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Link zum Tagebuch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 1

Neuer Rekord

N 48°16'037'' E 015°16'877''
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    Tag: 44

    Sonnenaufgang:
    06:21 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:33 Uhr

    Luftlinie:
    52,31 Km

    Tageskilometer:
    82,85 Km

    Gesamtkilometer:
    1163,76 Km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Temperatur – Tag (Maximum):
    26 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    20 °C

    Temperatur – Nacht:
    16 °C

    Breitengrad:
    48°16’037“

    Längengrad:
    015°16’877“

    Maximale Höhe:
    290 m über dem Meer

    Aufbruchzeit:
    10.30 Uhr

    Ankunftszeit:
    18.30 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    15,58 Km/h

Mit dem Tank voll Energie beginnen wir den sonnigen Tag. Auch ein aufkommender leichter Gegenwind kann uns nicht bremsen. An einem Bauernhof kaufen wir für den Abend eine Flasche frischen Most und in der Stadt Grein legen wir auf dem lieblichen Marktplatz eine Vesperpause ein. Dann folgen wir aus Versehen dem Weg auf der falschen Donauseite. Immer wieder müssen wir unsere fahrbaren Untersätze auf dem Asphalt der stark befahrenen Straße entlang rollen lassen. Neidisch blicke ich zum rechten oder auch Südufer hinüber. “Wir hätten bei Grein auf die Fähre gehen sollen. Bei dem Verkehr hier und dem kaum vorhandenen Radweg wundert es mich nicht das diese Seite keiner unserer Radkollegen nutzt”, sage ich. Die Sonne brennt mit ca. 30 Grad vom Himmel. Das Wasser wird uns knapp. Ein schwer beladener Sattelschlepper versperrt den schmalen Weg. Er lädt Baumaterial für ein Haus ab. Nur mit Mühe kommen wir daran vorbei. Tanja leidet unter starken Kopfschmerzen. Das Wasser ist uns beiden ausgegangen. In der Stadt Persenbeug bremse ich mein Rad vor einer Jausenstation. Wir bestellen zwei große Apfelsaftschorlen, um unseren Elektrolythaushalt wieder auf Fordermann zu bringen. “Bei solchen Temperaturen müssen wir darauf achten mehr Wasser zu trinken. Es ist Gefährlich unsere Körper so trocken zu fahren”, stelle ich fest und nehme einen großen Schluck. “Stimmt, aber es geht so schnell. Ich habe gar nicht mitbekommen das mein Körper dringend Wasser braucht. Erst die Kopfschmerzen warnten mich”, antwortet Tanja. “Wenn man Kopfschmerzen hat ist es meist schon zu spät. Der Kreislauf kann unter solchen Anstrengungen schnell zusammenbrechen.” “Ich weiß. Wir müssen einen extra Wasserbehälter in die Satteltaschen laden”, meint Tanja sich den Inhalt ihres Glases in die durstige Kehle schüttend. “Wie weit ist es noch bis zum Zeltplatz?”, will sie wissen. “Nach meiner Karte sind wir bald da.” “Gott sei Dank. Bin heute geschafft”, antwortet sie sich den Schweiß von der Stirn wischend.

Nach 62 Tageskilometern und viel Gegenwind erreichen wir unseren Übernachtungsplatz unweit hinter der Stadt Persenbeug. “Was? 13 Euro die Nacht?”, sage ich erschrocken meinen Blick über den Campplatz gleiten lassend. Der schmale Landstreifen ist wie eine verdorrte Wurst zwischen Donau und der Hauptverkehrsader eingequetscht. Lastwägen donnern nur wenige Meter neben der angrenzenden Hecke vorbei und lassen den kaum vorhandenen Rasen leicht beben. Neben der Stelle auf die wir unser Zelt stellen sollen befindet sich ein Wohnwagen. Die Fenster sind offen und der Fernseher spiegelt sich flimmernd in den Scheiben. “Ist ja ein furchtbarer Platz. Also wenn du noch kannst würde ich gerne weiterfahren. In der Karte ist noch ein Zeltplatz nur 5 Kilometer von hier eingezeichnet. Was meinst du?”, frage ich Tanja. “Ich bin müde aber wenn ich dann dein Jammern anhören muss weil es dir hier nicht gefällt fahre ich lieber weiter.” “Wir können schon bleiben und ich werde mich bemühen nicht über den Ort hier zu klagen”, entgegne ich. “Wir können aber auch weiterfahren.” “Also was jetzt, bleiben oder fahren? Es liegt an dir”, sage ich als die Managerin des Zeltplatzes kommt. “Machen wir das nun mit der Anmeldung? Sie können gleich hier das Formular ausfüllen”, fragt sie etwas zu aufdringlich. Tanja und ich sehen uns an und sind uns einig. “Wir überlegen gerade ob wir nicht heute noch unsere Freunde aufsuchen. Sie wohnen ganz in der Nähe”, schwindle ich. “Wenn sie meinen”, antwortet sie und lässt uns stehen.

