
    ca. 30 Grad

Anna Plains Station — 08.05.2001

Bevor wir heute zum 80 Mile Beach Caravan Park fahren, um den dort eingelagerten Großteil unserer Ausrüstung zu holen, füttern wir unseren Tieren die doppelte Ration. Uns tut es gut mal etwas anderes zu tun als nur Kamele zu trainieren. Auch Jasper und Edgar sind bestimmt froh eine Trainingspause einlegen zu dürfen.

Jo und Collin begrüßen uns sehr freundlich. Wir unterhalten uns ein wenig und berichten von unseren Erfolgen auf Anna Plains. Dann parken wir den Holden mit Anhänger vor einem alten Toilettenblock der bis zum Rand mit Sätteln, Satteltaschen, Schaufel, Solarpaddel, Seile, und bald alles was wir auf der letzten Etappe von Wundowie bis Anna Plains benötigten, vollgestopft ist. Freundlicher Weise hat uns Collin damals diese Unterstellmöglichkeit angeboten. Anna Plains war uns als Lagerplatz zu unsicher. Die unzähligen Ratten und Mäuse, die dort in den Scheunen leben, hätten unser Hab und Gut während unserer Abwesendheit als Festmahl verspeist. Der alte Toilettenblock hingegen ist nahezu dicht. Nur wenig Mäuse haben es geschafft dort einzudringen. Bei unserer Inventur und dem Beladen stellen wir nur geringen Schaden fest.

Kurz vor unserer Abfahrt schlägt Collin vor: „In Kürze bekomme ich eine neue Kupplung für unseren Jeep. Ich werde ihn dann in den nächsten Tagen reparieren und wäre in der Lage euch nach den ersten 150 Kilometern den ersten Lebensmittelnachschub zu bringen.“ Obwohl uns dieser Vorschlag schon von John Stoat angeboten wurde, denken wir darüber nach. Da Anna Plains ca. 120 Kilometer vom Beginn des Kidson Track entfernt ist und Collins Caravan Park direkt daneben liegt, bringt uns sein Angebot ein Stück weiter als das von John. Wir werden uns kurz vor dem Trip entscheiden wie wir es organisieren. Wir bedanken uns für die großzügige Hilfe und verabschieden uns.

Es ist bereits dunkel als wir mit unserem Holden einem aufgehenden Vollmond entgegenfahren. Tanja und ich genießen die angenehme Temperatur der Nacht, besprechen die Zukunft und hören Musik. Rufus liegt an Tanjas Füßen. Vom Herumtollen am Strand geschafft hebt er von Zeit zu Zeit seinen Kopf nur um ihn wieder abzulegen. Der Holden und Anhänger sind derart vollgeladen, dass für ihn kein Platz mehr auf der Ladefläche ist. Durch die schwere Last schleichen wir nur mit 80 Stundenkilometer über den pechschwarzen Asphaltstreifen. Es gilt als nicht ungefährlich bei Dunkelheit zu fahren. Zu viele Kühe, Kängurus und Emus könnten unverhofft ins Auto springen. Mir dieser latenten Gefahr bewusst blicke ich angestrengt nach vorne. Vorsicht vor kreuzenden Kühen, warnt von Zeit zu Zeit ein verlassenes Verkehrsschild. Der unterbrochene Mittelstreifen der Fahrbahn wirkt hypnotisierend auf mich. „Soll ich dich mal ablösen?“ ,fragt Tanja. „Nein, ich bin topfit.“ Wieder lullt mich der Mittelstreifen ein und plötzlich erkenne ich eine Unregelmäßigkeit in der Dunkelheit vor mir. Entsetzt schrecke ich aus meiner Liturgie hoch, trete auf die Bremse und bemerke mit Schrecken wie wir auf eine ganze Rinderherde zuschlittern die gerade den Highway von links nach rechts überquert. „Oh Gott!“ ruft Tanja. Durch die blockierenden Reifen kann ich nicht mehr lenken, der ungebremste Anhänger schiebt gewaltig. Nur noch wenige Meter trennen uns vor dem unvermeidlichen Aufprall. Ich gehe schnell vom Bremspedal, lenke vorsichtig zum linken Fahrbahnrand und nur einen Meter bevor ich die letzte Kuh am Hinterteil erwische, macht sie einen Satz nach rechts. „Puhh, das war verdammt knapp!“ meint Tanja aufatmend. „Das hast du wirklich gut gemacht. Vielen Dank,“ fügt sie noch hinzu während ich immer noch das Lenkrad krampfhaft umklammere. „Wir hatten Glück das diese Kuh in letzter Sekunde seinen Kameraden hinterhergesprungen ist und ihr keine weitere folgte,“ antworte ich und bin in diesem Augenblick der Überzeugen das Autofahren viel gefährlicher ist als unser Kameltraining.

Bei Sandfire legen wir einen kurzen Stop ein um zu tanken. Ken Norton begrüßt uns und gibt uns einen Stoß Postkarten. Als wir vor wenigen Monaten hier mit unseren Kamelen vorbeikamen hat Tanja die Karawane vor seinem Roadhouse fotografiert und ihm das Bild geschenkt. Ken hat daraus eine schöne Postkarte drucken lassen. Das Resultat gefällt uns gut. „Wir werden sie unseren Freunden schicken,“ meint Tanja lachend.

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