20 Minuten später erreichen wir den Zeltplatz vor Klein-Pöchlarn. Er liegt genauso ungünstig zwischen dem Fluss und der Verkehrsader eingeklemmt, nur das er bis auf eine kleine Ecke völlig ausgebucht ist. “Ist der Platz immer so voll?”, frage ich verwundert den Besitzer. “Um diese Jahreszeit schon.” “Was machen denn die Leute hier? Urlaub?”, will ich wissen. “Keine Ahnung. Ist eine strenge christliche Glaubensgemeinde. Die kommen jedes Jahr und dieses Jahr sind sie schon über fünf Wochen da”, antwortet der Geschäftsmann zufrieden. “Vielleicht sollten wir noch heute zu Gerda fahren”, schlägt Tanja vor. Gerda Gassner haben wir durchs Internet kennen gelernt. Sie besitzt eine Kamelreitschule und eine Gummifabrik und hat mit uns vor Jahren Kontakt aufgenommen. Weil sie einen Kamelliebhaberin ist und selbst 13 dieser Wüstentiere besitzt war sie von unserer Australienexpedition fasziniert. Bald lernten wir sie auch persönlich kennen und sie besuchte mehrere unserer Shows. Durch unsere Routenänderung können wir ihre Einladung annehmen und bei ihr einige Tage verbringen. Ihr Domizil liegt direkt an der Donau. Wir nutzen das Telefon auf dem Zeltplatz um Gerda anzurufen. “Gerne könnt ihr heute schon kommen. Ich freue mich sehr”, sagt sie worauf hin wir uns wieder in die Sättel schwingen und die Drehtkurbeln unserer Räder kreisen lassen. “Gott sei Dank habe ich die Tafel Schokolade gegessen. Die hat mir richtig Energie gegeben”, sagt Tanja denn von ihrer Müdigkeit ist kaum noch etwas zu spüren.

Als mein Tacho 70 Kilometer anzeigt kommt uns eine Radlerin entgegen. Es ist Gerda. Die Wiedersehensfreude ist groß. Wir umarmen uns herzlich und folgen ihr bis in den Ort Weitenegg. “Ab hier geht es nur noch 6 Kilometer die Straße hoch, dann sind wir in Eitental”, sagt sie. Ich zucke bei ihren Worten regelrecht zusammen. Noch 6 Kilometer bergauf. Ob das unsere Oberschenkel noch mitmachen? “Los Jungs, den Berg machen wir fertig. Das wäre doch gelacht”, sporne ich die zwei strampelnden Kameraden unter mir an. Tatsächlich scheint meine Aufforderung zu wirken. Im Gehirn legt sich ein Schalter um und jeglicher Schmerz ist betäubt. Wie eine unaufhaltsame Dampfwalze schiebt sich meine Maschine mit knapp 20 Stundenkilometer voran. Das Licht der Sonne hat sich aus dem engen Tal schon seit längeren zurückgezogen und die Dämmerung setzt langsam ein. Als wir die Ferienwohnung erreichen, in der uns Gerda für die nächsten Tage unterbringt, zeigt der Tachometer einen neuen Tagesrekord von 82,85 Kilometer an. “Wenn wir müssten würden wir heute die 100 knacken”, meine ich lachend.

Nach einer Dusche holt uns Gerda ab und lädt uns zum Chinesen in der Stadt Melk ein. Ihr Mann Werner gesellt sich zu uns und wir verbringen einen schönen und geschichtenreichen Abend.

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